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Ausgabe:

1959 Nr. 12

Spalte:

911-912

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Holladay, William L.

Titel/Untertitel:

The root šûbh in the Old Testament 1959

Rezensent:

Eissfeldt, Otto

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Theologische Literaturzeitung 1959 Nr. 12

912

hier war der Verf. wohl durch Anlage und Prinzipien des Calwer
Auslegungswerkes gebunden. Die Übersetzung ist manchmal
etwas umständlich, vielleicht bewußt altertümlich, auch die Erklärung
wirkt mehr solide als flott, was aber vom Rezensenten
als Positivum gemeint ist. Bezüglich der Vorgeschichte des
2. Samuelbuches (so sollte man doch immer sagen statt
„Samuelisbuch", einer grammatisch singulären Bezeichnung, die
sich merkwürdig eingefressen hat) folgt G. der heute allgemein
gewählten Einstellung: deuteronomistische Gesamtkonzeption
unter Zugrundelegung von Quellenwerken wie dem vom „Aufstieg
Davids" und von der „Thronnachfolge Davids"; dazu treten
Auszüge aus Archiven, poetische Einzelstücke u. a. m.
Diese Sachverhalte werden häufig erwähnt, so daß der Leser einen
dem jetzigen Stand entsprechenden Einblick in das Werden eines
biblischen Buches bekommt. Vor allem aber liegt es dem Verf.
daran, „das Buch in seiner vorliegenden Gestalt zu erfassen und
6eine Botschaft zu Gehör zu bringen" (S. 237), also es als Ganzes
zu sehen und in den Gang der Heiligen Schrift hineinzustellen.
Das ist weitgehend gelungen, wenn auch gelegentlich die christo-
logischen Bezüge etwas gekünstelt wirken und dem Text mehr
angehängt werden als daß sie sich aus ihm ergäben (S. 71 f.: der
Hinweis vom Reichsbau Davids auf den „noch schwierigeren und
kunstvolleren" Reichsbau Jesu Christi; S. 266: die Gegenüberstellung
der Siege Davids und des Sieges Christi). Dennoch ist
dieses sein Anliegen zu verstehen und zu begrüßen, wie man
überhaupt sagen muß, daß wir hier einen guten und angemessenen
Beitrag zu dieser Sammlung vor uns haben. Daß er es seinen
Lesern nicht immer leicht macht, sondern sie zum Mitdenken, ja
zum Aufmerken und Lernen veranlaßt — man nehme als Beispiel
das, wa6 S. 258 über die Tempora gesagt wird! -, war bereits
zum 1. Sam.-Kommentar (ThLZ 1958, Sp. 188) lobend erwähnt
und bestätigt sich hier aufs neue.

Kiel Hans Wilhelm Hertzberg

H o 11 a d a y, William L.: The Root Sübh in the Old Testament. With
particular Reference to its Usages in Covenantal Contexts. Leiden:
Brill 1958. X, 191 S. gr. 8°. Lw. hfl. 18.-.

Die vorliegende Arbeit, eine von P. A. H. De Boer betreute
Leidener Theologische Doktor-Dissertation, der man auf
Schritt und Tritt die dem Verfasser von seinem Lehrer überkommene
Sorgfalt, insbesondere auch in der Registrierung wortstatistischer
und textkritischer Phänomene, anmerkt, hat, wie
ihr Untertitel erkennen läßt, als ihr eigentliches Ziel die Darstellung
der Anwendung von Sltj und der von dieser Wurzel abgeleiteten
Nomina und Adjektiva im Auge, in der es sich um
„covenantal contexts" handelt, d.h. in derart und seine Derivata
sich auf das Verhältnis von Gott und Volk oder Gott und
Mensch beziehen, nämlich den Wechsel in dem Verhältnis der
beiden Partner zueinander ausdrücken, also, vom Menschen oder
vom Volk ausgesagt, sich Gott zu- oder von ihm abwenden, d. h.
sich bekehren oder abfallen, auf Gott angewendet, sich dem Volk
oder dem Menschen zuneigen oder sich von ihnen zurückziehen
bedeuten. Aber die in Kapitel IV „The Covenantal Usage of
Sübh" (S. 116-157) vorgenommene Behandlung dieses Haupr-
themas wird durch drei ihm vorangestellte Kapitel gründlich
unterbaut, nämlich durch ,,I. Basic Data" mit statistischen Angaben
über das Verbum und seine Derivata sowie über 3113
enthaltende Personennamen und einem Überblick über das Vorkommen
der Wurzel in den mit dem Hebräischen verwandten
Sprachen (S. 6-12), „II. The Ancient Versions" mit genauen
Nachweisen der in der Septuaginta, im Targum, in der Pesitta
und in der Vulgata für Sltt und seine Derivata gebrauchten Begriffe
(S. 13-115) und „III. A Lexical Study of Sübh" mit Auf
zeigung der verschiedenen Bedeutungen des Verbums und seiner
Derivata (S. 51-115), und drei Anhänge, nämlich „A. Passages
in which the Reading 0f the Verb Sübh is Disputed" (S. I5S
-160), „B. Parallel Passages Containing the Verb Sübh" (S. 161
-166) „C. Qal/Hiphil Variation in the Versions" (S. 167-168)
sowie der sehr sinnvoll gestaltete „Index of Passages Containing
Shübh, or Concerned with Shübh" (S. 169-191) verstärken noch

