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1959 Nr. 2

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Bibelwissenschaft

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Theologische Literaturzeitung 1959 Nr. 2

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(z.B. 70a; 149b); als ob nicht längst beachtliche Einwände erhoben
wären. Natürlich wird auch Albrights unglückliche Theorie,
daß das, was jetzt Jos 8 zu lesen steht, in Wirklichkeit die Geschichte
der Eroberung von Bethel darstelle, die nur sekundär auf
Ai übertragen sei, als „weitaus am wahrscheinlichsten" (S. 74a)
hingestellt. Schließlich, auch wenn Albrights und Rowtons Forschungen
zur biblischen Chronologie die „neuesten" (S. 77b) gewesen
wären — und nicht die E. R. Thieles —, wären sie nicht die
am meisten anerkannten. Aber sapienti satl

Und die Übersetzung als solche? Sie ist im ganzen als eine
gelungene Leistung anzuerkennen. Gelegentliche Schnitzer, die
vielleicht nicht einmal auf ihr Konto gehen, und Druckfehler sind
der „Journalist" Heinr. Schliemann (S. 15a), der „Mann namens
.David'", wo „mit der Bezeichnung .David'" gemeint ist (S. 29a),
„als wie" statt „als" (S. 36a), der Name des Karawanenführers
„Abi-Schar", dessen letzter Buchstabe jedenfalls gewöhnlich als
3 transkribiert wird (S. 39; 50a), „Achschoph" statt Achschaph
(S. 41a), „Grundsbesitz" statt „Grundbesitz" (S. 44a), Abrahams
Gott „El Elyson" statt „El Eljon" (S. 44b), das „48 bis 64 km
lange Tal" (S. 49a), „Petri" statt „Petrie" (S. 61a), „jüdisch"
statt „judäisch" (S. 70b), „beschrieb den Nachweis für eine gewaltsame
Zerstörung" (S. 72b), „in Homers ,Odys6ee' als Sikel
(S. 81a), „Sm 13" statt „lSm 13" (S. 85b), „Resef" statt „Re-
schef" (S. 105b), „eine Ras-Schamra-Mythe" (S. 109b), „mehr
seßhafteren" (S. 12lb), „Yemen" statt „Jemen" (S. 127a), „den
sog. Jebusitern" 6tatt „der. .." (S. 123a), „Josua" statt „Josia"
(S. 129a), „Synkronismus" statt „Synchronismus" (S. 144b),
„Lybien(r)" statt „Libyen(r)" (S. 147a), „Zugriff auf" (S. 159b
„heruntergehängt" statt „heruntergehangen" (S. 188a), „Anath-
bethe" statt „Anathbethel" (S. 208a), „Sebasta" statt „Sebaste"
(S. 220b), „der . . . Autor, Plinius der Ältere,.. ." ohne Kommata
(S. 234b), „zwei Tintenfässer" 6tatt drei (S. 235b), „pa-
lästnisch" statt „palästinisch" (S. 2 38b), „z. Z. von Paulus" 6tatt
„des" (S. 251b), „Pkm 2" statt „Phm 2" (S. 255b), „galatäisch"
statt „galatisch" (S. 255b), „die Kunstdenkmäler" können überhaupt
nicht an Paulus „vorübergegangen sein", eher umgekehrt
(S. 264b).

Auffällig ist die Inkonsequenz in der Wiedergabe der Namen
. So steht Jaazania neben Asarja (S. 176b), Hoschaia und
Konia (S. 177a), Hodawia neben Ahija (S. 178a), Beth-Semes neben
Hoschaia und Jacwch (S. 178b), auch Mescha (S. 107b) neben
Mesa (S. 154b), Miriam (S. 247a). Eine Marotte sind gelegentlich
unübersetzt gebliebene englische Wörter wie Lowland
(S. 146b), das ja nach dem deutschen „Niederland" gebildet ist,
oder born to the purple und promoted to the purple (S. 147a),
„T-shirt" (S. 188b), wofür S. 244b plötzlich das ganz brauchbare
„Hemdkleid" erscheint, Manual of Discipline (S. 237b), wofür
6ich bei uns die Bezeichnung „Sektenregcl" eingebürgert hat.

Aber das Problem der Übersetzung liegt nicht in der Umsetzung
englischer Sätze in deutsche. Man wird seiner schon ansichtig
, wenn man die Anmerkungen und die Literaturhinweise
am Schluß der einzelnen Kapitel betrachtet. Dem gewöhnlichen
deutschen Leser sagen 6ie zu allermeist nichts, da ihm die dort
angegebene durchgängig englisch geschriebene Literatur unerreichbar
ist. Und dem Fachmann helfen sie ebenfalls nicht, da sie sich
in mindestens der Hälfte der Fälle auf den Biblical Archaeologist
beziehen, eine solide populärwissenschaftliche Zeitschrift, während
die Forschung sich in der Regel anderer Organe bedient. Es
hilft auch nicht viel weiter, daß in diesen Anmerkungen ab und
zu der abweichende Standpunkt der deutschen Forschung in allgemeinen
Sätzen festgestellt ist. Ein Dienst wäre dem deutschen
Leser nur getan, wenn die Anmerkungen des Originals zum größten
Teil kassiert und durch neue ersetzt worden wären, die abweichende
Auffassungen vorführten oder wenigstens die Problematik
der im Text oben vertretenen Anschauung aufzeigten.
Aber gewiß, das hätte bedeutet, daß der Bearbeiter fast ein
e'genes neues Buch dazuschrieb.

