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Ausgabe:

1959 Nr. 10

Spalte:

776-778

Kategorie:

Christliche Kunst und Literatur

Autor/Hrsg.:

Shek, Johnny

Titel/Untertitel:

Sketches of Christ from a Chinese Brush 1959

Rezensent:

Lehmann, Arno

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Theologische Literaturzeitung 1959 Nr. 10

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die Kirche ist und war, nicht als eine große englische Einrichtung, I gegenüber verhalten habe (S. 261), Ausdrücke, die übrigens Smith

sondern als die geschichtliche Kirche Christi" (S. 209).

Smith ist sorgfältig darauf bedacht, daß aus seiner Darstellung
der kirchenpolitischen Bestrebungen Churchs nicht der Eindruck
eines oberflächlichen Optimismus, eines Kompromisses
mit dem Fortschrittsglauben der Zeit entstünde. Er zeigt, wie
hier echte christliche Berufung und Glaubensentscheidung vorliegt
, trotz der Schranken, die durch das „glückliche" Temperament
Churchs gegeben sind, dem die „emotionale Intensität"
Pascals ebenso abgeht wie das prophetische Genie Newmans und
das rationale Pathos eines Gladstone. Smith bekennt sich zum
„GladstonianismuB" (S. 217), obschon Gladstone seinerzeit an
politischen Realitäten, die Church deutlicher sah als der „Grand
Old Man", scheitern mußte, und er betont: „Als Diener der
anglikanischen Wiedergeburt ist er nicht gescheitert." Audi
Church lehrt, auf die lebendige Kirche zu schauen, „ohne viel
Rücksicht auf formulierbare und harmonisierende Theorie"
(S. 258), und gerade in dieser Hinsicht spricht Smith vom Angli-
kanismus als einem „neuen Phänomen" und läßt alle seine Hoffnungen
und sein Vertrauen auf die gegenwärtige Lebenskraft
seiner Kirche in der historischen Darstellung mitschwingen.

Immer geht es dabei — auch hier folgen wir Smith — um
ein Christentum, das zugleich katholisch ist und dem kritischen
Gewissen sowie dem Bereich des Humanen gerecht wird (S. VIID.
Auch wer, wie der Referent, an der Newmanrenaissance teilhat,
die es gerade heute im katholischen Deutschland gibt, wird von
dem Werk von Smith viel lernen können. Newman hat von sich
gesagt, daß seine eigentliche Wirksamkeit erst nach 100 Jahren
heraufkommen würde. So gibt es auch eine katholische Antwort
auf den Newman der Oxforder Bewegung - eine Antwort, die
er selber in seinen Tagen als Katholik verkörperte und zu einem
großen literarischen Werk verdichtete, die er aber in der katholischen
Kirche seiner Zeit nicht zur Auswirkung bringen konnte.
Daß diese beiden Antworten, die von Smith so überzeugend geschilderte
anglikanische und die römisch-katholische, glücklich
konvergieren - dafür ist dem Referenten die Freundschaft zwischen
Church und Newman ein Pfand.

Der Bereich dieser Freundschaft sei noch zum Schluß mit
einigen Zitaten abgesteckt, und es sei dazu außer auf die Angaben
bei Smith noch auf zwei Veröffentlichungen verwiesen:
H. Tristram, Newman and his Friends, London 1933; ferner
Chr. Hollis, J. H. Newman and Dean Church, in: Newman,
Centenary Essays, hrsg. von H. Tristram, London 1945, S. 68-91.
Rückhaltloser könnte kein Freundschaftsbekenntnis sein, als die
Brief stelle Richard Churchs, in der er sagt: „Unwissende und
übelgesinnte Leute können und mögen sagen, was sie wollen,
über den großen Kardinal. Ich gehöre zu denen, die wissen und
fühlen, daß sie ihm alles verdanken, sogar ihr eigenes Selbst und
alles, was sie jemals zu tun vermochten, das nur irgendetwas
wert war." (Zitiert von H. Tristram, Centenary Essays, S. 9 f.).
„Ich weiß nicht, ob es in der Kirchengeschichte eine Parallele zu
dieser Freunschaft gibt", schreibt Hollis: Newman als Kardinal,
Church als der erste Geistliche der Stadt London und Berater
Gladstones — „in vieler Beziehung waren beide die hervorragendsten
Geistlichen ihrer Kirche". Allerdings, 15 Jahre lang hatte es
keinerlei Verbindung mehr zwischen den Freunden gegeben. Aber
diese Freundschaft, fast allein unter den vielen Freundschaftsbündnissen
, die Newman in Oxford geschlossen harte, überdauerte
..die Trennung von den Freunden", unter der Newman so sehr
gelitten hat, und beiden Freunden war, als sie das Band wieder
anknüpften, das Geschick beschieden, fast alle andern Glieder
aus dem alten Oxforder Kreis zu überleben.

