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1959 Nr. 8

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Kirchengeschichte: Reformationszeit

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Neuerscheinungen

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Theologische Literaturzeitung 1959 Nr. 8

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Harnacks Urteil in seiner Dogmengeschichte 111,711 hinzuweisen.
Nur müßte die Fraglichkeit dieses Urteils gerade in bezug auf die
Rechtfertigungslehre betont werden. Das Tridentinum hat mit
dem Rechtfertigungsdekret fraglos das schwerste Stück Arbeit
geleistet. Dem Verf. wird man durchaus zustimmen, wenn er die
Behandlung der Sakramentslehre als viel einfacher hinstellt.
Gerade die Arbeit am Rechtfertigungsdogma hat auch den Teilnehmern
weithin gezeigt, wie gefährlich theologische Bestimmungen
für die Kirche werden können. Von da ab wird das
Schwergewicht auf die Disziplin gelegt. Die parallel zur Erörterung
der Rechtfertigungslehrc laufende Frage der bischöflichen
Residenzpflicht zeigt, daß dieser Frage schon mehr Beachtung geschenkt
wird als dem Dogma. Diese Frage geht nicht nur die
Bischöfe unmittelbar an, sie sollte die Wiederherstellung der
Seelsorge einleiten und zur Grundlage der kirchlichen Reform
gemacht werden.

In einem abschließenden Kapitel wird über die Vorgänge
äußerer und innerer Art auf dem Konzil berichtet. Angefangen
von technischen und finanziellen Fragen bis hin zur Behandlung
des gottesdienstlichen Lebens auf dem Konzil, der Predigt, der
wissenschaftlichen, besonders der theologischen Einflüsse. Hier
wird vom Verf. noch einmal abrundend zusammengefaßt, welche
lebendigen Kräfte dort am Werk waren und wie stark die Motive
waren, die jeweils zur Geltung gebracht wurden. Wenn auch
einiges nur summarisch erörtert werden konnte und manches unerwähnt
bleiben mußte, so hat sich der Verf. doch in ausnehmender
Weise darum bemüht, sachlich und gerecht zu sein. Durch
seinen ruhigen Ton und durch seinen präzisen, wchlbegründeten
Bericht zeichnet sich das Werk besonders aus. Mögen in Einzelheiten
die Auffassungen bisweilen verschieden bleiben, als Ganzes
verdient dieses Werk durch seine Gründlichkeit und sein wohl-
abgewogencs Urteil höchste Anerkennung. Möge es dem Verf.
vergönnt sein, sein Werk in den folgenden Bänden in gleicher
Weise fortzuführen und zum Abschluß zu bringen.

MUnsler/Westf. Robert Stupperich

Hermann, Rudolf: Zum Streit um die Überwindung des Gesetzes.

Erörterungen zu Luthers Antinomcrthcsen. (Friedrich Baumgärtel z.
70. Geburtstag.) Weimar: H. Böhlau 1958. 52 S. 8°. DM 3.50.

H. würdigt kritisch Luthers These vom Bleiben des Gesetzes
. Die Befreiung vom Gesetz bedeutet nach Luther nicht
Streichung des Gesetzes, sondern „Überwindung der aus dem
Gesetz unausweichlich folgenden Gewissensnot". ,,Der Jubel
einer Überwindung des Gesetzes ist für Luther gerade auf Grund
der Tatache zu verstehen, daß es selber bleibt. Es ist der Jubel,
daß uns das, womit wir doch täglich als dem Ankläger zu
schaffen haben, nicht mehr schaden und verdammen kann" (14).
Auch Christi bleibende Bedeutung hängt mit dem Bleiben de6
Gesetzes zusammen. Christus macht sich nicht selber überflüssig,
sondern durch die Erinnerung an die Geltung des Gesetzes immer
wieder nötig. „Das Gesetz legt den schwelenden Unruheherd
des Bösen frei" (18). Schwierig ist aber die theologische Einordnung
des für Luther wichtigen Gedankens der Erfüllung des
Gesetzes durch Christus. Hier droht die Gefahr des Nomismus.
„Luthers Darlegungen klingen nicht selten so, als sei das Gesetz
szs, °,as Telos sowohl wie der Pulsschlag des Heilswerkes Gottes
und Christi" (37). In eingehender Analyse einschlägiger Luther-
steilen versucht H. die hier vorliegende Problematik aufzuzeigen,
ob namheh die Idee des vollkommen gewordenen Menschen oder
Gottes Liebe für den christlichen Glauben das ewige Leben bestimmt
. Ist das zweite richtig, so kann das Gesetz nicht der letzte
Sinn der Schöpfung Gottes sein. Es bleibt als der in Christus
überwundene Gewissensrichter und als das Lebensgesetz der Gemeinschaft
mit Gott im heiligen Geiste, aber nicht als Norm für
die Erfüllung eines Leistungssolls. Nach Lcistungssoll klingt aber
d|e Rede von der Gesctzescrfüllung Christi als Vorbedingung
unserer Erlösung; ebenso die These, einzig Christus habe das
A r crfüllt' a,s wcnn bis zu Jcsus Christus hin Gottes Wille
und Oesetz einfach unerfüllt geblieben wäre. Allerdings hat Gott
1 ,Christus "Uta Gebot abschließend kundgegeben und zugleich
als seinen gnädigen Willen in endgültige Wirksamkeit
gesetzt (52).

