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Ausgabe:

1959 Nr. 7

Spalte:

529-530

Kategorie:

Ökumenik, Konfessionskunde

Autor/Hrsg.:

Rose, Karl

Titel/Untertitel:

Grund und Quellort des russischen Geisteslebens 1959

Rezensent:

Müller, Ludolf

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Seite 1

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529

Theologische Literaturzeitung 1959 Nr. 7

530

das Gutachten in Sachen der Abendmahlsgemeinschaft 1863. Der
Text ist sorgfältig nach den ursprünglichen Drucken unter Rückgang
auf die Handschriften hergestellt, soweit diese noch greifbar
sind, die Entstehungsgeschichte der einzelnen Schriften wird genau
dargestellt. Die Erläuterungen geben den biographisch-
kirchengeschichtlichen Hintergrund und den konkreten Anlaß bis
ins einzelne, die 707 Anmerkungen (Fußnoten) bringen zu dem
Gebotenen in Text und Erläuterungen die Belege au6 dem Löhearchiv
, vor allem aus dem Briefwechsel. Nur wer, wie der unterzeichnete
Rezensent, selbst im Löhearchiv gearbeitet hat, vermag
das Maß der aufgewandten Mühe einigermaßen abzuschätzen.
Dem Herausgeber gebührt für seine entsagungsvolle Leistung
hohe Anerkennung. Erst jetzt wird es möglich, das innere Wachstum
und die weitere Ausgestaltung von Löhes Ekklesiologie zu
verfolgen und die Anlässe gebührend einzuschätzen. Unter den
Anmerkungen sei besonders der Briefwechsel zwischen Löhe und
Wedemann - Breslau (Anm. 451, S. 1220—1235) hervorgehoben,
der Einblick in das Werden des Amtsverständnisses gewährt.
Über das biographisch-theologische Interesse an Löhe hinaus vermag
gerade dieser Band die innere Kirchengeschichte im zweiten
Drittel des 19. Jahrhunderts plastisch zu machen.

t Main/ Martin Sc h m i d t

Lieberwirt h, Rolf: Christian Thomasius. Sein wissenschaftliche
Lebenswerk. Eine Bibliographie. Weimar: Bühlau 1955. VII, 213 S.
gr. 8° = Thomasiana. Arbeiten aus dem Institut f. Staats- u. Rechts-
gesch. bei der Martin-Luther-Univcrsität Halle-Wittenberg H. 2.
DM 17.60.

Das vorliegende Heft bietet eine mit dankenswerter Sorgfalt
zusammengestellte und ebenso sorgsam kommentierte Bibliographie
. Besondere Mühe hat sich der Verfasser mit den Dissertationen
der Schüler gemacht, bei denen er den Verteidigern und
Bcstreitern der Promotionsthesen nachgeht. Aber auch sonst
wird die Geschichte jeder Schrift, der Anlaß, die Aufnahme, die
Bekämpfung mitgeteilt. Auf diese Weise ist eine ungewöhnlich
belehrende Bibliographie entstanden, die für jeden Thomasius-
forscher, aber auch für jeden Historiker der Aufklärung zum unentbehrlichen
Begleiter werden muß. In der Literatur über Thomasius
hat der Verf. dankenswerterweise zunächst Thomasius in
den Schriften seiner Zeitgenossen aufgesucht, dann in der Literatur
seit 1750. Wie bei allen Bibliographien werden sich später
kleine Lücken herausstellen. Bisher ist die vorliegende als ganze
ein mustergültiges Werk, das einen starken Eindruck von dem
wissenschaftlichen Lebenswerk dieses Polyhistors vermittelt und
für den, der zu lesen versteht, eine Geistesgeschichte der frühen
Aufklärung in nuce enthält.

Mainz Martin Sch m i d t

■ I z e r, Ernst: Die reformierte Orthodoxie und der Cartesianismus.

Zeitschrift für Theologie und Kirche 55, 1958 S. 306—372.
Fischer, Fritz: Zur Geschichte des deutschen Luthertums im I"»-

Jahrhundert. Bemerkungen zu Paul Fleisch, Für Kirche und Bekenntnis.

Zeitschrift für evangelisches Kirchenrecht 6 (1959) S. 240—249.
Hasenfuß, J.: Die Entwicklung der Theologie H. Schclls im Lichte

einer unbekannten Replik auf Chr. Pesch's Kritik.

I heologische Revue 54, 1958 Sp. 200-210.
Niemöller Wilhelm: Vor 25 Jahren: Die Banner Erklärung im

Kampf der Kirche.

Die Zeichen der Zeit 1959 S. 164-170.
V o g c 1, Heinrich: Barmen - heute.
Die Zeichen der Zeit 1959 S. 161—163.

