Recherche – Detailansicht
Ausgabe: | 1959 Nr. 11 |
Kategorie: | Kirchengeschichte: Mittelalter |
Titel/Untertitel: | Neuerscheinungen |
Ansicht Scan: | |
Download Scan: |
837
Theologische Literaturzeitung 1959 Nr. 11
838
stellt. Für die einzelnen Formeln werden die unmittelbaren
Quellen (Gclasianum und Gregorianum) bzw. die älteste erreichbare
Hs nachgewiesen. Zu der Sigelliste ist zu bemerken, daß Bi
in Gambers Sakramentartypen die Bezeichnung AmB erhalten hat
(ambrosianisches Sakramentar aus Bergamo), T (Sacr. Triplex
Zürich Cod. 43) die Bezeichnung Tr (während T dort zur Typenbezeichnung
für das Mischsakramentar der römischen Titelkirchen
aufgerückt ist); Bi (asco) fehlt dort ganz. Diese kleinen Schönheitsfehler
lassen sich leicht verbessern.
Der wertvolle Index nicht nur von Zitaten aus der Bibel,
sondern, was bei dem Sakramentar ja genau so wichtig ist, auch
von Anspielungen auf Schriftstellen wurde äußerst zweckmäßig
auf einem Einlegeblatt wiederholt. Man kann nur hoffen, daß
diese deutliche Aufforderung zu einer eingehenden Einzeluntersuchung
verstanden wird. Ferner ist ein Verzeichnis der Perikopen
und Gesangstexte und der in den Literaturangaben genannten
Autoren beigegeben.
Über die ausgezeichnete paläographische Grundlage dieser
Ausgabe werde ich im Zusammenhang mit meiner Besprechung
der Sakramentartypen in der Fachzeitschrift „Scriptorium" berichten
. Wer die Umstände kennt, unteT denen die Herausgeber arbeiten
und diese hervorragenden Ausgaben zustande kommen,
kann dieses Beispiel entsagungsvoller geisteswissenschaftlicher
Arbeit nicht genügend preisen.
Basel John Hennig
E 1 i a n, A.: Les rapports byzantino-roumains. Phases principales et
traits caraetcristiques.
Byzantinoslavica XIX, 1958 S. 212—225.
Evert-Kappe60wa, H.: L'ctat et l'avenir des etudes byzantines
en Pologne.
Byzantinoslavica XIX, 1958 S. 226—230.
G u i 11 a n d, R.: Etudes sur le Grand Palais de Constantinople.
Byzantinoslavica XIX, 1958 S. 26—72.
Irmscher, J.: Berlin und die Byzantinistik.
Byzantinoslavica XIX, 1958 S. 12—25.
— Die byzantinisch-deutschen Beziehungen als Forschungsaufgabe.
Byzantinoslavica XIX, 1958 S. 231—243.
Leib, B.: Les silences d'Anne Comnene ou ce que n'a pas dit
l'Alcxindc.
Byzantinoslavica XIX, 1958 S. 1—11.
Moravcsik, Gy.: Die Problematik der byzantinisch - ungarischen
Beziehungen.
Byzantinoslavica XIX, 1958 S. 206—211.
Paulovä, M.: Die tschechisch-byzantinischen Beziehungen und ihr
Einfluß.
Byzantinoslavica XIX, 1958 S. 195-205.
Theodorides, J.: Les animaux des jeux de l'hippodrome et des
menagcries imperiales ä Constantinople.
Byzantinoslavica XIX, 1958 S. 73-84.
V a i 11 a n t, A.: Le Saint Ephrem 6lave.
Byzantinoslavica XIX, 1958 S. 279—286.
KIRCHENGESCHICHTE:
BEFORMATION UND GEGENREFORMATION
Lau, Franz, Prof. D.: Luther. Berlin: de Gruyter 1959. 151 S. kl. 8°
— Sammlung Göschen Bd. 1187. Kart. DM 3.60.
Die „Sammlung Göschen" hat in ihren mehr als 300 Bändchen
bisher nur ganz wenige gebracht, die eine Persönlichkeit der
Geistesgeschichtc und ihr Werk behandelten. Seit einiger Zeit
plant sie offenbar die Ergänzung nach dieser Seite hin. Nach den
Bänden von Martin Dibelius über Jesus (1939, 2. Aufl. 1949) und
paulus (zu Ende geführt von W. G. Kümmel, 1951; 2. Aufl. 1956)
lst jetzt „Luther" von Fr. Lau erschienen. Auf 140 Textseiten erzahlt
Lau die Geschichte Luthers, in 5 übersichtlich untergeteilten
Abschnitten: Luthers Welt, Werden, Durchbruch, Reformation.
^rcr>e. Am Eingang steht eine Skizze über „Luthers Bild im
Wandel der Zeiten", die zugleich einiges über die Luther-
rorschung, über die Entdeckung der Frühvorlcsungen des Reformators
und überhaupt über die Quellen berichtet. Am Schlüsse
der Darstellung folgt ein Verzeichnis der Quellen und der Litera-
mT (,n Abwahl) sowie ein Register.
Es ist erstaunlich, wie Lau den riesigen Stoff in den beschränkten
Raum hat hineinbannen können. Seine Darstellung ist
naturgemäß von großer Dichte (sie bietet nicht eine Biographie,
sondern die Geschichte Luthers und setzt die normale
Kenntnis des gebildeten Deutschen von den hohen Stunden im
Leben des Reformators voraus). Aber das Ganze ist zugleich sehr
lebendig geschrieben und liest sich gut. Man merkt es jeder Seite
an, daß der Verfasser, auch wo er sich nicht ausdrücklich darauf
bezieht, mit der neuesten Luther-Forschung, ihren Erkenntnissen
und ihren noch ungelösten Problemen voll vertraut ist. Er kommt
z- B. auch auf die seltsamen Thesen des römischen Franziskaners
Dr. Reinold Weijenborg kurz zu sprechen: ausführlich wird
er sich mit ihm auseinandersetzen in dem Luther-Jahrbuch 1960.
Wollen wir einige Akzente des Büchleins hervorheben, so
mag zunächst auf die zeitliche Ansetzung des entscheidenden
Durchbruches Luthers hingewiesen sein (56f.). Lau berichtet über
das Problem und die wichtigsten Anschauungen, um dann zu urteilen
: „Es bleibt nichts übrig als das nüchterne Eingeständnis,
daß wir keinen Kalender für Luthers innere Entwicklung aufstellen
können. Wir müssen es bewenden lassen beim Aufweis
der Zusammenhänge ..." — Die katholische These, daß Luther
den klassischen Katholizismus der Hochscholastik überhaupt nicht
kennen gelernt habe, sondern nur den kaum mehr wirklich katholischen
Nominalismus, wird mit guten Gründen abgelehnt
(37): „Einseitig verengt ist seine Kenntnis der Scholastik nicht
gewesen oder nicht geblieben." — Besonders prägnant und auch
aktuell ist das Urteil über Luthers Haltung gegenüber der Bauernbewegung
. Luthers Nein wird in seiner inneren Notwendigkeit
für den Reformator anerkannt: „Die Forderung, Luther hätte mit
den Bauern gehen müssen, um des deutschen Volkes oder um der
Barmherzigkeit mit den Unterdrückten willen, läuft auf die Zumutung
an Luther hinaus, seine Reformation fahren zu lassen.
Es ißt nicht üblich, daß der Historiker in der Weise Geschichte
schreibt, daß er solche Ansinnen stellt. Derjenige, dem durch
Luther das Evangelium Wahrheit geworden ist, müßte Luther als
einen VerTäter ansehen, wäre er zu den Bauern gegangen" (104).
Aber mit dem gleichen nachdrücklichen Ernste heißt es dann weiter
: „Aber nach der seelsorgerlichen Güte und dem rechten Wort
darf man bei Luther schon fragen", und kurz vorher ist betont,
daß man die seelsorgerliche Güte in den späteren Bauernschriften
Luthers schmerzlich vermißt. Dagegen lehnt Lau die These,
Luthers Sache habe durch den Bauernkrieg einen ernsthaften
Schaden erlitten und die Reformation 6ei durch ihn aus einer
spontanen Volksbewegung eine obrigkeitliche Angelegenheit geworden
, als „Geschichtslegende" ab, „die dadurch nicht Wahrheit
geworden ist, daß sie sich sehr fest in die Gemüter eingefressen
hat" (105). Den exakten Beweis gegen diese These, den Lau in
diesem Buche nur mit einem Satze geben kann, bietet er mit einer
umfassenden historischen Darstellung der Reformation vieler
norddeutscher Städte in den Jahren nach dem Bauernkriege: „Der
Bauernkrieg und das angebliche Ende der lutherischen Reformation
als spontaner Volksbewegung", im Luther-Jahrbuch 1959,
S. 109-134.
Kritik an Luther übt Lau auch bei Luthers Verhältnis zu
Zwingli. Er spricht von den „ungerechten Urteilen über Zwingli,
die er reichlich gefällt hat"; „Luthers ganzes Verhältnis zu den
Schweizern war von einer Voreingenommenheit belastet, die
mindestens in wesentlichen Punkten auf irrigen Voraussetzungen
beruht" (106). Auf der anderen Seite weiß er Luthers Lage
gegenüber den Schweizern begreiflich zu machen und zu würdigen
.
Die Darstellung führt am Schlüsse zu einer „Würdigung
Luthers und seines Werkes" (138 ff.). Lau betont, daß man Luther
nur dann richtig versteht, wenn man das Entscheidende an
ihm nicht in seiner Bedeutung für die deutsche Kultur sieht, sondern
in dem, was er für die Kirche bedeutet. Der Verf. hebt vier
Punkte heraus: die Schärfung des Wahrheitsgewissens; die
HI. Schrift allein Quelle der Wahrheit; die objektiven Gnadenmittel
als Fundament des Christenrums; der Christusglaube, das
Christusbekcnntni6 zu dem extra nos, pro nobis, in nobis des
Werkes Christi.
Das ganze Büchlein, zuverlässig, nüchtern, gerecht, ist zar