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Ausgabe:

1959

Spalte:

89-92

Kategorie:

Allgemeines

Autor/Hrsg.:

Siegmann, Ernst

Titel/Untertitel:

Literarische griechische Texte der Heidelberger Papyrussammlung 1959

Rezensent:

Vogt, Ernst

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___Theologische Literaturzeitung 1959 Nr. 2 90

und 757 n. Chr. vom Symbolaiographen Jacob in Panopolis ausgestellten
Urkunde sind die Zeilen 1-80 koptisch, 81-92 griechisch
und 93-101 arabisch. Die Urkunde, die ich 1938 veröffentlicht
habe, ist wohl als Unikum anzusehen.

S. 5, Anm. 5. Nachzutragen ist W. Till, Koptische Schutzbriefe
mit einem rechtsgeschichtlichen Beitrag von H. Liebesny,
Mitt. d. Deutschen Instit. f. ägypt. Altertumskunde in Kairo VIII
(1938), S. 71—146; ders., Die Koptischen Arbeitsverträge, EOS
XLVIII.'l, Symbolae Raphaeli Taubenschlag dedicatae, Warschau
1956, S. 273—329; Corpus Papyrorum Raineri Band IV, Die Koptischen
Rechtsurkunden der Papyrussammlung der österreichischen
Nationalbibliothek, Texte, Übersetzungen, Indices von
Walter C. Till, Wien 1958.

S. 10, Z. 31 ff. Zum vo/mx6s vgl. jetzt auch R. Remondon,
Papyrus Grecs d'Apollonos And (Le Caire 1953), n" 57" (708
n. Chr.), der avfißoXaioyQa.(po<: ist auch in der oben erwähnten
trilinguen Homologie n° 167si (754—757 n. Chr.) genannt.

S. 10, Z. 36. Lies Sbeht.

S. 15, Z. 30. Die Zahl der Zeugen mag durch den Kreis der
einspruchsberechtigten Personen bestimmt sein, wie auch in arabischen
Papyri.

S. 25, Z. 27. Stockwerkseigentum und Eigentum an bestimmten
Wohnräumen ist auch aus arabischen Urkunden wohlbekannt.
Es handelt sich um reelle Teilstücke, die für sich allein praktisch
benutzbar waren.

S. 3 3, Z. 10. Kaufverträge, die koptische Partner betreffen,
sind, wie alle übrigen, durchweg ex latere etnptoris stilisiert
S. 40, Z. 4. Lies noch (statt oder).

S. 5 3. Zur Rolle des Pagarchen als Exekutivorgan in Gegenständen
des Sachenrechts vgl. jetzt auch R. Remondon, a. a. O.,
n° 22, 24. Zur Rolle der hohen geistlichen Instanzen, die auch
in arabischer Zeit weitgehende Vollmachten innerhalb ihres Bistums
in fiskalischen und Rechtsangelegenheiten behalten hatten,
vgl. R. Remondon, a.a.O., n°41 (ca. 708/9 n.Chr.. S. 115),
46 (S. 115-117).

Innsbruck Adolf Grohmann

Sieg mann, Ernst: Literarische griechische Texte der Heidelberger
Papyrussammlung. Heidelberg: Winter 1956. VII, 98 S., 12Taf. 4°
=^Veröff. aus der Heidelberger Papyrus-Sammlung. N. F., hrsg. v. d.
Heidelberger Akademie der Wiss., Philos.-Hist. Kl. Nr. 2. DM 40.-.

Der aus der Schule Bruno Snells stammende Bearbeiter hat
sich bereits durch mehrere Veröffentlichungen einen guten Namen
als Papyrologe gemacht1. Hier legt er mit der Publikation einer
Reihe von Heidelberger Papyri seine 1953 der Philosophischen
Fakultät Heidelberg eingereichte Habilitationsschrift in erweiterter
Form vor. Der Band schließt, auch in der Zählung der Papyri3,
an das 193 8 erschienene Heft 6 der Veröffentlichungen aus den
badischen Papyrussammlungen an, in dem G. A. Gerhard zuletzt
Heidelberger Papyri ediert hatte. Er ist gedacht als Vorarbeit für
einen vollständigen Katalog der literarischen griechischen Papyri
der Heidelberger Papyrussammlung und behandelt 30 heute in
Heidelberg aufbewahrte Papyri (P. Heid. 176 u. 181—209), von
denen bisher nur 4 ganz (P.Heid. 176) oder teilweise (P! Heid.
184, 190, 200) bekannt waren.

Der Rezensent, selbst klassischer Philologe, will versuchen,
den Lesern der ThLZ auf knappem Raum eine Vorstellung von
Inhalt, Eigenart und Bedeutung der Publikation zu geben. Freilich
enthalten die neuen Stücke keinen unmittelbar theologisch bedeutsamen
Text, aber literarische Dokumente, deren Niederschrift

l) Untersuchungen zu Sophokles' Idineutai (= Hamburger Arbeiten
zur Altertumswissenschaft, hrsg. von U. Knoche, H. Rudolph «•
B- SnclI. Band 3). Hamburg 1941 (Diss.); Anmerkungen zum Sappho-
Ostrakon, Hermes 76, 1941, S. 417 ff.; Die neuen Aischylos-Bruch-
stucke, Philologus 97. 1948, S. 59 ff.; Mitarbeit an den Griechischen
rapyn der Hamburger Staats- u. Universitätsbibliothek. Hamburg 1954
(vor allem Nr. 118 u. 119); Der Heidelberger Papyrus Inv. Nr. 1740
recto. Festschrift Bruno Snell. München 1956, S. 167 ff.

