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1959 Nr. 12

Kategorie:

Altes Testament

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Neuerscheinungen

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913

Theologische Literaturzeitung 1959 Nr. 12

914

Alt, Albrecht: Die Deutung der Weltgeschichte im Alten Testament.
Zeitschrift für Theologie und Kirche 56, 1959 S. 129—137.

Baumgartner, Walter: Eine Alttestamentliche Forschungsgeschichte.
Theologische Rundschau N. F. 25, 1959 S. 93—110.

Childs, Brevard S.: The Enemy from the North and the Chaos Tradition
.

Journal of Biblical Literature LXXVIII, 1959 S. 187—198.
R o w 1 e y, H. H.: Sacrißce and Morality: A Rejoinder.

The Expository Times 70, 19 59 S. 341—342.
Tsevat, Matitiahu: The Neo-Assyrian and Neo-Babylonian Vassal

Oaths and the Prophet Ezekiel.

Journal of Biblical Literature LXXVIII, 1959 S. 199—204.
Yadin, Yigael: A Crucial Passage in the Dead Sea Scrolls. 1 QSa II,
11—17.

Journal of Biblical Literature LXXVIII, 1959 S. 238—241.

NEUES TESTAMENT

Schweizer, Eduard, Prof Dr.: Erniedrigung und Erhöhung bei Jesus
und seinen Nachfolgern. Zürich: Zwingli-Verlag 195 5. 167 S. 8° =
Abhandl. z. Theologie des Alten und Neuen Testaments, hrsg. von
W.Eichrodt und O. Cullmann, Nr. 28. sfr. 16.10; DM 15.50.

Diese Arbeit, die dem Rezensenten erst jetzt zur Besprechung
zugegangen ist, hat seit ihrem Erscheinen ihre große anregende
Wirkung längst unter Beweis gestellt und hat inzwischen auch
nichts von ihrer Aktualität verloren. Dies gilt auch von den 4 Exkursen
auf S. 151—162, die „einzig dem nichtinstruierten Leser
zur Orientierung dienen" möchten, aber auch dem bereits instruierten
Leser sich als nützlich erweisen und, obwohl sie den Stand
von Ende 1954 wiedergeben, noch heute Beachtung verlangen. Es
sind knapp gehaltene Forschungsberichte, bei denen es vor allem
darum geht, die Probleme zu fixieren und die möglichen Lösungen
anzudeuten. Ihre Themen sind: A. Die sogenannte „Uppsala-
Schule"; B. Corporate Personality; C. Der Urmensch; D. Zur
Frage der Entstehung der Gnosis.

Was den Hauptteil der Arbeit betrifft (S. 7—150), 60 bezeichnet
der Verf. ihn im Vorwort allzu bescheiden als einen „Versuch
". Es handelt sich um eine, allerdings unter bestimmten Gesichtspunkten
entworfene und nicht auf Vollständigkeit ausgehende
, aber doch recht umfassend angelegte „Christologie des
NT". Was den Verf. beschäftigt, ist das „Denkschema .Vorangehen
- Nachfolge' ", mit dessen Hilfe das Verhältnis zwischen
Jesus und seinen Jüngern im NT vielfach gesehen ist, und den bei
ihm zu beobachtenden Wandlungen im Einzelnen möchte er nachgehen
. Paulus habe er „absichtlich weithin beiseite gelassen",
weil ihm in der vorliegenden Arbeit die vor und neben Paulus
laufenden Linien wichtiger gewesen seien, und auch den Hebr.
habe er nur kurz herangezogen (S. 3). Doch ist zu sagen, daß die
entscheidenden Aussagen sowohl der Paulusbriefe als auch dej
Hebr. durchaus zu Worte kommen und wie alles andere eine
sorgsame Untersuchung erfahren.