__KIRCHEN- UND KON FESSION SKI) N DE

ose, Karl: Grund und Quellort des russischen Geisteslebens. Von

1< All" bU K'eWer RUS BcHin: U"i0n Verlag l'956I- 207 S '

5 Abb. gr. 8" " Studien aus dem Institut für Ost- u Südslawische
K^'gions- u. Kirchenkunde der Humboldt-Universität Bd. L DM 6.—
Das Zentrum des russischen Geisteslebens ist nach Rose der
russische Mcssianismus, die Idee, daß Rußland berufen sei, «ich
tur das Heil der Welt zu opfern. Den „Grund und Quellort" dieses
noch im heutigen Rußland (wenn auch in veränderter Form)
nachzuweisenden Bewußtseins sieht Rose im Christentum des

Kiever Rußland, seinen ersten gewaltigen Ausdruck in der berühmten
Rede des Metropoliten Ilarion „über das Gesetz und die
Gnade" (um 1040). Diese Rede wird hier zum ersten Mal vollständig
in deutscher Übersetzung dargeboten (der Unterzeichnete
bereitet eine Ausgabe des Originaltextes vor). Das ganze Buch
strebt auf die Darbietung dieses und einiger anderer für die
Frühgeschichte des russischen Christentums wichtiger Texte zu.

Recht weit ausholend beginnt Rose mit den Berichten Hero-
dots über die Skythen und den Äußerungen der alttestament-
lichen Propheten über die Völker des Nordens, über Gog und
Magog. Dann berichtet er, sich auf die Darstellungen neuerer
russischer Historiker stützend, über die Herkunft der Ostslawen
und ihren ersten Staat, schildert die Ausbreitung des Christentums
vor Wladimir d. Hl., wobei er vor allem der Darstellung
Golubinskijs folgt, und dann die Frühgeschichte des russischen
Christentums (bis zum Ende des 11. Jhdts.), im wesentlichen nach
dem Bericht der altrussischen Chronik, teilweise aber auch nach
neueren Darstellungen sehr verschiedener Provenienz, die oft in
langen Zitaten zur Sprache kommen. Ein eigenes kritisches Verhältnis
zu den Quellen fehlt, und darum ist auch das Urteil über
die wichtigsten Probleme unsicher und schwankend. Zwischen
Vermutungen und gesicherten Nachrichten wird nicht scharf genug
unterschieden. Die Texte werden in gut lesbarer, aber manchmal
leider recht ungenauer Übersetzung geboten. Gut gewählte
Abbildungen ergänzen den Text des Buches in glücklicher Weise.

Offenbar wollte der Verf. mit diesem Buch nicht die wissenschaftliche
Diskussion über die altrussische Kirchen- und Geistesgeschichte
weiterfuhren, sondern dem gebildeten Laien einen
Zugang zur Kenntnis und zum Verständnis des russischen Mittelalters
und damit der russischen Geschichte überhaupt eröffnen.

Kiel Ludolf Müller

' v ä n k a, Endre von: Sakramentalmystik der Ostkirche. Das Buch vom
Leben in Christus des Nikolos Kabasilas, hrsg. u. eingeleitet. Übers,
v. Gerhard Hoch. Klosterneuburg-München: Volksliturgisches Apo-
Stolat [19581. 247 S. 8°. Lw. DM 12.70.

„Vom Leben in Christus" von Nikolaus Kabasilas (gest.
]37l) hat schon Krumbacher wegen seiner Selbständigkeit in
Anlage und Inhalt gerühmt. Sein Bemühen gilt der geistlichen
Vertiefung des christlichen Lebens angesichts einer erschreckenden
Verflachung innerhalb der griechischen Massenkirche. Diese
Tendenz seiner glänzend geschriebenen Ausführungen, die weit
entfernt sind von dem ermüdenden Aufzählen mystagogischer
Einzelheiten durch seinen älteren Zeitgenossen Symeon von
Thessalonich (gest. 1429), macht sie auch heute noch wertvoll.
Aus diesem Grunde ist wohl auch die Übersetzung für die Hand
katholischer Laien gedacht. Aber der Protestant kann ebenfalls
manches lernen. Die Einleitung von Endre von Ivänka ist zweifellos
gut. Aber man vermißt doch einen wirklichen Anmerkungs-
apparat zu zahlreichen Stellen, wie ihn Kilian Kirchhoff in vorbildlicher
Weise für Symeon den Theologen (vgl. ThLZ 1952,
Sp. 43—44) gegeben hat. Das ist schade, weil gerade v. Ivänka
uns in vielen interessanten und wichtigen Einzelheiten über
manche Beziehungen zur Philosophie und zum Hesychasmus bei
Nikolaus Kabasilas hätte Auskunft geben können.

Halle (Saale) Konrad Onasch

Die Einheit der Kirche. Referate und Vorträge, vorgelegt
auf den Sitzungen der theologischen Kommission des Lutherischen
Weltbundes. Berlin: Luth. Verlagshaus 1957. 147 S. gr. 8°. Kart.
DM 13.80.

(Unter obigem Titel wurde in ThLZ 83, 1958, Sp. 127 versehentlich
besprochen:

Die Einheit der Kirche und die Sekten. Vorträge, gehalten am Kurs für
Sektenkunde im Oktober 19 56 in Züridi. Evangelischer Verlag AG.
Zollikon 1957.

Wir bitten, das Versehen zu entschuldigen und ThLZ 8 3.
Sp. 127 entsprechend zu berichtigen.)

„Der vorliegende Band enthält Referate, die auf den Sitzungen
der Theologischen und der Liturgischen Kommission des
Lutherischen Weltbundes vorgelegt wurden. Die Kommissionen
haben sich während der Jahre 1954 bis 1956 mit den Problemen