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1959 Nr. 12

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Christliche Kunst und Literatur

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Neuerscheinungen

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Theologische Literaturzeitung 1959 Nr. 12

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mittelt Sch. dem Leser ein ausgezeichnetes Bild von der Vielseitigkeit
und der Schönheit des Baues selbst und seiner Plastiken
, unter denen der Schmerzensmann und die Schmerzens-
maria von besonderer Ausdruckskraft sind.

Cuxhaven Alfred Weckwerth

Bänäteanu, Gl.: Ein vernachlässigter Zweig der armenischen Kunst:
Die Mosaik.

Byzantinoslavica XIX, 1958 S. 107-194.
H a m p e, Hermann: Wiederaufbau und Erneuerung der Stadtkirche in
Karlsruhe.

Kunst und Kirche 22, 1959 S. 99-107.
Ihlenfeld, Kurt: Kommt und 6eht! Zu neuen Kinderbibeln.

Kunst und Kirche 22, 1959 S. 126-131.
Medding, Wolfgang: Die Restaurierung des Speyerer Kaiserdomes.

Kunst und Kirche 22, 1959 S. 110—116.

SYSTEMATISCHE THEOLOGIE

Koch, Gerhard: Die Auferstehung Jesu Christi. Tübingen: Mohr
1959. V, 33 8 S. gr. 8° = Beiträge zur Historischen Theologie, hrsg.
v. G. Ebeling, 27. DM 29.40.

Ein impetuoses Buch. Eine radikale Verlagerung aller Akzente
schafft eine große Ostersinfonie des gegenwärtigen Kyrios
mit allen Mitteln der Gelehrsamkeit. Eine Einleitung präludiert.
Am Schluß beginnen die Fragen.

Die ersten Zeilen des Buches erklären die Frage nach der
Auferstehung Jesu Christi zu der „alle andern theologischen Aussagen
bedingenden Schicksalsfrage", ob Theologie noch
bleibe oder sich auflöse. Wir stehen am Abend aller Gründungsversuche
der Theologie auf Objektivität oder Subjektivität, einet
Epoche, in der die Theologie zur historischen Disziplin zu entarten
drohte. Mit der „bedrängenden und ungebrochenen Gegenwart
de6 Christus heute" rückt das „Dritte" in den Blick, von
dem her eine neue Theologie sich wieder aufrichten kann: die
„Frage nach dem Wesen von Auferstehung" (12). Theologie ist
theologia resurrectionis, „das nach-denkende Denken von dieser
Ereignung her" (22). Hier ist die wahrlich drängende und zentrale
„Aufgabe, die mit Leidenschaft seit über 100 Jahren der
Theologie gestellt ist und die in unserer Gegenwart" nun gelöst
werden muß (75).

Die Arbeitsmethode? Es ist keine da und sind
alle da. Die bisher in die Theologie eingeführten bis zur Mythologisierung
werden beherrscht und haben alle nur Vorwegcharakter
. Die Arbeit erstrebt ihrerseits, die 6ich nun einstellenden
„Gedanken aufzuhellen" (22). Das Ganze ist eine Art freischwebender
Phänomenologie, die Punkt um Punkt weitergeht.
In den zwei Teilen des ersten Hauptteils steht die ganze historische
Arbeit an der Osterbotschaft des NT im Hintergrund,
am „Bericht" und am „Zeugnis". Im zweiten Hauptteil werden
die angewandten Methoden von Schleiermachcr bis Bultmann aus
der Theologiegeschichte vorgeführt; Ritschi, Gogarten, die orthodoxe
und die extrem liberale Position fallen weitgehend aus. Im
DJ. und IV. Hauptteil sind das Thema die „Wirklichkeit" und die
„Wahrheit" der Osterereignung. Sie gipfeln in den Kapiteln 9
und 10: Die Leiblichkeit des Auferstandenen, und: Die Nähe des
Gekreuzigten.

Das Gesamtergebnis sei vorweg zusammengefaßt.
Ostern ist Gegenwart, die ständig sich ereignende reale Gegenwart
des auferstandenen Gekreuzigten als des Kyrios. Das muo
ganz anders einsichtig werden, nach seinem Sein wie seinen Grenzen
, als bisher. Das Erscheinen Jesu Christi als des Auferstandenen
war „keine Episode eines kleinen Kreises", vielmehr offenbart
sich Jesus Christus „als der Bleibende immer wieder bis zum
Ende" (279'81). Seine eigentliche Ostcrgegenwart ereignet sich
immerwährend in seinem Erscheinen bei dem Mitgehn der Seinen
unter dem Wort seines Kerygmas und den hinweisenden Zeichen
seiner Sakramente. „Was den Jüngern und Aposteln widerfahren
ist, das wird genauso und nicht anders allen denen nach ihnen
widerfahren, die, sich dem Kyrios öffnend, in seiner Nähe verweilen
" (280). Schon das Ende der Einleitung sagt: Die Kirche
ist das Konkretum, in dem diese „betonte Gegenwart des Auferstandenen
im Heute geschieht" (19). Und der Schluß erklärt:
„Gottesdienst ist Osterereignung" (330), „das Connubium des
mitzeitlichen Herrn mit seiner Gemeinde im Heute der Ereignung
" (331). Das ist die Konzeption, auf die alles hinausläuft.

