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1959 Nr. 8

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Christliche Kunst und Literatur

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Neuerscheinungen

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Theologische Literaturzeitung 1959 Nr. 8

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B a g a t t i, P. B.: II significato dei mu6aici della scuola di Madaba
(Transgiordania).

Rivista di Archeologia Cristiana XXXIII, 1957 S. 139—160.
Beyer, Oskar: Ist Rudolf Koch noch zeitgemäß?

Kunst und Kirche 22, 1959 S. 75—78.
B o n f i o 1 i, Mara: Mosaici siro-palestinensi in rapporto alle decorazioni

delle moschee di Gerusalemme e Damasco.

Rivista di Archeologia Cristiana XXXIII, 1957 S. 161 — 169.
C h i e r i c i, Gino: Cimitile (I). La necropoli.

Rivista di Archeologia Cristiana XXXIII, 1957 S. 99—125.
Ferrua, Antonio: Lavori nella catacomba di Domitilla.

Rivista di Archeologia Cristiana XXXIII, 1957 S. 45—75.
— Scoperta di una nuova regione della catacomba di Commodilla (I).

Rivista di Archeologia Cristiana XXXIII, 1957 S. 7—43.
Fevrier, P.-A.: A propos de l'ascia figuree Sur lcs monumcnts

chretiens.

Rivista di Archeologia Cristiana XXXIII, 1957 S. 127—137.
H a u s m a n n, Tjark: Christliche Kunst in Europa. Ausstellung im

Charlottenburger Schloß zu Berlin.

Kunst und Kirche 22, 1959 S. 70—74.
J o s i, Enrico, K r a u t h e i m e r, Richard, Corbett, Spencer: Note

Lateranensi.

Rivista di Archeologia Cristiana XXXIII, 1957 S. 79—98.
Lo Porto, Feiice Gino: Scoperti i resti mortali del poeta Prudenzio
demente?

Rivista di Archeologia Cristiana XXXIII, 1957 S. 197—202.
Sinisalo, Antero: Zur Geschichte des Kirchenbaus in Finnland.

Kunst und Kirche 22, 1959 S. 51—59.
Söhn gen, Oskar: Vom Heiligen in der Kunst. Zum gleichnamigen

Buch von Gerhard van der Leeuw.

Kunst und Kirche 22, 1959 S. 63—69.
Vincent. L.-H.: Puits de Jacob ou de la Samaritaine.

Revue Biblique 65, 1958 S. 547—567.

LI TV RGIEW ISS EN SCHAFT

Chavassc. Antoine: Le Sacramentaire Gelasien (Vaticanus Rcginen-
sis 316). Sacramentaire Presbyteral en usage dans les titres romains
au VII«' siecle. Tournai: Desclce & Cie. [1957]. XXXIX, 817 S.
gr. 8° = Bibliotheque de Theologie, SJjjeJV. Histoire de la Theologie
, ed. G. Jouassard, M. Richard, R. Aubert. VoL_I.

Das Sakramentarium Gelasianum hat als eine Sammlung von
Stücken aus verschiedensten Epochen, von gallikanischen und
römischen Bestandteilen seit jeher die Sakramentarforschung
vor eine besonders schwierige Aufgabe gestellt. Das vorliegende
Buch - das Ergebnis einer mustergültig sorgfältigen Forschungsmethode
— gibt für die mit dem Gelasianum uns aufgegebenen
Probleme eine in ihren Hauptmomenten kaum mehr zu erschütternde
Lösung. Der besondere Reiz des Werkes liegt darin,
daß der Verf. den Leser Schritt für Schritt seine Forschungswege
mitgehen läßt, um auch gelegentlich darauf hinzuweisen, welche
anderen Wege zur Lösung bestimmter Fragen von ihm versucht
wurden, um sich als ungangbar zu erweisen. Eine Fülle übersichtlicher
Vergleichstafeln des in den verschiedenen, von ihm
herangezogenen Quellen vorhandenen Formel - Materials sowie
ganzer Formulare erleichtert das Mitgehen wesentlich. Gerade
die außerordentliche Sorgfalt in der Darbietung des Bewcis-
materials für die vom Verf. vertretenen Forschungsergebnisse
macht es freilich dem Ref. unmöglich, in einer kurzen Besprechung
auch nur einen annähernden Eindruck davon zu übermitteln, wie
vorsichtig hier jedes neue Ergebnis erst abgesichert wird, ehe von
da aus eine weiterführende Erkenntnis angesteuert wird. Man
kann zusammenfassend nur sagen, daß das Werk von Antoine
Chavasse der französischen Liturgieforschung alle Ehre macht. -

