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Ausgabe: | 1959 Nr. 9 |
Spalte: | 679 |
Kategorie: | Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie |
Autor/Hrsg.: | Augustinus, Aurelius |
Titel/Untertitel: | On Christian doctrine 1959 |
Rezensent: | Diesner, Hans-Joachim |
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Theologische Literaturzeitung 1959 Nr. 9
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Monnicas, zumal Sch. eben aufgrund der Confessiones die besonders
anfangs „sehr menschlichen" Strebungen von Augustins
Mutter nicht übersehen kann (XLIII f.).
Halle/Saale Hans-Joachim D i es ne r
Saint Augustine: On Christian Doctrine. Transl., with an
introduction by D. W. Robertson, Jr. New York: The Liberal Arts
Press 1958. XXII, 169 S. 8° = The Library of Liberal Arts, Nr. 80.
$ —.95. •
Diese Übersetzung des 396 begonnenen, aber erst 426 abgeschlossenen
Werkes De Doctrina Christiana, der eine lesenswerte
Einleitung (Introduction, IX—XXI) und eine Selected Biblio-
graphy (XXI—XXII) allerdings sehr knappen Umfanges vorangestellt
sind, basiert auf dem Text der Benediktiner und lehnt
sich teilweise an frühere englische Übersetzungen (Shaw, Gavi-
gan) an. Sie wird, soweit ich 6ehe, dem Verständnis Augustins
und seinen speziellen Anliegen in dieser .hervorragenden bibelwissenschaftlichen
Arbeit' (Altaner) gerecht.
Es nimmt wunder, daß der Verf. die Bibliographie so kurz
hält und hauptsächlich nur auf die unmittelbar weiterführende
Literatur verweist. Auch werden teilweise nur die älteren Auflagen
zitiert (so die Altanersche Patrologie in der zweiten Auflage
von 1950 statt in der fünften von 1958).
R.s Hauptanliegen in Übersetzung und Einführung ist eine,
für den Übersetzer auch immer besonders notwendige Einfühlung
in Augustins Gedankenwelt, vor allem in seine Auseinandersetzung
mit der antiken Rhetorik, die er gerade hier zugunsten
einer „Spiritual interpretation of Scripture" (XII) überwindet
oder jedenfalls überwinden will, was von weitreichendem Einfluß
auf die Welt des Mittelalters war (Cassiodor, Hrabanus Maurus
usw.). Richtig weist R. aber gerade auch auf die ,,transformation
of Ciceronian rhetoric for Christian orators" (XIV) besonders
im vierten Buch von De Doctrina Christiana hin, was in seinem
Fortwirken — und zwar weit über das rein Formale hinaus —
nicht unterschätzt werden darf. Dankenswert ist auch der Hinweis
auf die Arbeit Augustins an der allegorischen Schriftauslegung
und ihre Parallele zu entsprechenden Bemühungen der
vorklassischen und klassischen heidnischen Literatur (XIV). Wichtig
erscheinen mir auch einige Hinweise auf die - freilich nicht
immer gelungenen — Bestrebungen Augustins und der christlichen
Literatur überhaupt, an Stelle des formalen den inhaltlichen Gesichtspunkt
immer stärker in den Vordergrund zu rücken (XVII:
"Cicero had emphasized the idea that the mere study of rules is
insufficient for the education of the orator; St. Augustine goes
further, maintaining that the rules are not necessary at all. .. ").
Halle/Saale Hans-Joachim D i e s n e r
Bärbel, Joseph: Die Erneuerung der Patrologia Latina des Abbe
J. P. Migne.
Theologische Revue 55, 1959 Sp. 1—6.
Hammerschmidt, Ernst: Die philosophische Begründung der
Gotteserkenntnis bei Tertullian.
Internationale Kirchliche Zeitschrift 49, 1959 S. 69-102.
Kuiters, R.: Saint Augustin et l'indissolubilite du mariage.
Augustiniana IX, 1959 S. 5—11.
Pannenberg, Wolfhart: Die Aufnahme des philosophischen Gottesbegriffs
als dogmatisches Problem der frühchristlichen Theologie.
Zeitschrift für Kirchengeschichte LXX, 1959 S. 1-45.
Strobel, A.: Der Begriff des .vierkapiteligen Evangeliums' in Pseudo-
Ephraem C.
Zeitschrift für Kirchengeschichte LXX, 1959 S. 112-120.
