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Ausgabe:

1960

Kategorie:

Kirchengeschichte: Neuzeit

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Neuerscheinungen

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einander Anlaß war. Die Kirche fühlte sich an vergessene Züge
evangelischer Verkündigung durch den Pietismus erinnert, die
Pietisten hatten Grund, die eigene Theologie und Praxis ihrerseits
theologisch zu überprüfen. Das Beste, was man zu bieten
hatte, ist eingegangen in den Gesamtbestand der Kirche. Der
Sammelband zeigt, daß in all den angeschnittenen Fragen nicht
Parteigänger einer wesentlichen, alten kirchengeschichtlichen
Bewegung, die man künstlich erhalten müßte, sprechen, sondern
Menschen, die innerhalb der evangelischen Christenheit in
Deutschland bestimmte Erkenntnisse und Impulse unverlierbar
halten wollen, tief verbunden mit allen, die ihrerseits, woher sie
immer kommen, dieselben Thesen unvergessen halten. Soweit ich
sehe, ist der Band frei von einem rückwärts gewendeten Rühmen
eigener Positionen und hält den Weg offen für ein gemeinsames
Forschen in der Schrift und erweckliches Verkündigen in den
neuen Bereichen, in denen Gott die Bewährung der Christenheit
heute sucht.

Berlin Martin Fischer

M o 11 a n d, Einar: Church Life in Norway 1800—1950. Translated by
J Harris Kaasa. Minneapolis / Minnesota USA: Augsburg Publishing
House 19 57. VI, 120 S. 8°. $ 2.—.

Der bekannte Osloer Kirchenhistoriker behandelt in diesem
für einen weiteren Leserkreis verfaßten und aus dem Norwegischen
ins Englische übersetzten Buch die Kirchen- und Frömmigkeitsgeschichte
der letzten 150 Jahre seines Lande6. Hermann
A. Preus, Prof. f. Neues Testament, Symbolik u. Liturgik am
Luther Theological Seminary St. Paul, Minnesota, der theologischen
Bildungsstätte der .Evangelical Lutheran Church' (norwegischer
Herkunft), hat ein Vorwort (S. V—VI) dazu geschrieben.
Damit wird deutlich, daß diese Veröffentlichung gerade auch den
einstmals aus Norwegen stammenden Amerikanern lebendige
Kenntnis der jüngsten Kirchengeschichte der alten Heimat vermitteln
soll.

In 4 Abschnitten behandelt Molland Kap. 1: The Hauge
Awakening — Reconstruction of Church Life — Beginning of
Grundtvigianism (in Norwegen) (S. 1—34); Kap. 2: The John-
sonian Revival — The Inner Mission Movement — The Struggle
Over Grundtvigianism (S. 35—65); Kap. 3: The Crisis of the
18 80's — The Conflict Over Liberal Theology (S. 66—92) und
Kap. 4: Conflicts of the Twentieth Century — Victory for the
Lay Movement — Dissension Within the Church — Churchly
Appeasement (S. 93—118). Ein Namensverzeichnis beschließt das
Buch (S. 119-120).

Ausgehend von der Erweckungsbewegung Hans Nielsen
Hauges (1771—1824) wird anschaulich die an Auseinandersetzungen
reiche Geschichte des Kampfes zwischen Pietismus und
Rationalismus, orthodoxer und liberaler Theologie geschildert,
ohne deren Kenntnis auch das Verständnis der gegenwärtigen
kirchlichen Situation in Norwegen nicht möglich ist. So vermittelt
Molland einen guten Einblick in die Kirchengeschichte seines Landes
seit dem 19. Jhdt., zeichnet die Hauptlinien, ohne Vollständigkeit
zu erstreben. Leider ist die Zeit des norwegischen
Kirchenkampfes (S. 114 ff.) nur recht kurz beschrieben, obwohl
mit .Kirkens Grund', dem Bekenntnis der norwegischen Kirche
gegen den Nationalsozialismus, ein über dieses Land hinaus bedeutsames
Dokument entstanden war (vgl. H. C. Christic, Den
norske kirke i kamp, Oslo 1945; Norw. Kirchendokumente.
Aus den Jahren d. Kampfes zwischen Kirche u. weltl. Macht
1941—43, hrsg. v. Laure Wyss, 2. Aufl. 1946; auch H.Günther,
Die norw. Kirche 1945-56, Dtsch. Pfbl. 57, 1957, S. 56 ff).

Wünschenswert wäre auch eine deutsche Übersetzung des
Buches, das dann bis zu den jüngsten Ereignissen (Höllenstreit
etc.) fortgeführt werden müßte. Denn die Kenntnis der norwegischen
Kirchen- und Theologiegeschichte sollte auch bei uns in
Deutschland eine neue Belebung erfahren.

Kiel Joachim Hönbach

E s n a u 11, Rene H.: La Confession de La Rochelle au XIX™e «iecle (l).
fitudes Theologiques et Religieuses 34, 1959 S. 155—212.

Kriebel, Martin: Evangelicorum commune cocmcteriuin MDCCCLIX.
Hundert Jahre gemeinsamer evangelischer Friedhof in Konstantinopel/
Istanbul 1859-1959.

