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Ausgabe:

1960 Nr. 4

Spalte:

275-277

Kategorie:

Allgemeines

Titel/Untertitel:

Basileia 1960

Rezensent:

Gelzer, Heinrich

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275

Theologische Literaturzeitung 1960 Nr. 4

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Leben. Wir Christen schließen das Buch in Andacht und sprechen:
,,Es waltet Einer über uns, der die nicht verlassen und versäumen
will, die auf Ihn schauen und auf Ihn bauen."

Greifswald Ernst J e n s s e n

.JF r e y t a g, W.:] Basileia. Walter Freytag zum 60. Geburtstag, hrsg.
von Jan H e r m e 1 i n k und Hans Jochen Marguli. Stuttgart:
Evangelisdier Missionsverlag 1959. 519 S., 1 Porträt, gr. 8°. Lw.
DM 19.80.

Daß sich mehr als 50 führende Männer der Mission und
Ökumene mit wissenschaftlichem Ruf vereint haben, um D. Dr.
Walter Freytag in einer Festschrift öffentlich den Dank aus 9
verschiedenen Ländern zu bezeugen, ist an sich ein bedeutsames
Ereignis. Erfreulicher noch ist die Tatsache, daß die Aufsätze der
Verfasser sich keineswegs in wohlverdienter Menschenehrung erschöpfen
, sondern in den vielen Bereichen, in denen Freytag tätig
war, ein Stück neuen Weges markieren. Daß dies vor allem
von den Beiträgen gilt, welche Probleme der Mißsion und Ökumene
behandeln, ist naheliegend. Doch auch die biblisch-theologischen
und religionsgeschichtlichen Studien finden die Verbindungslinie
zur Lebensarbeit des inzwischen verstorbenen Jubilars1. Das durch
6eine mannigfaltigen Gesichtspunkte so reiche Sammelwerk ist —
nach warmen Gruß- und Dankesworten kompetenter Persönlichkeiten
wie Ihmels, Matckay, Gr"ubb, Witte und
Kurt Dietr. Schmidt (welch letzterer Freytags Werdegang
feinsinnig zeichnet), — in vier Teile gegliedert: Mission,
Religion, Kirche, Ökumene. Verschiedene Autoren
weisen auf den durch den Raum bedingten fragmentarischen,
skizzenhaften Charakter ihrer Abhandlungen hin. Heinrich
Meyer nennt die seine — 6ehr instruktive — über die „Entwicklung
des Bekenntnisses in asiatischen und afrikanischen Kirchen
" — Randbemerkungen! Eine auch nur einigermaßen angemessene
Wiedergabe des Inhalts ist bei der Fülle des in über
500 Seiten Dargebotenen unmöglich. Es muß bei einzelnen, unvermeidlich
subjektiv gehaltenen Hinweisen bleiben. Die um
Schaffung und Gestaltung der Festschrift verdienten Herausgeber
werfen sich auf zwei brennende Gegenwartsfragen. Jan Herme-
link: kann der ,,Dien6t der Leitung" nicht ganz neu befruchtet
werden von der Mission, auch von der missionarisch-ökumenischen
Zusammenarbeit her, wenn wie in ihr auf die Gewissensantwort
der Gemeinde geachtet wird? Hans Jochen M a r g u 11:
ist die Zeit nicht reif geworden für eine in der Gemeinsamkeit
Vieler bestehenden Erarbeitung der „ökumenischen Diskussion"
(nicht Disputation!), wie sie seit Edinburgh 1910 im Fluß ist?
„Daß die Kirche in Einheit ihre Mission erfülle, darum geht es."
(Freytag). Die scharfsinnigen Ausführungen von H. W. Bartsch
über die „Passions- und Ostergeschichten bei Matthäus" stehen
für da6 Verständnis des Rezensenten 6tark im Zeichen des Hypothetischen
. M i n e a r bietet auf engem Raum Substantielles
über „Gratitude and Mission in the Epistle to the Romans",
ebenso Eichholz in seinen „Exegetischen Beobachtungen zu
I. Kor. 1, 18—25" = das Wort vom Kreuz ist als Leitwort des
ganzen 1. Korintherbriefes zu erfassen. B e a v e r weist nach,
historisch wohl dokumentiert, daß die „amerikanische" Mission
anfangs im 18. Jahrhundert eine klar eschatologische Zielrichtung
hatte, die auch im 19. Jahrhundert nicht fehlte. Das evolu-
tionistisch verstandene Schlagwort vom „Social Gospel" gehört
der Periode nach 1920 an. Seit Willingen dominiert jedoch wieder
der eschatologische Blickpunkt. Athanasius, Erzbischof
der Griech.-Orthodoxen Kirchen in Nord- und Südamerika, dringt
auf die Einheit der Kirche im Sinne von Joh. 17, 21 als Fundament
aller Mission. Brennecke betont: Nur die missionarische
Gemeinde kann Trägerin der Mission sein. Sie erfaßt den
Auftrag der „ökumenischen" Mission für die Ökumene, d. h. die
bewohnte Erde. Hertzberg gibt einen geschichtlichen Essay
über „die Besonderheit der Deutschen Palästinamission." Ohm
macht die Bedeutung des günstigen oder ungünstigen „Missionsklimas
" (=Atmosphäre) anschaulich, wofür wir mitverantwortlich
sind. Holsten sieht im Gegensatz zu Panikkar den Umbruch
der Missionslage bezüglich der Sicherung durch die Kolonialmächte
nicht im Jahr 1918, 6ondem 6chon durch die ,Pro-

