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Ausgabe:

1959 Nr. 10

Spalte:

783-785

Kategorie:

Philosophie, Religionsphilosophie

Autor/Hrsg.:

Theunissen, Michael

Titel/Untertitel:

Der Begriff Ernst bei Søren Kierkegaard 1959

Rezensent:

Holm, Søren

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Theologische Literaturzeitung 1959 Nr. 10

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Dinge nicht vorkommen, verzichtet der Verf. hier auf spezielle
katechetische Winke.

Das vorliegende Buch darf als eine sehr sorgfältige Darstellung
des gegenwärtigen Standes der katholischen Liturgik in
gedrängter Form beurteilt werden. Durch dauernden Rückbezug
auf die große liturgische Enzyklika Pius XII. „Mediator Dei" ist
Gewähr dafür gegeben, daß die Beurteilung im einzelnen der
offiziellen Meinung der katholischen Kirche entspricht. Insofern
ist dieses Buch sehr wohl geeignet, auch dem Nichtkarholiken
den Zugang zur Welt der römischen Liturgie zu erschließen. Die
katechetischen Ratschläge zeigen ein Bemühen, bereits der heranwachsenden
Generation das gottesdienstliche Leben der Kirche
aufzuschließen, von dessen Eifer und pädagogischem Geschick
andere Kirchen nur lernen können.

Greifswald William Nagel

Blume, Friedrich: Was ist Musik?

Der Kirchenchor 19, 1959 S. 49—51 (= Beigabe zu Musik und Kirche
29, 1959).

Bramer, Ferdinand: Kirchenchorarbeit auf dem Lande.

Der Kirchenchor 19, 1959 S. 51—55 (= Beigabe zu Musik und Kirdie
29, 1959).

B r o d d e, Otto: Der Introitus im lutherischen Gottesdienst.
Musik und Kirche 29, 1959 S. 175—185.

Haag, Herbert: Zur französischen Orgelkunst (II).
Musik und Kirche 29, 1959 S. 193-195.

Melchert, Hermann: Zum Rezitativ bei Johann Sebastian Bach.
Musik und Kirche 29, 1959 S. 185-193.

Pascha Domini. Fragen zu Liturgie und Seelsorge. Wiener Seelsorgertagung
vom 7.-9. Jänner 1959. Hrsg. von Prälat Dr. Karl
Rudolf. Wien: Herder 1959. 160 S.gr. 8°. Kart. DM6.50.
König, Franz: Zur Einleitung. S. 9—11.

Tschinke 1, Petrus F.: Pascha Domini. Tod und Auferstehung

des Herrn in Bibel und Liturgie. S. 12—23.
Wolf, Plazidus: Die Feier der Karwoche. Sinn des neuen Ritus.

S. 24—38.

Blieweis, Theodor: Die Tauffeier der christlichen Gemeinde

und ihre seelsorgerliche Bedeutung. S. 39—63.
Söhngen, Gottlieb: „Tut das zu meinem Gedächtnis". Wesen

und Form der Eucharistiefeier der Stiftung Jesu. S. 64-90.
G o r d a n, Paulus: Die gegenwärtige Gestalt der römischen Messe

als Ausdruck ihres bleibenden Wesens. S. 91-103.
Dole?, al, Arnold: Die Bedeutung der Meßfeier für den Aufbau

der Gemeinde. S. 104—113.
Wagner, Johannes: Die Funktionen der liturgisch Handelnden

in der Feier der Messe: Zelebrant, Assistent, Chor, Volk.

S. 114—116.

Mayer, Ernst: Die Feier der Karwoche in der Pfarrgemeinde.

Praktische Durchführung. S. 117—132.
Hub er, Josef: Die Mitfeier des Volkes in Wort, Gesang und

Aktion (im Sinne der Instructio S. R. C. vom 3. 9. 1958).

S. 133-141.

Höslinger, Norbert: Korreferat. S. 142—151.
Söhngen, Oskar: Zur kirchenmusikalischen Ausbildung der Theologen
.

Musik und Kirche 29, 1959 S. 161—175.
Wade witz, W. K.: A importäncia da müsica na Igreja e na Escola.
Igreja Luterana IXX, 1958 S. 195—206.

PHILOSOPHIE UND BEL1GI0NSPHIWS0PHIE

Theunissen, Michael: Der Begriff Ernst bei Seren Kierkegaard.

Freiburg-München: Alber [1958]. XL 187 S. 8° = Symposion. Philosophische
Schriftenreihe, hrsg. v. Max Müller, B. Welte, Erik Wolf,
l. Kart. DM 12.—.

Seren Kierkegaard schrieb „Über den Begriff Ironie mit
ständiger Rücksicht auf Sokrates", Julius Schousboe schrieb
überMden Begriff Humor bei Seren Kierkegaard" 1925 und nun
hat Michael Theunissen ein Buch über den Begriff „Ernst"
bei Soren Kierkegaard geschrieben, welches eine verkürzte Umarbeitung
einer Dissertation von 1954 ist und nun als erster
Band einer Schriftenreihe, die „Symposion" genannt wird, vorliegt
. Der Verfasser beginnt damit, den Ernst in Relation zur
Wirklichkeit zu stellen. Was wir ernst nehmen und zum Ernst
machen ist nur das, was für uns wahr und eigentlich dasteht.
Dieses Verhältnis zur Wirklichkeit ist keine zufällige Relation,

sondern betrifft das Wesen des Ernstes selbst, welches sich nicht
definieren läßt, denn dazu ist der Ernst eine zu ernste Sache, sagt
Kierkegaard selbst in „Über den Begriff der Ironie .. .", welches
im ersten Abschnitt des Buches das wesentlichste Quellenmaterial
zur Beleuchtung des Ernstes abgibt.