das durch Kap. I—III für das IV. Kap. gelegte Fundament, auf dem
nun die historische Darstellung des religiösen Gebrauchs von 3vä
und seinen Derivata aufgebaut werden kann, eine Aufgabe, die
dem Verf. darum so überaus wichtig ist, weil ihre Lösung tiefe
Einsichten in die alttestamentlichen Vorstellungen von Abfall
und Bekehrung mit sich bringt und zugleich auf die viel verhandelte
Frage nach dem Verhältnis des Jeremia-Buches zum
Deuteronomium neues Licht fallen läßt. So werden die 164 Fälle,
in denen 3Hfl und seine Derivata „covenantal usage" aufweisen,
in einem von alten, ara enthaltenden Personennamen wie
„Möge er (Gott) wiederkehren" oder bN3i6 „Kehre wieder,
Gottf", ja von ihren amoritischen Vorläufern wie Ia-sü-ub-
''Da-gan „Dagan kehrt wieder" über hieher gehörige Stellen aus
den älteren Teilen des Pentateuchs und der Geschichtsbücher bis
zu den Belegen bei Jeremia, bei den exilischen und nachexili6chcii
Propheten und in den Hagiographa reichenden Überblick vorgeführt
, doch so, daß dabei das Jeremia-Buch, dem von jenen 164
Fällen nicht weniger als 48 angehören, durchaus im Vordergrund
steht. Man kann H.s Buch geradezu als eine Monographie über
Jeremia bezeichnen. Jedenfalls kommt es am meisten besserem
Verständnis des Jeremia-Buches und vertiefter Einsicht in Jeremias
Verkündigung zugute. Nicht als ob der Verf. hier überall
das letzte Wort gesprochen hättet Er ist sich vielmehr der Unsicherheit
mancher seiner Thesen, insbesondere auch soweit sie
sich auf die Frage beziehen, ob und wieweit neben den sicher
von Jeremia selbst herrührenden poetischen Stücken seines Buches
, also von Mowinckels A, auch die viele Berührungen mit
dem Deuteronomium aufweisenden Teile, Mowinckels C, auf ihn
zurückgehen, durchaus bewußt. Aber neue Gesichtspunkte hat er
hier jedenfalls geltend gemacht. Einen noch wertvolleren Beitrag
hat er mit seiner gründlichen Untersuchung über die — oft wortspielerische
— Art, in der Jeremia 3«nB und seine Derivata gebraucht
, zum Verständnis von Jeremias Religiosität gegeben.
Man lese, um das zu erkennen, etwa seine Ausführungen über
Jer 4, 1 auf S. 130 oder über Jer 8, 4 auf S. 1 nach oder lasse das
auf sich wirken, was er S. 152 sagt: „Covenantal sübh occurs
with high frequency in the poetic oracle6 of Jeremiah. The root
embodies the germ of his mes6age in a way that it had not for
any prior writcr ot source. He employs the verb in several original
ways, and in every respect shows himsclf to bc the cons-
cious master of the word. In the first place he isolated the verb
from the moorings of its prepositional phrase, and again and
again uses it alone — 'return' — for him the verb was the key
to Israel's need beforc Yahweh, and so it gained a technical sense,
'repent'. But 'returning' can take place in two directions, and the
nation can return to evil, too; and he uses the verb, again isolated
, in VIII 4-6, with this in mind. And a verb with such a
double face means really just this: 'change onc's loyalty', and so
he uses it once. IV 1." Fein ist auch, wie H. S. 73. 1 31. 1 53 die
vier Fälle des Vorkommens von 313 — dreimal im Qal, einmal
im Hiphil — in Jer 15, 14 differenziert und das dritte und vierte
Vorkommen von dem ersten und zweiten unterscheidet. Um
anderseits auch ein kritisches Wort zu sagen und damit zum Ausdruck
zu bringen, daß das von H. durchmusterte Material hier und
da auch wohl Erklärungen zuläßt oder vielleicht gar empfiehlt,
die von den seinigen abweichen, sei zu Jes 30, 1 5 rü;; FT3103
Vfltya» rrnn rrnaaai t^ena yerdy* gefragt, ob in H.s Übersetzung
"in returning and resting, shal] you be saved, in quietness
and confidence shall your strength bc" das "returning", das durch
die Bemerkung: "The noun shübn here refers to a return to
God" begründet wird, wirklich richtig ist, oder ob ttaWi, wie

seine Zusammenstellung mit nn:, UpWj und nn^3 und der

Kontext nahe legen, nicht vielmehr Verzicht auf militärische Rüstungen
und Bündnisse bedeutet. Bernhard Duhm übersetzt denn
hier ftJWJ auch mit „Abkehr" und begründet das mit diesen
Worten: „raid erklärt man wohl am besten nach Mch 2,8:
rranVo ''ans. abgewandt vom Kriege, friedlich gesinnt" (Das
Buch Jesaja, 2. Aufl. 1902, S. 190. 191).

Hallo/Saale OttoEiBfeldt