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Ausgabe:

1959 Nr. 8

Spalte:

623-624

Kategorie:

Systematische Theologie: Ethik

Autor/Hrsg.:

Murray, John

Titel/Untertitel:

Principles of conduct 1959

Rezensent:

Trillhaas, Wolfgang

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Seite 1

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623

Theologische Literaturzeitung 1959 Nr. 8

624

Graaf, J. de: Kerugma en communicatie.

Nederlands Theologisch Tijdschrift 13, 1959 S. 206-215.
Hahn, Wilhelm: Säkularisation und Religionszerfall. — Eine religions-

phänomenologische Überlegung.

Kerygma und Dogma 5, 1959 S. 83—98.
Kimme, August: Haupttypen der Christokratie.

Kerygma und Dogma 5, 1959 S. 117-132.
Kratz, Wolfgang: Christus — Gott und Mensch (Einige Fragen an

Calvins Christologie).

Evangelische Theologie 19, 1959 S. 209-219.
K rus c h e, Werner: Hat die Bibel recht? Zur Frage nach der Autorität
der Heiligen Schrift.

Die Zeichen der Zeit 13, 1959 S. 211-219.

Mi egge, Giovanni: Scienza e teologia, problema della Chiesa.
Protestantesimo XIV, 1959 S. 66—79.

N i e s e 1, Wilhelm: Die Bedeutung und die Rolle der Glaubensbekenntnisse
in den reformierten Kirchen.
Evangelische Theologie 19, 1959 S. 195—203.

Persso n, Per Erik: Das Amt des Geistes.
Kerygma und Dogma 5, 1959 S. 99—116.

Rahner, Karl: Die Gegenwart Christi im Sakrament des Herrenmahles
nach dem katholischen Bekenntnis im Gegensatz zum cvange-
lisch-lutherischen Bekenntnis.
Catholica 12, 1959 S. 105—128.

Richter, Liselotte: Reinhold Seebergs Beitrag 2U theologischen
Gegenwartsfragen.

Die Zeichen der Zeit 1959 S. 133-137.
Stählin, Wilhelm: Über die Natur. I. „Natürliche Theologie" oder

Theologie der Natur?

Quatember 23, 1958 S. 26—30.
-dgl. II: „Geschaffen samt allen Kreaturen".

Quatember 23, 1959 S. 93—100.
Vogt, Theophil: Gottes Reich und Welt.

Quatember 23, 1959 S. 65—73.
Volk, Hermann: Der Mensch und das Wort und der Mensch und

das Bild.

Catholica 12, 1959 S. 138-141.
Winkl hof er. Alois: Kirche und Sakramente.
Trierer Theologische Zeitschrift 1959 S. 65—84.

ETHIK

Murray, John, Prof.: Principles of Conduct. Aspects of Biblical
Ethics. Grand Rapids/Mich.: Eerdmans [1957]. 272 S. 8°. $ 4.-.

Der Verf. ist Professor der systematischen Theologie am
Westminster Theological Seminary, Philadelphia, Pa. Das Buch
ist aus Vorlesungen erwachsen, die M. als Gastprofessor am
Füller Theological Seminary, Pasadena, California, gehalten hat.
Er hat diese Vorlesungen jedoch für die Buchausgabe erheblich
erweitert. Man muß die Absicht dieses Entwurfs einer biblischen
Ethik in zwiefacher Hinsicht ganz grundsätzlich fassen. Einmal
sind alle Bezugnahmen auf die philosophische Ethik radikal vermieden
. Weder Plato noch Aristoteles noch die Stoa noch Kant,
von anderen zu schweigen, werden irgendwie erwähnt. Die
biblisch-theologische Absicht aber hat der Verf. selbst deutlich
genug bezeichnet: „to seek to show the basic unity and con-
tinuity of the biblical ethic". Die Bibel ist für M. eine geschlossene
Einheit, sie ist von den ersten Kapiteln an — auf Gen. 1—3
bezieht sich M. in seiner Preface ausdrücklich — „history of
revelation". Die Entmythologisierung wird abgelehnt, ohne der
für diesen Gedanken verantwortlichen Theologen zu gedenken.
So wendet sich M. im Laufe seiner Darlegungen gegen alle Antithesen
und Widersprüche, die man im Biblischen glaubte finden
zu müssen und hervorheben zu sollen. Er will ebensowenig von
einer Überbietung des Gesetzes durch die Gnade etwas wissen,
wie er bereit ist zuzugeben, daß Jesus gegenüber dem Alten Testament
etwas Neues gebracht hat. In dem Kapitel VII heißt es
ausdrücklich: „Jesus is not here declaring anything essentially
new in tne progTess of divine revelation. He is reiterating and
reinforcing... what had been emphasized again and again in
the Old Testament."

