Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1960 Nr. 5

Spalte:

361-363

Kategorie:

Kirchengeschichte: Allgemeines

Autor/Hrsg.:

Schwaiger, Georg

Titel/Untertitel:

Die altbayerischen Bistuemer Freising, Passau und Regensburg zwischen Saekularisation und Konkordat 1960

Rezensent:

Simon, Matthias

Ansicht Scan:

Seite 1, Seite 2

Download Scan:

PDF

361

Theologische Literaturzeitung 1960 Nr. 5

362

bezeichnen könnte, will er anscheinend nicht als Kanon verstanden
wissen, weil sich diese nicht „in eine ein für allemal gültige
Formel fassen" lasse [68]) — weiter die Frage nach der Möglichkeit
einer sachgemäßen — der Botschaft des Neuen Testaments
gemäßen — Einordnung der einzelnen Aussagen in den Zusammenhang
des neutestamentlichen Zeugnisses als ganzen (vgl. die
beiden ersten Bibelarbeiten M.s). Das eindringliche Gespräch darüber
, das im Anfang dieses Jahrzehnts begonnen wurde (M. geht
darauf nur andeutend ein), müßte von den verschiedensten Seiten
her weitergeführt werden; das vorliegende Heft regt dazu
mannigfach an.

Halle/Saale Gerhard De 11 ing

Ahcrn, Barnabas M.: The Fellowship of His Sufferings (Phil 3,10).

A Study of St. Paul's Doctrine on Christian Suffering.

The Catholic Biblical Quarterly XXII, 1960 S. 1—32.
Bauer, Johannes Bapt.: Sermo peccati. Hieronymus und das Nazaräcr-

evangelium.

Biblische Zeitschrift 4. 1960 S. 122—128.
Grecnlee, J. H.: The Catena of Codex Zacynthius.

Biblica 40, 1959 S. 992—1001.
K ö b e r t, R.: Zwei Fassungen von Mt. 16, 18 bei den Syrern.

Biblica 40, 1959 S. 1018—1020.
Kürzinger, Josef: Das Papiaszeugnis und die Erstgestalt des

Matthäusevangeliums.

Biblische Zeitschrift 4, 1960 S. 19—38.
M a c R a e, Georg: The Gospel of Thomas — Logia Jesou?

The Catholic Biblical Quarterly XXII, 1960 S. 65—71.
M o 1 i t o r, Joseph: Die Bedeutung der altgeorgischen Bibel für die

neutestamentliche Textkritik.

Biblische Zeitschrift 4, 1960 S. 39—53.
M u ß n c r, Franz: lQHodajoth und das Gleichnis vom Senfkorn

(Mk 4, 30— 32 Par.).

Biblische Zeitschrift 4, 1960 S. 128—130.
Schäfer, Karl Th.: Der Ertrag der textkritischen Arbeit am Neuen

Testament seit der Jahrhundertwende.

Biblische Zeitschrift 4, 1960 S. 1—18.
Schmid. J.: Der Apokalypse-Text des Oikumenios.

Biblica 40, 1959 S. 935—942.
Smith, J. P.j I'fvoQ in Philo on the Essenes = röftof.

Biblica 40, 1959 S. 1021—1024.
Zimmermann, Heinrich: Das absolute 'Eyto elfii alt die neu-
testamentliche Offcnbarungsformel.

Biblische Zeitschrift 4, 1960 S. 54—69.

Kirchen Geschichte-, allgemeines

Schwaiger, Georg, Priv.-Doz. Dr. theol. habil.: Die altbayerisdien
Bistümer Freising, Passau und Regensburg zwischen Säkularisation und
Konkordat (1803—1817). München: Hueber i. Komm. 1959. XVI,
424 S. gr. 8° = Münchener Theol. Studien, hrsg. von J. Pascher,
K.Mörsdorf u. H. Tüchlc. Ii Historische Abteilung, 13. Bd. DM26.-.

Die politischen Verhältnisse der Zeit um die Säkularisation
der bayerischen Hochstiftc und die Neuordnung der kirchlichen
Verhältnisse sind vor allen Dingen von Beda Bastgen, die vermögensrechtlichen
übeT jene Zeit von Alfons Maria Scheglmann
ausführlich und gründlich dargestellt. Über die innere Entwick-
»00g, vor allen Dingen über die Frage, wie sich die geistliche Lei-
^"g in ihnen vollzog und gestaltete, fehlte bisher noch eine
Untersuchung. Sic erscheint nun in diesem Buch, das man nicht
nur deshalb, sondern vor allem auch wegen der Art und Weise,
w'e das geschieht, mit Freude anzeigt. Es ist so flott geschrieben,
daß man es trotz seines reichen einzelnen Materials glatt lesen
kann, und die Sache, die dargestellt wird, ist zudem so spannend,
«aß man das auch mit Vergnügen tut. Die Stoffeinteilung, die zu-
gjM in einer Einleitung das Ende der alten Kirchenverfassung in
Bayern und dann in einem ersten Kapitel Staat und Kirche, in
einem zweiten die Bischöfe Altbayerns und in v/eiteren die
t'nzclentwicklungen in den einzelnen Bistümern Freising, Passau
und Regensburg bringt, hat notwendigerweise gewisse Wiederholungen
im Gefolge, die man aber um so lieber in Kauf nimmt,
als es sich dabei um Personen und Vorgänge handelt, die nicht

