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Ausgabe:

1959 Nr. 7

Spalte:

532-535

Kategorie:

Liturgiewissenschaft, Kirchenmusik

Titel/Untertitel:

Jahrbuch für Liturgik und Hymnologie ; 1.2.3. (1955-58) 1959

Rezensent:

Nagel, William

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Theologische Literaturzeitung 1959 Nr. 7

532

„Die Einheit der Kirche" und „Die Theologie des Gottesdienstes
" befaßt. Die hier abgedruckten Beiträge ... geben ... einen
Einblick in das gegenwärtige lutherische Denken, sie zeigen, wo
Übereinkunft besteht und wo Spannungen herrschen" (Vorwort).

Zehn Beiträge beschäftigen sich mit dem Thema „Einheit der
Kirche" (je einer von C. Bergendoff, M. J. Heinecken, T. A. Kantonen
, K. Karner, A. Nygren, R. Prenter; je zwei von P. Brunner,
E. Kinder); vier mit dem Thema „Kirche und Gottesdienst '
(C. Bergendoff, Bo Giertz, Ch. Mahrenholz, C. F. Wislöff).
C. Bergendoff sagt: „Die Sünde liegt nicht in der Vielfalt der
Organisationen, sondern in Herz und Sinn der Menschen in diesen
Organisationen". Er fordert uns dazu auf, „unsere Einheit in
Christus" „in unserem Verhältnis zu anderen Kirchen zum Ausdruck
kommen (zu) lassen" (14). — P. Brunner ist zurückhaltender
. Gewiß gibt es auch nach ihm „einen durchaus legitimen Plural
von Kirche". „Aber alle örtlichen Ekklesien in der ganzen
Welt sollen in einer konkreten, wirklich gelebten, rechtlich wirksamen
Koinonia stehen" (23)! Da sie eine „Bekenntnisgemeinschaft
" (24) bilden müssen, ist eine formulierte „Lehrkonkordie"
(27) nötig. Aufgabe ist „die gemeinsame Aufstellung einer Epi-
tome der lutherischen Bekenntnisschriften, welche die biblischen
Einsichten der Väter gleichzeitig auf unsere Lage anwendet und
gegenüber den in unserer Gegenwart wirksamen häretischen
Irrtümern das apostolische Evangelium bezeugt und bewahrt"
(37 f.). — Auch M. J. Heinecken besteht auf der Notwendigkeit
von „Formulierungen bestimmter Lehren" (44) und führt praktische
Beispiele an: „Wenn sich jemand weigert, die Kindertaufe
zu vollziehen, dann ist hier keine Einheit vorhanden, und wenn
jemand auf der bischöflichen Sukzession besteht, dann müssen sich
unsere Wege trennen" (49). — Kantonen dringt auf „eine umfassende
Antwort an den lebendigen Christus, geistliche Erneuerung
durch Buße und Glaube und das daraus folgende klarere
und hingehendere Zeugnis". Von „Kirchenmachern", die „eine
stromlinienförmige Superkirche" bauen wollen, hält er nichts
(59). — Karner bringt eine lehrreiche Untersuchung über „Ekklc-
sia und ekklesiai im Neuen Testament" (60—68). — Kinder bezeichnet
als das „grundlegende Bekenntnis der Kirche die Bestätigung
und Abgrenzung des neutestamentlichen Kanons" (72).
Bekenntnisschriften haben nur „als Richtweiser in die Schrift
hinein" Bedeutung (74). Sie müssen „vom Evangelium her und
in bezug auf den Dienst am Evangelium" gesehen werden (78).
„Bekennende Übereinstimmung in den zentralen und entscheidenden
Punkten der Heilsoffenbarung als Soll für die Weiterverkündigung
ist unerläßlich, ist aber auch hinreichend für verheißungsvolle
Kirchengemeinschaft" (89). — Nygren geht weiter: „Das
normale Verhältnis zwischen christlichen .Kirchen' sollte Kirchengemeinschaft
sein. Sie sollten sich ohne vorhergehende Abmachungen
und Proklamationen gegenseitig als Glieder am selben
Leib Christi anerkennen" (99)! Die Verpflichtung auf eine gemeinsame
Bekenntnisformel ist nicht nötig (98). Kämpfe um die
Reinheit der Lehre müssen ,,innerhalb der Kirche ausgetragen
werden. Das Aufheben der Kirchengemeinschaft ist hier kein geeignetes
Mittel" (102). Auf Grund seines weitherzigen Standpunktes
befürwortet er eine möglichst weitgehende gegenseitige
Zulassung zum Heiligen Abendmahl innerhalb der Ökumene. —
Prenter behandelt das Problem der Lehrzucht und warnt bei
grundsätzlicher Bejahung der Lehrzucht in Fällen „notorischer
Irrlehre" vor einer amtlichen Verurteilung jeder „Verwirrung"
oder „Lehrabweichung". „Notorische Irrlehre" liege nur da vor,
„wo jedes verantwortliche Glied der Gemeinde imstande ist, die
Verleugnung zu erkennen" (109). Die Entmythologisierungs-
theologie rechnet er — zumindest in ihrem jetzigen Stadium -
ausdrücklich nicht zur notorischen Irrlehre.

