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Ausgabe:

1960

Spalte:

443

Kategorie:

Kirchengeschichte: Allgemeines

Titel/Untertitel:

Kirchenkreise Barth, Franzburg und Grimmen 1960

Rezensent:

Holtz, Gottfried

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443

Rolle spielten und Inhaber der gut dotierten Pfarrpfründe in
Schorndorf waren.

Die gesamte Arbeit ist mit vielen und reichhaltigen Anmerkungen
versehen, in denen auch Einzelfragen an Hand von
Literatur und Quellen diskutiert werden. Im Anhang finden sich
Listen der Schorndorfer Kirdrrektoren und Pfarrer, Kapläne und
Altaristen, Prädikanten, Schultheißen, Vögte, Keller, Forstmeister
, Richter, Bürgermeister, Heiligenpfleger, Spitalpfleger,
Lintergänger, Schulmeister, Stadtschreiber (und Spitalmeister sowie
Verzeichnisse der übrigen bekannten Einwohner und der aus
Schorndorf stammenden Studenten. Ein Personen- und Ortsverzeichnis
erschließt den Inhalt. Die Vielfalt dieser Listen gibt
einen guten Eindruck von der Vielfalt der Quellen.

Der Hauptwert der Darstellung liegt weniger auf dem notgedrungen
sehr stark den gängigen Anschauungen verpflichteten
allgemeinen Teil über die Frühzeit, sondern auf den Abschnitten
über das hohe und späte Mittelalter. Hier kann der Verfasser
manches seitherige Urteil auf Grund eindeutiger Quellenbelege
berichtigen; gerade die Heranziehung und Auswertung des Materials
macht die ursprüngliche Tübinger Dissertation zu einem
Vorbild für andere Orts- und Heimatgeschichtsforscher, die auch
die allgemeinen Kapitel über den ländlichen Pfarrklerus, über
den Status der alten Pfarrkirchen u. a. mit der grundsätzlichen
Zusammenstellung des bisher Erarbeiteten dankbar begrüßen
werden. Die württembergische Landesgeschichtsschreibung und
Kirchengeschichtsscrrreibung reiht diesen Band aber gerne mit ein
unter schon vorhandene ähnliche Darstellungen.

Stuttgart Gerhard Schäfer

Heyden, Hellmuth, D.: Die evangelischen Geistlichen des ehemaligen
Regierungsbezirkes Stralsund,' II: Kirchenkreise Barth, Franzburg
und Grimmen. Im Auftr. d. Evang. Konsistoriums Greifswald
bearb. Greifswald: Evang. Konsistorium [1959]. X, 350 S. 8°.

Dem ersten in ThLZ 1958, Sp. 36 angezeigten Band ist jetzt
der zweite gefolgt. Die Anlage ist die gleiche geblieben, die
Qualität durch Vermehrung der literarischen landeskundlichen
Hinweise noch gesteigert. Es liegt ein qualifiziertes Pfarrerbuch
vor, dessen sich auch die Erforscher der territorialen Kirchengeschichte
und Kirchenkunde mit großem Erfolg bedienen werden
. Von der historischen Anekdote ist sparsamer Gebrauch gemacht
, — wo es geschah, leuchten sehr bezeichnende Farblichter
auf. Über alle Vorzüge gilt das in der ersten Besprechung Gesagte
. Darüberhinaus sei heute auf die mannigfache Verbindung
früherer Pfarrer mit Schweden und mit dem benachbarten
Mecklenburg, besonders mit seiner Landesuniversität hingewiesen
. Über den regen Austausch geistlicher Kräfte in zwei benachbarten
Kirchengebieten und den rivalisierenden Einfluß der Universitäten
Greifswald und Rostock ließe sich eine farbige Abhandlung
schreiben.

Ein Wunsch, der noch berücksichtigt werden kann, sei mit Nachdruck
geäußert. Da jeder Band sein Namensverzeichnis erhält, wird
der besseren und leichteren Orientierung wegen nach Abschluß des
Ganzen ein Generalregister höchst erwünscht sein. Wir erbitten es,
und zwar in einer solchen Anlage, welche die Verwandtschaftsbeziehungen
der Geistlichen bereits erkennen läßt. Wir bitten weiter,
die vielen ermittelten mittelalterlichen Namen mitaufzunehmen, desgleichen
die Namen der Patrone resp. der Patronatsbehörden. Ein
Sonderregister der Patrozinien sollte nicht fehlen. Wird es möglich sein,
auch ein Verzeichnis der untergegangenen Kirchen und Kapellen, der
gelegten Bauerndörfer und der an ihre Stelle getretenen Ackerwerke,
kurz gesagt: ein reichgegliedertes kirchen- und kulturgeschichtliches
Nachschlagewerk darzubieten? Die Riesenarbeit, die Heyden geleistet
hat, sollte dem Forscher der Zukunft in detaillierter Aufschließung angeboten
werden, damit nicht wieder Vieles an verstecktem Ort der
Vergessenheit verfällt. Man übersehe nicht, daß das ehemalige Schwedisch
-Vorpommern die größte feudale Agrarrevolution Deutschlands
erlebt und in der Entwicklung zur Entkirchlichung des Landvolkes eine
verhängnisvolle Rolle gespielt hat. Da Heydens Buch geeignet ist, hier
sehr viele Einzelkenntni6Se zu vermitteln, sähe man zum Schluß den
Zugang zu ihnen wohlgeebnet.

