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Ausgabe:

1960 Nr. 5

Spalte:

380

Kategorie:

Liturgiewissenschaft, Kirchenmusik

Autor/Hrsg.:

Kirchgässner, Alfons

Titel/Untertitel:

Die mächtigen Zeichen 1960

Rezensent:

Stählin, Wilhelm

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Seite 1

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Theologische Literaturzeitung 1960 Nr. 5

380

auf sieben Bände geplant: sedi6 Textbände, entsprechend der
Gliederung des Werkes in die sechs Schöpfungstage, und einen
Indexband. Hoffen wir, daß das große Unternehmen bald zu
einem glücklichen Abschluß kommt. Es wäre seltsam, wenn dann
das Ziel der Ausgabe, wie der Herausgeber es in der Einleitung
angibt, nicht erreicht wäre: das Ziel, „ein, wenn nicht das
Hauptwerk der altbulgarischen Literatur unter Symeon einem
unverdienten und unfruchtbaren Schlaf zu entreißen, in dem es
seit fast anderthalb Jahrhunderten ruht". Zu Einzelheiten der
Rekonstruktion und des Apparates soll zusammenfassend Stellung
genommen werden, wenn das ganze Werk vorliegt.

Kiel Ludolf Müller

C o n g a r.^Yves M.-J.: Christus — Maria — Kirche. Übers, a. d. Französ.
von Han6 Broemser. Mainz: Matthias-Grünewald-Verlag [1959].
83 S. 8°. Kart. DM 4.20.

Wer eine ausgefeilte Mariologie erwarten sollte, würde
nicht auf seine Kosten kommen. Es wird vorbereitende Arbeit
getan; mit dem Pflug der chalzedonensischen Christologie wird
der geistliche Boden umgepflügt, um die Ekklesiologie und Mariologie
an fruchtbarem Ort einpflanzen zu können. Weil das Chal-
zedonense der Drehpunkt ist, werden auch die Protestanten in
der ökumenischen Bewegung angesprochen, damit sie von dem
auch von ihnen bejahten Bekenntnis her für die römische Mariologie
gewonnen werden möchten. Der Gedankengang läßt sich
kurz so zusammenfassen: in allen Kirchen, besonders den reformatorischen
, aber auch in der römischen, gibt es eine monophysi-
tische Versuchung, der gegenüber es gelte, das Bekenntnis zur
vollen Menschheit Christi zu wahren. Wo das geschehe, müsse
auch von einer Mitwirkung der Menschheit am göttlichen Heilswerk
gesprochen werden. Hier erschiene Maria als Repräsentantin
. „Maria ist die Vollendung der ganzen Geschichte Israels .. .,
zugleich aber ist sie die erste Zelle des wiedererrichteten Paradieses
" (16). Congar zweifelt daran, daß die Protestanten über
die Menschheit Christi chalzedonensisch denken; anscheinend
seien sie in Monophysitismus versunken und müßten darum
die katholische Ekklesiologie und Mariologie ablehnen. Auch
weite katholische Kreise schwebten in der gleichen Gefahr, so
wenn in einer dogmatisch nicht genug geläuterten Frömmigkeit
erschreckend leicht und oft Maria zur Göttin und Mittlerin erhoben
würde.

Die Kritik wird darauf aufmerksam machen dürfen, daß
Congars Ausführungen selbst ein monophysitisches Gefälle zeigen
. Es wird scharf zwischen Person und Natur als metaphysischen
Prinzipien eines geistigen Wesens geschieden. „Die Person im
metaphysischen und zugleich theologischen Sinn ist ein reines
Existenzprinzip, und erst aus der Natur kommt unmittelbar der
Inhalt, nämlich die Seinsweise, das Vermögen und die Struktur
der Akte, gemäß denen das Seiende existiert" (42). Von da aus
polemisiert C. gegen theologische Aussagen wie diese, Christus
sei der Natur nach Gott und Mensch, aber der Person nach
nur Gott. Wenn nur C. seinen Ansatz durchhielte! Er fährt
fort, daß bei Christus an die Stelle des geschaffenen metaphysischen
Prinzips der unmittelbaren Existenz, welches dem Menschen
zu seinem Ich verhelfe, das ungeschaffene Prinzip des göttlichen
Logos getreten sei. „Die verantwortliche Personalität für alles,
was der Mensch Jesus tut, ist ontologisch die des göttlichen Wortes
" (45). Die Menschheit Christi sei „nur Instrument, Vermittlung
, Durchgangsort einer im strikten Sinn göttlichen Kraft"
(46). — Von daher hätte es C. nicht schwer fallen können,
Luthers christologischer Anschauung gerecht zu werden. Die
Interpretation des Chalzedonense durch den gelehrten französischen
Dominikaner führt jedenfalls mehr zu dem bekämpften
„Allein" der Reformatoren als zu dem marianischen Maximalismus
unserer Tage, dessen die katholische Theologie sich kaum
noch erwehren kann. Selbst das angesehene Quellenwerk Anton
Rohrbassers („Heilslehre der Kirche", 1953) überschreibt die
Bulle „Munificentissimus Deus" vom 1. 11. 1950 mit „Mariä
Himmelfahrt"!

