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1959 Nr. 9

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Kirchengeschichte: Mittelalter

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Theologische Literaturzeitung 1959 Nr. 9

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theorie. Deshalb hat man ständig den Eindruck, ak ob der Verf.
die pädagogischen Gedanken seines Lehrers Alfred Petzelt, die
dieser in seinen verschiedenen Arbeiten über „Wissen und Haltung
", über „Konzentration", über „die Frage" u. a. vertreten
hat, variiert, fortbildet und auf ihre tiefsten Quellen zurückführt.
So werden in diesem Rückgriff auf Nicolaus von Cusa tiefste
Prinzipien katholischer Philosophie und Pädagogik deutlich.
Petzelt sagt z. B. über Konzentration: „Alle Wahrheiten gehören
in der Wahrheit zusammen"; im Bildungsprozeß hat sich das Ich
in der Forderung nach der Konzentration „als Ebenbild Gottes,
der ganzen Wahrheit, zu bewähren" (Lexikon der Pädagogik,
Bd. III., Sp. 45/46); über die Frage sagt Petzelt: „Alle Fragemannigfaltigkeit
hat ihren Sinn als Erfüllung der Forderung nach
Einheit des menschlichen Abbildes gegenüber dem göttlichen Urbild
" (Lexikon der Pädagogik, Bd. II, Sp. 65). Ahnlich entfaltet
Pöppel aus der „docta ignorantia" des Nicolaus Cusanus: der
Mensch „tritt als Geist und damit als Träger erkennender Aktivität
als „Mikrokosmos" zwischen Gott und Welt". (S. 76, cit.
aus H. J. Ritter, Docta ignorantia, Die Theorie des Nichtwissens
bei Nicolaus Cusanus, Diss. Hamburg, 1927, S. 7.) Der Weg der
„Bildung" erscheint in dieser Sicht als „Annäherung an das Urbild
Gott" (S. 76). „Die urbildliche Einheit Gottes und die ebenbildliche
des Menschen" (S. 75) rücken hier ganz eng zusammen,
und alles Wissen gilt als „Teilhabe am Urbild des Menschen" und
trägt „die Züge der Ebenbildlichkeit, wo und wann immer gewußt
wird" (S. 107).

Diese und eine Fülle ähnlicher Formulierungen, belegt durch
eine große Zahl lateinischer Zitate aus den Werken des Cusaners,
verraten deutlich den Typus dieser Denkform: er hat seine geistige
Herkunft im Neuplatonismus, beeinflußt über den Areopa-
giten die deutsche Mystik, vor allem Meister Eckehard, der stark
auf Nicolaus von Cusa gewirkt hat; von ihm geht dieser Strom
neuplatonischen Denkens befruchtend über Leibniz' Monadenlehre
bis hin zum deutschen Idealismus und dessen Höhepunkt in
Hegel. Wir finden die Spuren dieses Denkstils in der Pädagogik
des Böhmischen Bruders J. A. Comenius („Wir suchen Gott, in
dem wir die Spuren der Gottheit in allem Geschaffenen wahrnehmen
", Magn. did., Kap. XXIV); auch Pestalozzis Begriff der
„Anschauung" dürfte, wie F. Delekat in 6einem schönen
Pestalozzibuch (J. H. Pestalozzi, der Mensch, der Philosoph und
der Erzieher, 2. Aufl. 1928) gezeigt hat, aus dieser neuplatonisch-
mystischen Denkweise zu verstehen sein, und auch Goethes Weltanschauung
hat hier seine Wurzeln. („War nicht das Auge
sonnenhaft. . .")

