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Ausgabe:

1960 Nr. 4

Spalte:

287-288

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

Autor/Hrsg.:

Krause, Wilhelm

Titel/Untertitel:

Die Stellung der frühchristlichen Autoren zur heidnischen Literatur 1960

Rezensent:

Campenhausen, Hans

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287

Theologische Literaturzeitung 1960 Nr. 4

288

Potterie, I. de la: 018a et yivoboxo}, les deux modes de la con-

naissance dans le quatrieme fivangile.

Biblica 40, 1959 S. 709—725.
P r ü m m, K.: Johannes Weiß als Darsteller und religionsgeschicht-

licher Erklärer der paulinischen Botschaft.

Biblica 40, 1959 S. 815—836.
Reuter, Theo: Christus als Seelsorger. Sein Gespräch mit Pilatus nach

Joh. 18, 28 — 19, 16a.

Igreja Luterana XX, 1959 S. 137-145.
Rigaux. B.: BSiXvfßa. Tfj$ igtifiomtaie (Mc 13,14; Mt 24,15).

Biblica 40, 1959 S. 675-683.
S a I a z a r, Abdon M.: The Nativity in Luke.

Faith and Freedom 13, 1959 S. 39—10.
S c h e 1 k 1 e, Karl Hermann: Qumran und Neues Testament in ihrer

Umwelt.

Theologische Quartalschrift 139, 1959 S. 385-401.
Spicq, C: La Justification du Charitable (1 Jo 3, 19—21).

Biblica 40, 1959 S. 915—927.
Stanley, D. M.: „Become imitators of me": The Pauline Concep-

tion of Apostolic Tradition.

Biblica 40, 1959 S. 859—877.
Stauffer, Ethelbert: Das Evangelium vom 'barmherzigen Gott in

Qumran und der Botschaft Jesu.

Deutsches Pfarrerblatt 60, 1960 S. 73—77.
Stier, Fridolin: Geschichte Gottes mit dem Menschen. Dargestellt an

Berichten des Alten und Neuen Testamentes. Düsseldorf: Patmos-

Verlag [1959]. 134 S. 8° = Die Welt der Bibel. Kleinkommentare

zur Heiligen Schrift, hrsg. v. E. Beck, W. Hillmann, E. Walter, 6.

Kart. DM 4.80.

Zerwick, M.: Die Parabel vom Thronanwärtcr (Lc 19, 11—27).
Biblica 40, 1959 S. 654—674.

KIRCHENGESCHICHTE: ALTE KIRCHE

Krause, Wilhelm: Die Stellung der frühdiristrichen Autoren zur heidnischen
Literatur. Wien: Herder [1958]. 320 S. gr. 8°. Kart. DM28.-.

Wer dieses Buch zu lesen beginnt, ist zunächst enttäuscht.
Es ist kaum Neues, aber mancherlei Schiefes und Veraltetes, was
die ersten Kapitel mit einiger Umständlichkeit ausbreiten („Der
Gegenstand der christlichen Literatur", Kap. I—III). Sie wären
am besten fortgeblieben. Aber offenbar lag dem Verf., einem verdienten
„Lehrer und Herausgeber von Schulbüchern", daran,
seiner Arbeit, der er Jahre hindurch ,,die Mühe vieler Nächte"
geweiht hat, eine allgemeinere Abrundung zu geben. Erst die
zweite Hälfte des Buches bringt das Wesentliche: Untersuchungen
zu den Zitaten aus der heidnischen Literatur und zur Zitierweise
insbesondere der lateinischen Väter. Etwas Derartiges gab
es bisher noch nicht, und auch in der klassisch-philologischen
Literatur hat die Arbeit, wie es scheint, keine Parallele. Neben
dem einleitenden „Entwurf einer allgemeinen Theorie des Zitats"
(Kap. IV) verdienen darum besonders diese späteren Partien
(Kap. VII—XII) unsere Aufmerksamkeit und unseren Dank. Die
Ausführungen über die Einstellung der griechischen und lateinischen
Patristik zur heidnischen Literatur (Kap. V/VI) bringen im
wesentlichen nur Exzerpte in deutscher Übersetzung, die zwar bequem
, aber für den Fachmann gleichfalls entbehrlich gewesen
wären, zumal sie nicht vollständig sein konnten.

Die tabellarischen Zusammenfassungen (S. 87 f. 123) sind gefährlich
schematisch und täuschen mit ihren bestimmten Antworten eine
Präzision vor, die in die Irre führt. So heißt es beispielsweise, der
„Wahrheitsgehalt der griechischen Philosophie'- werde von Justin, Ori-
genes und Klemens Alexandrinus mit der „von Gott verliehenen natürlichen
Erkenntniskraft", von Pseudo-Justin und Tatian dagegen durch
vermeintliche Abhängigkeit von den alttestamentlichen Propheten erklärt
. Wie wenig diese barbarische Kennzeichnung etwa für Klemens zu
Recht besteht, sollte bekannt 6ein. Aber das übergroße Literaturverzeichnis
kennt weder den Namen M o 11 a n d noch M u n c k oder Völker.
Man kann das dem Verf., der „die besten Erläuterungen" zu den Vätern
„immer noch in den einzelnen Bänden der BKV" findet, vielleicht nicht
übelnehmen; aber er hätte dann gut getan, sich stärker auf seine speziellen
Untersuchungen zu beschränken und in 6einen Urteilen Zurückhaltung
zu üben. — Audi in den späteren Partien begegnen gelegentlich
Unglücksfälle. Die Bemerkungen über Sokrates S. 168 treffen für
Tertullian gewiß nicht zu, wie man seit Harnacks schöner Abhandlung
(„Sokrates und die alte Kirche" 1901) wissen könnte. So unsinnige
Sätze wie die, daß Cyprian „bereits klar die beiden Mächte, Kaiser und

Papst, als die letztiglich (!) entscheidenden Gewalten von Staat und
Kirche erfaßt und den Primat der Kirche über den Staat ausgesprochen"
habe, durften nicht geschrieben werden, auch wenn man die einschlägige
Literatur nicht kennt. Peinlich ist auch die immer wiederkehrende Bezeichnung
der Kirchenväter als „Patristikcr" und der Väterschriften als
„Patristik".