Rostock Gottfried Holtz

L1TUHG1EW ISSENSCH AFT

Kirchgässner, Alfons: Die mächtigen Zeichen. Ursprünge, Formen
und Gesetze des Kultes. Basel-Freiburg-Wien: Herder [1959]. 551 S.,
24 Abb. a. 16 Taf. 8°. Lw. DM 32.-.

In dem Geleitwort zu der soeben erschienenen deutschen
Ausgabe der Sakramentstheologie von G. van der Leeuw („Sakramentales
Denken", Kassel 1959) habe ich auf die besondere Bedeutung
dieses Versuches hingewiesen, das Wesen des sakramentalen
Denkens und der sakramentalen Handlungen als ein Phänomen
zu beschreiben, das der ganzen Breite der Religionsgeschichte
und zugleich de6 alltäglichen menschlichen Lebens angehört
. Etwas Ähnliches ist von dieser Untersuchung der „Mächtigen
Zeichen" zu sagen. Der Verfasser, Pfarrer und Dozent für
Liturgik an der staatlichen Hochschule für Musik in Frankfurt
a/Main, hat in Anlehnung an Levy-Bruhl und van der Leeuw, die
beide mehrfach zitiert werden, auf Grund ausgebreiteter religionsgeschichtlicher
Studien ein überreiches Material zusammengetragen
, um die Symbole und Elemente des christlichen Kultus in
ihre Ursprünge und Gesetze in der Überlieferung der ganzen
Menschheit zurück zu verfolgen. Was van der Leeuw das primitive
oder das mythisch-symbolische Denken genannt hat, bezeichnet
Kirchgässner mit einem, wie mir scheint, nicht sehr glücklichen
Ausdruck als das archaische Denken und beschreibt nun als dessen
entscheidende Erkenntnis und Darstellungsform das Symbol und
als die entscheidende Kategorie des kultischen Vollzugs die
„Teilhabe" (participation bei van der Leeuw). Es ist unmöglich,
in einer kurzen Besprechung einen Eindruck von dem Reichtum
des Materials zu vermitteln, das der Verfasser zusammengetragen
hat; diese Fülle hat freilich zugleich etwas Verwirrendes, zumal
oft sehr Verschiedenartiges in eine fragwürdige Nachbarschaft
gerückt, und Verwandtes und Gegensätzliches bisweilen unterschiedslos
vermengt werden. Wo die Linien uralter Symbolik
zum christlichen Kultus ausgezogen werden, wirkt die Analogie
nicht immer überzeugend. (So kann z. B. die z. T. sehr widerspruchsvolle
Farbensymbolik wenig beitragen zum Verständnis der
Verwendung der Farben in der christlichen Liturgie; „Purpur"
ist gewiß nicht nur den Unterirdischen zugewiesen (S. 141),, sondern
ist als die Farbe der imperialen Würde das eigentliche Attribut
der Personen von besonderer Heiligkeit.) Immerhin sind die
Kapitel über das Symbol (S. 81 ff.) und über den Mythos
(S. 265 ff.) sehr aufschlußreich und beachtenswert. („Der Mythos
sagt, was war, um zu enthüllen, was ist und sein wird" S. 266.)
Einige Stichworte aus dem Inhaltsverzeichnis geben einen Eindruck
von der Vielzahl der Gesichtspunkte und Hinweise: kosmische
Symbole, Tiersymbole; Zahl, Figur, Farbe; Traumsymbolik
; Opfer; Spiel und Kult; Magie und Kult; Ort; Zeit; Prozession
; Umgang; Berührung.

In seinen Schlußbemerkungen verteidigt sich der Verfasser
gegen den Vorwurf, er habe die Formen des christlichen Kultus
allzusehr mit allgemeinen religionsgeschichtlichen Phänomenen
auf eine Ebene gerückt und das Spezifische des christlichen Kultus
vernachlässigt. Aber die Verschiedenheit sei eben nicht im Formalen
, sondern im Inhalt zu suchen, und warum solle sich die
christliche Kirche nicht in ihrer Formensprache, ebenso wie in
ihrer Wortsprache, der großen, über die ganze Welt verbreiteten
Zeichen bedienen? Aber gerade von der Verwendung der „magischen
Zeichen" durch die christliche Kirche würde man gerne
mehr erfahren, um nicht dem Eindruck zu erliegen, daß hier die
Fülle religionsgeschichtlicher und volkskundlicher Parallelen die
Frage verdeckt, was denn die „gToßen Zeichen" hier und dort
in Wahrheit bedeuten.

Rimsting/Chiemsee Wilhelm S t ä h 1 i n

Liturgikon. I. Band. Die göttliche Liturgie des hl. Johannes Chry-
sostoms, hl. Basilius d. Großen und der vorgeweihten Gaben (Missa
praesanctifkatorum) mit zusammengezogener Typik. Aus dem Griechischen
ins Ungarische übers, durch den Protoierej Feriz B e r k i,
ungarischer orthodoxer Administrator. Budapest: Ungar. Orthodoxe
Administratur 1955 (Universitäts-Druckerei). 294 S. 8°. Ft 95.—.

Evchologion. Übers, ins Ungarische und zusammengestellt durch
Protoierej Dr. theol. Feriz B e r k i. Budapest: Ungar. Orthodoxe
Administratur 1959 (Universitäts-Druckerei). 576 S. kl. 8°. Ft 70.—.

In Ungarn lebten vor dem ersten Weltkrieg viele griechisch-