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Ausgabe:

1959 Nr. 10

Spalte:

781-783

Kategorie:

Liturgiewissenschaft, Kirchenmusik

Autor/Hrsg.:

Peil, Rudolf

Titel/Untertitel:

Handbuch der Liturgik für Katecheten und Lehrer 1959

Rezensent:

Nagel, William

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Theologische Literaturzeitung 1959 Nr. 10

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Gruppe für einen Heiligen gehalten wurde. Onasch findet X als
Versucher „vielleicht" einmal und nur in der späteren ukrainischen
Malerei. Er sieht in dieser Figur den Propheten Jesaja, dor
in der Weihnachtsliturgie eine große Rolle spielt. Er weist die
einzelnen Attribute der Ikonengestalt in der Liturgie oder im
Prophetentext nach, z. B. die Wurzel Jesse, den stummen Hund,
den Stab des Völkerweidens, der mit dem Weltherrschaftsanspruch
der byzantinischen Kaiser in Verbindung gebracht worden ist,
das abgebrochene, geglättete Felsstück. Onasch deutet den zweimal
begegnenden „wilden Schritt" der Gestalt mit einem Zitat
aus Chrysostomos. Eingehend untersucht Onasch die Gruppe
„Jesaja vor dem in seelische Qual versunkenen Joseph". Diese
Gruppe wurde in die spätbyzantinische Kunst und von dort in
die russische Ikonenmalerei im 15. Jhdt. übernommen, d.h. in
der Zeit der spätmittelalterlichen Hochblüte des Mönchtums in
Byzanz und des russischen Starzentums. Jesaja ist da also nicht
als alter Hirte. sondern als ostkirchlicher Eremit, als Starez dargestellt
. Der ihn manchmal begleitende, manchmal fehlende junge
Hirt wird als der aus dem Hirten des Hermas bekannte Offenbarungsträger
verstanden und die ganze Szene bezogen auf
Mt 1, 20 und 22.

Ich wüßte keine bessere Erklärung der Figur X. Man versteht
die sonderbare Mischung aus christologischen, mariologischen
und spezifischen Motiven des ostkirchlichen Mönchtums
aus dem mystagogischen Symboldenken der Liturgie.

Onasch kennt die orthodoxe Kirche, ihre Sprache, ihre Geschichte
und ihr Wesen gründlich, und er hat die Gabe, sich
selbst in den Geist der Ostkirche einzufühlen und seine Leser
in ihn einzuführen. Er formuliert, „daß es für den orthodoxen
Menschen keine existenziell wahrhaftigere Form der Antwort auf
das Kcrygma des NT gibt als die in Liturgie und Kultus". Wenn
er aber fortfährt: „Ich bin darüber hinaus der Meinung, daß das
für jeden Christen gilt" (S. 110, Anm. 2), so halte ich mich an
die Bergpredigt und das Vaterunser, in denen die Verheißung des
Reiches Gottes auf Erden im Vordergrund steht und als Reaktion
darauf erwartet wird, daß wir lieben, wie Jesus geliebt hat.

Rcrlin Wilhelm Hartkc

Peil. Rudolf. Prof. Dr.: Handbuch der Liturgik für Katecheten und
Lehrer. Frciburg/Br.: Herder 1955. X, 174 S. gr. 8°. Hlw. DM 9.80.

Der Verfasser, der der liturgischen Bewegung das große
Verdienst zuerkennt, sowohl die liturgiewissenschaftliche Forschung
angeregt als auch das Verständnis der Liturgie weiten
Kreisen erschlossen zu haben, der darum weiß, daß dank ihrer
auch die Laien wieder aktiv an der Liturgie beteiligt wurden,
Übersicht auch die Gefahren nicht, die dabei zutage getreten sind:
leerlaufender Mechanismus und Funktionalismus, Veräußerli-
chung, ein bloßer Ästhetizismus, ein radikaler Historismus und
Archäologismus, ja, sogar ein weitgehender Subjektivismus des
Liturgen. Da wir die gleichen Gefahren auch angesichts der liturgischen
Bewegung in der evangelischen Kirche nicht verkennen
können, gewinnt das vorliegende Buch eine paradigmatische Bedeutung
auch über den Rahmen der katholischen Kirche hinaus.
Sie hegt in der Erkenntnis, daß es um jener Gefahren willen
einer gründlichen katechetischen Behandlung der Liturgie bedarf.
Zu dem Zweck setzt es sich zur Aufgabe, den Lehrern und Katecheten
einerseits das erforderliche Wissen über die wichtigsten
iUrf D'nge nach dem gegenwärtigen Stand der Wissenschaft
zu vermitteln; andererseits ist es in allen seinen Teilen
unmittelbar auf die Katechese und auf die sinnvolle Gestaltung
der Volksliturgie ausgerichtet. Es geht in diesem Bemühen auf
der Unterstufe ganz von der konkreten Anschauung, vom Erleb-
n,s des Kindes aus und versucht, Wege zur nachträglichen Deu-
rong der Liturgiefeier aufzuweisen, soweit das der Altersstufe
ha Sj>]recllcnc' möglich ist. Die Hinweise auf die katechetische Bc-
der V "1 dcr LiturS'e innerhalb der Oberstufe dienen dagegen
Das 1° citunS e'ner verständnisvollen Mitfeier der Liturgie
ct2te Ziel der Liturgickatcchese ist für den Verfasser der
j £cstaltete Gottesdienst, „bei dem man in steigendem Maße
«er Jugend selbst die Formgebung, die Auswahl der Lieder oder
?TT wcm£stcns die Mitgcstaltung überlassen soll. Aus einer
katnonschen Schule dürfte kein Schüler entlassen werden, der

