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1960 Nr. 3

Kategorie:

Ökumenik, Konfessionskunde

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Neuerscheinungen

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209 Theologische Literaturzeitung 1960 Nr. 3 210

Konstantinopel. Es ist wirklich sehr aufschlußreich und förderlich,
daß vor allem diese Dokumente, die in der Tat die bis heute
noch nicht überholte „klassische" theologische Erstauseinandersetzung
zwischen Reformation und Orthodoxie darstellen, in so
exakter wissenschaftlicher Form und Übersetzung (über Einzelausdrücke
läßt sich natürlich streiten, aber das Ganze ist sorgfältig
durchdacht und sauber dargeboten) und mit so guten, kennzeichnenden
Einzeleinleitungen weiten Kreisen zugänglich gemacht
sind. In der Erstauseinandersetzung sind es immer die
elementaren Themen, die sich melden, und die Art der
Argumentation ist hier von beiden Seiten 60 zentral und charakteristisch
, daß wir für eine heutige Neuaufnahme des damals leider
so bald wieder abgebrochenen Gesprächs daran gar nicht vorbeigehen
können. Es muß sich auch daran zeigen, ob ein heutiges
Gespräch zwischen Reformation und Orthodoxie mehr Aussich
ten auf gegenseitiges Verstehen hat! — Die Texte des zweiten
und dritten Schriftwechsels sind nur in Auswahl dargeboten. Man
hätte sie lieber — wenigstens in gewissen Punkten — vollständig
gehabt und dafür auf dies oder jenes unter den Anlagen verzichtet
. Gerade die Voten zut Frage des „filioque" und des freien
Willens, die im zweiten und dritten Schriftwechsel herausgelassen
worden 6ind, wären doch zumal in ihrer Weiterführung wichtig
gewesen. Und hätte nicht doch der Text der C A graeca in deutscher
Übersetzung geboten werden sollen, da die ganzen Kontroversen
hierauf aufbauen und dieser Text ja kaum allgemein bekannt
ist? (Vielleicht war der Versuch Melanchthons, die Artikel
der C. A. in einer der Orthodoxie geläufigen Sprache auszusagen
, der bedeutendste ,,ökumenische" Schritt in jener ganzen
Auseinandersetzung; so G. Florovsky in World Lutheranism Today
, Nygren-Festechrift, 1950, 104 f.)

Die Art, wie die Tübinger Theologen Konstantinopel gegenüber
, in bezug auf die hl. Schrift, den freien Willen und das Verhältnis
von Rechtfertigung und guten Werken argumentieren, ist
z- T. wörtlich die gleiche wie in der F C, Präambel u. Art. II, III
und IV, wie es denn ja auch z. T. die gleichen Männer hier wie
dort waren. Entsprechende Hinweise wären nötig.

Auch rein historisch dürfte für die Geschichte der ersten Fühlungnahmen
von Luthertum und Orthodoxie bis 1573 der Hinweis auf
Chytraeus nicht fehlen, der aufgrund eigener Bekanntschaft, die
«r auf einer Reise durch die habsburgischen Länder mit der Ostkirche
gewonnen hatte, bereits 1569 in Roetock die erste Vorlesung eines
feformatorischen Theologen über diese hielt: „Oratio de statu Ecclesia-
rum hoc tempore in Graecia, Asia, Africa, Hungaria, Bohemia", ver-
öffentl. Frankfurt 1580.

Einzelheiten: S. 5. zweitletzte Zeile, ist ein Druckfehler, muß
••XIV." heißen; S. 12: ist es richtig zu sagen, die CA habe versucht,
••den Römern ein Römer zu werden"?; S. 33 unten: ist es zutreffend,
den Hauptunterschied zwischen Reformatorischen und Orthodoxen: Hl.
Schrift allein, oder Schrift und Tradition, so zu umschreiben: „Jesus
Christus allein" oder: „Christus und seine Gemeinde — ecclesia"?
S 35 oben: ist hgoayla mit „heilig geweihte", und S. 77 Mitte:
mit „preist" nicht etwas zu puristisch übersetzt?; S. 230: sind
jfie betr. Dokumente hochbyzantinischer Theologie mit „grundlegende
Beiträge zu einer existentiellen und totalen Theologie" nicht zu modisch
charakterisiert?

Die gemachten Ausstellungen wollen nur Ausdruck dessen
S€'n' wie ernst diese wichtige und wertvolle Edition genommen
^•"d, für die wir aufrichtigen Dank bezeigen und der wir weite
Verbreitung und gründliches Studium wünschen.

Mlinster/Westf. Ernst Kinder

Jacob, Günter, Gencralsuperintendent D., Kunst, Hermann, Prälat D.
u. Wilhelm S t ä h Ii n, Prof. D. Dr., Bischof i. R. [Hrsg.]: Die evangelische
Christenheit in Deutschland. Gestalt und Auftrag. Stuttgart:
Evangelisches Verlagswerk [1958]. 448 S. m. 152 Abb., 8 färb. Taf..
4°. Lw. DM 48.-.

