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Ausgabe:

1959 Nr. 11

Spalte:

841-842

Kategorie:

Kirchengeschichte: Neuzeit

Autor/Hrsg.:

Meyer, Karl

Titel/Untertitel:

Quellen zur Kirchengeschichte ; 3.Neuzeit : Vom Pietismus bis zur Gegenwart 1959

Rezensent:

Kupisch, Karl

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Seite 1

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Theologische Literaturzeitung 1959 Nr. 11

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Die beiden ersten im preußischen Interesse in Rom wirkenden
„Agenten" waren Italiener; von 1798 an haben stets evangelische
preußische Untertanen für ihren Staat in Rom gewirkt, der erste
von diesen mit dem Titel eines Ministerresidenten, der zweite,
es war Wilhelm von Humboldt, anfangs mit dem gleichen Titel,
dann mit dem Titel eines Gesandten. Den Rang eines „Botschafters
" haben die preußischen Könige ihren Vertretern in Rom
nicht gegeben. Anderseits haben sie sich beharrlich geweigert,
einen päpstlichen Nuntius in Berlin zuzulassen. Unter den Leitern
der preußischen Vatikangesandtschaft finden 6ich bekannte Namen
, wie Wilhelm von Humboldt, Niebuhr, Bunsen, von Schlözer,
der das wichtige Amt in der Zeit des Abbaus des Bismarckschen
Kulturkampfes innehatte. Nach einem einleitenden > Abschnitt
über die indirekten Beziehungen zwischen dem Königreich Preußen
und dem Vatikan 1707 — 1747 schildert der Hauptabschnitt
des Buches das Wirken der einzelnen Vertreter Preußens in Rom.
Der Le6er erlebt alles mit, was sich zwischen dem Staate Preußen
und der päpstlichen Regierung bis zur Auflösung der preußischen
Vatikangesandtschaft 1943 abgespielt hat. Die Fülle der geschilderten
Fersonen, der Ereignisse und Ereignisreihen, die in dem
Buche vorgeführt werden, läßt sich in der hier gebotenen Kürze
unmöglich verdeutlichen. Das Buch bringt eine Menge bisher nicht
bekannter Einzelheiten. Der Verfasser verfügt über eine ausgezeichnete
Kenntnis der Akten und sonstigen Quellen, sowie
der Literatur. Er beurteilt die Dinge vom römisch-katholischen
Standpunkt her. Über manches, was sich z. B. unter dem Gesandten
von Bunsen oder auch im Zusammenhang mit dem Besuch
Kaiser Wilhelms II. bei Papst Leo XIII. 1888 zugetragen hat,
kann man auch heute noch nur den Kopf schütteln Das vielseitig
unterrichtende Werk von Fr. Hanus wird für die künftige einschlägige
Geschichtsschreibung unentbehrlich sein.

Jena Karl Heussi

Meyer, Karl, Dr.: Quellen zur Kircltengesdtidite: Neuzeit. Vom

Pietismus bis zur Gegenwart. Im Auftrag d. Arbeitsgemeinschaft d.
hauptamtlichen evangelischen Rcligionslehrer an höheren Schulen
Bayerns hrsg. München: Kaiser 1959. 63 S. 8°. Kart. DM 2.90.

Man könnte Bedenken dagegen anmelden, Oberschülern
im Religionsunterricht mit so knappen, kleinen Proben aus den
Quellen und Dokumenten ein tieferes Verständnis zu erschließen
zu versuchen. Aber es geht gar nicht so sehr um die
überzeugende Darlegung zentraler Gedanken, als um so etwas
wie die atmosphärische Unmittelbarkeit eines originalen, eine
Schau aufreißenden Eindrucks. Die Erfahrung hat gezeigt,
daß gut ausgewählte, bezeichnende, ganz kurze Textproben
dem Lernenden eine sehr anziehende Anschauungshilfe bieten
können. Man muß an das unmittelbare Empfinden des
jungen Menschen für den lebendigen Innenklang der Sprache
appellieren. So ein Eindruck kann bei rechter unterrichtlicher Anwendung
lebenslänglich haften. Vielleicht müßte man noch stärker
bei solchen Kurztextproben Stellen beibringen, in denen die
Autoren oder die Dokumente sich gleichsam über sich 6elbst hinaus,
in seltenen Augenblicken, erheben und sich „verraten". Aber die
Auswahl, die hier Karl Meyer im Auftrage der Arbeitsgemeinschaft
der hauptamtlichen Religionslehrer an den höheren Schulen
Bayerns herausgegeben hat, ist mit gutem Griff und mit
feinem Gefühl, gerade auch für den heranwachsenden Menschen,
zusammengestellt worden. — Der Verfasser war für dieses
Zusatzheft zum Relipionslchrbuch an bestimmte Grenzen und an
einen bestimmten Unterrichtsgang gebunden. Natürlich könnte
man auch andere Illustrationsstücke vorlegen, aber die getroffene
Auswahl ist exemplarisch knapp, eindrucksvoll und vermittelt
Qucllcnatmosphäre. Vielleicht hätte man sich für die evangelische
Theologie nach dem 1. Weltkrieg nicht nur auf die Karl-Barth-
Zitate einschränken sollen und etwas aus den fruchtbaren
Spannungen der verschiedenen theologischen Richtungen seit
'95° darbieten können. - Das 1959 erschienene Heft rechnet
arl Hartenstein noch unter die Lebenden!