nicht den Gottesdienst sinnvoll liturgisch gestalten und vorbeten
kann". Der Verlebendigung dieses Unterrichtes dienen auch
Arbeitshefte für die Hand des Schülers, die dem Arbeitsprinzip
im Liturgieunterricht durch Anregung zur sorgfältigen Beantwortung
bestimmter Fragen, sowie durch Einkleben geeigneter Bilder
oder durch Anfertigung von Skizzen Rechnung tragen und damit
der Hausarbeit des Schülers einen Ansporn geben. Leider lag
dieses ergänzende Material dem Rez. nur teilweise vor. Der Verf.
kann außerdem auf eine beneidenswerte Fülle von Hilfsmitteln
zur Veranschaulichung der Liturgiekatechese hinweisen.

Der dargebotene Stoff gliedert sich in vier Kapitel. Im ersten
Kapitel wird vom Wesen der Liturgie ausgegangen. Nachdem
dann die katechetische Behandlung der Liturgie in der Schule
grundsätzlich erörtert ist, werden die liturgischen Grundbegriffe
und Grundhaltungen dargestellt. Der Paragraph „Im heiligen
Raum" will vom ersten Kirchenbesuch an dazu erziehen, das
Gotteshaus nicht wie ein Museum zu betrachten. Zwei weitere
Paragraphen befassen sich mit liturgischen Gewändern und Geräten
und der liturgischen Heiligung der Zeit. Hier spricht der
Verf. von der Erschließung des kirchlichen Stundengebetes auch
iur den Laien als einer vordringlichen Aufgabe. Ein Anhang
führt in die Art des antiphonalen Betens ein.

Im zweiten Kapitel wendet sich der Verf. der Liturgie des
hl- Meßopfers zu. Die Unterabschnitte folgen, nachdem das Wesen
des Opfers und im besonderen des Meßopfers behandelt
wurde, der Einteilung der Messe. Jeder dieser Abschnitte schließt
m't Vorschlägen zur Katechese über den betreffenden Teil. Es
•st hier vor allem hervorzuheben, wie der Verf. immer wieder
versucht, Brücken zwischen der Meßfeier und dem Alltagsleben
der Kinder zu schlagen. So sieht er etwa bei der Behandlung der
Opfermesse das Ziel der Katechese in der Weckung echter
Opfergesinnung und Bereitschaft zur realen Opfertat. Oder er
Will in der Katechese über den Wandlungsteil in den Kindern das
Bewußtsein dafür wecken: „Wie in der Wandlung die Gestalten
von Brot und Wein bleiben, aber ihr Wesen in das Wesen des
Gottmenschen verwandelt wird, so müssen auch wir, obgleich in
unserer Gestalt unverändert, als neue, übernatürliche Menschen
aus der Wandlung jeder heiligen Messe hervorgehen."

Das dritte Kapitel gilt der Liturgie des Kirchenjahres. Seine
Bedeutung erkennt der Verf. darin, daß es in geheimnisvoller
Weise, nämlich der der Mysteriengegenwart, das Leben Jesu in
seinen einzelnen Phasen gegenwärtig setzt. Sehr eindrücklich ist
es, wie der Verf. auch mit dem Mittel der Zeichnung den Kindern
anschaulich zu machen versteht, wie sehr das Kirchenjahr etwas
Organisches, Gewachsenes ist. Nachdem er den Wcihnachts- und
Osterfestkreis dargestellt hat, in den er die Pfingst- und Nach-
pfingstzeit hineinrechnet, gilt ein abschließender Paragraph den
Heiligenmessen im Verlauf des Kirchenjahres. Der Verf. rechnet
frcJilich nicht damit, daß Heiligenmessen regelmäßiger Gegenstand
vollständiger Katechesen werden. Wenn aber eine solche
Messe, etwa in der Vorbereitung des Festes des Kirchenpatrons,
behandelt v/ird, so soll die Anwendung auf die Nachahmung des
betreffenden Heiligen in dem einen oder anderen bei ihm besonders
charakteristischen Punkt zielen.

Im abschließenden Kapitel werden die Sakramente und
Sakramentalien besprochen. Der Verf. geht hier vom Wesen des
Sakramentes aus, das aus Materie (z. B. Übergießen mit Taufwasser
, Brot und Wein bei der Eucharistie) und Form (den Spendeworten
) besteht. Diesen äußeren Wesenszeichen hat dann die
Kirche Zeremonien und Gebete hinzugefügt, die das Charakteristische
des jeweiligen Sakramentes hervorheben sollen und zugleich
Hilfe zu würdigem Empfang bedeuten. Er sieht die Aufgabe
des Liturgieunterrichtes darin, über das Wesen des jcweili
gen Sakramentes hinaus gerade auch den Gehalt dieser Gebete
und Zeremonien den Kindern aufzuschließen. In der Einzeldarstellung
der Sakramente verfolgt er das Ziel, sie als Marksteine
im Leben des katholischen Menschen darzustellen. Im Blick
auf die von der Kirche im Laufe der Zeit geschaffenen Sakramentalen
möchte er zeigen, wie „die Kirche alle Dinge der Welt und
alle Situationen des Lebens benutzt und sie zum Heil der Menschen
wendet". Da im allgemeinen eigene Katechesen über diese