Das Buch hat zwei Hauptabschnitte, eine Erläuterung zum
Gegenstand des Ernstes, welche bis zu Seite 92 geht und der
objektive, sachliche Teil genannt werden kann, und eine Erläuterung
unseres Verhältnisses zum Ernst; dies ist der subjek
tive, man kann schon sagen, existentielle Teil. Der erste Teil
wird mit der Behauptung eingeleitet, daß der besondere Gegenstand
des Ernstes die Wirklichkeit ist. Kierkegaard nimmt die
Wirklichkeit ernst, und was er ernst nimmt, ist für ihn Wirklichkeit
. Dies gilt an erster Stelle für die umgebende Welt, und die
sokratische Ironie ist die Lebenseinstellung, die diese umgebende
Wirklichkeit negiert oder ihr ihren Charakter des Ernstes aberkennt
. Im Gegensatz zu der der Ironie eigenen Negation steht
der Ernst als Position. Er hält sich an das Endliche, Wirklidie und
geht in diesem mit Pathos auf, und es ist also dieser Ernst und
Pathos, der bei Sokrates fehlt. Dem reinen Nichts gegenüber kann
man jedoch nicht seinen Ernst bewahren, und wenn Sokrates
sagt, daß er nichts weiß, ist dies sowohl Ernst als auch Spaß, und
in dieser Doppelseitigkeit muß Sokrates erfaßt werden, wenn wir
ihn ansonsten verstehen wollen. „Man kann deshalb über die
Ironie sagen, daß es für sie mit dem Nichts Ernst ist, insoweit
als es für sie mit Etwas nicht Ernst st."

Diese Ironie richtet sich ausschließlich auf die endliche
Wirklichkeit; aber mit diesem Endlichkeitsverhältnis kann Kierkegaard
selbst natürlich nicht zufrieden sein. In „Smulerne"
(philosophische Brocken) und „Efterskriften" (Nachschrift) wird
die Wirklichkeit zum Dasein oder zur existentia ausgeweitet, und
hierzu gehört auch die Möglichkeit, die in der Wirklichkeit gleichsam
erst zu sich selbst kommt. Wenn wir von der Wirklichkeit
in der Sprache der Abstraktion sprechen, sprechen wir eigentlich
nur von der Möglichkeit, und so wird die Möglichkeit der Abstraktion
ebenso wie die Ewigkeit der Abstraktion lediglich zum
Ausdruck der Negativität oder der Unwirklichkeit in dem abstrakten
Denken. Diese unbestreitbare Wirklichkeit haben wir
nur, wenn wir unserer eigenen existentiellen Wirklichkeit gegenüberstehen
, während jedes objektive, abstrakte Wissen um die
Wirklichkeit eigentlich nur noch Möglichkeit ist. Des Individuums
eigene ethische Wirklichkeit ist die einzige Wirklichkeit, und
diese Wirklichkeit wird wesentlich von der Ewigkeit her bestimmt.
Nur wenn der Mensch ein Selbst wird, vermag er die Wirklichkeit
zu dem zu machen, was sie ist: eine Einheit von Zeitlichkeit und
Ewigkeit, ganz wie der Mensch eine Synthese vom Zeitlichen und
Ewigen ist. „Nach Gott ist nichts so ewig wie ein Selbst", sagt
Kierkegaard in „Sygdommen til Deden" (Die Krankheit zu"1
Tode).

Nur eine ernste Persönlichkeit ist eine wirkliche Persönlichkeit
. Mit einem Ausdruck, der den Gedanken auf Kant hin-
leitet, von dem Kierkegaard ansonsten nicht viel wußte, heißt
es, daß der wahre Ernst erst dann hervorkommt, wenn ein
Mensch mit Tüchtigkeit und gegen seine Lust von einem Höheren
gezwungen wird, eine Arbeit auf sich zu nehmen, also Tüchtig'
keit ohne Lust. Der Ernst besteht darin, daß der Ernste, der Gott
gegenübersteht, sich vom Unendlichen bestimmen läßt und dadurch
sich selbst gewinnt. Hieraus ergibt sich jedoch, daß, wenn
der ernste Mensch sich wesensmäßig nur von dem bestimmen
läßt, das höher als das Selbst ist, sich nicht mehr vom Endlichen
bestimmen und beherrschen lassen kann, so wahr wie er den
Ernst vollstreckt und sich zu Gott wie zu dem Höchsten verhält
Im letzten Stück des ersten Teiles spricht Theunissen ferner übet
den Scherz als das ernste Verhältnis zu dem Endlichen, indem
das wahre Ernstnehmen des Endlichen nur ein relatives Ernst-
nehmen bleiben kann; aber dies ist ja eben ein Scherz. Daran
folgen Abschnitte über den Ernst in der Ironie und im Humor
und über die indirekte Mitteilung - cf. die sokratische Ironie ~
als das ernste Verhältnis zu einem zweiten Selbst.

Der zweite oder der subjektive Teil beginnt mit einem Ab^
schnitt über ernste und unernste Existenz. Wir hören, daß c
nicht so sehr darauf ankommt, das Richtige zu wählen, als da