Man wird dem Verfasser aufrichtigen Dank wissen und wünschen
, daß von dem Heft reger Gebrauch gemacht wird

Pönitz bei Leipzig Friedrich HI u f e

Leber, Annedore: Das Gewissen steht auf. 64 Lebensbilder aus dem
deutschen Widerstand 1933—1945. Hrsg. in Zusammenarb. m. W.
Brandt u. K. D. Bracher. Berlin-Frankfurt/M.: Mosaik-Verlag 1954.
239 S. mit 64 Abb. gr. 8°. Lw. DM 14.80.

G o 11 w i t z e< r, Helmut, Kuhn, Käte, Schneider, Reinhold:
Du hast mich heimgesucht bei Nadit. Abschiedsbriefe und Aufzeichnungen
des Widerstandes 1933—1945, hrsg. 2., durchges. Aufl.
München: Kaiser [1955]. 467 S., 2 Taf. 8°.

Nur als durch äußere Umstände verursacht erklärt 6ich die
verspätete Anzeige der beiden vorstehend genannten Bücher, die
inzwischen eine weite Verbreitung gefunden haben. An Aktualität
haben sie auch heute nicht verloren, ihr ethisch-erzieherischer
Wert möchte eher vergrößert sein. Wer die knapp gefaßten und
mit photographischen Beigaben versehenen 64 Kurzbiographien
des zuerst angeführten Buches auf 6ich wirken läßt, wird ganz
unversehens und besser, als es eine gelehrte, theoretische Abhandlung
vermöchte, in den Problemkreis des politischen Gewissens
geführt. Das Unheimliche des Nationalsozialismus bestand
darin, daß er eine Verführungsmacht war. Das
sollte man jedenfalls gegenüber allen heute schon wieder üblichen
Verharmlosungen oder Vergleichen (I) nicht vergessen. Daran erinnert
, gleichsam als Ergänzung, das zweite Buch, das mit einer
Fülle, z. T. erschütternden bekenntnishaften Materials dieses
Ringen um Gewißheit im gebotenen Widerstand zeigt. Mögen
beide Bücher auch heute noch ihren Weg nehmen.

Berlin KarlKupisch

Deuerlein, Ernst: Der Gewerkschaftsstreit.

Theologische Quartalschrift 139, 1959 S. 40— 81.
Exeler, Adolf: Eine Frohbotschaft vom christlichen Leben. Die

Eigenart der Moraltheologie Johann Baptist Hirschers (1788-1865).

Basel-Freiburg-Wien: Herder 1959. XVI, 317 S. gr. 8°. Lw. DM 21.80.
Geiger, Max: Politik und Religion nach dem Programm der Heiligen

Allianz.

Theologische Zeitschrift 15, 1959 S. 107—125.
— Das Problem der Erweckungstheologie.

Theologische Zeitschrift 14, 1958 S. 430—450.
GePPert, Walther: Der sog. heilige Rock zu Trier.

Evangelisch-Lutherische Kirchenzeitung 13, 1959 S. 216—220.
Kantzenbach, Friedrich Wilhelm: Die römisch-katholische Kirche,

die Ökumenische Bewegung und der Weltrat der Kirchen.

Evangelisch-Lutherische Kirchenzeitung 13, 1959 S. 261—264.
Molnär, Amadeo: Comenius et l'Unite des Freres Tcheques.

Communio Sanctorum 1958 S. 110—115.
Holtmann, Jürgen: Geschichtstheologie und pietistisches Menschenbild
bei J. Coccejus und Th. Undereyck.

Evangelische Theologie 19, 1959 S. 343-361.
Schultz, Werner: Schleiermadiers Deutung der Religionsgeschichte.

Zeitschrift für Theologie und Kirche 56, 1959 S. 55—82.
Wilkens, Wilhelm: Das Tccklenburgcr Bekenntnis. — Ein Vorläufer

der Barmer Theologischen Erklärung.

Kirche in der Zeit XIV, 1959 S. 153-156.

GESCHICHTE DER CHRISTLICHEN KUNST

Kirchen. Handbuch für den Kirchenbau, hrsg. v. W. Weyrcs,
O. Bartning, Ant. J. u. Konrad Gatz, A. Goergen, C.Horn, H.Schädel
, W. Schilling, O. Senn, W. Stählin, H. O. Vogel. München:
Callwey [1959]. 448 S., 475 Abb., ca. 1200 Zeichn. 4° = Handbücher
zur Bau- und Raumgestaltung, hrsg. v. K. Gatz. Lw. DM 78.—.

Seit Marcus Vitruvius Pollio seine „Zehn Bücher über Architektur
"1 etwa um 20 v. Chr. verlegte und in ihnen „die gesamten
Grundlagen der Bauwissenschaft kundgegeben" hatte, kommen
immer wieder jene „Handbücher der Architektur" auf den
Markt, die zu einem Teil den jeweiligen praktischen Stand der
Baukunst und der Baukonstruktionen festhalten und die zum
anderen Teil Anleitung und Hilfe für Bauherren und Baumeister
geben wollen.

In unsere Tage reichen noch die ca. 30 Bände der großen
Ausgabe „Handbuch der Architektur"2 vom Anfang dieses lahr-

') Zehn Bücher über Architektur des Marcus Vitruvius Pollio,
übersetzt und erläutert von J. Prestel. Straßburg 1912.

*i Handbuch der Architektur. Begründet von Eduard Schmidt.
16 Bände. Stuttgart 1905.