jeder allezeit in ihren Einzelheiten im Kopf hat. Außerordentlich
deutlich tritt in Erscheinung, wie in der Zeit des Absolutismus
auch die katholische Kirche innerlich Schaden genommen
hatte. Mit päpstlicher Unterstützung, weil der Papst die Bischöfe
klein halten wollte, war das staatliche Kirchenregiment entstanden
, das jetzt zur vollen Entfaltung kam. In seiner Abwehr waren
die Bischöfe unter sich uneinig, so daß auch sie zu keiner gemeinsamen
Handlung kommen konnten. Dazu handelten in der entscheidenden
Zeit sowohl für den bayerischen Staat in seinem
Gesandten Häfelin als für den römischen Stuhl in seinem Nuntius
Ziucci höchst eigenartige, ja fragwürdige Gestalten. Bei der
Säkularisation wurde nicht genügend zwischen geistlicher und
weltlicher Seite geschieden. So waren die Domkapitel auch als
geistliche Instanzen aufgelöst. Es kam dann eben darauf an, inwieweit
ihre Mitglieder selbst diese ihre bisherigen Aufgaben
weiterführen wollten und konnten. Dabei waren in jedem Bistum
die Verhältnisse wieder anders. Regensburg war von allen
Übergängen kirchlich am wenigsten berührt, weil es zunächst im
Kurerzkanzlcrstaat Dalbergs fortbestand, in diesem Mann auch
seinen Bischof hatte. Freising dagegen war seit 1803 ohne Bischof
— ja sogar ohne Generalvikar. Sein letzter Bischof, Freiherr von
Schroffenberg, hatte dessen Aufgabe dem ganzen Domkapitel als
solchem übertragen, was vom Papst aber wieder nicht anerkannt
wurde. Deshalb stand gerade das Bistum, in dem sich der Sitz der
staatlichen Regierung befand, auch noch in steten Auseinandersetzungen
mit Rom, von woher es doch eigentlich hätte Hilfe erwarten
sollen. Nicht einmal einen Weihbischof hatte die Diözese
Freising. Diesen Dienst mußte in rechtlich nicht unanfechtbarer
Form der frühere, inzwischen nach Regensburg versetzte Freisinger
Weihbischof leisten. Demgegenüber hatte Passau zwar stets
seinen Bischof. Dieser zog sich aber, verärgert über den politischen
Umschwung, in den österreichischen Teil seiner Diözese
zurück, betrat ihren bayerischen Teil nicht mehr und legte zudem
auch noch seinem Domkapitel alle erdenklichen Schwierigkeiten
in den Weg.

Nach all diesen ungemein eingehend und spannend geschilderten
Entwicklungen, bei denen jeweils die einzeln handelnden
Persönlichkeiten sehr farbig in Erscheinung treten, werden die
Aufgaben und Maßnahmen der 60 zur Weiterführung der kirchlichen
Verwaltungstätigkeit in den einzelnen Diözesen vorhandenen
Personen und Körperschaften dargestellt. Das geschieht
zuerst im Hinblick auf den äußeren Umfang der Diözesen, der
sich eben nach den 6taatspolitischen Grundsätzen zwangsläufig
änderte, obwohl Rom keine Entscheidungen in dieser Hinsicht
traf. Dann kommen die Maßnahmen der inneren Gestaltung der
Kirchenwesen zur Behandlung. Mit Recht werden die Haltung des
Klerus und die Maßnahmen zur Ausbildung eines Priesternachwuchses
in einem besonderen Kapitel behandelt, und hierin
liegt noch ein besonderer Wert des Buches. Obwohl er ja nur
einer unter einer ganzen Reihe von Lehrkräften an der von
Bayern als die Zentralanstalt zur Ausbildung der Geistlichen gedachten
Universität Landshut war, steht hier überragend Johann
Michael Sailer im Mittelpunkt. Die Beurteilung, die ihm hier zuteil
wird, entspricht durchaus der, die sich dieser zeitweise viel
angefeindeten Persönlichkeit gegenüber schließlich durchgesetzt
hat. Dabei kommt auch sein rein persönlicher, außer- und überamtlicher
Einfluß gebührend zur Berücksichtigung und damit die
in ihrer inneren Bedeutung durchaus anerkannte Allgäuer
Erweckungsbcwgung. Freilich konnte die soeben erscheinende,
hochbedeutsame Monographie über 6ie von Hildebrand Dußler
OSB, „Johann Michael Feneberg und die Allgäuer Erweckungs-
bewegung" (Einzelarbeiten aus der Kirchengeschichte Bayerns 33;
Nürnberg 1959) nicht mehr berücksichtigt werden. Sie hätte zu
dem S. 336 genannten Pfarrer Langenmeyr vielleicht einige Bemerkungen
veranlaßt, dann aber gewiß auch Gelegenheit genommen
, den Charakter dieser tragischen Gestalt der Allgäuer Er-
weckungsbewegung klar von den zuchtlosen Vorgängen und
Haltungen, von denen an anderer Stelle berichtet werden mußte,
zu scheiden. Daß man Goßner hier unter die „abenteuernden"
Köpfe eingereiht findet, nimmt allerdings Wunder. Große Aufmerksamkeit
wird sodann auch wieder die einheitlich für alle
Diözesen zusammengefaßte Schilderung des religiösen Lebens im
Volke finden. Beachtung verdient dabei, daß die große Teuerung
des Jahres 1817 den bayerischen Staat zu einer milderen Hand-