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Ausgabe:

1960 Nr. 5

Spalte:

393-395

Kategorie:

Religionspädagogik, Katechetik

Autor/Hrsg.:

Peil, Rudolf

Titel/Untertitel:

Handreichung zur Katechese mit dem neuen Katechismus 1960

Rezensent:

Haufe, Friedrich

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Theologische Literaturzeitung 1960 Nr. 5

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zweifelsohne sehr verschieden bewertet werden. Sie ißt aber
eine sehr beachtenswerte Leistung. Sie füllt eine Lücke aus. Kein
Theologe wird das Buch ohne Ertrag durcharbeiten können. Und
auch für das Gespräch mit den „philosophischen" Fachleuten
wird diese Arbeit sicher etwas beitragen können.

Kopenhagen N. H. S»e

Erl er, Fritz: Autorität und Freiheit.

Zeitschrift für evangelische Ethik 1959 S. 331—339.
Goltzen, Herbert: „Das Geheimnis ist groß". Zur evangelischen

Lehre von der Ehe.

Zeitwende XXX, 1959 S. 741—755.
H e y 1, Cornelius-Adalbert von: Das ..Volk" in Karl Barths Dogma-

tik. Eine kritische Betrachtung.

Zeitschrift für evangelische Ethik 1959 S. 353—363.
Mann, Ulrich: Der Glückseligkeitsstaat.

Zeitwende XXXI, 1960 S. 153—164.
P a t o n, Alan: Kirche, Staat und Rasse.

Zeitschrift für evangelische Ethik 1960, S. 1—9.
Schweitzer, Carl Gunther: Ist der Christ Untertan oder nicht?

Deutsches Pfarrcrblatt 60, 1960 S. 25—27.
S t o o p, Francois: Le christianisme, religion d'amour.

Verbum Caro XIV (No. 53), 1960 S. 3—13.
Teuteberg, Hans Jürgen: Kirche und Betriebsverfassung.

Zeitschrift für evangelische Ethik 1960 S. 27—45.

BEL1GWNSPADAGOGIH

Peil, Rudolf, Dr.: Handreichung zur Katechese mit dem neuen Katechismus
. Düsseldorf: Patmos-Verlag [1956]. 154 S. 8°. Kart. DM6.80.
Solzbacher, Joseph: Das Lied in der katechetischen Unterweisung.

Ebda [1956]. 181 S. 8° = Schriften zur katechetischen Unterweisung
Bd. 1 u. 2. Kart. DM 7.80.

Der evangelische Religionspädagoge, dem diese beiden
Proben heutiger katholischer Katechetik vorliegen, wird 6ie nicht
zum Anlaß kontroverstheologischer Erörterung nehmen, 60
charakteristisch ihm auch das spezifisch Katholische in diesen
katechecisch vorzüglichen Schriften hervorzutreten scheint: sowohl
an ihrer uns gefährlich erscheinenden Selbstsichcrhcit wie
an der bewundernswerten Weite des Blickes für die ganze Fülle
des Mysteriums der Kirche. — Die Bücher reizen auch gar nicht
dazu; man darf feststellen, daß — besonders bei Peil — der
evangelische Glaube zwar grundsätzlich von den bekannten
katholischen Gesichtspunkten aus beurteilt wird, aber doch mit
einem hohen Maße verständnisvoller Abgewogenheit, man
könnte sagen: mit einem erstaunlichen „evangelischen" Glaubensernst
und mit evangelischer Wahrhaftigkeit. Es gilt auch hier:
schaut man in die konkrete Innenarbeit der anderen Konfession
hinein, so darf man eher verwandtes Bemühen um kirchliche Ver-
inneriiehung und Erneuerung entdecken, als befremdend Unverständliches1
.

Die katcchctische Handreidiung des Kölner Lehrcrakademie-
professors und Rcligionspädagogcn Rudolf Peil2 ist spürbar
von dem inneren Anliegen der katechetischen Erneuerung erfüllt,
deren Hauptergebnis schließlich in dem 1954 erschienenen neuen
Katechismus für die Bistümer Deutschlands vorliegt. Der kleine
Katechismus Luthers — ob auch als Haus- und Schulbuch gemeint
und wirksam — stellt vor allem ein klassisches Glaubens-
dokument dar, das wir immer wieder neu entdecken: die katholischen
Katechismen von Canisius an sind historisch wandelbarer
und daher elastischer. Nach dem um die Jahrhundertwende gebräuchlichen
Dchaibe-Lindenschen Katechismus, einem aus 692
2. T. umfangreichen Fragen bestehenden, etwas doktrinären und
gar nicht kindertümlichen, aber „soliden" Religionslehrbuch,
trägt schon der „Neue Katechismus" von 1925 und erst recht
nun der neuste deutsche „Einheitskatechismus", in den Peil kat-

') In diesem Sinne beschäftigt sich eine inzwischen im Institut des
Rez. angefertigte Dissertation mit den Fragen der katholischen katechetischen
Erneuerung: G. Kretzschmar: Die katholische Katechetik
als Widerspiegelung der innerkirchlichen Erneuerungsbewegungen der
letzten 50 Jahre in Deutschland.

