Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1959 Nr. 10

Kategorie:

Altes Testament

Titel/Untertitel:

Neuerscheinungen

Ansicht Scan:

Seite 1

Download Scan:

PDF

749

Theologische Literaturzeitung 1959 Nr. 10

750

herrschend sind" (S. 3). In der Tat ist die diesbezügliche Diskussion
inzwischen bereits wieder so umfänglich geworden, daß
die Literatur für den nicht speziell Interessierten 6chwer zu übersehen
ist. Daher kommt diesem ohne großen wissenschaftlichen
Apparat — diesen hat der Verf. 6einem demnächst erscheinenden
Dekalog-Forschungsbericht in der Theol. Rdsch. vorbehalten -
ausgestatteten, vorzüglich informierenden Vortrag eine erhöhte
Bedeutung zu.

Da der Verf. die gegenwärtigen Probleme mehr referierend
darstellt und mit seinem Urteil bescheiden zurücksteht, ist es
nicht angebracht, in eine Diskussion einzutreten, sondern sollen
einige empfehlende Hinweise den Inhalt und die Bedeutung der
Arbeit verdeutlichen.

Die geschickte Disposition in einen allgemeinen (S. 4—28) und
einen speziellen Teil (S. 29—53) berührt alle wesentlichen neueren Probleme
.

Da der allgemeine Teil die neueren Tendenzen deutlich werden laßt,
sei auf ihn speziell hingewiesen. Die Abweichungen in der Überlieferung
des Dekalogs in Ex 20 und Dtn 5 werden zunächst literarkritisch
verdeutlicht. Die daran anknüpfende übcrlicferungsgcschichtliche Betrachtung
zeigt dann, daß der Überlieferung nach Ex 20 eine „etwas ältere
Version des Dekalogs bewahrt", S. 7, Dtn. 5 dagegen früher schriftlich
fixiert sei.

Das Problem der ursprünglichen Gestalt des Urdekalogs
wird an Hand der beispielhaften Rekonstruktion von Rud. Kittel,
Gesch. d. Volkes Israel, I, 1932, S. 383 f. und dem neueren hypothetischen
Versuch von Karlheinz Rabast, Das apodiktische Recht
im Deuteronomium und im Heiligkeitsgesetz, 1949, S. 35 ff.,
einen metrisch in Vierern gestalteten Dodekalog zu erschließen,
als stark im Fluß befindlich und wohl nie zu einer endgültigen
Lösung kommend dargestellt. Davon abgesehen zeigt sich aber,
daß es in Israel einen Dekalog gab, der älter gewesen sein muß
als das Dtn.

Die wichtige Frage nach Alter und Ursprung des Dekalogs
enthält die nach der Mosaizität. In einem geschichtlichen Abriß
vom Zeitalter Wcllhausens an wird gezeigt, wie besonders unter
dem Einfluß Greßmanns die Voten zugunsten der Mosaizität zunehmen
. Der Dckalog wird allgemein für alt, d. h. in der Zeit
Moses möglich, angesehen. Diesen Umschwung in der Beurteilung
bewirkten im Großen die neue, sehr veränderte Auffassung der
Frühzeit Israels, die nicht mehr primitiv und polydämonistisch
vorgestellt wurde, ferner die wegweisenden Forschungen S. Mo-
winckels (Le decalogue, 1927) und A. Alts (Die Urspr. d. israelit.
Rechts, 1934). Mowinckel hat den Zusammenhang zwischen
Dekalog und Kult ein für allemal erwiesen. Damit ist die Dekalogforschung
über das litcrarkritische Stadium hinausgeführt und
der „Sitz im Leben" des alten Israel angedeutet. Hier einsetzend
bat Alt die Gattungsforschung auf die Rechtsliteratur ausgedehnt
und den bekannten Linterschied zwischen kasuistischem und apodiktischem
Recht herausgestellt und den Dckalog mit den Reihen
fluch- oder todeswürdiger Verbrechen zusammengestellt. Die
Grundlagen des apodiktischen Rechts seien in der Wüste gelegt
worden, wenn auch die erhaltenen Stücke der Gattung erst später
in Kanaan entstanden sind. Weil also der Dekalog innerhalb
seiner Gattung spät ist, kommt für Alt - Noth folgt ihm darin
- die Mosaizität nicht in Frage. Das Laubhüttenfest mit der
Bundeserncucrung zeigt den Platz an, den das apodiktische Recht
in Israel hatte.

Diese allgemein bekannten Feststellungen fordern aber
wieder neue Fragen heraus. Diese skizziert der Verf. in vier
Punkten und berührt damit die gegenwärtigen Aufgaben:

1. Die Frage nach dem ..Recht, das die Ahnen Israels hatten in der
Zeit, bevor sie Glieder des Zwölfstämmebundes wurden" (S. 25), führt
?" einer Untersuchung der rechtlichen Bestandteile in den babylonischen
^eilschrifttafeln von Mari aus der Zeit Hammurabis.

t 2- Wer war der Sprecher des apodiktischen Rechts? Es muß näher
Restellt werden, ob es ein kleiner Richter, der „Bundesmittler" und
"Klchter Israels" oder ein Priester war.

r- . 3' "Welchen Aufbau hatte das alte, nach Dtn. 27 und los. 24 in
»wneni «"eierte Laubhütten-Bundesfest?" (S. 26) Hier ist G. v. Rad,
c^m SCSdl'clnl- Problem d. Hexateuch. 193 8 einen Schritt weitcr-
mmen. fadem er auch noch den Platz der Verlesung des Dekalogs
und verwandter t_ . . 6
""iiater | cxte zeigte.

