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Ausgabe:

1960 Nr. 3

Spalte:

217-218

Kategorie:

Psychologie, Religionspsychologie

Autor/Hrsg.:

Stern, Erich

Titel/Untertitel:

Die Tests in der klinischen Psychologie, 2. Halbbd. 1960

Rezensent:

Siebeck, Robert

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Theologische Literaturzeitung 1960 Nr. 3

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psychologisch und mehr mythologisch als bibeltreu abgeleitet.
Mit achtungsgebietender Konsequenz werden von da aus die
lebensfremdesten Dinge behauptet. Der Arzt und Eheberater stößt
«ich an der mangelnden Beziehung auf das praktische Leben. Es
ist wohl kein Zufall, daß der am häufigsten zitierte Autor Otto
Weininger ist, auf ihn folgt J. J. Bachofen, Schopenhauer und
Piaton.

Gerade weil Liebe und Ehe, wie Verf. immer wieder sagt,
von Gott gestiftet und Abbilder seiner Liebe sind, deshalb wollen
wir uns davor hüten, über sie noch so tiefsinnige philosophische
Betrachtungen anzustellen, sondern wir wollen versuchen,
in schlichtem Gehorsam in ihnen zu leben und Gnade um Gnade
von Ihm zu empfangen.

Basel Theodor Boret

Stern, Erich, Prof. Dr.: Die Tests in der klinischen Psychologie.
2. Halbband hrsg. Zürich: Rascher 1955. VIII S. u. S. 419—870 mit
Abb. u. Taf. gr. 8° = Handbuch der klinischen Psychologie Bd I, 2.
DM 31.50.

In diesem zweiten Band1 werden die einzelnen Methoden,
ihre Bedeutung und ihre Auswertung, so eingehend besprochen,
daß es möglich ist, ihre Ansätze zu erlernen und zu üben, ohne
daß freilich die Anleitung durch einen Erfahrenen immer entbehrlich
wäre. Besonders wichtig 6ind der Zeichentest (von Wartegg
), der Rorschachtest (mit der Deutung von Klecksbildernl

l) Bd. I. s. ThLZ 195 5, Sp. 491.

und der Scenotest von Staabs. Diese sind verwertbar für die Beurteilung
der Persönlichkeit, ihrer Strebungen und ihrer verborgenen
Verhaltungen, weniger für diese oder jene Diagnose.
Wesentlich ist immer, daß die Probanden zugleich sorgfältig
beobachtet werden und daß möglichst eingehende Kenntnisse
über ihre Persönlichkeit und ihre Geschichte vorliegen. Auch wird
eine gewisse Bereitschaft für diese Untersuchungen bei den
Untersuchten vorausgesetzt. Der Scenotest kann auch bei Kindern
gebraucht werden. Ein besonderes Verdienst des Herausgebers
Stern ist es, in seinen zusammenfassenden und abschließenden
Ausführungen nachdrücklich darauf hingewiesen zu haben, daß
| die Ergebnisse der Tests immer im Zusammenhang mit weiteren
und tiefer reichenden Einsichten verstanden werden müssen. Zugleich
aber dient ihr Gebrauch dem persönlichen und zwischenmenschlichen
Umgang von Arzt und Patient und hilft damit Zugang
und Vertrauen zu stiften. In diesem Sinne können die Methoden
nicht nur in der Medizin, sondern auch in Pädagogik.
Rechtspraxis, Berufsberatung und nicht zuletzt auch in der Seelsorge
sehr wertvoll sein.

Heidelberg R. Siebeck

Bo damer, Joachim: Psychologie als Religionsereatz.

Deutsches Pfarrerblatt 59, 1959 S. 289—292.
McClelland, David C.: Religious Overtones in Psychoanalysis.

Theology Today 16, 1959 S. 40—64.
Rausch, Johannes: Die Grundlegung der kindlichen Religiosität.

Trierer Theologische Zeitschrift 1959 S. 347—359.

BERICHTE UND MITTEILUNGEN
Deutscher Evangelischer Theologentag 1958

(Fortsetzung von Heft 2 der ThLZ)

Theologisches and Kirchliches aus dem Briefwechsel Loofs—Harnack

Zum Jubiläum von Friedrich Loofs (1858—1928)

Von Ernst B a r n i k o 1, Halle/Saale

Am 19. Juni 1958 war der Hundertjahr-Gedenktag von Friedrich
Loofs, der 39 Jahre deutscher Theologie-Professor in Halle war. An die-
*em Tage hat seine Fakultät einen Kranz des Gedenkens und des Dankes
auf sein Grab gelegt. Inzwischen habe ich, als der Inhaber seines Lehrstuhles
seit 1929, versucht, ihn in der „Theologischen Woche" unserer
Fakultät als kritischen und kirchlichen Theologen zu würdigen. Es war
mir eine Freude, auf dem deutschen Theologentag 1958 6einer mit nachstehenden
Ausführungen zu gedenken.