Dem Interesse M.s, die innere Einfachheit und Einheit des
biblischen Zeugnisses hinsichtlich der Ethik hervorzuheben, entspricht
die Einfachheit des Aufbaues: Nach einleitenden Fragen
(Kap. I) behandelt er die Schöpfungsordnungen (Kap. II), dann

die Verordnungen über Ehe und Fortpflanzung (Kap. III), die
Ordnung der Arbeit (Kap. IV), die Heiligkeit des Lebens
(Kap. V), die Heiligkeit der Wahrheit (Kap. VI). Es folgt das schon
erwähnte VII. Kapitel über die Lehre Jesu, in dem das „Ich aber
sage euch" im Sinne einer Übereinstimmung mit der altte6tament-
liehen Lehre interpretiert wird. Auch das nächste (VIII.) Kapitel
über Gesetz und Gnade ist ganz wesentlich daran interessiert,
den Gegensatz zwischen Gesetz und Gnade zu verneinen und den
Gehorsam im Mosesbund mit dem im Evangelium beschlossenen
Gesetz bzw. mit dem Gehorsam im neuen Bunde für identisch
zu erklären. Luther wird in diesem Buche nicht genannt, er scheint
dem Verf. überhaupt nicht bekannt zu sein. Es folgen noch zwei
Kapitel über die Dynamik der biblischen Ethik und über die Furcht
Gottes.

Es schließen sich an das Buch noch 5 Exkurse und die üblichen
Indices der Schriftstellen, der Sachen und Namen an. Es ist kaum
vorstellbar, daß dieser Fundamentalismus in Europa aufgegriffen
wird und Überzeugungskraft entfalten kann. Man wundert sich
nur, wie es möglich ist, daß diese in den Elementen des Buchstäblichen
verharrende Theologie neben einer immer komplizierter
werdenden Naturwissenschaft und Technik eines fortgeschrittenen
Landes existiert.

Göttingen Wolfgung Trillhaus

G r a b s, Rudolf: Albert Schweitzer. Denker aus Christentum. Halle/S.:
Niemeyer 1958. 208 S., 2 Taf. gr. 8°. Hlw. DM 8.60.

Dr. Grabs hat mit diesem Buch die Lösung einer Aufgabe
vorgelegt, die er sich selber nicht leicht machte, indem er umsichtig
und weit ausgreifend es unterrtahm, dem Phänomen
Albert Schweitzer, dem Kulturphilosophen und menschenfreundlichen
Tatmenschen, theologisch, religionswissenschaftlich und
psychologisch sich zu nähern; er will den Urwald-Doktor verstehen
, um ihn andern verständlich zu machen. Eine besondere
Note erhält die Arbeit dadurch, daß der Verfasser aus der theologischen
Praxis herkommt und in der DDR schreibt. Qualifiziert
ist Dr. Grabs zu dieser Darstellung durch langjährige Beschäftigung
mit Schweitzers Gedankenwelt, durch persönliche Begegnung
und Aussprache mit ihm sowie durch die Berliner Publikationen
:

„Gehorsam und Wagnis" 1949; „Albert Schweitzer, ein
Leben im Dienste der sittlichen Tat" 1952; „Die Weltreligionen
im Blickpunkt Albert Schweitzers" 1953; „Lebensführung im
Geiste Albert Schweitzers" 1955.

Um möglichst erschöpfend zu gestalten, hat der Verf. alle
Quellen ausgiebig herangezogen. Selbstverständlich bleibt er
nicht bei den nächstliegenden stehen; von Goethe aus geht et
zur Stoa und zu Spinoza; von Bach zu Wagner und zur Mystik;
von Jesus zu Paulus, zur Weisheit Indiens und Chinas; vom
Elternhaus zum Liberalismus; von Kant zum Rationalismus, zu
Fichte, Schopenhauer und David Friedrich Strauß; die Reihen
können noch fortgesetzt werden. — Von allen Seiten her dringt
Grabs zum Zentrum vor, zur Persönlichkeit Schweitzers und
seiner Wesensart. Unermüdlich führt er sowohl Nichtkenner als
auch Kenner durch die weiten Gebiete der Welt- und Lebens-
anschauung des universalen Menschen, als stets anregender
Führer, der zum Mitdenken und Nachdenken veranlaßt; a's
kritischer, der bei aller Ehrfurcht allenthalben Fragezeichen setzt-

In einem logisch klaren Aufbau wird das Gesamtbild dcS
großen Mannes und seiner Welt entwickelt; nur dadurch beeinträchtigt
, daß zu viel auf den Leser einstürmt, daß er von eine"1
Kapitel auf ein anderes und von einem Unterteil auf einen
kommenden oder schon behandelten verwiesen wird. Die s0
hervorgerufenen Wiederholungen hätten vermieden werden können
. (Schweitzers Humor wird zweimal unabhängig voncinandc»
S. 17 f. und S. 32-34 behandelt, hätte indes noch eine gründlichere
Behandlung verdient, wie jeder es weiß, der den Doktor
gut kennt.)

Man bekommt einen Gesamteindruck von dem reichen Aufbau
erst, wenn man das Inhaltsverzeichnis durchgeht. Die
Hauptkapitel, deren einige elf und zwölf Unterabteilungen enthalten
, lauten: Umriß der Gestalt. - Das psychologische Pro-