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1959

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Systematische Theologie: Allgemeines

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Neuerscheinungen

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129 Theologische Literaturzeitung 1959 Nr. 2

Religion möchte der Herausgeber den Traktat als den Beginn der
europäischen Religionsphilosophie betrachten. H. v. Cherbury,
dessen De Religione Gentilium fast ein Jahrhundert vor H. erscheint
, kann nur als Vorläufer betrachtet werden, zumal sich
seine Gedanken von denen H.s radikal unterscheiden. Obwohl
sich H. zu Beginn des Traktats zur Maxime der zeitgenössischen
Physikotheologie bekennt, ist es vor allem seine „naturgeschichtliche
" Methode, die die Theologen seiner Zeit gegen ihn aufbringt
. Er greift die doxologische Gotteslehre der Physikotheologie
nicht an, läßt aber keinen Zweifel darüber, daß er die Quellen
, aus denen Religion entsteht, an ganz anderer Stelle sucht.
Religion entsteht angesichts der unbekannten Ursachen des Weltgeschehens
, die Furcht und Hoffnung erwecken. Sie beginnt
grundsätzlich als Polytheismus und entwickelt sich — unter
dauerndem Hin- und Zurückpulsen — zum Theismus. Nach Meinung
des Herausgebers ist der Traktat geeignet, religionsphilosophische
Aspekte wieder zur Geltung zu bringen, die man
heute zu vernachlässigen geneigt ist.

Die Ausgabe der posthumen Konfessionen von Coleridge
(1840) ist eine Kopie der dritten Auflage von 185 3. Die Einführung
der zweiten Auflage (1849), die Joseph Green verfaßte,
um Coleridges Eigenständigkeit gegenüber Lessing zu verteidigen
, und die Apologie von Sara Coleridge gegenüber dem Vorwurf
, daß die Schrift kritizistisch sei, sind beigefügt. Man muß
dem Herausgeber für den Neudruck dieser seit langem vergriffenen
Schrift dankbar sein, die das angelsächsische theologische
Denken des 19. Jhdts. intensiv beeinflußt hat. Die sieben Briefe
der Konfessionen behandeln das Problem der Inspiration des
Kanons und nehmen, wie H. St. J. Hart richtig bemerkt, viel
spätere Problemstellungen und Lösungsversuche in erstaunlicher
Weise vorweg. In dem polyhistorisch begabten romantischen
Dichter, Philosophen und Theologen wurde der Church of England
einer der großen vorausschauenden Apologeten geschenkt, an
denen sie eigentümlich reich ist. C. stellt seine eigene Intention
den Briefen in Thesenform voran: „Ist es nötig oder ratsam, auf
der Überzeugung vom göttlichen Ursprung und von göttlicher
Autorität aller Teile und jeden Teiles der kanonischen Bücher
als Bedingung oder erstem Prinzip des christlichen Glaubens zu
bestehen? Oder wird nicht die schuldige Ehrfurcht vor der Schrift
im Ganzen sicherer als Resultat und Konsequenz des Glaubens
an Christus auferbaut. .. ohne die knechtische Furcht, die die
freie Ehrerbietung, die aus der Liebe geboren wird, hindert oder
überschattet (L Joh. 4, 18)7"

H. Chadwick selbst legt neun hervorragend übersetzte Ausschnitte
aus den bekanntesten theologischen Schriften Lessings
vor und versieht sie mit einer relativ ausführlichen Einleitung
Leben und Werk Lessing6 werden in konzentrierter Weise, die
eingehende Kenntnis der aktuellen Literatur verrät, zur Darstellung
gebracht. Der Herausgeber zieht die Linien des Einflusses
Lessings bis zu Kant, Fichte, D. Fr. Strauß, Schleiermacher,
Ritsehl, Newman, Th. H. Huxley und R. Bultmann aus.

Marburg/Lahn Wolf gang P hi 1 ipp

Haug, Hellmuf. Offenbarungstheologie und philosophische Daseinsanalyse
bei Rudolf Bultmann.

Zeitschrift für Theologie und Kirche 55, 1958 S. 201—253.
K ö s s 1 e r, Henning: Zur Geschichte unsres Selbstseins.

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Ciencia y Fe 14, 1958 S. 237—253.

X

SYSTEMATISCHE THEOLOGIE

r!; u^X,vGcorgenc Paul Dr: La «heologle de lhlstoire chez
««nhold Niebuhr. Ncuchätel und Paris: Delachaux & Niestie 195 7.
b- 8r- 8° = Bibliotheque Theologique. sfr. 8.50.