4. Alt sah die sog. Sonderreihen, die vorwiegend Einzelgebiete
des Lebens behandeln und zugleich eine Strafart nennen, für älter an als
den Dekalog, der eine sog. umfassende Gesamtreihe ist. Aber das umgekehrte
Verhältnis wäre auch möglich, wobei dann der Dekalog gut
der überragenden Persönlichkeit des Mose als Urheber zugeschrieben
werden könnte. Für diese Auffassung setzte sich bereits K.-H. Rabast
ein.

Der allgemeine Teil zeigt somit, „daß der Dekalog zusammen
mit anderen Dokumenten des apodiktischen Rechts schon
früh eine zentrale Stellung im israelitischen Leben hatte. Sie
hatten Platz am Fest und stellten im Zusammenhang mit dem
Rückblick auf die Sinai-Ereignisse die verpflichtenden Urkunden
der Willensäußerung des göttlichen Bundesherrn dar" (S. 28).

Den zweiten Teil der Arbeit bildet ein gründlicher Querschnitt
des erstaunlich verfeinerten exegetischen Verständnisses
der Einleitung und der einzelnen Gebote.

Eine drucktechnische Einzelheit sei noch erwähnt. Die
behelfsmäßige Transkription des hebr. Buchstabens 'ajin, wobei
der Spiritus asper so weit nach unten gerückt ist, daß er mehr
einem kleinen lateinischen c ähnlich sieht, wirkt auf das Auge
störend.

Dem den Dekalog in Predigt und Unterricht praktisch verwendenden
Theologen ist diese Arbeit in beiden Teilen eine
brauchbare Hilfe zur kritischen Rückbesinnung auf seine Grundlagen
.

Garstedt Egon Pfeiffer

Ben-Chorin, Schalom: „Ich und Er" — eine liturgische Formel.

Zeitschrift für Religions- und Geistesgeschichte XI, 1959 S. 267—269.
D e i s s 1 e r, Alfons: Micha 6, 1—8: Der Rechtsstreit Jahwes mit Israel

um das redite Bundesverhältnis.

Trierer Theologische Zeitschrift 1959 S. 229-234.
Del M e d i c o, H. E.: Une Etymologie du Nom des Esseniens.

Zeitschrift für Religions- und Geistesgeschichte XI, 1959 S. 269—272.
D 0 b b i e, Robert: Sacrifice and Morality in the Old Testament.

Tbe Expository Times LXX. 1959 S. 297-300.
A New Edition of the Hebrew Old Testament.

The Bible Translator 10, 1959 S. 110-112.
McGovern, John J.: The Waters of Death.

The Catholic Biblical Quarterly XXI, 1959 S. 3 50-3 58.
McKenzie, John L.: Myth and the Old Testament.

The Catholic Biblical Quarterly XXI, 1959 S. 265-282.
Roehrs, Walter R.: Die Gnade Gottes im Alten Testament.

Lutherischer Rundblick 7, 1959 S. 98-116.
Scharbert, Josef: Die Rettung der „Vielen" durch die „Wenigen"

im Alten Testament.

Trierer Theologische Zeitschrift 1959 S. 146—161.

NEUES TESTAMENT

Vööbus, Arthur, Prof. Dr.: Early Versions of the New Testament.

Manuscript Studies. Stockholm: Estonian Thcological Society in
Exile 1954. XVII, 412 S. m. 24 Facsimiles 4° = Papers of the
Estonian Thcological Society in Exile 6.

1. Der Verf. hat sich seit 1947 bis zum Erscheinen dieses
Werkes bereits durdi achtundzwanzig Veröffentlichungen zum
gleichen Gegenstand, zumeist in deutschen, sdiwedischen, belgischen
und römischen Zeitschriften, als Sachkenner ausgewiesen.
Er setzt durch das hier anzuzeigende Werk die Arbeiten von
Baumstark, Blake, Burkitt, Vogels u. a. fort. Der Verfasser, früher
Professor in Tartu (Dorpat) hat „Early Versions" dem Chicago
Lutheran Theological Seminary mit dem Vermerke „Eevoe
?IHr]v xni nvvtjyriysre /ie," gewidmet.

Der Verf. beschreibt in der Einleitung (S. XIII—XVII)
seine Absicht, einesteils die großenteils vernachlässigten frühen
Übersetzungen des NT an Hand der Codices festzustellen,
andererseits an Hand dieser Codices die Textkritik auch an viel
begangenen Stellen vor Irrwegen zu bewahren. Es folgen sodann
in neun gleichmäßig gearbeiteten, straff gegliederten und vielerorts
mit Text- und Druckproben versehenen Kapiteln die Beschreibungen
der Arbeit Tatians (S. 1—31), der lateinischen
(S. 33-65), syrischen (S. 67-131), armenischen (S. 133-171),
georgischen (S. 173-209), koptischen (S. 211-241), äthiopischen