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Ausgabe:

1959 Nr. 9

Spalte:

668-669

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Foerster, Werner

Titel/Untertitel:

Neutestamentliche Zeitgeschichte ; 1.Das Judentum Palästinas zur Zeit Jesu und der Apostel 1959

Rezensent:

Schneider, Carl

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Theologische Literaturzeitung 1959 Nr. 9

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Kritisch ist zu den Ausführungen Jepsens zu sagen, daß die
Einheit beider Testamente nicht nur auf der Feststellung beruhen
kann, daß der eine Gott im Alten wie im Neuen Testamente
handelt, sondern daß darüber hinaus vom Wesen und Willen
Gottes her eine inhaltliche Übereinstimmung herausgestellt werden
muß. Der Begriff des Handelns Gottes hat als Fundament
für den Überbau beider Testamente eine zu schmale Basis. Man
müßte zumindest Inhalt und Absicht dieses göttlichen Handelns
eingehender hinzunehmen. Gott will Gemeinschaft zwischen sich
und den Menschen herstellen. Dazu geht der transzendente Gott
eine Verbindung mit dieser Welt ein, indem er 6ich ein Volk
als Eigentum erwählt und mit ihm einen Bund schließt. Die
Inkarnation Gottes beginnt nicht erst im NT mit der
Geburt Christi, sondern schon im AT. Gott nimmt Wohnung
in dieser Welt und geht seinem Volke nach. Sollte nicht der
Gedanke der Inkarnation die tragende Mitte der Heiligen Schrift
darstellen, zumal er auch das alte Schema von messianischer Verheißung
und Erfüllung in sich schließt? Es müßte doch noch einmal
sehr ernsthaft untersucht werden, ob dies alte Schema von
Verheißung und Erfüllung wirklich „die brüchigste Stelle in der
Beziehung zwischen Altem und Neuem Testament" (W. Eichrodt.
Theologie des AT, 1957, S. 342) bildet und ob die Meinung
G. Fohrers (siehe oben) berechtigt ist, daß die messianischen Abschnitte
des AT keinen sachgemäßen Ansatzpunkt für sein Verständnis
uns an die Hand geben.

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NEUES TESTAMENT

Foerstcr, Werner, Prof. D.! Ncutesramentliche Zeitgeschichte.

I. Halbband: Das Judentum Palastinas zur Zeit Jesu und der Apostel.
2., durchgehend neubearb. Aufl. Hamburg: Furche-Verlag 11955).
248 S. 8° = Die urchristliche Botschaft. Eine Einführung in die Schriften
des Neuen Testaments, hrsg. von O. Schmitz, 26. Abt. Lw.
DM 12.80.

Unter den zahlreichen allgemein verständlichen Darstellungen
der palästinensischen Umwelt Jesu, die in den letzten Jahren
erschienen 6ind, nimmt dieses besonnene, mit den heute üblichen
Bildern und Karten nicht beschwerte, sachliche und zurückhaltende
Buch noch immer eine Sonderstellung ein. Die neue
Auflage darf als eine wesentliche Verbesserung angesehen werden
, sowohl durch die Straffung und Beseitigung einiger Breiten
als auch durch die Ergänzung der zwischen den Auflagen liegenden
neuen Materialien.

Nach einleitenden Thesen über die Begriffe Israel und
Judentum beginnt die Darstellung mit dem Exil und dem Übergang
vom Propheten- zum Schriftgelehrtentum. Die Spannungen
zwischen Erwählungsglauben, Absonderung und Mission werden
in ihren Ansätzen schon in dieser Zeit nachgewiesen. Die beiden
Säulen Geschichte und Gesetz sind damals bereits die ersten
Träger des entstehenden Kanons. Es folgt eine kurze Übersicht
der politischen und geistigen Geschichte bis zu Nehemia in
leicht lesbarer Zusammenschau. Die hellenistische Zeit ist ausführlicher
behandelt als die persische, für die neben den Elefan-
tinepapyri das Judithbuch als Quelle benutzt wird und in die F.
neben vielen Psalmen auch Jona, Ruth und Esther setzt. Die
LXXproblcme werden sehr kurz, aber nicht ungeschickt gestreift,
die* Entstehung des jüdischen Schrifttheologen verständlich gemacht
. Die Makkabäerkriege sind in ihren wesentlichen Ereignissen
und Ergebnissen dargestellt, dagegen kommt das hclle-
nisierte Judentum sowohl in der Bedeutung wie deT Bewertung
zu kurz. Der Tobias des Josephos ist doch wirklich kein typisch
hellenistischer Jude! Der Gegensatz zwischen einer seleukidischen
und einer ptolemaischen Partei in Jerusalem ist etwas zu sehr
bagatellisiert (S. 46). Gut ist die Darstellung der Anfänge der
Asidäer und die Herausarbeitung der verschiedenen makka-
bäischen Kriegsziele. Ein wichtiger und dem Verfasser eigentümlicher
Satz ist der von einer grundlegenden Veränderung des
Theodizeeproblems durch die makkabäische Erneuerung; die
Entwicklung von 1. Makk. zu 2. Makk. ist einleuchtend unter
diesen Gesichtspunkt gestellt. Über die Nuanccnuntcrechiede der
frühen Apokalyptik wird gut referiert, doch ist ihre Bedeutung
füT das frühe Christentum m.E. überschätzt. In der vorrömischen
und frührömischen Zeit 6ind die historischen Ereignisse nur kurz
angedeutet, die Gründe zur Ausbreitung zu summarisch und
einfach genannt. Dagegen liegt dem Verf. an einem klaren Verständnis
für die Untenschiede der religiösen Gruppen und ihrer
Lehren. Nur bei den Toten-Meer-Texten ist leider wieder, wie
so oft heute, einfach behauptet, daß sie aus vorneutestament-
licher Zeit stammen, was eben doch noch keineswegs gesichert
ist. Es ist aber nuT sehr bescheiden von ihnen Gebrauch gemacht.

Die neutestamentliche und nachncutcstamentlichc Zeit beginnt
mit einer recht sympathischen Darstellung der Person des
Herodcs und der verschiedenen zeitgenössischen Urteile über
ihn. Die zelotische Bewegung wird in ihren Anfängen als en»
Bewegung gegen Herodes gedeutet, was richtig sein m^nitt
Herodcssöhne sind etwas zu summarisch skizziert; der a
über die Römerherrschaft teilt alles Notwendige mit, onne sien
in Einzelheiten zu verlieren. Bei Pilatus ist die Legende unkritisch
verwendet, auch in der Vorgeschichte des Aufstandes
wird der Anekdote zu viel Platz eingeräumt, und zwar auf Kosten
größerer Zusammenhänge und Probleme. Der Aufstand selbst
wird vor allem von seinen religiösen Motiven her beleuchtet
und dabei der Unterschied zur Haltung Jesu und der jungen
Kirche wenigstens angedeutet. Geschickt ist auch d.c Gegenüberstellung
von Josephos mit Jochanan ben Zakkai.