Als Newman 1864 in wenigen Wochen die „Geschichte
seiner religiösen Meinungen" niederschrieb, sandte er Church
die Korrekturfahnen zur Durchsicht zu. Seitdem gab es wieder
einen regen Meinungsaustausch und gegenseitige Besuche. Newman
war einer der ersten, dem Church seine Übersiedlung nach
London anzeigte. Als Church schließlich seine Geschichte der
Oxforder Bewegung verfaßte, bat er den greisen Kardinal schon
bei den Vorarbeiten um seine Unterstützung. Newman stimmte
zu, wenn er auch das Urteil seines Freundes las, daß er sich zeitweise
„unequally and harshly" seiner anglikanischen Kirche

noch nicht das Recht geben, Newmans Verhalten „unfair" zu
nennen (S. 331). Von einem Besuch des fast 90jährigen Kardinals
in Churchs Londoner Heim, der 3 Tage dauerte, schrieb Church :
„Er war so froh, so gütig, so liebevoll; sehr alt und schnell ermüdet
, doch ebenso schnell wieder frisch nach einer Ruhepause,
und scherzend über sein hohes Alter: .Sie wissen, ich könnte
keine Zahlen mehr zusammenrechnen.' Er zeigte ein ganz lebendiges
Interesse für alles, was um ihn hervorging, in den Grenzen
des Taktes und der Diskretion, wie es ihm zukam. Aber das
alte Lächeln und Augenzwinkern und eine frohe bedeutungsvolle
Ironie gibt es immer noch bei ihm, und alles schien zu sein
wie in alten Zeiten."

In dem Arbeitszimmer Newmans im Oratorium zu Birmingham
hängt heute noch über dem Kamin, den Raum beherrschend,
ein großes Bild des Freundes. Und er bewahrte ihm, wie Mary
Church in der Lebensbeschreibung ihres Vaters (London 1894)
schreibt, „das freimütige Vertrauen und die Zuversicht des
Sich-Verlassens auf seine Sympathie und seinen Rat, wie sie zu
den alten Oxforder Tagen gehört hatten".

Ein ganz vereinzeltes Corrigendum: H. Froudes „Remains" (4 vols.,
London 1 838), sind nicht von Mozley, sondern von Keble und Newman
herausgegeben (S. 30, 312).

Leipzig Werner Becker

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Kart. DM 7.80.

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: Bibliogr. Inst. [1957]. 32 S. m. 6 Abb. i. Text u. 39 Ablauf
Taf. 8° = Meyers Bildbandchen. N. F. Bd. 6. Kart. DM 2.90.

Die christliche Malerei wird heute in und für Asien un<^
Afrika gefordert und in der westlichen Welt wird 6ie immer tncht
bekannt. Es ist bedeutsam, daß die United Bible Societies aut
ihrer Studienkonferenz in Edinburgh in ihrer Ausstellung von*
23. 8. - 12. 9. 59 auch eine asiatisch-afrikanische Abteilung *f
neueren Arbeiten der Bibel-Illustration gezeigt haben, wc1cf>e
die Übernahme westlicher Illustrationen in den Bibeln jcr>cr
Kontinente erschweren und hoffentlich bald ganz ausschließe11
sollen.

Der in dem Buch „Die Kunst der Jungen Kirchen" (2. Auf!
1957) S. 249-253 gebotenen Bibliographie sind u.a. die secn»
hier angezeigten Erscheinungen nachzutragen.

Der Chinese Shek-kai-nung (Johnny Shek), GH«
der ev.-luth. Kirche, bietet 25 Bilder aus dem Leben Jesu vo
der Verkündigung bis zur Himmelfahrt. Der Maler ist noch jun£
er ist hochbegabt und von ihm ist noch viel zu erwarten: