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Ausgabe:

1960

Spalte:

273-275

Kategorie:

Allgemeines

Autor/Hrsg.:

Fuchs, Emil

Titel/Untertitel:

Ein Christ im Kampfe gegen den Faschismus, für Frieden und Sozialismus 1960

Rezensent:

Jenssen, Ernst

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hafte Anlagen waren, aus Stein gefertigt, und daher noch ihre Auffindung
möglich wäre. Die möglicherweise zu erwartende Periode
eines Tiefstandes des Toten Meeres60* könnte dabei ausgenützt
werden.

In der oberhalb von Qumrän gelegenen Buqe'a sind die
Nachforschungen begonnen worden, aber 6ie haben nur israelitische
Siedlungen ergeben51. Pater de Vaux6* hat in der Auseinandersetzung
mit Del Medico auf die Möglichkeit hingewiesen
, daß ein Landanbau für die Gruppe von Qumrän auch in der
Buqe'a möglich gewesen wäre. Das würde den Wunsch hervorrufen
, daß die Forschungen in der Buqe'a fortgesetzt würden auf
mutmaßliche Zweigsiedlungen der Gruppe von Qumrän, die
etwa in Analogie zum Gehöft bei 'en feschcha vorgestellt werden
können. Hinzukommt die Frage nach dex Oberflächenforschung
in der Küstenebene zwischen der Qumränterrasse und 'en feschcha.
Daß der Ausgräber eine solche veranstaltet hat, ist ohne weiteres
anzunehmen, obwohl die Gebäudereste, wie mitgeteilt
wird, zum Teil vom Rand des Gebirges erkannt wurden. Ob eine
systematische Scherbensuche über die ganze Küstenebene veran-

"*) Handschriftenfunde II 4 und Anmerkung 2.
") Handschriftenfunde II 8.
°) RB LXVI, 1959, 97.

staltet worden ist, berichtet der Ausgräber nicht. Angesichts des
sehr großen Areals würde das eine sehr mühselige Arbeit gewesen
sein63. Aber lohnend würde die Durchführung sicher sein,
wenn man erwägt, daß die Siedler von Qumrän in den ersten
Jahren oder Jahrzehnten in Zelten gewohnt haben werden6*.

M) Die Bodenbewachsung deT Küstenebene ist hierbei sehr hinderlich
. Ich habe die Gegend nur im September 1955 gesehen und kann
mir keine Vorstellung machen von der Bodenbedeckung in den Wintermonaten
.

M) Nur anmerkungeweise sei hier noch die Methode der Wüstungsforschung
erwähnt. Vgl. W. Lorch, Methodische Untersuchungen zur
Wüstungsforschung, Jena 1939. Die Besprechung von A. Alt in ZDPV
63, 1940, 252 f. maß dieser Methode nur einen Wert bei, wenn „es ihr
gelänge, alte Ortslagen auch an Stellen nachzuweisen, wo die archäologische
Untersuchung der Bodenoberfläche völlig versagt". Das würde
für die Küstenebene insofern von Bedeutung sein, um möglicherweise
den Platz feststellen zu können, an dem die ersten Qumränsiedler sich
niederließen, als sie in der Küstenebene zu siedeln begannen. Die Feststellung
eines solchen Platzes könnte zur Auffindung von Keramikresten
, die möglicherweise älter als die Periode Ia sind, führen. In der
Oumränforschung darf kein Mittel unversucht bleiben, da die Nähe
zum Christentum dieses Forschungsgebiet zu unerhörter Aktualität
kommen läßt.

ufef

ALLGEMEINES: FESTSCHRIFTEN

ochs, Emil: Mein Leben. II: Ein Christ im Kampfe gegen den
Faschismus, für Frieden und Sozialismus. Leipzig: Koehler 4 Arne-
lang 1959. 320 S., 6Taf. 8°. Lw. DM 8.50.

Die Lehrbücher der Praktischen Theologie, die uns in letzter
Zeit von Dedo Müller und Otto Haendler geschenkt wurden,
baben in ihren Lesern gewiß Aufmerken und Nachdenken geweckt
und Dankbarkeit für die Übermittlung so viel klugen
Sinnens und sorgfältigen Abwägens. Nun ist, was Emil Fuchs im
2. Band seines Buches „Mein Leben" über 6eine pfarramtliche
Arbeit in Eisenach berichtet, auch zugleich ein Abriß der Praktischen
Theologie, aber dieser Abriß wirkt anders auf uns wie
die eben genannten. Man wird aufgerüttelt, man wird hineingestoßen
in eine Unruhe, der man das Beiwort „heilige" Unruhe
nicht versagen möchte, man wird gedrängt, Abrechnung zu halten
mit sich selbst, Abrechnung über die eigene Arbeit. Durch
all das, was Fuchs über Seelsorge, Fürsorge, Jugendarbeit, über
Konfirmanden - Unterricht und Konfirmation, über Predigtweise
und Gottesdienst - Gestaltung berichtet, weht der heiße Atem
<fer Liebe zum Gottesauftrag und zu den Menschen, denen dieser
Auftrag auszurichten ist. Man wird aus dieser „Praktischen
Theologie" schwerlich lernen, wie man'6 6elber machen soll.
Denn, um es 60 zu machen, wie Fuchs es unternommen hat, dazu
gehören besondere Gaben; und Gaben werden eben gegeben und
nicht erarbeitet. AbeT man wird aufgerüttelt bis ins Tiefste. Und
ein Aufgerüttelt - Werden ist ein Erlebnis, das dem, der ihm
standhält, doch wohl zum Segen werden muß. Darum muß eine
Anzeige dieses Buches zuerst herausstellen, daß das aufmerksame
Lesen der ersten 70 Seiten für den, der selbst in ähnlicher Arbeit
8teht, an Segen reich ist.