Diese Denkform ist für uns als evangelische Theologen und
Pädagogen interessant und historisch verstehbar, aber nicht nach-
zuvollziehen. Die ganze Spannung zwischen christlichem Glauben
und Humanismus, wie sie in der neueren evangelischen Theologie
und Pädagogik stark betont wird, hat ihren Grund darin, daß
vom evangelischen Glauben aus „Bildung" niemals als „Annäherung
an das Urbild Gottes", „Wissen" als Teilhabe an der ewi-
2en Wahrheit Gotte6 erscheinen kann. Aus der „Ebenbildlichkeit"
des Menschen, die für uns in Christus als dem „zweiten Adam".
wt> "tnZ[l wirklidl und wahrhaft gebildeten Menschen"
(K. Barth) offenbar ist, folgt pädagogisch für die „humane Bildung
, daß wir ihr durchaus in der Erziehung des Menschen ihr
begrenztes Recht geben können (vgl. hierzu: K.Barth, Evangelium
und Bildung Theol. Studien, H. 2, Zollikon 1938; G. Giese.
Erziehung und Bildung in der mündigen Welt, Göttingen 1958,
bes. S. 28 ff., 53 ff.), sie aber dennoch gleichzeitig als ein „weltlich
Ding und natürlich-kreatürliches Menschenwerk von Gottes
>n Christus sola fidc Sünden vergebender und Heil bringender
Triade streng unterscheiden müssen.

Derlin . Gerhardt Gie«e

hi/to,*'' FUy' O S B-: Early Roman Monasteries. Notes for the
■ ry of the Monasteries and Convents at Rome from the Vtn
ArrhlS ^ Xth Century. Citri del Vaticano: Pontificio Istituto di
di An? T Cristiana 1957- XXXVIII, 455. S„ eKtn. gr. 8» = Studi
Ü1 Ant,chitä Cristiana XXIII.

c.K„„ESr?elliÖrt,211 den eigenartigsten Phänomenen der monasti-
senen Oeschichte, daß das weltflüchtige Mönchtum, für das die

Wüste oder ganz allgemein die Einöde der ihm gemäße Ort war
und das ja auch als Wüstenmönchtum begann, schon sehr früh
die Form des Stadtmönchtums entwickelte. Alle großen kirchlichen
Metropolen, Alexandrien, Antiochien, Jerusalem, Byzanz
und Rom erhalten zahlreiche Klöster. Wie es zum Stadtmönch-
tum kam, ist noch nicht untersucht worden, und auch der Verf.
der vorliegenden Studie geht auf die Frage nicht ein. Er befaßt
sich mit den stadtrömischen Klöstern. Diese hatten schon das
Interesse einzelner Forscher gefunden, jedoch fehlte es bisher an
einer eingehenden Untersuchung. Der Verf. hat sich die Arbeit
nicht leicht gemacht und mit wahrem Bienenfleiß alles Material
zusammengetragen, was bei dem heillosen Zustand der stadtrömischen
Überlieferung doppelt anzuerkennen ist, die von
soviel Legendärem überwuchert ist.

Nach einer genauen Literaturangabe werden die einzelnen
Klöster in alphabetischer Reihenfolge behandelt, es sind 93.
(Mit monasteries bezeichnet F. die Mönchs-, mit convents die
Nonnenklöster.) Es sind jeweils die Namen angegeben, mit denen
das Kloster bezeichnet wird, sodann die Quellen, die Lage und
die Geschichte, und zwar vom 5. bis zum 10. Jahrhundert.

Das frühere Mönchtum des 4. Jahrhunderts ist nicht behandelt
, da sich in dieser Zeit noch keine festen Klöster nachweisen
lassen. Ein besonderes Kapitel behandelt die Diakonie-
klöster, Klöster, die sich der Armenpflege widmen und griechischer
Herkunft sind, und die Basilikaklöster. Auch wird die
Frage, welche Observanz die stadtrömischen Klöster hatten,
untersucht. Für die Frühzeit muß gelten, wa6 Kassian aus eigener
Erfahrung ausgesprochen hat: Soviel Klöster, soviel Regeln.
Später setzt sich die Regel Benedikts von Nursia durch. Den
Schluß des Werkes bilden eine chronologische Übersicht und an
Hand von Karten eine Topographie der Klöster. Nicht alle Fragen
sind gelöst, aber die Schrift bietet einen hervorragenden Beitrag
zur Geschichte des Mönchtums, jedoch nicht weniger zur
Geschichte der Stadt Rom.

Maria Laach Stephan Hilpisch

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