') Eine Würdigung des Lebenswerkes W. Freytags erscheint in einem
der nächsten Hefte der TnLZ.

klamation der Menschenrechte' in den Vereinigten Staaten anno
1776. Sundkler zeigt an der Zulumission, daß zahlenmäßiger
Rückgang nicht immer geistlicher Stagnation gleichgesetzt
werden darf. Beyerhaus schildert auf grund einer bei
Freytag gehörten Vorlesung und eigener missionarischer Erfahrung
in Nordtransvaal die Problematik des Gewissens: „Nur
ein erschrockenes Gewissen kann andere Gewissen zum Erschrecken
bringen." W a r r e n setzt 6ich mit Freytags Botschaft
in Whitby auseinander. — Der Raum verbietet, die im zweiten
Teil = „Religion" folgenden biblisch-theologischen und religionsgeschichtlichen
Beiträge einzeln aufzuführen. Sie sind sehr
lesenswert, da 6ie neue Gesichtspunkte für die Forschung aufweisen
, so z. B. O. M i c h e 1 in seiner scharfsinnigen Darlegung:
„Polemik und Scheidung". Ebenso andere.

Auch der dritte Teil des Sammelwerks = „Kirche" enthält
wertvolle, aktuelle Zeugnisse. Der Methodist Daniel I. N i-
1 e s beleuchtet die Kirche auf Ceylon an den Bildern des Propheten
Jonas (Buße!), des Apostels Petrus (Gehorsam!) und des
Mannes aus Macedonien (Demut). Hch. Meyer macht eindrücklich
, daß es die Aufgabe der asiatischen und afrikanischen
Kirchen ist, ein Bekenntnis zu erringen — nicht ohne Gespräch
mit ihren .Mutterkirchen'. Jansen-Schoonhoven bespricht
kritisch und weiterführend den Artikel „Vom Apo6tolat
der Kirche" in der Kirchenordnung der Niederländ. Kirche.
R a a f 1 a u b orientiert über die presbyterianische Kirchenordnung
in Kamerun, wie sie in „dienender Funktion" probeweise
für drei Jahre in Kraft gesetzt ist. Devanandan gibt
instruktive Anleitung zum Verständnis der Kastenprobleme seiner
südindischen Heimatkirche. Taylor prüft die teils seltsam
enthusiastischen, teils katholisierenden Bewegungen in Lagos
und andern Gebieten Afrikas auf ihre geistliche Gesundheit.
Th. Müller-Krüger stellt fest, daß in Indonesien die theologische
Ausbildung die erwünschte „Theologia in loco" (d. h.
bodenständig, nicht westlich orientiert!) noch nicht gefunden
habe. Thomas befaßt sich mit dem bestmöglichen Lehrgang
(Curriculum) für den Missionsdienst. Myklebust 6telltzum
gleichen Problem die Frage: Eingliederung der Missiologie ins
Gesamtprogramm des theologischen Studiums (Typus: J. Foster.
Kraemer, Hoekendijk) oder Sonderbehandlung (Typus: Warneck,
Richter, Beckmann)? V i c e d o m zeigt, wie die „Selbstentfaltung
des Evangeliums" sich immer in dem Maße vollzieht, in
dem eine Kirche das Evangelium in ihre Situation hineinnimmt
und es wagt, ihm unter den gegebenen Umständen gehorsam zu
sein. Etwas mit vom Besten scheint dem Rezensenten hier die Ausführung
über da6 „Sakrament" in der jungen Kirche (S. 35 3)..
Walz äußert in seinen „Überlegungen zum Wesen und Auftrag
des Deutschen Kirchentages": „Die evangelische Kirche ist
zweipolig. Sie besteht aus dem Amt, das da6 Wort verkündet, und
aus der Christenheit, welche die Antwort der Dankbarkeit da
gibt, wo sie gebraucht wird, in der Welt." Robertson zeichnet
die vom „Kirchengebäude" unabhängige „Hausgemeinde", wie
sie bedingt durch kirchliche Struktur oder Weltverhältnisse und
heutige geistliche Bewegungen der Erneuerung der Kirche dient.
Smith fordert eine ganz neue Vertiefung in die .Pneumato-
logie' — das Werk des Heiligen Geistes — in Konfrontierung mit
der modernen Psychotherapie. Hedenqui6t ventiliert in aktuellster
Weise die Frage nach „Israel — außerhalb und innerhalb
der Kirche" und eruiert von da aus den Standort der .Israel-MiS'
6ion'. Im Vierten Abschnitt unter dem Stichwort .Ökumene' bezeugt
S c h 1 i n k das Gericht über die Kirche in ihrer Gespaltenheit
, die das Glaubenshindernis für die Welt ist, aber auch die
neue Segensmöglichkeit auf dem Demutsboden echter Buße-
Zand e r weist in der Sicht eines Russisch-Orthodoxen neue
Strömungen im Protestantismus auf, welche über die verhärtende
Teilung in „katholische" und „evangelische" Kirchen hinauszuführen
vermögen — mit der Zielbewegung: „Ecclesia Semper re-
formande (nicht ,,6emel reformata"!) Sommer entwirft ein
geschichtlich sorgfältig gemaltes Bild von J. .W. Fletcher als
einer wahrhaft ökumenischen Zeugen-Persönlichkeit. Heinz Dietr.
W e n d 1 a n d ruft die Gemeinde Christi als Dienerin ihre6
Herrn in neuer Weltsituation zum Begehen neuer Wege auf: ..die
neutrale Haltung des unpolitischen Christen ist nicht mehr realisierbar
". In ähnlicher Richtung bewegt sich N o 1 de : „Christian