Wie wir Menschen durchschnittlich nun einmal sind, lieben
wir es, uns einem erschütternden Eindruck zu entziehen, einem
Buche gegenüber dadurch, daß wir zu uns sagen: „Hier hat der
Verfasser den Mund doch wohl etwas voll genommen." Aber
dem Fuchsschen Buche gegenüber steht uns dieser bequeme Ausweg
aus der Erschütterung nicht offen. Denn wir müssen uns gesehen
: nicht mit gemachter, sondern mit echter Bescheidenheit
«Pricht der Verfasser von seinem heißen Mühen. Er betont, daß
er damals viele Fehler gemacht hat. Er spricht nicht davon, was
das für Fehler gewesen seien. Sie werden offenbar auch ohne
einen Hinweis des Verfassers: Fuchs hat den Menschen, mit
denen er zu tun hatte, gewiß nicht selten zu viel an Gutem zugetraut
. Vielleicht ist er auch der Kirche nicht immer gerecht

geworden. Eine Institution, die eine nun fast zweitausendjährige | theologenra stärksten bewegen w«^D«jakular gestimmte

Kraft dieser Geschichte, 6ie trägt ja auch der langen Jahre ganze
Last. Und tragen nicht an solcher Last am schwersten stets die
Führer der Kirche? Wie es sich nun auch mit dem Tragen solcher
Last verhalten mag: der Mann, der ehrlich von seinen Fehlern
spricht, der darf sich von Herzen freuen, wenn ihm jemand sagt:
„Sie haben mich etwas erleben lassen, was ich in Deutschland
für unmöglich hielt: eine ganze Kirche voll aufmerksam lauschender
Arbeiter und Arbeiterfrauen" (Seite 64). Eine solche
Feststellung läßt uns wünschen, daß die ersten 70 Seiten des
Fuchsschen Buches auf unseren Prediger - Seminaren mit Sorgfalt
gelesen werden möchten.

Der andere Abschnitt unseres Buche9, der den Theologen
besonders angeht, trägt die Überschrift: Auseinandersetzung
mit der Theologie Karl Barths und Gogartens (Seite 165—174).
Der Gegensatz zwischen der Theologie des Leipziger Systematikers
und der der beiden eben Genannten ist unter Theologen
bekannt; es braucht über ihn hier nichts gesagt zu werden. Interessant
aber ist wohl, wie Fuchs diesen Gegensatz formuliert.
„Le style, c'est l'homme" sagt ja ein altes, beachtenswertes Wort.

Fuchs schreibt auf Seite 171: „Hier kommen wir zu dem
tiefgehenden Unterschied zwischen Karl Barth und Gogarten auf
der einen und mir auf der anderen Seite. Das Evangelium, das
den Menschen zu bringen ist, ist für sie eine theoretisch aussprechbare
Wahrheit. Sie wird nach dem Buchstaben der Schrift
verkündet. Das ist, was der Mensch kann. Daß sie als Wahrheit
den Menschen ergreift und erlöst, kann nicht durch Menschen
und nicht durch den Buchstaben geschehen, sondern durch die
göttliche Lebensmacht, die dem Worte immer wieder durch Gott
verliehen wird."

Dem setzt Fuchs entgegen, auch auf Seite 171: „Wir haben
uns darum zu bemühen, die Wirklichkeit ewigen Lebens, die uns
ergriffen hat, anderen deutlich zu machen. Dazu gehört auch unser
Wort, aber zuerst und vor allem unser Sein und Leben. Unser
Wort ist Lüge und kraftlos, wenn es nicht als Zeugnis aus dem
Leben hervorbricht, das uns selbst bewegt und durch uns Gestaltung
und Tat wird, freilich in aller Unvollkommenheit, aber in
der großen Sehnsucht und Hingabe, die uns zu Jüngern Jesu und
uns zu Kindern Gottes macht."

Alles ist hier schlicht und klar gesagt. Le style, c'est
l'homme.

Von 310 Seiten des Buches sind nun erst 89 besprochen,
die, welche den Theologen am meisten angehen. Was kann in
Kürze gesagt werden über die mehr als 200 Seiten, die den Nicht-

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Geschichte hinter sich hat, empfängt ja nicht nur Segen und ' Leser wird das Buch schheßen in Bewunderung für ein heldisches