„Dieses Buch von der evangelischen Christenheit in Deutschend
ist herausgegeben und die darin vereinigten Aufsätze sind
geschrieben von Männern, die sich nicht erschüttert, sondern
»'«Jmehr immer neu bestärkt fühlen in dem Vertrauen, daß in
Qleser unserer Kirche Kräfte am Werk sind, die in unserer Lage

Zuspruch und Hilfe gewähren, daß hier, wenn irgendwo, durch
alle Bedrängnisse und alle Ratlosigkeit hindurch, der die ganze
Bibel durchtönende Ruf weitergegeben wird: Fürchtet euch
nicht!" So schreiben die Herausgeber in dem Vorwort. Und dieses
Vertrauen durchzieht in der Tat alle Ausführungen. Die Verfasser
behandeln in den einzelnen Aufsätzen die verschiedensten
Bereiche des christlichen Lebens in Deutschland mit hervorragender
Gründlichkeit und Klarheit: den Gottesdienst — hier insbesondere
die Wandlung und Läuterung der Begriffe in unserer
Zeit und die Wiedergewinnung echter christlicher Auffassung
vom Gottesdienst —, die Verkündigung und das Gebet, die Gemeinde
, die evangelische Theologie und ihren Weg in den letzten
hundert Jahren, die christliche Lebensordnung und die christliche
Lebensführung. Die folgenden Kapitel befassen sich mit der
Bibel als Ur-Kunde, der Alten Kirche, den Kirchen der Reformation
, dem Vermächtnis und der Aufgabe der Reformationskirchen
in Deutschland, dem Kampf der Kirche um ihre Freiheit in den
Jahren 1933—1945, der Kirche in der Ökumene und der deutschen
Volkskirche im Ernstfall, mit der Stellung des Christen in
der heutigen Zeit; sie sprechen über die christliche Verantwortung
für Politik und Gesellschaft, über die Stellung des Christen
in Beruf und Arbeit, über die Stellung von Mann und Frau und
über deren Verhältnis zueinander, über die evangelische Erziehung
und die Schule und über die Heimatvertriebenen in der
Kirche. Das vierte Kapitel berichtet von den Zeugnissen christlichen
Lebens, vom Wort der Dichter, von der singenden Kirche,
den Fragen der christlichen Kunst und des evangelischen Kirchenbaus
, von der modernen Publizistik in der Kirche, von den Stätten
des Gesprächs und der Begegnung, den kirchlichen Werken,
den Gemeinden in der Diaspora und schließlich von dem diakonischen
Dienst und der weltweiten Mission. Besondere Bildkapitel
beschäftigen sich mit dem Christusbild im Wandel der
Zeit, mit Weihnachten und Ostern, segnenden und spendenden
Händen, den Sakramenten, dem Worte Gottes, der Reformation,
dem Gericht, mit Bildern der Andacht, biblischen Motiven im
Bilde unserer Zeit, der Stimme der Kirche, kindlichem Liebesdienst
, der Kathedrale, dem kirchlichen Schauspiel, dem gesungenen
Gebet, Gottesdienst und Kirchenbau, dem Kirchentag, dem
liturgischen Gerät und anderem mehr. Doch will das Buch mit
der Vielfalt der behandelten Fragen nicht nur darstellen oder
gar analysieren, die Verfasser wollen vielmehr Verständnis und
Liebe für die Kirche wecken, in deren Leben sich in der jüngsten
Vergangenheit und in der Gegenwart tiefgreifende Wandlungen
vollzogen haben und vollziehen. Der neue Aufbruch, in dem die
Kirche steht, äußert sich in den mannigfachen Bereichen des Lebens
. Das Buch über die evangelische Christenheit in Deutschland
steht in dieser Vielseitigkeit und mit der Klarheit seiner
Darlegungen einzigartig da. Sowohl der Theologe wie der Laie
wird beim Lesen dieses Werkes von dem tiefen Ernst, in dem es
geschrieben ist, gepackt, festgehalten und in verschiedenster
Weise angeregt. Viele Fachgebiete sind angesprochen, und der
Leser findet manche Antwort auf die Fragen, die unsere Zeit bewegen
. Es wäre wünschenswert, wenn da6 wertvolle Buch einem
möglichst großen interessierten Leserkreis zugänglich gemacht
werden könnte.

Cuxharen Alf red W e c k w e r t h

Evdokimov, Paul: L'figlise orthodoxe.
Verbum Caro XIII (No. 52), 1959 S. 331-361.

Heidtmann, Günter: Die evangelische Kirche im Rheinland. Gestalt
, Probleme und Aufgaben in der Gegenwart.
Deutsches Pfarrerblatt 59, 1959 S. 385-388.

Johancen, Alf: Rumanian Orthodox Theology.

Internationale Kirchliche Zeitschrift 49, 1959 S. 241-247.

Lell, Joachim: Die römische Kirche als Rechtskirche. Zu Joseph Kleins
..Skandalon".

Materialdicnst des Konfessionskundlichen Instituts 10, 1959 S. 101
bis 110.