Der vollständige Briefwechsel der Freunde Loofs und Harnack bzw.
von Loofs mit seinem Lehrer Harnack hat den zweiten Weltkrieg nicht
überstanden. Ganz lag er noch Agnes von Zahn-Harnack für ihre zuerst
"36 erschienene Biographie des Vaters um 1934 vor. Die Biographin
Pries Friedrich Loofs, „dessen Briefe an Harnack — eine dichte Reihe
durch mehr als 50 Jahre! — in jedem einzelnen Stück neben gelehrtem
^'egcspräch immer auch den Ausdruck seiner unwandelbaren Freund-
s<haft und Dankbarkeit brachten" (S. 536). Die Familie Loofs deponierte
Harnacks Briefe und Karten auf unserer Universitäts-Bibliothek in
Halle. Das nach Querfurt hin ausgelagerte geistige Gut ist dort, wie mir
berichtet wurde, in den Wirren des Jahres 1945 fast ganz vernichtet worden
. Erhalten sind in Harnacks Familie die Briefe und Karten von
riedrich Loofs über einen Zeitraum von mehr als 50 Jahren, jetzt depo-
n'ert, zwar nicht vollständig, durch die Fürsorge des Tübinger stellvertretenden
Bibliotheksdirektors Axel von Harnaok auf der Deutschen
Staatsbibliothek in Berlin. Aus diesem kostbaren Loofs-Erbe teile ich
mit- Seine Lebensgefährtin hat mir von sich aus im August 1934 Harnacks
Briefe in ihrem Hause zur Einsichtnahme zur Verfügung gestellt,
und mein Heft einzelner wörtlicher Exzerpte liegt mir hier zur Ergänzung
vor.

Heute habe ich mir die Aufgabe gestellt, vor allem Friedrich Loofs
*u Worte kommen zu lassen und ihn damit — ohne viel Begleitworte —
als den evangelischen Charakter wissenschaftlicher Bescheidenheit und
a'S C'en treuen' abcr selbständig gewordenen Schüler und Freund
s,cn so selbst darstellen zu lassen, unbewußt und uns bewußt.

Aus diesen schlichten Briefen und vergilbten, eng beschriebenen
I a"er> steigt für den Leser die geistige und theologische Welt empor,
. der deutsche Generationen vor dem ersten Weltkriege in friedlicher

r°eit großgeworden sind, audi meine Generation, die letzte Studentcn-

nd Studiumsgeneration 1910—1914.

Harnacks Leben und Wirken ist bekannt. Der in Dorpat am 7. Mai
1851 geborene Balte starb am 10. Juni 1930 in Heidelberg. Nach seinem
Studium in Dorpat und Leipzig sind die Daten seiner akademischen Laufbahn
: Leipzig Habilitation 1874, dort außerordentlicher Professor
1876—1879, Ordinarius in Gießen 1879—1886, dann in Marburg 1886
—1888 und endlich in Berlin seit Herbst 1888.

Für das Leben des 6ieben Jahre jüngeren Loofs (1858—1928) nenne
idi als Quellen erstens seine Selbstbiographie in Erich Stanges Sammelwerk
: Die Religionswissenschaft der Gegenwart in Selbstdarstellungen
Bd. II i926i s. 119—158, mit der Übersicht seiner Publikationen S. 159/
60. Loofs weiß und berichtet, daß seine „Familie aus dem reformierten
Holland stammt" und daß noch seines „Vaters Vater lutherischer Kirchlichkeit
fern gestanden hatte" (S. 119). Er bekennt: „Es war ernstes,
aber allem Pietismus wie aller Weltförmigkeit gleich fernes, gutlutherisches
Christentum, in da6 ich im Elternhause hineinwuchs" (S. 121).
Der Student lernte in Leipzig: „Gefesselt ward ich nur durch eine .Sozietät
' bei Adolf Harnack, in der wir die Ignatianischen Briefe lasen"
(S. 124/25). In den Herbstferien 1877 studierte Loofs nach seinem ersten
Semester Harnacks erstmalig gelesene Dogmengeschichte nach Martin
Rades Nachschrift: „Keine meiner akademischen Vorlesungen ist für mich
von solcher Bedeutung gewesen, wie diese, die ich nicht gehört habe.
Die Frage nach dem Verhältnis der kirchlichen Trinitätslehre zum ur-
diristlichen Glauben hat mich seit der Zeit nicht losgelassen" (S. 126).

Aus der zweiten, früheren biographischen Quelle, aus seiner weniger
bekannten ersten Selbstbiographie teile ich die akademischen Stationen
seines Lebens mit: „Hallesches akademisches Vademecum" l.Band
1910: Bio-Bibliographie der aktiven Professoren, Privatdozenten und
Lektoren der vereinigten Friedrichs-Universität Halle-Wittenberg, wo
Loofs über sich u.a. berichtet: „Geb. am 19. Juni 1858 in Hildesheim al«

Sohn des Pastors Friedrich L.....besuchte Ost. 1870 bis Ost. 1877 das

Gymnasium Andreanum zu Hildesheim, studierte Ost. 1877 bis Ost.
1882 in Leipzig, Tübingen, Göttingen u. Leipzig Theologie, war 1880/81
zugeich Hauslehrer in Leipzig, bestand Ost. 1880 die erste, Ost. 1883
die zweite theolog. Prüfung in Hannover, promovierte am 20. Dez. 1881
in Leipzig zum Dr. phil. und am 14. Mai 1882 zum Lic. theol., habilitierte
sich am 26. Juli 1882 in Leipzig für Kirchen- und Dogmengeschichte
, wurde am 24. Dez. 1886 aord. Prof. daselbst, am 18. März 1887
aord. Prof. in Halle u. ist seit 29. Juni 1 888 im jetzigen Amte (als Ordi-