194^le Theologie der Geschichte, welche Reinhold Niebuhr
Hie*™. •winem aus Vorlesungen erwachsenen Buche „Faith and
«istory (deutsch: Glaube und Geschichte, München 1951) entwickelt
, hat, fügt sich schwer in die Diskussion ein, welche z. Zt.
wenigstens in Deutschland den Fragen der Geschichte zugewendet
wt. Der Grund dafür ist nicht nur die Verbindung geschichts-
theoretischer Gesichtspunkte mit Fragen der politischen Ethik,
sondern auch eine gewisse, in ihrer Art behutsame Unabgeschlos-
senheit der Thesen; e6 ist die aller Beachtung werte Verbindung
der reformatorischen Anthropologie mit der Zuversicht zu den
moralischen Triebkräften; es ist die Spannweite von einem kritisch
geläuterten biblischen Realismus zu einem historischen Rea-
ismus, der den naiven westlich-demokratischen Optimismus
seiner Skepsis unterwirft. Schließlich ist es freilich auch eine gewisse
Unpräzisheit der Begriffe, die sich unter der großartigen
Einfachheit der Sicht leicht verbirgt, was einer raschen Wirkung
°er Niebuhrschen Geschichtstheologie entgegensteht.
. Begreiflich, daß sein großes und weit über die USA hinaus
einflußreiches Werk zur Analyse reizt. Eben um eine solche Ana-
yse ist die vorliegende Arbeit bemüht, welche als philosophische
'ssertation an der Universität Straßburg angenommen worden
Kt- Natürlich ist der ganze Bestand des Niebuhrschen Werkes,
soweit es bis zur Abfassung des Buches vorlag, gewissenhaft
herangezogen worden. In 11 umfangreichen Kapiteln treten die
Gesichtspunkte hervor, welche Niebuhrs Theologie charakterisieren
. Auf dem Hintergrund der „radikalen" modernen Theorie
und ihrer Kritik am fortschrittgläubigen neuzeitlichen
rotestantismus werden die Grundlagen der Theologie der Geschichte
— im Gegensatz zur herkömmlichen Geschichtsphiloso-
P"ie — dargelegt. Die Macht der Sünde, das unübersehbare Grund-
Ptoblem christlicher Anthropologie, wird zum Grundproblem der
beschichte. Christus, das Wort Gottes, wird zur Norm einer
"euen Humanität. Das Bemühen, eine (gegen Luther in Niebuhrs
erständnis) ungespaltene Moral aus der in Christus offenbar
gew°rdenen Gnade abzuleiten, eine Moral, in der Liebe und Gerechtigkeit
zum Ausgleich gekommen sind, das findet hier eine
'•nrnerfort aus Niebuhr geschöpfte eingehende Darstellung.
j*''eßlich wendet sich die Betrachtung dann noch dem politischen
Urteil des Theologen zu, um am Ende die großen theologischen
. n'en, die das Ganze tragen und begründen, hervortreten zu
lassen.

Es handelt sich um eine vorzügliche Untersuchung. Es ist
eine ursprünglich philosophische Arbeit, in der sich unmittelbare
jnnere Beteiligung des Kritikers mit der gewissenhaften Gründ-
J^ikeit des methodisch „Außenstehenden" die Waage halten.
Verf. hat sich freilich bezüglich der herangezogenen Literatur
|^n2 auf Niebuhr und die ihm gewidmeten Schriften beschränkt
^? bleibt die ganze deutsche Arbeit zur Theologie und Philosophie
der Geschichte — mit einziger Ausnahme Löwith6 — außer
Betracht. Auch sind gewisse „historische" Thesen, wie Niebuhr«
K-ritik an Luther, nicht auf ihr Recht geprüft, sondern nur in
'"rem Zusammenhang mit Niebuhrs eigenen Argumenten gewürdigt
. Insofern steht das breit hingelegte Buch doch wieder auf
sehr schmalem Grund. Es beschränkt sich auf die Analyse und
Eistet darin das Bestmögliche, voll lebhaften Interesses 6einem
Gegenstände hingegeben und auf diesen beschränkt.

Gottingen Wolfgang Trillhaas

Als ton, William P.: Tillich on idolatry.

The Journal of Religion 38, 1958 S. 263—267.
A'tizer, Thomas J. J.: Religion and Reality.

The Journal of Religion 38, 1958, S. 251—262.
B u 11 m a n n, Rudolf: Das Befremdliche des christlichen Glaubens.

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Scottish Journal of Theology 1 1, 1958 S. 362—374.
F ' oi r i t o, Miguel Angel, S. J.: Para una Filosofia y Teologia actuales.

Ciencia y Fe 14, 1958 S. 279—310.
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»'jdragen — Tijdschrift voor Filosofie en Theologie 19, 1958 S. 397
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^ Tu* ^ m 3 ^aur'C£ S-: Religious symbolism and „universal" religion.

'he Journal of Religion 38, 1958 S. 215—225.
Klooster, Fred H.: Karl Barths doctrine of Reconciliation. A re-

view article.

The Westminster Theological Journal 20, 1958 S. 170—184.