Rostock Gottfried H o 11 z

KIRCHENGESCHICHTE: REFORMATIONSZEIT

M e n g e 1, Ingeborg: Elisabeth von Braunschweig - Lüneburg und Albrecht
von Preußen. Ein Fürstenbriefwechsel der Reformationszeit.
Göttingen - Frankfurt - Berlin: Musterschmidt [1954]. XLVIII, 305 S.,
2 Porträts. 8° = Göttinger Bausteine zur Geschichtswissenschaft
Bd. 13/14 = Veröff. d. Hist. Kommission für Niedersachsen XII a
Geschichte des Hannov. Klosterfonds, Beiband. Lw. DM 32.—.

Hatte vor einem halben Jahrhundert Paul Tschackert, durch
seine Tätigkeit in Königsberg und Göttingen dazu veranlaßt,
Wesentliches zur Geschichte des Landes Calenberg wie de6
Herzogtums Preußen erarbeitet und sich dem Wirken der Herzogin
Elisabeth und des Herzogs Albrecht besonders gewidmet, so
blieb auf diesem Gebiet noch viel zu tun übrig. Tschackert hatte
wohl zwei von der Herzogin geschriebene „Fürstenspiegel" veröffentlicht
und ihr Bild durch seine Darstellungen deutlich zu
machen gesucht, aber erst der nun veröffentlichte Teil ihres
Briefwechsels läßt eine nähere Beurteilung ihres Charakters und
ihrer Wirksamkeit zu. Die tüchtige Brandenburgerin tritt dadurch
in die vordere Reihe der Fürsten des Reformationsjahrhunderts.

Der von I. Mengel vorgelegte Briefwechsel zählt 295 Briefe,
von denen 84 im Wortlaut nicht erhalten sind. Diese Briefe verteilen
sich auf die Jahre 1546—1557. Die wichtigsten sind vollständig
, andere nur teilweise oder auch nur in Regestform wiedergegeben
. Die Edition ist als sorgfältig anzusprechen. Den breitesten
Raum nimmt in diesem Briefwechsel die Hefrat Herzog
Albrechts mit Elisabeths Tochter Anne-Marie ein. Er zeigt aber
auch das Vertrauensverhältnis zwischen Elisabeth und ihrem
Schwiegersohn, das ihr erlaubte, auch innerste Fragen mit ihm
zu besprechen.

Im Vordergrund der Ereignisse, die das Preußische Kirchenwesen
aufwühlten, aber auch alle evangelischen Kreise im Reich
beteiligten, 6teht der Osiandrische Streit. Die Beurteilung der
Theologie Osianders an den beteiligten Höfen ist nicht uninteressant
, ebenso die Einschätzung der beteiligten Personen, darunter
Joachim Mörlins. Bemerkenswert sind die Versuche Elisabeths
, Frieden in der preußischen Kirche herzustellen, Herzog
Albrecht mit Mörlin zu versöhnen, bzw. Mörlin durch Antonius
Corvinus zu ersetzen. Dem Briefwechsel ist zu entnehmen, in
welchem Maße Elisabeth theologisch interessiert ist und die Auseinandersetzungen
auf theologischem Gebiet verfolgt. Zu den
Versuchen, den Osiandrischen Streit beizulegen, gehören auch
Elisabeths Vorschläge, eine große Synode einzuberufen, die in
Frankfurt a. d. Oder tagen sollte und auf der Melanchthon und
Brenz als Hauptpartner auftreten sollten. Der Versuch ist nicht
verwirklicht worden, weil sich die auserschenen Colloquenten
versagten. Für die Behandlungen des Osiandrischen Streits ist
aber dieser Teil der Korrespondenz nicht unwichtig, wie er auch
nahelegt, die „religiöse Persönlichkeit" Herzog Albrechts, die
seit Tschackcrts Charakteristik festzustehen schien, neu zu
zeichnen.

Münster/Wo»tf. Robert S tu p per i ch

Ritter, Gerhard: Die Weltwirkung der Reformation. 2. Aufl. München
: Oldcnbourg 1959. 172 S. gr. 8°. Lw. DM 15.80.

Die erste Auflage dieses Buches erschien 1941. Sie ist in
der ThLZ 1942, Nr. 11, Spalte 319 ff. angezeigt und nach ihren
Hauptgedanken charakterisiert worden. Die jetzige Auflage bietet
über den Inhalt der ersten hinaus zwei neue Aufsätze: eine
knappe Darstellung und Würdigung Zwingiis (sie erschien schon
in dem Sammelwerke „Die Großen Deutschen" im Propyläen-
Verlage, 1937) und den Vortrag, den G. Ritter zu der Wiederkehr
von Luthers Todestag am 18. Februar 1946 hielt, unter dem
Titel „Luthertum, katholisches und humanistisches Weltbild"
(zuerst in der „Zeitwende", August 1946, veröffentlicht). Hier
gibt Ritter noch einmal — wie in seinem schönen Buche „Luther,
Gestalt und Tat" (1. Auflage 1925 — da hieß es noch „Gestalt
und Symbol"; 5. Auflage 1949), aus dem er Partien z.T. wörtlich
übernimmt — ein überaus eindrucksvolles Bild von Luthers
Grundgedanken, in klarer Abhebung gegen das katholische und
das humanistische Denken, sowohl altes wie neues. Gerhard
Ritter ist „Profanhistoriker", wie man zu sagen pflegt. So wiegt