Die neuen Ergebnisse beginnen mit den Kapiteln über die
„Statistik der direkten Zitate" (VII) und der „direkt zitierten
Autoren" (VIII). Hier finden wir verschiedene Tabellen und
Prozentrechnungen, die als solche natürlich höchst problematisch
sind, wenn man das Zufällige der Überlieferung und die literarische
Verschiedenartigkeit der ausgewerteten Schriften erwägt.
Aber auf eine Reihe von Irrtumsmöglichkeiten hat der Verf.
6elbst schon aufmerksam gemacht, und, mit Vorsicht ausgewertet,
sind seine Ergebnisse doch lehrreich. Auf die große Tabelle aller
zitierten griechischen und lateinischen Autoren (S. 132—138) 6ei
besonders hingewiesen.

Am wertvollsten sind die vier letzten Kapitel (IX—XII). Sie
bringen eine vollständige Sammlung und Erläuterung der Zitate
(im Urtext) bei vier lateinischen Autoren: Minusius Felix (dessen
unmittelbare Abhängigkeit von Cicero, Octavius und De natura
deorum bezweifelt wird); Tertullian (7 direkte Zitate aus der
griechischen, 26 aus der lateinischen Literatur, 782 aus dem Alten
Testament und 1040 aus dem Neuen Testament); Arnobius (nur
drei Zitate; daß er sich „ausschließlicher" als Tertullian der Apologetik
gewidmet habe, ist auf S. 175 nicht eben geschickt formuliert
— es ist ja überhaupt nur eine einzige Schrift von ihm bekannt
!); endlich Laktanz, der das Meiste ergibt (über 375 klassische
Zitate). Cyprian bringt bezeichnenderweise kein einziges
Zitat aus der heidnischen Literatur; aber wer Hugo Kochs
„Cyprianische Untersuchungen" (1926) mit dem Nachweis der
unzähligen Berührungen, besonders aus Seneca, nur einmal zur
Hand genommen hat, weiß auch, was dieses Ergebnis nicht
bedeuten kann. Überraschend ist die Feststellung, daß nur „rund
ein Fünftel" der Zitate bei den Lateinern eindeutig polemischen
Charakter trage. Auch in den Einzelbemerkungen zu den gebotenen
Texten steckt manches Nützliche. Die große Arbeit, die sich
der Verf. mit der Zusammenstellung des weitschichtigen Materials
gemacht hat, ist uns jedenfalls durchaus willkommen und für jeden
förderlich, der 6ie kritisch zu lesen versteht.

Heidelberg Hans v.Camponhuuseo

Weiß, Johannes: Earliest Christianity. A History of the Period
A.D. 30—150. Vol I u. II. English translation ed. with a new intro-
duetion and bibliography by F. C. G r a n t. (Vol. II completed after
the author's death by R. Knopf.) New York: Harper & Brothers
[1959]. XXX. VIII, 870 S. 8° = Harpens Torchbooks 53 u. 54. % 1.95
U. $ 2.25.

Johannes Weiß „Das Urchristentum" (Göttingen 1914) erschien
in englischer Übersetzung erstmals im Jahr 1937, und zwar
fast gleichzeitig in Amerika und in Großbritannien. Die Übersetzung
ist das Werk von vier amerikanischen Gelehrten, nämlich
Frederick C. Grant (zugleich Herausgeber), Arthur H. Förster,
Paul S. Kramer und Sherman E. Johnson. Die Aufnahme der nun
erfolgten Zweitauflage als Volksausgabe in die preiswerte Reihe
der „Harper Torchbooks" soll der Verbreitung des Werkes in
weiteren Bevölkerungsschichten dienen.

Obwohl ich natürlich nicht Seite für Seite mit dem deutschen
Originaltext verglichen, sondern bloß gelegentliche Stichproben
angestellt habe, möchte ich die Übersetzung als außerordentlich
gelungen bezeichnen. Es ist keine leichte Aufgabe, deutsche
Nominalkonstruktionen und verschlungene Relativsätze in ein
lesbares Englisch zu übertragen. Deutsche Bücher theologischen
Inhalts haben denn auch unter der Hand von Übersetzern oft ein
schlimmes Schicksal erfahren. Wenn die hier angezeigte Übertragung
des Buches von Johannes Weiß vorzüglich ist, lag dies zum
Teil gewiß an der klaren Ausdrucksweise des Verfassers, nicht
weniger jedoch auch an der Kompetenz derjenigen, die sich der
Übersetzerarbeit angenommen haben.

Die Neuauflage des Buches verfolgt den Zweck, das historisch
-kritische Studium der Entwicklung des christlichen Glaubens
anzuregen. Der Herausgeber hat darum in Anmerkungen auch
auf Publikationen hingewiesen, die erst nach dem Tode von