In der Einleitung werden zunächst die Textzeugen dargestellt, der
Vaticanus Reginensis 316 und das in der Pariser Nationalbibliothek
vorhandene Manuskript des letzten Teils der Handschrift, lat. 7193,
erstercs 24 5 S., letzteres 15 S. enthaltend. Dazu kommt der Index Ge-
lasianus von Saint Thierry. In der Erforschung des Ursprungs des Reginensis
weist der Verf. zwei Perioden auf: die erste im Zeichen der
Annahme, der Papst Gelasius sei der Verfasser gewesen, während eine
zweite Periode im Jahre 1889 durch das Werk von Duchesne „Origincs
du culte Chretien" eingeleitet wurde. So steht heute das Gelasianum
nicht als mehr oder minder künstliches „Schreibtischerzeugnis" eines

einzelnen Sammlers liturgischer Formulare vor uns; es stellt sich vielmehr
dar als ein lebendiges Buch, veranlaßt durch den Gebrauch und
für den Gebrauch in den Kirchen Roms. Trotzdem will der Verf. der Bezeichnung
„Codex Gelasianus" nicht allen Wert absprechen, sondern
stellt an den Anfang seiner Forschungen die Frage, ob nicht in dieser
Bezeichnung die Bezugnahme auf ein altos, vorgelasianischcs und vorgregorianisches
liturgisches Buch liegen könne, dessen Existenz festzustellen
dann die eigentliche Aufgabe der Forschung sei. Der Verf. gibt
des weiteren in der Einleitung Rechenschaft über seine Forschungsmethode
. Zunächst gelte es, ein altes Vorurteil zu beseitigen, nämlich
die Annahme einer einheitlichen Liturgie für den Bereich der Stadt
Rom. Man müsse sich endlich dazu durchringen, die Papstliturgie von
einer prcsbyteralen Liturgie in den römischen Titularkirchen zu unterscheiden
. Weiter fordert er: die Textkritik müsse sich dafür offenhalten,
daß die Wissenschaft heute längst nicht alle liturgischen Zeugen des
6. und 7. Jahrhunderts zur Verfügung hat, und sich deshalb hüten, das
Gelasianum, das Grcgorianum und die gallikanischen Sakramentare so
zu behandeln, als seien sie nur voneinander abhängig. Der Litcrarkritik
habe eine liturgische Kritik zur Seite zu treten. Bei ihr geht es vor
allem darum, ein liturgisches Dokument in seinem lebendigen Bezug
zu d c r Liturgie zu werten, um deren Praktizierung in einer bestimmten
Kirche man wisse. Die Erforschung des Gelasianums habe sich
schließlich zweierlei Ziele zu setzen: es gilt zu erklären, wie sich die
Sammlung gebildet hat, die der Reginensis abschließend wiedergibt; es
gilt weiter, danach zu suchen, wer der Autor der einzelnen Stücke i6t,
die dieser Sammlung eingegliedert wurden. Auf Grund dessen versucht
dann Chavasse aufzuzeigen, wo, wann, wie und für wen die gcla6ia-
nischc Sammlung hergestellt wurde. —

Im ersten Teil untersucht der Verf. in fünf Kapiteln, welche größeren
Hinzufügungen das Gelasianum außerhalb Roms, nämlich nach
seiner Aufnahme in Gallien am Ende des 7. oder im Anfang des 8. Jahrhunderts
erfahren hat. Alle diese Hinzufügungen, abgesehen von
der Segnung des Weihwassers und den Leichenbegängnissen, betreffen
die wichtigsten bischöflichen Funktionen, so daß das Gelasianum
im vorausgehenden Zustand ein priesterliches Sakramcntar
darstellte.