Die evangelische Diaspora 30 (1959) S. 1 55—173.
Mecenseffy, Grete, und R o g 1 e r, Volkmar: Die reformierte
Kirche in Österreich.

Die evangelische Diaspora 30 (1959) S. 149—154.
Mülhaupt, Erwin: Gesunder und ungesunder Pietismus.

Monatschrift für Pastoraltheologie 48, 1959 S. 472-481.
L i 11 e 11, Franklin H.: Die Bedeutung des Kirchenkampfes für die

Ökumene.

Evangelische Theologie 20, 1960 S. 1—20.

KIRCHEN- UND KONFESSIONSKUNDE
-

Grab er, Rudolf: Die marianischen Weltrundschreiben der Päpste in
den letzten hundert Jahren. 2., erweit. u. Überarb. Aufl. Würzburg:
Editer-Verlag [l954]. 247 S. gr. 8°. Hlw. DM 8.40.

Nicht ohne Grund spricht das Vorwort zur 1. Auflage des
vorliegenden Buches von dem „marianischen Zeitalter, in das
wir seit ungefähr 120 Jahren eingetreten sind". Der Verfasser,
der auf dem Passauer Katholikentag 1950 in einem weit beachteten
Vortrag über „Maria und das Reich Gottes" diese Gedanken
schon anklingen ließ, denkt dabei mit Recht auch an marianische
Ereignisse der Zeit des Papstes Gregor XVI., unter dessen
Pontifikat schon die grundlegenden Entscheidungen fallen, die
erst unter seinem Nachfolger Pius IX. weithin sichtbar wurden.
Den wesentlichen Einschnitt in der Geschichte des neueren Katholizismus
wird man jedoch im Jahre 18 54 sehen müssen, in der
Verkündigung des Dogmas von der Unbefleckten Empfängnis
Märiens. Es ist nichts weniger als ein Zufall, daß sich an diesem
Datum zum ersten Mal die Linien schneiden, die für den neueren
Katholizismus bestimmend werden: Der M a r i a n i s m u s und
ein (1854 noch gleichsam probeweise und im Vorgriff auf das
Vatikanum praktizierter) infallibler Papalismu6.

Die im vorliegenden Bande enthaltenen Dokumente setzen
denn auch beim Dogma von der Unbefleckten Empfängnis Mariens
ein. Als erstes wird die Vorbereirungsenzyklika Pius' IX.
,,Ubi Primum" vom Jahre 1849 abgedruckt, es folgt die eigentliche
Verkündigungsbulle „Ineffabilis Deus" (18 54). Die Reihe
wird fortgesetzt mit den außerordentlich aufschlußreichen Rosenkranzenzykliken
des Papstes Leo XIII., die mit 100 Seiten fast
die Hälfte des Bandes ausmachen und für viele evangelische Leser
geradezu eine Überraschung des Buches sein dürften. Sie lassen
diesen Papst für uns weithin in einem neuen Lichte erscheinen
(vgl. dazu, überhaupt zum ganzen Thema des Buches den lehrreichen
Beitrag von K. Nitzschke, Pius XII. und das maria-
nischc Jahrhundert, in dem Jahrbuch des Evangelischen Bundes
„Im Lichte der Reformation" 11/1959, S. 77-107, bei Vanden-
hoeck & Ruprecht in Göttingen). Ein weiteres Schwergewicht des
Buches bilden die zum Schluß zusammengestellten marianischen
Verlautbarungen Pius' XII.: Von der Weltweihe an das unbefleckte
Herz Mariens (1942), über das marianische Schlußwort aus
der Enzyklika „Mystici Corporis" (1943) bis hin zur Constirutio
Apostolica „Munificcntissimus Deus", dem offiziellen Dokument
der Definition des Dogmas von der leiblichen Aufnahme Marien«
in den Himmel (1950) und der wichtigen Enzyklika zum marianischen
Jahre 1954, „Fulgens Corona" (1953). Es fehlt noch die
bedeutungsvolle Enzyklika „Ad Caeli RegStoam" (1954) zur Einsetzung
des Festes „Maria Königin". A V

Die vorliegende Zusammenstellung, dje sich an das große
Werk von Amleto T_oj d i n i „Le encicliche Mariane" an"
lehnt, bringt im Gegensatz zu diesem nur wirkliche „Enzykliken .
d. h. an die ganze Kirche gerichtete päpstliche Schreiben (Tondini.
zählt in hundert Jahren, von 1849—1949, nicht weniger als 551
päpstliche Dokumente marianischen Charakters, allerdings mit
Einschluß von Homilien, Radioansprachen, Gebeten usw.l). Sämtliche
Dokumente werden in guter deutscher Übersetzung, davon
ein kleiner Teil nur im Auszug geboten.

Als Ziel nennt das Vorwort zur 2. Auflage das „Bestreben,
die Marienverehrung in dem soliden Grunde der offiziellen
katholischen Lehrverkündigung zu verankern". Der angefügte
Hinweis auf die autoritative Geltung päpstlicher Rundsdireiben