AI «0 kan" der Rezensent nur mit dem dringenden Wunsche
schließen, daß auf deutschsprachigem Gebiet bald der Fachmann
^u — ' der in voIler Beherrschung des Materials sich ein un-
abha"g,£es Urteil bildete und dcm es gelänge, in gleich ansprechender
Weise nicht nur der Fachwelt, sondern auch dem großen
Publikum das Bild der Kulturgeschichte Israels vor die Augen
zu malen, wie es vor allem auch die Ausgrabungen vermitteln.
Daß da6 vorliegende Werk diese Notwendigkeit aufgezeigt hat,
wollen wir ihm danken und uns vorläufig mit ihm begnügen,
zumal es ja gewiß in seiner Art auch nicht schlecht ist. Immerhin,
das Bessere ist der Feind des Guten.

Tübingen Karl Elliger

Bluhm, Heinz: Luther and the First Printed English Bible: Epistle
to the Galatians.

Anglican Theological Review XL, 1958 S. 264—293.
Spaemann, Heinrich: Neue Sdiul- und Volksbibeln.
Theologische Revue 54, 1958 Sp. 149—154.

ALTES TESTAMENT

Möller, Wilhelm, Lic. D.D.: Grundriß für Alttestamentlidie Einleitung
. Linter Mithilfe von Pastor Lic. Hans Möller u. Lic. Grete
Möller auf Veranlassung der Ev.-Luth. Freikirche. Berlin: Evang. Verlagsanstalt
[1958]. XII, 390 S. 8°. Lw. DM 14.50.

In der Einleitung gibt der Verf. eine „vorläufige Orientie-
rung". indem er zunächst einen „Blick auf die alttestamentliche
Wissenschaft" wirft — dabei aber nur summarisch die Pentateuch-
ktitik im Auge hat — mit dem Ergebnis, daß dieser Blick „auf
ein vollendetes Trümmerfeld falle". Daran schließt er „ein Wort
über seine persönliche Entwicklung" an, die ihn von der Kritik
„biblischen Position" geführt hat. Diese ist nach der Meinung
des Verfs. dadurch gekennzeichnet, daß sie „die Einheit
Und Echtheit der biblischen Bücher" im AT und NT bezeugt findet
- Hier liegt denn auch der Ausgangs- und Zielpunkt seiner
Untersuchungen. Es ist kein Zufall, daß bei der folgenden
Literaturangabe neben des Verfs. eigenen Arbeiten diejenigen
Werke mit besonderem Nachdruck empfohlen werden, die sich
am wenigsten von der synagogalen und neutestamentlichen Tradition
entfernen, und weiterhin Namen wie Keil, Hävernick,
Hengstenberg und Aug. Köhler als Gewährsmänner immer wieder
herangezogen werden.

Das Hauptgewicht legt der Verf. auf den Nachweis der Einheit
und Echtheit des Pentateuch, der nach seinen einzelnen Büßern
(Ex — Num sind von Hans Möller bearbeitet) in der Weise
ahgehandelt wird, daß aus Aufbau, Inhalt und Einzelaussagen die
Verfasserschaft des Mose für den ganzen Pentateuch nachzuweisen
versucht wird. Der II. Teil ist dem „Prophetenkanon" gewidmet,
für dessen einzelne Bücher in der biblischen (= chronologischen)
Reihenfolge ebenfalls die Einheit und Echtheit gegenüber der
kritischen Betrachtungsweise herausgehoben und die „Rück-
beziehungen" zum gesamten Pentateuch ale vorgegebener Literatur
aufgezeigt werden. Sowohl die Annahme einer deuterono-
mi«tischen Redaktion der vorderen Propheten als auch die Abtrennung
von Deuterojesaja wird mit Nachdruck bestritten Das
gleiche Prinzip wird auch bei den Hagiographen im III. Teil durchgeführt
. Für die Psalmen sind die Verfasserüberschriften „wichtigster
Anhaltspunkt" bezgl. ihrer Entstehung; entsprechend hat
auch Salomo als der Autor der Sprüche, des Predigers und des
Hohen Lieds zu gelten, das allegorisch auf den Bund Gottes mit
seinem Volk zu deuten ist. Chronik, Esra und Nehemia werden
auf Esra und Nehemia als Verfasser zurückgeführt; die kritische
Beurteilung des Danielbuches wird mit dem Hinweis auf die Uneinigkeit
der Gegner zurückgewiesen und die historische Deutung
durch die messianische nach Hengstenberg ersetzt. Ein kurzer Abschnitt
über die allgemeine Einleitung (Kanon und Text) stützt
sich in der Hauptsache auf Josephus und neutestamentliche Zeugnisse
. Eine ins Theologische hinüberspielende Auseinandersetzung
mit Eichrodts Bibl. Theologie über „Gesetz und Propheten"
schließt das Buch ab.

Es kann nicht Aufgabe dieser Besprechung sein, auf die Beweiskraft
des mit großem Fleiß zusammengetragenen vielschichtigen
Materials im einzelnen einzugehen; manche Beobachtungen
des Verfs. mahnen die Kritik, ihre eigene Haltung erneut zu
überprüfen. Aber aufs Ganze gesehen entsteht doch die Frage,
wie weit das Buch, das „auf Veranlassung der Ev. Luth. Freikirche
erschienen" ist, seinem Zweck, als Einführung der Studenten in