Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1959 Nr. 12

Kategorie:

Praktische Theologie

Titel/Untertitel:

Neuerscheinungen

Ansicht Scan:

Seite 1

Download Scan:

PDF

945

Theologische Literaturzeitung 1959 Nr. 12

946

schlossenen Behandlung der personalen Seite der Verkündigung
und Seclsorge im Sinne einer umfassenden Pastoraltheologie
früherer Terminologie. Die persönliche Lebensführung, der „geistliche
Lebensstil", das „exemplarische Christsein" des Amtsträgers
tragen in starkem Maße seine Seelsorge in unserer Zeit.
Bei Trillhaas kommt diese Verantwortung immer wieder mit erfreulicher
Klarheit zum Ausdruck. Es ist nicht zu übersehen, wenn
der Verfasser einer Seelsorgelehre mit besonderem Nachdruck den
Diakonissenspruch Löhes als allgemein-verbindlich proklamiert.
Damit ist der Grundtenor seines Werkes getroffen, das „Dia-
konie" vorbereiten und begründen will und in den einzelnen Kapiteln
Seekorge ak „Dienst der Kirche am Menschen" ausweist.
Wer zum Beleg etwa den § 9, der über Kirchenzucht handelt, aufschlägt
, wird neben einer ausführlichen geschichtlichen Darstellung
des Problems, die notwendige Orientierung gibt, diese diakonische
Grundlinie auch innerhalb der Kirchenzucht finden.
Erfreulich ist die nüchterne Beurteilung der wirklichen Lage der
Kirche, die jede Utopie über den Menschen und 6eine Wirklichkeit
zerstört: „Was bedeuten alle kirchlichen Zuchtmaßnahmen
angesichts der grandiosen Selbstexkommunikation eines großen
Teiles der Kirchenangehörigen?" (117).

Schon Dedo Müller mußte voreiligen Kritiken entgegentreten
, die das vorliegende Buch nicht praktisch genug fanden. Es
will keine Kasuistik darbieten und bekämpft deshalb neben der
Spiritualisierung auch die Mechanisierung der Seelsorge.
Wer das Stichwortverzeichnis als Hilfe verwendet, kann sofort
in eine konkrete Situation hineinstoßen, etwa die der Seelsorge
an Neurotikern, Morphinisten, Selbstmordsüchtigen.

Die Einheitlichkeit des Buches liegt in der Erkenntnis, daß
alle Seelsorge kirchlich sein muß, also „Besorgung des
Leibes Christi in seinen Gliedern". Der jungen Generation
, die sich oft ratlos gegenüber den vielen „Fällen" findet, sei
dieses Buch wegen seiner klaren theologischen Grundlegung, den
erfahrenen Praktikern sei es wegen seiner Erziehung zur Nüchternheit
und Wahrhaftigkeit empfohlen.

Leipzig Heinz Wagner

Josten, Lotte: Wir Pfarrfrauen heute. Aus der gemeinsamen Besinnung
mit Pfarrfrauen. Gütersloh: Rufer-Verlag [1959]. 64 S. kl. 8°.
Kart. DM 3.80.

Das kleine Buch ist eine gute Zusammenfassung einer langen
und reichen Erfahrung in der Arbeit mit Pfarrfrauen. Hier sind
Vorschläge, Gespräche und Besinnungen sehr verschiedener Art
zusammengetragen und unter Gesichtspunkten geordnet, die das
ganze Leben einer Pfarrfrau umfassen. Wer mit Rüstzeiten für
Pfarrfrauen zu tun hat, kann sicherlich manchen Hinweis für dies-:
Arbeit daraus entnehmen. Und auch für Einzelne mag dieses Heft
ein kleiner Ratgeber sein.

Für viele der heute auch für Pfarrfrauen brennenden Fragen
hätte man sich mehr Raum gewünscht. Die Pfarrfrau, die heute
noch in besonderer Weise in der echten Partnerschaft mit dem
Mann, in Ehe und Beruf ein ganzheitliches Leben führen kann,
trägt darum auch eine besondere und vielfach noch nicht genügend
tief erkannte Verantwortung an der Lösung der den Frauen aufgetragenen
Aufgabe in Kirche und Gesellschaft.

Mit einer Hilfe für diese Probleme würde man dem Titel
des vorliegenden Heftes noch gerechter werden.

Greifswald Helga K r u m m ach e r

Anderson, Hugh: Some Impressions of Theological Education in
America Today.

The Expository Times 70, 1959 S. 356—360.
Hase, Hans Christoph von: „Die Liebe gehört mir wie der Glaube" —

Der Ort der Diakonie in den Kirchenordnungen der Gegenwart.

D'e Innere Mission 49, 1959 S. 271—279.
H a u s c h i 1 d t, Karl: Abbau der Konfirmation?