,erne hätte man sich, aus praktischen Gründen, einen Con-
»pectus der Inventarnummern und der neuen Zählung gewünscht, wie
Gerhard ihn seinerzeit seiner Ausgabe (S. X) beigegeben hat.

in die Jahrhunderte des Abschlusses des AT und des Auftauchet»
der ersten nt.hchen Papyri fällt3, dürften eines gewissen Interesses
auch theologischer Leser gewiß sein. So empfiehlt sich beispielsweise
die Berücksichtigung des S.schen Wortindex (S. 91 ff.)
in der nächsten Auflage von Bauers Wörterbuch zum NT, das sich
ja mit Recht gerade die Dokumentation profaner Papyrustexte
mit zum Ziel gesetzt hat.

Es handelt sich um 21 sonst nicht erhaltene Texte (P. Heid.
176 u. 181-200: u. a. Komödie, Tragödie, Rhetorisches, Philosophisches
) und 9 Stücke, die sich, z. T. nur mühsam, mit überlieferten
Texten identifizieren ließen (P. Heid. 201-203 Homer, 204
Hesiod, 205 Euripides, 206 Xenophon, 207 Demosthenes, 208
Isokrates, 209 Plutarch). Auf die Angabe von Inventarnummer,
Fundort' und Datierung5 folgt jeweils die sorgfältige Beschreibung
und Behandlung der einzelnen Stücke.

P. Heid. 176 enthält Bruchstücke einer Schrift über Göttersagen
(Verwandlungen eines Gottes oder Helden) in Hexametern.
Die Behandlung des Papyrus durch S. stellt einen bedeutenden
Fortschritt über Gerhards Erstpublikation (Veröffentlichungen aus
den badischen Papyrus-Sammlungen Heft 6, S. 20 ff.) hinaus dar.
Man vergleiche nur die S. 27 gegebene Liste der 13 von Gerhard
abweichendcn Lesungen', die allein schon die Gründlichkeit dieser
Neubehandlung und das papyrologische Können S.s bezeugt. Aber
audi in der Interpretation ist S. über Gerhard hinausgekommen.
Durch die sichere Ergänzung des Anfangs von Z. 11 gelang ihm
die Feststellung der durchschnittlichen Zeilenlänge und in deren
folge eine sichere stichische Abteilung der (im Papyrus in scriptio
c°ntinua gegebenen) Hexameter.

P. Heid. 181 bringt Reste mehrerer Trimeter, wahrscheinlich
aus einer der Herakles-Komödien Epicharms (Busiris?).

P. Heid. 182, in dem S. trochäische Tetrameter zu erkennen
&laubt, weist er mit gewissen Bedenken der Attischen Komödie
2U. während M. Gigante, Maia 9, 1957, S. 68 ff. (Un nuovo fram-
mento politico), der eine Reihe von Parallelen namentlich aus der
Pscudoxenophontischen 'Aityrm'aw nnlneia beibringt, an Reste
einer nachherodoteischen Schrift antidemokratischen oder antidemagogischen
Charakters aus der 2. Hälfte des 5. Jhdt.s denkt.

P. Heid. 183 enthält der Subscriptio zufolge die Schlußverse
v°n Poseidipps 'AjtnxÜMOfihnj. Über den Inhalt ist, abgesehen
v°n der offensichtlichen Anspielung auf zwei Menanderverse
(Epitrep. fr. 11 Koerte), wenig auszumachen. In der vorletzten
Zeile

hat P. Maas inzwischen mit glänzendem Scharfblick die griechische
Form deß lateinischen plaudite erschlossen: xQorrjoa]&'
>W? etc. (Glotta 35, 1956, S. 301).

P. Heid. 184: Fragmente aus der neueren Komödie, deren
Anordnung im wesentlichen durch das auf dem Verso erhaltene
alPhabetische Glossar (vgl. P. Heid. 200, Siegmann S. 60 ff.) erschlossen
werden kann. Näheres ist nicht auszumachen.

P. Heid. 185: Fragment aus dem Chorlied einer Tragödie

(Z.

14 Beginn des ersten Epeisodions?), höchstwahrscheinlich aus
der Prometheustrilogie des Aischylos. S. denkt an den Eingang des
Lyomenos, K. Reinhardt in seiner bedeutsamen, an S. anknüpfenden
Behandlung (Hermes 85, 1957, S. 12 ff.) an den Pyrphoros.

P. Heid. 186 bringt eine Reihe stark verstümmelter Trime-
ter, wohl aus einer Tragödie. M. Gigante, La Parola del Passato
'956, S. 449 ff. sucht mit Hilfe zahlreicher Parallelstellen Zugehörigkeit
zur Danaidentrilogie des Aischylos zu erweisen, doch
bleibt das unsicher.

P.Heid. 187-189 enthalten geringfügige Reste trimerrischer,
hexametrischer und distichischer Poesie.

3) Der älteste Papyrus stammt aus dem 3. Jhdt. v., der jüngste aus
dem 3. Jhdt. n. Chr. Der Entstehung nach gehören die Texte in die
2«it von Homer bis ins 2. Jhdt. n. Chr.

') 12 Papyri stammen aus Hibeh, 5 aus Oxyrhynchos, 1 aus Philadelphia
und 1 aus Batu El Harit; der Fundort von 11 Papyri ist unbekannt
.

6) Die Datierung beruht nach des Bearbeiters eigener Angabe (vgl.
V) nicht auf selbständigen paläographischen Studien, sondern basiert
Im wesentlichen auf Vergleich mit Abbildungen sicher datierter Papyri
■n Schubarts Griechischer Palaeographie.

') Soweit sich an Gerhards Tafel I kontrollieren läßt, treffen sie
stets das Richtige.