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Ausgabe:

1960 Nr. 3

Spalte:

200

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

Titel/Untertitel:

Gregorii Nysseni Epistulae 1960

Rezensent:

Dörries, Hermann

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199

Theologische Literaturzeitung 1960 Nr. 3

200

beit so eng mit der Patristik verbunden, da ohne diese dogmengeschichtliche
Arbeit sehr oft die überlieferungsgeschichtlichen
Zusammenhänge kaum erklärbar sind, daß es für einen einzelnen
Forscher heute kaum noch möglich ist, wirklich den ganzen Umkreis
der Probleme einer altchristlichen Literaturgeschichte zu
übersehen. Aber gerade in dieser Situation, die dem Betrachter
manchmal als äußerst verworren erscheint, hat das Buch von A.
seine Funktion: es soll den Studenten wie den Forscher über den
Stand der patristischen Arbeit unterrichten und ihm den Weg
weisen, nun durch die Benutzung der genannten Literatur zu den
Quellen zu finden. Die eben angedeutete enge Verbindung zwischen
Patristik und Dogmengeschichte kommt bei A. dadurch
zum Ausdruck, daß er zumeist den literargeschichtlichen Angaben
kurze Hinweise auf den Lehrgehalt (geordnet nach dogmatischen
loci) folgen läßt. Diese Verbindung wird immer wieder
umstritten sein. B. Steidle hat in seiner Patrologia (1936) auf
solche theologiegeschichtlichen Überblicke verzichtet, und W.
Eltester hat in der oben genannten Rezension dafür plädiert, daß
eine reinliche Arbeitsteilung angebracht wäre. Aber ich meine,
daß die Art der Darstellung bei A. nicht nur für sich hat, daß
das Buch dem Studenten dadurch schmackhaft gemacht wird
(und 6ich daher auch schneller verkaufen läßt, was für die alle
paar Jahre notwendige Erneuerung entscheidend ist), sondern
daß dadurch auch der Benutzer immer wieder auf die eben angedeuteten
Zusammenhänge hingewiesen wird und davor gewarnt
wird, die Patristik als eine reine Antiquitätensammlung zu
betreiben.

Nach diesen allgemeinen Bemerkungen seien nun noch ein
paar Worte zu Einzelheiten der neuen Auflage gesagt.

Das Abkürzungsverzeichnis ist wenig glücklich in zwei
Teile zerlegt: I. Zeitschriften, Akademie-Publikationen, Lexika
und einzelne Worte, II. Schriften, Fest- und Gedächtnisschriften
und Sammelwerke. Man sollte in einer neuen Auflage doch wieder
zu einem Abkürzungsverzeichnis zurückkehren. Die Einteilung
des Werkes in 3 Hauptteile und 108 Paragraphen ist unverändert
geblieben. Die Zäsuren liegen bei ca. 325 und ca. 451.
Teilweise sind sachlich zusammengehörige Schriftsteller bzw.
Werke ohne Rücksicht auf die Zeitgrenzen zusammengefaßt:
§ 7 Didaskalie und andere Kirchenordnungen; § 49 Nacheusebi-
anische Kirchengeschichten und Chroniken, im Anschluß an
§ 48 Eusebius von Caesarea; in § 48 sind auch Acacius von Caesarea
, Eusebijs von Emesa und Nemesius von Emesa untergebracht
, die aber nur bedingt dorthin gehören. Auch bei den
§§ 8—12, die den Apokryphen des Neuen Testamentes gewidmet
sind, ist die gesamte derartige Literatur ohne Rücksicht auf die
Abfassungszeit zusammengestellt.