Im zweiten Teil tritt Bergendoff für die enge Zuordnung von
Predigt und Liturgie ein. Überspitzt ist m. E. der Satz: „Ein Prediger
, der sein Tun nicht in der Liturgie verankert weiß, mag
Himmel und Erde und Meer in Bewegung setzen, um seine .Themen
' abzuhandeln, aber sein Predigen wirkt nichts im Volke
Gottes" (114). - Auch Giertz betont die „Wechselwirkung zwischen
Predigt und Liturgie" (123), unterstreicht aber stark die
besondere Aufgabe der Predigt, Gottes Wort prophetisch zu verkündigen
(125). „Es ist ein Notstand der Kirche, wenn die Botschaft
vom Sohn Gottes.. . hauptsächlich von der Liturgie und
den Kirchenliedern verkündigt wird. Es zeigt sich auch, daß das
kirchliche Leben am besten erneuert wird, wenn tüchtige Prediger
kommen" (126). — Mahrenholz fordert die grundsätzliche Trennung
von Beichte und Abendmahl, damit „jeder der beiden Handlungen
wieder die ihr eigentümliche Funktion zurückgegeben"
werde (133). — Wislöff behandelt (auf leider etwas zu knappem
Raum) recht lehrreich die interkonfessionelle Streitfrage des
Opfercharakters des Gottesdienstes mit dem Ergebnis: „Nicht
das Sakrament, wir sind das Opfer" (146).

Halle/Sualo Erdmann Scho11

Brunner, Emil: Die Christliche Nicht-Kirche-Bewegung in Japan.

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C o n g a r, Yves M. J.: Konfessionelle Auseinandersetzung im Zeichen

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LITVIiGlEWISSEN SCHAFT

Jahrbuch für Liturgik und Hymnologic. Hrsg. von
K.Ameln, Chr. Mahrenholz. K. F. Müller. Kassel:
Stauda-Verlag.

1. Jahrg. 1955 XVI, 246 S. m. Abb. Faks. u. Notenbcispiclen. gr. 8°-
Hlw. DM 24.-.

2. Jahrg. 1956 (erseh. 1957), XVI, 276 S., 1 Taf. Als Beilage: D»*
Achtlicderbuch vom Jahre 1 523/24 (Faks. Druck). Hlw. DM 28.--

3. Jahrg. 1957 (ersch. 1958), XVI, 252 S. m. Abb., 4 Taf. Hl*-
DM 26.-.

Die liturgische Erneuerung der Gegenwart, die heute bereits
als eine ökumenische Tatsache angesprochen werden darf,
hat ihren Ursprung nicht in einem liturgischen Konstruktivismus
. Ihre echten Impulse empfing sie von der Neuentdeckung
der reformatorischen Theologie in den zwanziger Jahren unseres
Jahrhunderts, von der Singbewegung und der damit verbundenen
Selbstbesinnung der Kirchenmusik, sowie nicht zuletzt vom
Kirchenkampf her. Deshalb ist in wachsendem Maß der Erarbeitung
neuer Agenden und eines neuen Gesangbuches eine grundsätzliche
Besinnung auf das Wesen des Gottesdienstes und seiner
Elemente, 60wie eine Intensivierung liturgiewissenschaftlicher
und hymnologischer Forschung zur Seite getreten. Diese Ncu-
wertung und Neubclcbung von Liturgik und Hymnologie, wie v/'r
sie in dieser Weise in der evangelischen Kirche und ihrer Theologie
früher nicht gekannt haben, hat nun im „Jahrbuch l"r
Liturgik und Hymnologie" zum ersten Mal auch ein entsprechen-