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Ausgabe:

1959 Nr. 8

Spalte:

628-630

Kategorie:

Praktische Theologie

Autor/Hrsg.:

Spoerri, Gottlob

Titel/Untertitel:

Ein Becher Wasser 1959

Rezensent:

Meis, Paul

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Theologische Literaturzeitung 1959 Nr. 8

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Lambarene beigegeben. Quellen-Nachweise sollten „dem kritischen
Betrachter eine Hilfe sein, um mit wenig Mühe prüfen zu
können", was geboten wird. Leider ist dies erschwert infolge des
Versehens, daß die Kapitel im Text nicht bezeichnet sind. Eine
Vorarbeit für die Darstellung von Schweitzers Kunstanschauung
ist in dem Abschnitt „Vom Wesen der Kunst" geleistet. Als Forschung
kann sie freilich nicht bezeichnet werden, soweit sie
schlechterdings nur eine Materialsammlung aus dem Kantbuch
und aus dem Bachbuch bleibt.

Ludwigsburg Roland Schütz

Castren, Olavi: Zum Problem der Jungfräulichkeit und der Ehe in

der römisch-katholischen und evangelischen Ethik.

Kerygma und Dogma 5, 1959 S. 113—145.
Cordes, Cord: Kann evangelische Ethik sich das Subsidiaritätsprinzip,

wie es in der Enzyklika „Quadragesimo anno" gelehrt wird, zu eigen

machen?

Zeitschrift für evangelische Ethik 1959 S. 145—157
Donath, Martin: Der Wohlfahrtsstaat im Blickfeld evangelischer
Sozialethik.

Die Innere Mission 49. 1959 S. 169—179.
Gablentz, Otto Heinrich von der: Autorität und Legitimität im
heutigen Staat.

Zeitschrift für evangelische Ethik 1959 S. 78—99.
Harbsmeier, Götz: Krieg und Frieden im Lichte der Königsherrschaft
Christi.

Evangelische Theologie 18, 1958 S. 491-521.

Janssen, Karl: Theologische Aspekte des Subsidiaritätsprinzips im
deutschen Jugendwohlfahrtsrecht.
Zeitschrift für evangelische Ethik 1959 S. 158—166.

Klippstein, Christian: Human Relations und christliche Nächstenliebe
.

Zeitwende XXX, 1959 S. 225-234.
Melzer, Friso: Die Sprache in ethischer Sicht.

Zeitschrift für evangelische Ethik 1959 S. 107-113.
Rollier, Mario A.: L'etä dell'energia nucleare e l'uso che l'uomo

farä dell'abbondanza illimitata di energia a sua disposizione.

Protestantesimo XIV, 1959 S. 95—114.
Schmidt, Gerhart: Die ethische Bedeutsamkeit der Sprache.

Zeitschrift für evangelische Ethik 1959 S. 100—107.
Steck, Karl Gerhard: Justum bellum heute?

Evangelische Theologie 18, 1958 S. 521-530.

PRAKTISCHE THEOLOGIE

V o i g tj Gottfried, Dr. theol.: Der helle Morgenstern. Homiletische
$4/ Auslegung alttestamentlicher Texte. Berlin: Evang. Verlagsanstalt
[1956]. 316 S. gr. 8°. DM 12.80.

An wirklich brauchbaren Predigtmeditationen, die für die
pfarramtliche Praxis so wichtig sind, herrscht noch immer kein
Überfluß. Man kann also sagen, daß durch den neuen Mcditati-"
onenband, der von dem Studiendirektor des Evgl.-Luth. Predigerseminars
Lückendorf und Nachfolger M. Doernes in diesem Amt,
G. Voigt, vorgelegt wird, einem wirklichen Bedürfnis entsprochen
wird. Daß hier ausschließlich alttestamentliche Texte besprochen
werden, ist ebenfalls zu begrüßen, denn gerade das
Alte Testament bereitet unserer christlichen Predigt ja immer
wieder erhebliche Schwierigkeiten. Deshalb ist es auch kein
Schade, daß die Auswahl der Abschnitte keiner der jetzt gültigen
Perikopenordnungen, sondern einem inzwischen überholten Entwürfe
der VELKD folgt. Es werden doch eine große Zahl zentraler
und für die alttestamentliche Predigt exemplarischer Abschnitte
behandelt. Der Verf. geht den besonderen hermeneutischen Problemen
, die das Alte Testament bietet, nicht aus dem Wege,
sondern sucht sie von der praktischen Auslegung her zu lösen.
Der Mittelweg, der hier zwischen den extremen Positionen
Baumgärtels und K. Barths (S. 8) gesucht wird, scheint uns durchaus
geglückt. Es wird einerseits vermieden, bei einer rein religionsgeschichtlichen
Betrachtungsweise stehen zu bleiben und die
sich für die christliche Predigt von ihrem heilsgeschichtlichen
Standpunkt aus erhebenden Bedürfnisse zu übersehen, andererseits
, dem Ursinn des Textes eine christologische Absicht unterzuschieben
, wo sie heilsgeschichtlich gar nicht bestehen kann.
Durch eine Auslegung, welche das Faktum der Heilsgeschichte in