Es wurde schon gesagt, daß die getroffene Literaturauswahl
zumeist sehr sinnvoll und sachgemäß ist. Die Angaben 6ind im
großen und ganzen zuverlässig und genau. Daß sich bei einem
solchen Werk immer kleinere Fehler einschleichen, wird niemanden
überraschen. Ein paar Kleinigkeiten 6eien notiert:

In § 2 wäre vielleicht ein Hinweis auf den Exkurs VI bei E. R.
Curtius, Europäische Literatur und lateinisches Mittelalter (Bern 1948,
S. 445—463) angebracht. — S. 43 muß es heißen I. N. D. Kelly; außerdem
ist der Titel des Werkes von Hedley zu ergänzen: The Symbol of
the faith. A study of the Apostles' Creed. — Der auf S. 46 erwähnte
Aufsatz von E. Peterson zur Didache ist erschienen in RAC XXVII, 1951,
S. 37—68. — Der auf S. 55 unter 1 c genannte Aufsatz von Galbiati gehört
auf S. 59 unter 15; vgl. dazu jetzt die Ausgabe des apokryphen
arabischen loh. Evgl. (ed. Galbiati, Mailand 1957). — S. 54: A. de Santos
Otero bringt nicht nur Übersetzungen der apokryphen Evangelien, sondern
druckt auch die griechischen und lateinischen Texte ab. — S. 83 lies:
Duensing, ZKG 63. — S. 89 fehlt ein Name (wie schon in der vorigen
Auflage S. 83); es muß heißen: A. C. Headlam, CQR 1945 (und nicht
A. C. Gloucester, wie Quasten, Patrology I, S. 81 schreibt; Headlam war
Bischof von Gloucester). — Auf S. 108 und 109 ist dreimal der Name
von H. C. Meecham (Diognctbrief) falsch geschrieben. — Die jetzt auf
S. 316 erscheinende Angabe Williams, ITS 1944, 65/73, wäre bei S. 114
angebracht; zumindest müßte sie an beiden Stellen erscheinen. — S. 209,
Zeile 17 lies: Jones-Skeat. — Evagrius Scholastikos (S. 216, Nr. 15) war
Rechtsanwalt in Antiochien und nur vorübergehend in Konstantinopcl
tätig. — Für den § 52 hatte Eltester (a. a. O. Sp. 688) schon darauf verwiesen
, daß es wohl angebracht wäre, „angesichts der Anonymität und
Kollektivität, in der sich beim Mönchtum, zumal in seiner Frühgeschichte
, vieles abspielt", eine allgemein orientierende Übersicht den

biographischen Notizen voranzustellen und dabei auch die allgemeine
Literatur zusammenzutragen. Ich möchte diesen Hinweis und diese
Empfehlung wiederholen. Der § 51 scheint mir kein Ersatz für eine solche
allgemeine Übersicht über das ägyptische Mönchtum zu sein. — S. 239
wird Alexander von Alexandrien behandelt. Hier hätte bei a (Briefsammlung
) die Stelle Epiph. haer. 69, 4 hinzugefügt werden sollen, damit
man sieht, woher die Notiz über die 70 Briefe stammt, und damit
dadurch auch die Fragwürdigkeit dieser Zahl deutlich wird. Unter b
werden Predigtfragmente und Panegyrikus zusammengestellt; die Literatur
dazu sollte aber getrennt werden; außerdem fehlt Heseler, BNI
1934. — S. 240 steht im 2. Absatz der Literaturangaben Scheidweiler an
der falschen Stelle; der Aufsatz gehört zu b, hinter Casey und Tetz. —
S. 242 f.: Der Aufsatz von M. Tetz, VC 1955 (auf S. 243 zitiert), sollte
auf S. 242 genannt werden, da er grundsätzliche Bedeutung für die Überlieferungsgeschichte
der Athanasiana hat. — S. 250, Zeile 3 lies: Dra-
guet, Mu 1951 (nicht 1950). — S. 283 wird bei Epiphanius auch eine
Arbeit von Franceschini genannt; aber es handelt sich dabei um eine
Marienvita des Mönches Epiphanius aus dem Kloster riav Kakkiargärmv
in Konstantinopel (um 800). Auch wäre es vielleicht nützlich, ein paar
Worte über den Physiologus zu sagen und die Literatur dazu zusammenzustellen
und nicht mit Arbeiten zu anderen Ps.-Epiphanius-Schriften
durcheinander zu zitieren. — S. 322: Die Arbeit von Dold, Das älteste
Liturgiebuch der lat. Kirche, gehört nicht hierher; sie hat nichts mit
dem Sacramentarium Leonianum zu tun. — Auf S. 371 (Paulinus von
Nola) wäre ein Hinweis auf den Aufsatz von Courcelle in RevEA 1951,
S. 253—300, angebracht, der jetzt auf S. 397 (Augustin) genannt wird. —
S. 421 und 422 lies: Mutzenbecher (statt Mutzenberger); übrigens ist
gerade der Abschnitt über Maximus von Turin ausgezeichnet erneuert
und dem jetzigen Stand unserer Kenntnis angemessen.