Dieser Position gegenüber wäre heute das Ende der Bewegung
des Osterverständnisses der neueren Theologie
erreicht (Hauptteil II). Die Höhepunkte dieser Bewegung bieten ein
fesselndes Bild einer unerbittlich fortsdircitenden Subjektivierung.
Kap. 3 zeigt „das symbolische Verständnis von Ostern" als die gemeinsame
Grundhaltung von Schleiermachcr, W. Herrmann und auch noch
Kahler, Kap. 4 „die Reduktion des Ostergeschehens in einen göttlichdemonstrativen
Akt" bei K. Barth, Kap. 5 „die Reduktion von Ostern
in das Kcrygma" bei R. Bultmann, Kap. 6 „Aufgaben heutiger Oster-
theologie". Diesen allen gegenüber sei durch D. Fr. S t r a u s s in grundsätzlicher
Weise das Problem von Offenbarung und Geschichte schon
aufgegeben (80). Die Person Christi verliert bei Strauß ihre dogmatische
Bedeutung; allein die historische soll verbleiben, als vergangene
aber ist die Person erledigt, der Verlust bedeutet das Ende ihrer
Existenzberechtigung. In der Abwehr dessen erfolgte die Ostervcrkür-
zung in der Theologie. Schon vorher hatte Schleiermachcr der Alternative
.historischer Jesus oder idealer Christus' ein Ende machen wollen,
indem er vom Glauben aus eine Theologie des frommen Bewußtsein«
aufführte, dem Christus Urbild ist und als solches jedem geschichtlichen
Moment innewohnt. So ist Christus der Historie entzogen, die Entwicklung
schlägt jedoch in eine heftige Tendenz zum
Subjekte um; und Ostern und Himmelfahrt bleiben zwar, fallen
aber für die Historie aus. — W.Herrmann reißt zu einem neuen
Versuch die Religion ganz aus dem Naturzusammenhang in engste Einheit
mit der Sittlichkeit, um so die Objektivitätsfrage zu lösen. Aber
sein „Inneres Leben Jesu" kann Objektivität und Absolutheit nicht behaupten
. Und echtes Ostern fällt dem zur Beute. Das Ringen um die
Objektivität gelingt auch weiterhin unter dem Druck des Historismus
selbst Kahler nicht. Die Verbindung der Offenbarung mit einer transzendenten
Realität von Übergeschichte muß den Vcrsudi der Überwindung
der Subjektivismus-Objcktivi6mus-Alternative bezahlen: Offenbarung
ist, auch beim lebendigen und erhöhten Christus, „niemals ein
Etwas", ausgenommen ihre Wirkungen im Bewußtsein (106), und die
Verbindung derselben mit der Übcrgcschichte ist nicht völlig klar (108).
„Die Gefahrenzone, die angestrebte Objektivität im Bannkreis der
Bewußtscinsthcologie zu verfehlen", bleibt (110).

Der Ausgang des neueren Osterverständnisscs in der Dialektischen
Theologie macht dies klarer. Auf recht verschiedene,
ja entgegengesetzte Weise bleibt bei Barth und bei Bultmann eigentlich
nur ein leeres Daß der Offenbarung, erst recht der Auferstehung (Gott
muß immer unvermischt bleiben mit Mensch, Geschichte, Welt). Die
faktische Objektivität der Auferstehung wird punktuell — und damit
in Wirklichkeit wirkungslos. Offenbarung hat bei Barth in der Ge-
sdrehte nur eine „sich wiederholende Aktivität der Einmaligkeit" (114);
freilich will Barth den „Punkt" unerhört konkret fassen: „Gott ward
Fleisch", echte volle Kondeszendenz, doch seine Enhypostasiclchre droht
die wirkliche konkrete Gcsdi chte dabei zu entfärben: die mit Ostern
anhebende Zeit der Gemeinde dient nur der Bezeugung und Verkündigung
der einmaligen Faktizität der Versöhnung; Ostern als die neue
Gottestat ist mit der H mmclfnhrt zu Ende, ist ausschließlich Gottes
souveräne Tat, und eine historische Seite hat dies Ostern nicht, bleibt
historischer Forschung und Darstellung unzugänglich. Seitdem ist Christus
so, wie er damals gewesen war. nicht mehr gegenwärtig, er ist ei
in anderer Gestalt, als Heiliger Geist, in seiner Gemeinde, in der Erinnerung
. Ein anderes einmaliges Ereignis, die Versöhnung am Kreuz,
leuchtet über Ostern weg einmalig über der Menschheit. Aber wird in
dieser Einmaligkeit die Geschichte Jesu von Nazarcth ganz ernst ausgefüllten
? — B u 11 m a n n. dem Koch sich mehrfach nahe fühlt, will
umgekehrt Gott in der Geschichte so durchdenken, daß er die
Geschichtlichkeit der Offenbarung ganz erhellt (das Gottscin Gottes ist
unzugänglich; von Gott reden, heißt, zugleich vom Menschen reden).
Seine Theologie der Geschichtlichkeit ist aber W o r t theologie de»
begegnenden Kerygmas als Explikation des Glaubens; es tritt nicht das
„Innere Leben", sondern die Geschichtlichkeit des Menschen in den
Mittelpunkt, die Dialogbcgegnung zwischen Gott und Mensch in der
christologischen Existenz. Dabei ist das Wichtigste nicht die Faktizität,
sondern die .Bedeutsamkeit", die präsente Mächtigkeit im Dialog; in
seiner Bedeutsamkeit vergeht die Gestalt Jesu nicht. Indessen dies Denken
„basiert auf dem Grund absoluter Subjektivität", die Begegnung
ist auf den einen Punkt der s:ch je vollziehenden Existenz konzentriert
(13 5). Die Diskrepanz zwischen der historischen Tatsache Jesus und
der „Bedeutsamkeit" ist (ohne orthodoxe oder bewußtscinstheologisch«
Schemata) eine nicht überwindbare Verlegenheit (137). Alle große Kunst
der Hermeneutik verbirgt nicht gänzlich die dahinter verborgene
Existenzialmetaphysik vom unverfügbaren unwcltlichcn Gott. So ist auch