Halle/Saal0 Erdmann Schott

Preuß, Horst-Dietrich: Maria bei Luther. Gütersloh: Bertelsmann
19 54. 34 S. gr. 8° = Schriften des Vereins für Reformationsgeschichte
Nr. 172, Jg. 61, l. DM 4.50.

Daß der Verfasser dieses Buch vor wenigen Jahren geschrieben
hat und dabei feststellen kann, daß er noch gar keine Vorgänger
in der Behandlung des Themas hat, ist wahrhaft erstaunlich
. Daß Luther sich zu dem chalcedonensischen Theoto-
kos bekennt und daß die lutherische Kirche eine Reihe von
Marienfesten für beträchtliche Zeit behalten hat, weiß man
doch allgemein; und das wundervolle Erbauungsbüchlein Luthers,
das die eigentliche Quelle für Luthers Verhältnis zu Maria ist,
die Auslegung des Magnificat von 1521, hat immer wieder schon
Beachtung gefunden. Es muß wirklich durch die kirchliche und
theologische Gesamtlage bedingt sein, daß jetzt nach so etwas
wie einer evangelischen Mariologie getastet wird (Luther hat,
w'e der Verfasser unseres Heftes richtig feststellt, keine
Mario 1 o g i e). Die uns vorliegende Arbeit orientiert über das
Material und über die Probleme. Erst wird ganz einfach nachgezeichnet
, wie Luther den Deutschen das Leben Marias erzählt
hat. Bei der „Bedeutung Marias für Luther" ist es dem
Verfasser wichtig, die (nach modernen Begriffen natürlich nicht
immer stichhaltige) exegetische Begründung für Luthers Marienbild
herauszuarbeiten und auf die Wandlungen im Marienbild
I-uthers hinzuweisen, für die das entscheidende Stichjahr 1522
ist. Mehr als eine Orientierung kann das Heft auf dem knappen
Raum natürlich nicht bieten. In der Feststellung, daß Luther an
dem Beispiel der Maria seine Rechtfertigungslehre und sein Verständnis
der Gnade entfaltet, steckt ein Programm, das der Verfasser
selbst nicht durchführt; es bleibt bei Hinweisen. Sicher ist
es möglich und lohnend, einmal eine wesentlich ausführlichere
«nd in die Tiefe der Zusammenhänge zwischen Luthers Marienverständnis
und seiner ganzen Theologie hineinführende Arbeit
über Maria bei Luther zu schreiben. Ehe wir eine solche haben,
müssen wir herzlich dankbar sein für das, was uns in dem vorliegenden
Heft geboten ist.

Markkleebcrs/I.cipzig Franz Lau

Jacobs, Paul: Das Hugenottische Bekenntnis

Evangelische Theologie 19, 1959 S. 203-208.
1 e d i n, Hubert: Luthers Turmerlebnis in neuer Sicht. Bericht über Ernst

Bizer, Fides ex auditu (1958).

Catholica 12, 1959 S. 129—138.
Kruse, Ernst: Bugenhagens plattdeutsche Bibel.

Luther — Mitteilungen der Luthergesellschaft 1958, S. 73—80:

S- 13 5—140.

Löfgren, David: Verschiedene Tendenzen in der Neueren Lutherforschung
.

Kerygma und Dogma 5, 1959 S. 146—164.
M ü 1 h a up t, Erwin- Luther und der Klerikalismus.

Luther _ Mitteilungen der Luthergesellschaft 1959 S. 32-40.
M u r a 1 t, Leonhard von: Renaissance und Reformation in der Schweiz.

Zwingliana XI, 1959 S. 1—23.
V e r m e u 1 e n, A.: De geschiedenis der stichting van het Augustijnen-

klooster te Brüssel in 1 589 tegen de achtergrond van die tijd.

Augustiniana VIII, 1958 S. 516-550.

KIRCHEN- VND KON FESSION SKVNDE

Kl ei n, Joseph- Skandalon. Um das Wesen des Katholizismus. Tübingen
: Mohr 1958. XII. 464 S. gr. 8°. DM 25.-; Lw. DM 29.-

Die zehn Aufsätze aus dem Zeitraum von 1935-1957, die
K. hier vorlegt, gipfeln in der an die Spitze gestellten Abhandlung
„Skandalon". Skandalon ist nach Paulus das Kreuz Christi
für die Juden. Aber das „Skandalon des Kreuzes mußte zu einem
überholten historischen Begriff werden, wenn ßeine Aufgabe
darin gesehen wurde, die von Gott ursprünglich intendierte religiöse
Möglichkeit des Menschen in einer sichtbaren Kirche und
nicht in seinem Wort zu stabilisieren" (4). Das ist der Grundgedanke
der K.schen Darlegungen. Skandalon ist im Katholizismus
alles, W2s das Ansehen der römischen Kirche schädigt und nur
dies. „Das Skandalon wird nur juristisch gewertet, und seine
Funktion ist nur juristisch zu verstehen. Es baut nicht auf, aber