Da dieser priesterliche Charakter sich besonders in den Formularen
der heiligen Woche widerspiegelt, gilt der zweite Teil des Buches speziell
der Untersuchung dieser Stücke. Ihm folgt die Behandlung des
Bußsakramentes und der Taufe, da auch diese Formulare priesterliche
Funktionen darstellen, wie sie in den römischen Titelkirchen von den
Priestern geübt wurden, nicht aber zu den Funktionen des Papstes gehörten
. So ergibt sich abschließend im vierten Kapitel, daß das Gelasianum
kein päpstliches Stations-Sakramcntar sein kann. — Besonders
wichtig und voll neuer Erkenntnisse ist in diesem Teil das erste Kapitel,
in welchem nachgewiesen wird, daß man in der Kirche von Rom z. Zt.
des Gelasianums drei liturgische Zonen unterscheiden muß: den päpstlichen
Gottesdienst, der sich im Lateran lokalisiert, aber vom Pap6t
auch in jeder anderen römischen Kirche gehalten werden kann; den
Gottesdienst an den Titclkirchen im Inneren der Stadt Rom, zwar durch
Priester abgehalten, welche sich aber in spezieller Weise dem Papst
verbunden wissen, im Sinn einer einzigen päpstlichen Kirche der Stadt
Rom; schließlich als dritte Zone der Rest der päpstlichen Diözese, speziell
die Friedhofskirchen des Weichbildes der Stadt, deren Priester eine
größere liturgische Autonomie besitzen als die der Titclkirchen. Wenn
auch sonst die Priester der Titularkirchen eine Art verlängerter Arm des
Papstes in der gottesdienstlichen Bedienung der stadtrömischen Kirchen
bedeuteten, so hatten sie dodi eine gewisse liturgische Selbständigkeit
in der Verwaltung der Taufe, des Beichtsakramentes und beim Begräbnis
, ebenso waren sie berechtigt, im Ostcrnachtgottcsdicnst das Gloria
in excelsis anzustimmen. Aber eine im rechtlichen Sinn volle liturgische
Autonomie besaßen nur die ländlichen Parochien des römischen Bistums
. — Bezeichnend für die Arbeitsweise von Chavasse ist das vierte
Kapitel dieses Teiles, in dem er zum Gegenbeweis aufzeigt, daß nicht
eine der liturgischen Besonderheiten dc6 Gelasianums damals die päpstliche
Liturgie charakterisierten.

Der dritte Teil wendet sich speziell dem ersten Buch des Sakramentars
zu, dem — wie wir heute sagen — Proprium Missarum de Tempore.
Hier werden verschiedene liturgische Schichten aufgewiesen und Ort
wie Zeit jedes Teiles des gelasianisdien Temporale durch Bczugnahm*
auf andere Zeugen der römischen Liturgie abgegrenzt.

Der vierte Teil erforscht das zweite Buch des Gelasianums, daS
Sanctorale. Es ergibt sich, daß dieses Buch die Vereinigung zweier
Reihen bereits vorher bestehender Formulare von verschiedenem litur-
gi6chcm Typ darstellt. Der Ursprung beider Schichten und ihr Alter
wird festgestellt, indem sich der Forscher besonders mit den Festen der
Kreuzfindung und Kreuzerhöhung, der heiligen Euphemie, den vier
Jungfrauenfesten und der Passion Johannes d. Täufers befaßt. Es ergibt
sich, daß im Gelasianum nicht nur einzelne Stücke, sondern ganze Formulare
älter als das 7. Jahrhundert sein müssen, aber in diesem mehr
oder weniger überarbeitet «ind. Im Schlußkapitel dieses Teiles wendet