ihren verschiedenen Stufen und die Tatsache, daß es sich im
Alten wie im Neuen Testament um einen und denselben Gott
handelt, berücksichtigt, wird der Weg zu einem wirklich theologischen
Verständnis freigemacht. Gegenüber einem großen Teil
der üblichen Meditationcnliteratur zeichnet sich Voigts Arbeit
durch eine erfreuliche Gründlichkeit aus; besonders die exegetische
Durcharbeit der Stoffe ist sehr sorgfältig. Das Werk möchte
zur eigenen Arbeit des Lesers am Text, auch am Lirtext (!), hinführen
(S. 5); diesem Zweck dienen die dem jeweiligen Abschnitt
vorausgeschickten textkritischen Ausführungen. Hier sind auch
einige litcrarkritische und inhaltliche Bemerkungen untergebracht
; natürlich ist dabei die Abgrenzung gegen einen wissenschaftlichen
Kommentar schwierig und vielleicht nicht immer
genau getroffen. Notfalls ließe sich das Werk auf diese Weise
jedenfalls auch ohne den Besitz eines Kommentars verwenden.
Erfreulich, daß die Sprache sich von einer hohlen Erbaulichkeit
fernhält; wir werden immer an die wirklich theologischen Inhalte
des Textes herangeführt. Alles in allem eine nützliche Bereicherung
der Pfarrbibliotheken.

Kronshagcn/Kiel Henning GrafRcventlow

Spörri, Gottlob: Ein Becher Wasser. Auskunft über eine Schwestern
schaft. Zollikon: Evang. Verlag [1958]. 238 S. 8°. Lw. sfr. 13.30.^

Robert Baumgartner schreibt in dem Bericht „100 Jahre
Kranken- und Diakonissenanstalt Neumünster Zollikerberg-
Zürich 1858—1958": „Der Stiftungsrat berief (1937) Pfarrer
Gottlob Spörri, Religionslehrer in Aarau, zum Vorsteher. Doch
blieb Pfarrer Spörri nur dreieinhalb Jahre, um nach seinem Rück'
tritt eine diakonische Schwesternschaft nach anderen Intentionen
in Braunwald zu gründen."

Von diesen Intentionen und von der Entwicklung der
Schwesternschaft in Braunwald von 1941—1958 gibt das Buch
Bericht. Dieser Bericht ist nun nicht ein Beitrag zur Geschichte
der Braunwalder Schwesternschaft, der in exakter historischer
Darstellung mit genauen statistischen Angaben ein klares Bild
über Entstehen, Bewegung und Stand dieser Arbeit darbietet,
sondern es i6t vielmehr ein geistlicher Rechenschaftsbericht, dem
es darauf ankommt, die Grundsätze der Diakonie, wie sie der
Verfasser schaut, vorzulegen und ihre Verwirklichung auf dem
Boden seiner Schwesternschaft aufzuzeigen. Aber gerade darin
liegt der eigentümliche Reiz dieses Buches. Der Leser wird nicht
durch Zahlen oder Namen, durch Satzungen und Paragraphen gc-
langweilt, obwohl die Andeutungen etwa über die Ordnungen
der Schwesternschaft nicht ganz genügen, um sich ein vollständig
klares Bild über die Braunwalder Schwesternschaft zu machen. Es
geht immer um das Wesentliche, eben das Andersartige dieser
Schwesternschaft, gegenüber der weiblichen Diakonie, wie sie m
Laufe einer hundertjährigen Geschichte Gestalt gefunden hat.

Um Wesen und Weg der Braunwalder Schwesternschaft zu
verdeutlichen, bietet der Verfasser zunächst zwei Referate, 1. über
„Diakonie im Neuen Testament", 2. über „Das Werden einer
jungen Schwesternschaft". Es folgen als 2. Teil Auszüge auS
Jahresberichten und als umfänglichster 3. Teil eine Auswahl von
Briefen an die Schwesternschaft.

Verfasser führt aus: Diakonie bedeutet nach dem Neuen
Testament: „Bei dem Menschen sein in seiner Verlegenheit, ih"
nicht allein lassen, ihm helfen, so gut man kann, ist Antwort au«
Jesu Hilfe, ein Dank, der ausgerichtet wird durch den Dienst'
den wir denen tun, die Jesus lieb hat". Damit und in den B***
spielen, die aus dem Neuen Testament angeführt werden,
z. B. der Erwähnung der Phöbe als Diakonisse und der bcson°c^
ren Bereitschaft der Frauen zum Dienen im Neuen Testament w~>r
nichts Neues gesagt. Auch in der Betonung der Notwcndigke'r
der Ehelosigkeit wird die alte diakonische Linie gewahrt; l3, c*
klingen Löhe'sche Töne an, wenn Spörri sagt: „Daß wir dabd
sein dürfen, ist Lohn genug". Eigenartig ist die in der Ge
schichte der Diakonie umstrittene Begründung des gemeinsamen
Lebens aus dem Neuen Testament, indem hier darauf aufmerksam
gemacht wird, daß der Dienst in der Nachfolge Jesu zu Gruppen-
bildungen führte, z.B. der Gruppe der nachfolgenden Fraucii1 in
Lukas 8. „Es wird einer herausgenommen aus seinem natürlichen