Kap. A „Die Nachfolge" (S. 7—34) geht von den synoptischen
Nifhfolecworten aus, Zetct anhand von Off. 14.4 „die Wandlungen des
Nachfolgcgedankcns" auf und wendet s;ch dann den joh. Nach'olge-
worten sowie dem Begriff der Nachfolee im Hebr. zu. Kap. B und Kap. C
behandeln einerseits den ..Wep Jesu" selber, andererseits „die Bedeutung
des Weges Jesu für die Nachfolger" und dürfen im Sinn des Titels
der Arbeit als ihr Hauptstack gelten. Kap. B (S. 35—74) stellt zunächst
den Weg des leidenden und triumphierenden Gerechten im Judentum
dar und behandelt alsdann den Gehorsam Jesu im Leiden und in der Erniedrigung
und darauf seine Erhöhung. Kap. C (S. 75—117) versucht
anhand der grundlegenden christoWischen Aspekte (der Repräsentant
Israels, der sühnende Gottesknecht, der Gottessohn und Menschensohn,
der Herr) aufzuzeicen. wie diese jeweils das Verhä'tnis zw;schen J'sus
und seinen Nachfolgern widerspiegeln bzw. wie dieses sich in ihnen
widerspiegeln kann. Anschießend wird in diesem Kap. über ..die ersten
Zusainmenfassunren des Glaubens", „die Einheit des Bekenntnisses" und
„die Verschiedenheit des Bekenntnisses" gehandelt. ' Kap. D (S. 118
— 150) hat zum Gegenstand „die Bekcnntnisbildunc in der Gemeinde
zwischen Judentum und Hellen'smus", wobei dieser Vorgang dem Verf.
W'e schon in den vorangehenden Kapp so auch hier deswegen besonders
aufschlußreich erscheint, weil „die Situation der hellenistischen
Gemeinde weithin auch die unserer Zeit ist. Die Gemeinde, der wir
Jesus Christus verkünden dürfen, ist nicht geplagt von ihrem Sündenbewußtsein
wie die palästinensische Gemeinde oder die Gemeinde zur

Zeit Luthers, wohl aber wie die hellenistische Gemeinde von der Weltangst
und der Frage nach dem Sinn ihrer Existenz überhaupt'' (S. 3).
Auf einen Abschnitt über „Hellenistische Voraussetzungen" folgen ein
übersichtlich gehaltener Abschnitt „Die alte Antwort in die neue Fragestellung
hinein" und eine „Zusammenfassung".

Alle diese Probleme werden vom Verf., wie man das bei ihm
gewohnt ist, mit liebevollem Eingehen auf die exegetischen
Einzelheiten und unter reichhaltiger Beiziehung der Literatur
dargestellt, und es ergeben sich hierbei eine Fülle von anregenden
Beobachtungen.

Manches erscheint freilich etwas kurzschlüssig oder schematisiert.
Etwa: im ursprünglichen Text von Phil. 2, 6 ff., nämlich noch ohne die
Paulinische Zufügung von „ja, zum Tode am Kreuz", sei „der Tod einfach
letzte Stufe des Gehorsams", und Gehorsam bedeute einfach
„Übernahme des Leidens" (S. 52). Der Tod habe hierbei also „keine
selbständige Heilsbedeutung" (S. 5 5). Nun ist in diesem Hymnus gewiß
mit ausdrücklichen Worten von dem pro nobis nicht die Rede, aber
zielt der Ratschluß Gottes, dem Christus gehorsam ist, wirklich nur
auf ihn allein und auf seinen Gehorsam? Übrigens: ist es so sicher, daß
das erwähnte Sätzchen in 2, 8 eine paulinische Zufügung ist? Es fällt
doch auf, daß das Sätzchen Kol. 1, 18a, das viele ebenfalls für eine paulinische
Zufügung halten, innerhalb des dortieen Hymnus am gleichen
Ort steht, nämlich am Ende des ersten Teils. Haben diese überschießenden
Sätzchen nicht gerade die Aufgabe, jeweils den Übergang vom
ersten zum zweiten Teil zu markieren, und sind sie dann nicht gerade
als ursprüngliche Bestandteile anzusehen? Oder etwa: geht der Satz
zum Begriff äuxay/tds: „Res rapienda ist aber von vornherein unwahrscheinlich
, weil dann /tngfti rlt.nv verschieden sein müßte von To • 0ff
rtvai" (S. 55, Anm. 235) nicht von einer petitio prineipii aus? Oder:
kann man wirklich sagen, bei Joh. habe der Tod Jesu „kaum einen
Eigenwert" „im Sinne geleisteter Sühne" (S. 57)? Ich verweise hierzu
auf die (hoffentlich bald im Druck vorliegende) Berner Dissertation von
Pfarrer Theo Müller: „Das Heilsgeschchen im Johannesevangelium."