KIRCH EN GESCHICHTE: MITTELALTER
Pöppel, Karl/öerhard: Die Docta Ignorantia des Nicolaus Cusanus
als Bildungsprinzip. Eine pädagogische Untersuchung über den Begriff
des Wissensjmd Nichtwissens. Freiburg/Br.: Lambertus-Verlag 1956,
119 S. 8° - Grundfragen der Pädagogik, hrsg. v. A. Petzelt, H.6.
DM 8.40. v"~»
Diese pädagogische Studie über die „docta ignorantia" des
Nicolaus von Cusa, eine 1954 bei Alfred Petzelt in Münster angefertigte
, sehr gründliche Dissertation von beachtlichem Ge-
halt, erweist sich als ein ebenso eigenartiges wie reizvolles, aber
auch nicht unbedenkliches Unternehmen. Sie überrascht schon
dadurch, daß sie das Werk eines Mannes zum Gegenstand hat,
der in der Tat „gemeinhin nicht als Klassiker der Pädagogik angesehen
wird" (S. 12), ja in der Geschichte der Pädagogik bisher
überhaupt keinen Platz fand, so sehr er auch mit seiner vieldeutigen
Lehre im Übergang von der spätmittelalterlichen Scholastik
zur Renaissancephilosophie in der abendländischen Geistesgeschichte
ak einer der größten Denker unseres Volkes zu werten
und deshalb auch mit Recht in die von H. Heimpel, Th. Heuß und
B. Reifenberg seit 1954 neu herausgegebene Deutsche Biographie
„Die großen Deutschen (Nikolaus von Kues v. J. Koch, Bd. 1,
S. 275 ff., Berlin 1954) aufgenommen i6t. Auch in dem katholischen
„Lexikon der Pädagogik" ist ihm ein kurzer Beitrag von
J.Peters (III. Bd. Freiburg 1954, Sp. 678 f., dort auch weitere
Literatur) gewidmet. Schon dies macht deutlich, daß die Gedankenwelt
des Cusancrs für die katholische Pädagogik auch in der Gegenwart
noch Gültigkeit besitzt.
So gibt der Verf. auch nicht eine erziehungs geschichtliche
Darstellung vom Leben und Werk des großen Theologen
und Philosophen in 6einer Bedeutung für die Geschichte der
Pädagogik, die auch kaum nachgewiesen werden könnte, sondern
es geht ihm um „eine pädagogische Untersuchung über die Natur
des Wissens und seines Vollzuges im Prozeß des Lehrens und
Lernens" (S. 103), über das Verhältnis von Wissen und Bildung
überhaupt. Von der gegenwärtigen pädagogischen Problematik
um den Bildungswert des Wissens aus 6ucht er also „im Werk
des Cusanus das, was in Hinsicht auf das Problem des Wissens
Gültigkeit besitzt" (S. 13) und nimmt dessen zeitlich bedingte
Aussagen „zum Anlaß, um das zeitlose Problem neu in Frage zu
stellen" (S. 12). Dabei erhebt sich die kritisch zu stellende Frage,
wie weit man so vorgehen darf; ob es überhaupt zulässig ist, aus
der eigenartigen und schwierigen neuplatonisch-mystischen Gedankenwelt
eines Denkers im Übergang vom Spätmittelalter zur
Renaissance fruchtbare Antworten auf unsere Grundfragen der
Pädagogik zu gewinnen? Kann man überhaupt den Begriff der
„docta ignorantia", in der sich für den Cusaner die Gottheit als
der Urgrund aller Wirklichkeit, die Wahrheit als die „coinciden-
tia oppositorum" offenbart, als „Bildungsprinzip" im modernen
Sinne verwenden? Haben die tiefen um das Verhältnis von Gott,
Menschengeist und Welt kreisenden Gedanken dieses philosophierenden
Theologen etwas mit dem zu tun, was die moderne
Pädagogik seit dem deutschen Neuhumanismus „Bildung" nennt?
Der Verf. bietet also eine bildungstheoretische Studie über
das Wissen und Nichtwissen als „legitimes pädagogisches Problem
" (S. 17); er untersucht „die Frage" ak Voraussetzung für
den Weg des Lernprozesses, handelt über das Problem der „Konzentration
", die für ihn mit dem Cusaner letzten Endes begründet
erscheint in dem „Einen", an dem alles Wissen als der „ewigen
Wahrheit" Teil hat; er entfaltet den Begriff des Lernprozesses,
der „von erkannter zu gelöster Problematik" (S. 93) führt und
„die Erfüllung ebenbildlicher Ewigkeit" (S. 102) erstrebt, entsprechend
dem Wort des Cusaners: „Mens est imago aeternitatis".
Die Arbeit mündet in einer Betrachtung über das Verhältnis von
„Wissen und Glauben", für die das Wort des Cusanus „quia
ignoro adoro" die Richtung weist. Mit ihm sieht der Verf. in der
„sacratissima ignorantia den gültigen Vollzug des Glaubens"-
„In dieser vom höchsten Sinn erfüllten Ungewißheit eröffnet sich
dem Ich die Gewißheit der Größe Gottes" (S. 11 3). „In der Ruhe
des Geistes als contemplatio seines Urbildes empfängt der Mensch
die Lehre Gottes, Seine Offenbarung" (S. 115). Von da aus wird
für unsere heutige Situation gefolgert und gefordert, daß neben
dem „Fach" Religion, in dem die Offenbarung der „Gegenstand"
ist, „Religion als Prinzip" „Grund allen Unterrichts und aller
Erziehung" (S. 115) sein muß. Ohne daß es ausdrücklich ausgesprochen
wird, wird hiermit die „katholische Schule" als Ideal
pädagogisch begründet.
Was der Verf. damit leistet, ist also keineswegs eine pro-
blemgcschichtliche Analyse der Gedanken des Cusancrs im Sinne
modernen geisteswissenschaftlichen „Verstchens", sondern ef
macht vielmehr im Sinne einer normativen Pädagogik die „doew
ignorantia" des Cusaners fruchtbar für die moderne Bildungs-