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1959

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Systematische Theologie: Allgemeines

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Neuerscheinungen

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Theologische Litcraturzeitung 1959 Nr. 9

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geengt oder gar überwunden. Die dogmatische Terminologie sei grundsätzlich
ablösbar von der bisherigen Fassung, aber niemals zugunsten
einer vor der Dogmatisierung liegenden Unverbindlichkeit.

3. Rechtfertigung und Heilsweg. Hier begegnet
man der heute viel verhandelten Problematik des protestantischen
„Allein" und des katholischen „Und". Wir zitieren: „Die Wahrheit
von der Unverdienbarkeit der Gnade ist eine dem Katholiken durchaus
geläufige Lehre"; „daß zwar Gott alles wirkt, daß er trotzdem nicht
allein wirkt, sondern daß in und durah Gott auch der Mensch dabei
ist"; „die Mitwirksamkeit des Menschen aus Gottes Wirksamkeit"
(Küng); „der Gedanke des Verdienstes sagt aus, daß die Gnade im
Menschen angekommen ist"; „der Mensch empfängt als Lohn, wozu
Gott ihm die Wirkkraft gibt".

4. Gefahr der Gesetzlichkeit. Es wird auf Ansätze
einer neuen katholischen Lehre von der Freiheit (Karl Rahneri) eingegangen
. Zusammenfassend heißt es: „In der Theologie muß es innerhalb
des Dogmas und der darüber hinaus noch verpflichtenden Lehre
einen weiten Raum für die theologische Arbeit und Diskussion geben."
Die Heiligsprechung des Thomas Morus in unsern Tagen dürfte hier
als verheißungsvolles Zeichen gelten. An die Adresse der Evangelischen
richtet sich die Frage: „Gibt es nicht eine merkwürdige Angst und
Flucht vor dem Gesetz?".

5. Marianischer Maximalismus. Die Diskussion hier
geht begreiflicher Weise von Asmussens Marienbuch aus und verharrt
weitgehend bei ihm. Entscheidend dürfte der Satz sein: „Die Mittlerschaft
Mariens nicht neben, sondern in Christus ist nach katholischer
Auffassung grundlegend und entscheidend für die mögliche Aussage von
Maria als Mittlerin." Die Gefahr des Maximalismus kann von Fries
nicht geleugnet werden; der Grund für sie wird in der Überbetonung
der Spekulation, in der mangelnden Orientierung an Schrift und Tradition
, „in der unzulässigen Isolierung ^ und Verselbständigung der
Mariologie, in der mangelnden Proportion" gesehen. Man dürfe hoffen,
„daß diese Fragen in der rechten Weise ausgetragen werden, daß es
aber dafür Zeit und Geduld braucht".

Der Ton des Ganzen ist vornehm, die Gedankenführung
6traff und fesselnd. Wer den interkonfessionellen Gesprächen
unserer Tage folgen will — das wird von modernen Theologen
hüben und drüben zu verlangen sein —, muß auf diese weitherzige
, irenische, interessante Schrift achten.

Rostock Gottfried Hol tz

Bourassa, Francois: Freedom under grace.

Theology Digest VII, 1959 S. 103-107.
— Son of God or son of the Father?

Theology Digest VII, 1959 S. 123-126.
Dan t ine, Wilhelm: Regnum Christi-Gubernatio Dei.

Theologische Zeitschrift 15, 1959 S. 195-208.
Frei, Hans: Das Wesen der Kirche in altkatholischer Sicht.

Internationale Kirchliche Zeitschrift 49, 19 59 S. 103-124.
Grams, Armindo e Ramison, Adolfo: A Imaculada Conceicao

de Maria.

Igreja Luterana IXX, 1958 S. 221-233.

Haute r, Charles: Christologie et Inspiration des ficritures.

Revue d'Histoire et de Philosophie Religieuses 39, 1959 S. 83—96.

Imberg, Richard: Theologie für jedermann. Zweite Folge: Welt und
Reich Gottes. Dritte Folge: Übermächtige Gnade. Mit einem Geleitwort
von Karl Barth. Zollikon: Evangelischer Verlag [1959], XIII,
112 S. 8°. Kart. DM 6.80.

Kimme, August: Extra controversiam? — Zur Abendmahlsthese I von
Arnolds hain.

Evangelisch-Lutherische Kirchenzeitung 13, 1959 S. 101-103.

K i n d e r, Ernst: Was heißt eigentlich evangelisch?
Una Sancta 13. 1958 S. 243—251.

Koch, Gerhard: Jesus Christus - Schöpfer der Welt.

Zeitschrift für Theologie und Kirche 56, 1959 S. 83-109.

Matthias, Walther: Exegese, Dogmatik, Verkündigung.
Evangelische Theologie 19, 1959 S. 243-266.

Naundorf, Günther: Christliche Existenz in unserer Zeit. Gesammelte
Aufsätze. Zusammengestellt und hrsg. v. Gerhard Fischer. Berlin
: Union Verlag [1958]. 100 S. 8°. Kart. DM 1.50.

Pribnow, Hans: Um ein evangelisches Abendmahl. - Die neuen
Thesen zum Abendmahl, kritisch betrachtet.
Freies Christentum 11, 1959 S. 19—25

R°"d,et' Hinry: The divinization of the Christian.

Theology Digest VII, 1959 S. 113—133.
Sartory, Thomas: Was heißt katholisch?