Im Register der Bibelstellen (S. 163), dem noch ein Register der
modernen Autoren (S. 163—166) und eine Liste der Abkürzungen
(S. 167) folgen, wird, wie Verf. das gern hält, nur auf die Abschnitte
und Unterabschnitte und nicht auf die Seiten verwiesen (z. B. 3 d oder
'2 i). Dies freut selbstverständlich den Verlag, der die Auflösung von
Blockierungen in den Korrekturen nicht zu bezahlen braucht, und spart
dem Korrektur lesenden Autor viel Mühe. Hingegen für den Leser ist
auch wenn es sich meist nur um kurze Unterabschnitte handelt,
weniger angenehm.

Bern Wilhelm M ichael is

Curtis, Arthur H, M. A., B. D., Edin., Prof.: The Vision and
Mission of Jesus. A Iiterary and critical Investigation based specially
upon the Baptismal and Temptation Narrativcs and their Old Testament
background. Edinburgh: T. & T. Clark [1954]. LIII, 388 S.

8°. 27 S.

A. H. Curtis betont in seiner umfangreichen Untersuchung
wiederholt, daß die neutestamentliche Forschung weitgehend
negative Resultate erzielt habe, da wir „im letzten nicht wissen,
Weil wir nicht wissen wollen" (S. 3), daß „zu viel neutestamentliche
Auslegung nur ein intellektueller Prozeß ist, der nicht ausreichend
durchdrungen ist von dem erleuchtenden und belebenden
Vorgang der Gebetserfahrung (im Sinne Jesu) und der
Vision" (S. 6), daß einen Widerspruch zwischen der Gleichnistheorie
der Evangelien und den auf sie folgenden Gleichnissen
nur eine Exegese bemerke, „die die Bedeutung des Gottesreiches
und den Zweck des Gleichnisses intellektualisiert", und daß ein
solches Mißverständnis „eine verwirrende Illustration der Blindheit
ist, auf die Mk 4 anspielt, und der ausweichenden giiechi-
schen Vorliebe für Abstraktionen, die intellektuelle Ideen an die
Stelle der völligen Hingabe setzt" (S. 209). Trotzdem will der
Vn-f. eine wissenschaftliche Untersuchung vorlegen und schickt
darum nach einem Vorwort, das die Resultate der Untersuchung
in zahllosen Thesen vorwegnimmt, beiden Hauptteilcn des Buche*
je einen Abschnitt voraus, der den Gegenstand in den Zusammenhang
der gegenwärtigen Forschung stellen will, fügt schließlich
auch exegetisch gemeinte Anhänge hinzu. So muß der Rezensent
zwischen den beiden Möglichkeiten wählen, ob er den unbestreitbar
richtigen und frommen Hinweis des Verfs. auf das Versagen
der Christenheit gegenüber der Forderung Jesu aufnehmen und
der Aufmerksamkeit des Lesers empfehlen oder ob er sich dem
Anspruch des Verfs., eine wissenschaftliche Untersuchung zU
bieten, stellen und den Maßstab kritischer Wissenschaft an das
Buch anlegen soll. Da im Rahmen dieser Zeitschrift nur die 2. Mög-