Evangelisch-Luthcrischc Kirchenzeitung 13, 1959 S. 213-216.
Oyen. Hendrik van: Freiheit und Unfreiheit im Leben der Pfarrfrau.

Zeitschrift für evangelische Ethik 1959 S. 281-290.
Rich, Arthur: Die Krisis der Volksküche als Not und Verheißung.

Zeitschrift für evangelische Ethik 1959 S. 263-280.

Scherffig, Wolf gang: Das theologische Studium aus der Sicht des
Pfarramtes.

Kirche in der Zeit 14, 1959 S. 221—225.
Schuster, Kurt: Erwägungen zum Aufbau evangelischer Gemeinden
heute.

Kirche in der Zeit 14, 1959 S. 344—348.

— Grundsätzliche Erwägungen zur Gruppenbildung in der christlichen
Gemeinde.

Evangelische Theologie 19, 1959 S. 410--430.
S ö h n g e n, Oskar: Amt, Ausbildung und Anstellung der Diakone.
Die Innere Mission 49, 19 59 S. 193—200.

— „Was erwarte ich von der Predigt und vom Gottesdienst?" Ergebnisse
einer Umfrage.

Monatschrift für Pastoraltheologie 48, 1959 S. 323—332.

MISSIONSWISSENSCHAFT UND ÖKUMENE

Jahrbuch Evangelischer Mission 1959. Hrsg. von Jan Hermelink.

Hamburg: Verlag der Deutschen Evangelischen Missions-Hilfe [1959].

120 S. 8". Kart. DM 2.-.
Lutherisches Missions Jahrbuch 1959, hrsg. v. W. R u f.

Neucndettelsau: Selbstverlag der Bayer. Missionskonferenz 1959.

176 S. DM 3.75.

Neben der International Review of Missions (London) sind
die beiden Jahrbücher die zuverlässige Informationsquelle über
Stand und Problematik der evang. Weltmission. Beide bringen
eine die einzelnen Länder überblickende Rundschau, Statistiken,
Adressen und eine Literaturschau 1958 mit 395 bzw. 399 Nummern
.

Seiner Zwecksetzung entsprechend bietet das Luth. Jahrbuch
auch sechs ausgeführte Missionsstunden (Indien, Äthiopien, Nord-
tanganyika, Südafrika, Neuguinea). Die größeren Artikel:

G. Vicedom: Anmerkungen zur Weltmissionskonferenz von

Ghana;

H. -W. Gensichen: Das Sendungsbewußtsein des Hinduismus:
A. Lehmann: Mission und Gemeindepredigt;

Die Beiträee des Evang. Jahrbuchs: R. K. Orchard: Was lehrt
uns Ghana?

M. Scheel: Missionsärztlicher Pionierdienst in Indien;
Jan Hermelink: Zur Lage der Kirchen in Afrika;
E. Viering: Mission in der evangelischen Unterweisung.
Halle a/S. Arno Lehmann

Müller, Samuel, Dr.: Ärzte helfen in aller Welt. Das Buch der ärztlichen
Mission hrsg. Stuttgart: Evang. Missionsverlag 1957. 248 S..
36 Abb. auf Taf.. 1 Tabelle, gr. 8°. Lw. DM 12.80.

Dieses Buch enthält die Berichte von Missionsärzten und
-Schwestern in aller Welt. Es ist im höchsten Maße bewundernswert
, mit welch hingebendem und aufopferndem Einsatz die großen
inneren und äußeren Schwierigkeiten überwunden wurden,
die dem neuen Aufbau der Arbeit nach dem Kriege entgegenstanden
. Weite Gebiete der Medizin in fremden Ländern werden
besprochen. Großartig ist es, wie es selbst bei großen Hindernissen
durch die Sprache gelingt, Kontakt mit Kranken zu gewinnen
und oft selbst deren kaum besiegbare Neigungen zu
Zaubereien und Aberglauben, oft aber auch ihre Faulheit zu bekämpfen
. Unbedingt erforderlich ist e6, daß die Europäer in
beispielhaftem Handeln ein makelloses Vorbild vorleben müssen,
und daß die anderen, auch die Schwarzen, ak Brüder angenommen
werden. Große Bedeutung kommt allen vorbeugenden, allgemein
hygienischen und erzieherischen Aufgaben zu. Da die Zahl der
Ärzte und Schwestern oft nicht ausreicht, ist die Ausbildung des
Hilfspersonals, der Schwestern und Pfleger sehr dringend. Was
bei der Betreuung Aussätziger, Geisteskranker, Tuberkulöser,
schwer Ruhrkranker, aber auch Schwerverletzter unter den schwierigsten
Verhältnissen geleistet wird, ist ganz großartig. Das Buch
enthält eine Fülle interessanter Mitteilungen und Anregungen;
es gibt einen umfassenden Überblick für das Verständnis der
missionarischen Arbeit.

Heidelberg Richard Sicbeck