Una Sancta 13, 1958 S. 252—273.

Sasse, Hermann: Zum Ergebnis des „Abendmahlsgesprächs der Evangelischen
Kirche in Deutschland 1947-1957".

Lutherische Blätter 10, 1958 S. 98—108.
S c h e 1 p, P.: Zur Abendmahlsfrage.

Igreja Luterana IXX, 1958 S. 177—182 und S. 217—221.
— Die Unsterblichkeit der Seele.

Igreja Luterana IXX, 1958 S. 233—239.
Schmidt, Erik: Gottesbeweise?

Freie6 Christentum 11, 1959 S. 89—91.
S t ä h 1 i n, Wilhelm: Über die Natur. III. Schöpfung als Bild und Bühne.

Quatember 23, 1958/59 S. 148—155.
Weber, Hans-Ruedi: Die Laienfrage in ökumenischer Sicht.

Ökumenische Rundschau 8, 1959 S. 105—122.

PSYCHOLOGIE UND RELIGIONSPSYCHOLOGIE

Wittgenstein, Graf, Dr. med.: Psychotherapie und Theologie

Symposion der Arbeitsgemeinschaft „Psychotherapie-Seminar" mit
Beiträgen von H. A d 1 e r, Ph. D e s s a u e r, A. K o e b e r 1 e, F.
Riemann, Graf Wittgenstein, E. Zippe rt hrsg. Stuttgart
: Hippokrates-Verlag [1958]. 109 S. gr. 8°. Kart. DM 9.80.

Das (angesichts der gegenwärtigen Lage der Seelsorge) so
notwendige Gespräch zwischen Theologie und Psychotherapie
ist im Symposion der Arbeitsgemeinschaft Psychotherapie-
Seminar vielseitig und anregend durchgeführt. Theologen, Mediziner
und Psychologen erhalten nicht nur orientierende Einblicke
in den heutigen Stand der Wissenschaft des Partners, sondern
auch wesentliche Hilfen für Theorie und Praxis ihres Faches. Je
zwei Religionsphilosophen, Theologen und Ärzte kommen zu
Wort und begegnen sich in der gegenseitigen Aufgeschlossenheit
und Sachlichkeit, der es darum geht, die Fachkenntnis zum Wohle
des Leidenden zu vertiefen, nicht aber die eigene Meinung zum
Dogma zu erheben. Der vom Herausgeber beabsichtigte Brückenschlag
zwischen Theologie und Psychotherapie kann in diesem
Symposion als gelungen gelten.

Mit dem Aufsatz des Religionsphilosophen E. Z i p p e r t
„Der .normale Mensch' und sein Urbild" wird zugleich ein Thema
angeschlagen, das sich wie ein roter Faden durch alle Beiträge
hindurchzieht: die Frage nach dem empirischen und dem wahren
Menschen. An drei Beispielen, der alt-indischen „Aitareya-
Upanishad", einem japanischen Schöpfungsbericht, ,,Nihon-gi">
und an dem aus dem hellenischen Kulturraum stammenden Bild
des Poimandres sucht Zippert die Wirksamkeit eines a priori gegebenen
Urbildes vom Menschen geistesgeschichtlich nachzuwei'
sen. Nicht die äußere, sondern die innere Erfahrung ist es zuerst'
die dem Menschen ein Wissen um sein eigentliches Sein vtf
mittelt. Bewegend kommt das im Gespräch des Einzelmenschen
mit dem „Lirmenschen" Poimandres zum Ausdruck: „was in D,r
schaut und in Dir hört, ist der Logos des Herrn, der Geist ist der
Vater Gott, denn sie trennen sich nicht, und das Leben ist ihre
Vereinigung" (25). Aus der „Brunnentiefe" des a priori vorhandenen
„allgemeinen Unbewußten" ist das „Ur-Bild Mensch iiiimcr
und immer wieder aufgestiegen" (15).

Der Religionsphilosoph H. Adler geht in seinem Beitrag
„Judentum und Psychotherapie" zunächst der Frage nach, ob da*
jüdische Schrifttum des Altertums und Mittelalters eine bestimmte
Art von Psychotherapie enthalte. An Beispielen, die reich afl
psychologischer Weisheit sind, wird gezeigt, daß dennoch nichts
im jüdischen Schrifttum auf eine Psychotherapie im strengen
Wortsinn schließen läßt. Der Jude des Altertums hat eine der
Psychotherapie überlegene Möglichkeit zur Überwindung vor»
Angst und Leid. Sie liegt in der zur heilenden Klärung führen;
den Aussprache mit Gott, die Adler als „Vertrauenstherapie
bezeichnet (37). Die Frage, ob der jüdische Mensch ein größere«
Interesse für psychologische Probleme als der nichtjüdische habe,
wird dahin entschieden, daß das Schicksal der Einsamkeit und
Absonderung den Juden zur Sclbstanalyse wie zur scharfen Beobachtung
des Verfolgers treibt, so daß es unter Juden mehr „Psr
chologen aus Leidenschaft" (39) gibt als unter Nicht-Juden. Auen
die Lehren Freuds und Adlers lassen sich zum Teil aus denj
spezifisch jüdischen Schicksal verstehen. An sich jedoch sin
Judentum und Psychotherapie zwei Bereiche, die nichts mitcm
ander zu tun haben.