*) Auch Verfasser einer „Katechetik" (Praktische Einführung in
die Katholische Glaubensverkündigung, Düsseldorf 1955).

echeti6<h einführen will, eine sehr veränderte Gestalt. Ein bedeutender
Theologe und Praktiker, Klemens Tilmann, war von der
Bischofskonferenz beauftragt worden, ihn aus einem Gusse zu
schaffen. Das hat sich angesichts der verschiedenen methodischen
Auffassungen nicht voll erreichen lassen. Peil möchte
in seiner Handreichung dazu helfen, daß die Kompromißgestalt
, die der Katechismus an sich trägt, in der Praxis im
Sinne lebendiger religiöser Unterweisung interpretiert werde.
Der Katechismus soll Volks- und Lebensbuch, nicht nur „Schulbuch
" werden; gerade als aktuell und „interessant" soll die zeitüberlegene
Lehre der Kirche sich den Kindern erschließen als
ein glaubendes Handeln und die Kinder ins tätige Mithandeln
mit der Kirche hineinziehen. P. nutzt sehr bezeichnend die Gelegenheiten
und unterstreicht sie durch mahnenden Hinweis, die
einer selbstsicheren Routine und erfolgssüchtigen Propagandahaltung
entgegenstehen. Echte Unterweisung ist Gnadenfrucht
lebendigen Glaubens, sie muß in Dankbarkeit für die geschenkte
Gnade demütig und in liebender Geduld geschehen, in frohem,
zuversichtlichem Gehorsam. Es beeindruckt und erschreckt
manchmal uns evangelische Leser die selbstverständliche Sicherheit
, mit der die geistlichen Glaubens- und Offenbarungsgeheimnisse
in bequem in Umlauf zu setzende kleine Lehrmünze aus-
und umgeprägt werden. Der Verf. bietet klug durchdachte, geschickt
disponierte und psychologisch auf Wirkung bedachte
Stundenentwürfe an. Aber er drängt dabei auf echte innere Anschauung
. Eingangsstück oder entscheidender Ansatzpunkt jeder
Katechese soll eine Anschauungsdarbietung (oft ein biblischer
Text!) sein, die Katecheten und Kinder zu meditativem Schauen
anleiten möchte.

Die 135 „Lehrstücke" des neuen Einheitskatechismus werden
in einem ersten Kapitel nach der „Münchener" entwickelnden Methode
durchgearbeitet, einer Methode, die von Anschauung und
Darbietung ausgeht, aber in 6traffer Führung zum lebendigen
Unterrichtsgespräch, zum Erlebnis der Kirche und zu festem Lernergebnis
durchdringen möchte. Sie hat von der neueren Psychologie
viel gelernt. Sie muß sich — stärker als wir das auf evangelischer
Seite nötig haben — gegen das Mißverständnis verwahren,
als sollte die Offenbarungswahrheit anthropozentrisch umgedeutet
werden. Aber „der neue Katechismus ist viel stärker
anthropozentrisch, als er das selber wahr haben will. Das ist übrigens
kein Fehler, da er doch Menschen unserer Zeit ansprechen will"
(S. 27). — In einem 2. Kapitel will Verf. zeigen, wie auch mit der
Methode des Arbeitsunterrichts der neue Katechismus erarbeitet
werden kann. Freilich sei gerade dazu eine noch stärkere didaktische
Befähigung und Energie des Lehrenden nötig. Noch viel
mehr sollte „der Katechet sich selbst, religiös betrachtend, in den
Stoff hineinbeten" (S. 101), damit er die in Aktion gesetzte und
entfesselte Selbsttätigkeit der Schüler wirklich lenken und zum
Ziel führen könne. Kerschensteincr habe seinen Arbeitsunterricht
mehr für die praktisch-technischen Fächer angewendet wissen
wollen. Schon für die Oberstufe der Grundschule, erst recht für
die Oberschule, ist die darbietende und vortragende Lehrweise
unentbehrlich, zumal in religiöser Unterweisung, so sehr auch auf
den lebendigen Widerhall und selbsttätige geistige und geistliche
Mitarbeit gedrungen werden muß. — Themengruppen, Durchblicke,
Arbeitsaufgaben aus dem Katechismus und der biblischen Geschichte
, Stundenentwürfe, Perikopentabellen und Stichwort- und
Zitatverzeichnisse für die schwierigere Vorbereitung arbeitsschulmäßig
erteilten Unterrichts werden vom Verf. geboten. Sehr stark
tritt das Bestreben hervor, gerade durch biblische Unterweisung
in die Ordnung der Kirche, in ihr sakramentales und ihr Gebetsleben
einzuführen. Eindrucksvolle, biblisch gegründete Aussprüche
von achtzehn Heiligen werden als „Merksprüche" vom neuesten
Katechismus ausgewählt; ihre Zusammenstellung durch den Verf.
läßt die gemeinsam-christliche Kraft dieser wahrhaft klassischen
Zeugnisse erkennen.

Auf das zweite Buch, das von S o 1 z b a c h e r, sei nur
kurz hingewiesen. Man sieht daraus, wie befreiend für viele katholische
Hymnologen und Kirchenmusiker die Enzyklika Pius XII.
„Musicae sacrae diseiplina" (vom 25. 12. 1955) gewirkt hat.
Mit aller Inbrunst können nun die uns von Luther her wohlvertrauten
Gedanken der geistlichen Segenskraft der Musik und
des „dienenden" Liedes vorgetragen werden. Verhältnismäßig