Ähnliche kleinere Versehen wird man noch mehr aufzählen
können. Es wäre aber unbillig, wollte man alle aufführen und
von da aus dann das Werk negativ beurteilen. Es bleibt eine geradezu
imposante Leistung, die A. vollbracht hat.

Bei der ständig zunehmenden Zahl von patristischen Untersuchungen
wird man sich natürlich die Frage vorlegen müssen,
ob es in Zukunft noch möglich sein wird, ein solches Buch ständig
auf dem laufenden zu halten. Die Bibliographia Patristica,
von der Band I und II (die Erscheinungen des Jahres 1956 und
1957) bereits vorliegen und deren III. Band (1958) in Kürze erscheinen
wird, kann hier vielleicht helfen. Dadurch wird eine gewisse
Entlastung der Patrologie von Altaner möglich werden.
Aber überflüssig wird sie dadurch nicht. Im Gegenteil: Gerade
angesichts der Fülle der Arbeiten wird man auch in Zukunft für
eine solche solide, im Urteil abgewogene Darstellung dankbar
sein und wird diesem Werk auch weiterhin fleißige Benutzer
wünschen.

Bonn Wilhelm Sc h n co m eiche r

Ar- übel,
P a s q u a 1 i, Georgius: Gregorii Nysseni Epistulae edidit. Editio altera
. Leiden: Brill 1959. XCI, 98 S. gr. 8° = Gregorii Nysseni Opera.
Auxilio aliorum virorum doctorum edenda curavit W. laeger. Vol. VIII,
Pars II: Epistulas continens. Lw. hfl. 24.—.

In 6eine große Ausgabe der Werke Gregors von Nyssa nimmt
Werner Jaeger jetzt die drei Bände auf, die vor einem Menschen-
alter von ihm und Giorgio Pasquali in Berlin herausgegeben waren
. Die Reihe eröffnen 6oll Gregors erste dogmatische Schrift
.Contra Eunomium' (vol. I—II). Pasqualis schöne Edition der
Briefe kann noch heute als mustergültig bezeichnet werden, so
daß W. Jaeger ein Recht hatte, sich auf wenige Emendationen zu
beschränken. Da die noch übrigen Bestände der alten Ausgabe
durch Kriegseinwirkung vernichtet waren, kann man um so dankbarer
sein, daß sie jetzt in noch stattlicherem Gewand wieder zugänglich
ist. Möchten auch die beiden anderen alten Bände bald
folgen und die ganze Ausgabe rüstig weiter fortschreiten!

Göttingen Hermann Do r r i es

A 1 t e n d o r f, Hans-Dietrich: Zur Bischofsliste von Gabala.

Zeitschrift für die Neutestamcntliche Wissenschaft 50, 1959 S. 48—61.
Buchheit, V.: Rufinus von Aquileja als Fälscher des Adamantios-

dialogs.

Byzantinische Zeitschrift 51, 1958 S. 314—328.
Danielou, Jean: Bulletin d'histoirc des Origincs chretiennes.

Recherches de Science religieuse XLVII, 1959 S. 570—620.
Hammerschmidt, Ernst: Die philosophische Gotteserkenntnis

bei Tertullian (Schluß).

Internationale Kirchliche Zeitschrift 49. 1959 S. 229—240.