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Ausgabe:

1959 Nr. 7

Spalte:

519-520

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Morgenthaler, Robert

Titel/Untertitel:

Statistik des neutestamentlichen Wortschatzes 1959

Rezensent:

Fascher, Erich

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519

Theologische Literaturzeitung 1959 Nr. 7

520

Das vorliegende Werk kann, wie sein verewigter Verfasser
es gehofft hatte, Pfade öffnen. Gerade ,,die Andacht im Kleinen",
das Philologische, ist eine Fundgrube für den Forscher. Hier hat
Baeck weitgehend bahnbrechende Arbeit in der Midraschinter-
pretation geleistet. E6 wäre ein Fortschritt in der Wissenschaft,
wenn diese 6ich Baecks Methode aneignete.

Das Leo Baeck Institut hätte den Leser noch mehr erfreut,
enthielte das Werk auch ein Verzeichnis der Orte, an denen die
Aufsätze ursprünglich erschienen. Ferner ist nicht immer darauf
geachtet worden, daß die Rückverweise in den Anmerkungen
nicht dem vorliegenden Bande entsprechen; einige Hinweise beziehen
sich offenbar auf das 1938 erschienene Buch (z. B. S. 192,
Anm. 4; S. 209, Anm. 3).

Auch durch dieses Werk hat sich Leo Baeck ein würdiges
Denkmal gesetzt.

Basel Ernst Ludwig Ehrlich

NEUES TESTAMENT

M o r g e n t h a 1 e r, Robert, Priv.-Doz. Dr. theol.: Statistik des neu-
testamentlichen Wortschatzes. Frankfurt/M.: Gotthelf-Verlag [1958],
188 S., l Tab. 4°. Hlw. DM 28.25.

Wie der Verf. in seinem Vorwort 6agt, wurde diese Statistik
in der Absicht geschrieben, den Fachleuten für ihre Forschungsarbeit
ein hilfreiches Werk zur Verfügung zu stellen.
Wer daraufhin den in 10 Paragraphen eingeteilten Kommentar
von 65 Druckseiten durchsieht und dazu die 120 Seiten umfassenden
Tabellen auch nur stichprobenweise benutzt, muß anerkennend
hervorheben: der Verf. hat hier mit immensem Fleiß,
Geduld und Zähigkeit und großer methodischer Umsicht ein
statistisches Werk geschaffen, welches den Fachexegeten neben
Wörterbuch und Konkordanz bald zum selbstverständlichen
Handwerkszeug gehören dürfte. Hier ist die Statistik umfassend
und systematisch verwendet worden, deren Brauchbarkeit schon
Männer wie H. J. Holtzmann, Adolf v. Harnack, Otto Roller und
neuerdings Joachim Jeremias an einzelnen Stücken oder Schriften
des NT erwiesen hatten. Ein abschließendes Urteil über dieses
Werk ließe sich gewiß erst nach längerem Gebrauch abgeben, daher
mögen einige Angaben über Aufbau und Ergebnisse dazu
dienen, das Interesse kommender Benutzer zu erwecken.

Zugrundegelegt ist dieser Statistik die 21. Auflage des
Nestletextes, wobei dem Verf. von vornherein klar war, daß hier
nur annähernde Ergebnisse zu erzielen sind. Die Sorge um den
Text durfte jedenfalls das ganze Unternehmen nicht hindern. Das
NT umfaßt nach dieser Textgrundlage 137490 Worte mit 5500
verschiedenen Vokabeln, von denen 2000 nur einmal, 200 mehr
als 100 mal und rund 1000 mehr als 10 mal im ganzen NT vorkommen
. Da6 wichtigste Stück des ganzen Tabellenwerkes ist das
statistische Vokabular (S. 67-157). Es ist senkrecht von oben
nach unten alphabetisch geordnet, je 5 Vokabeln in einem Abschnitt
zusammengefaßt. In der horizontalen Linie sind die 27
Schriften des NT angeordnet, an die sich ein Gesamtergebnis und
eine LXX anschließt. Ein Blick von unten nach oben läßt sehr
bald erkennen, daß z. B. der Wortschatz des Joh. Evangeliums viel
kleiner ist, als der der synoptischen Evangelien und der Paulusbriefe
. Auch hinsichtlich der Verwendung zusammengesetzter
Verben weist das 4. Evangelium ein Minus auf. Im Matthäusevangelium
kommen 243 Verben mit Präpositionen vor. Vergleicht
man sie mit den entsprechenden Zahlen des Markus, ergibt
sich der Schluß, daß Matthäus diese Komposita aus seinen
Quellen übernommen hat. Interessant ist auch die Statistik der
Wortarten. Unter den 5436 Vokabeln (zur Zählung vgl. S. 19,
Anm. 3) des gesamten NT sind 570 Namen, 1878 Substantiva,
1845 Verben, 685 Adjektiva, 271 Adverbien und 187 andere
Vokabeln (Pronomina, Präpositionen u.a.). Auffällig ist im
Galaterbrief die kleine Zahl der Substantiva gegenüber der großen
Zahl im Epheser- und Kolosserbrief. Jedes 7. Wort des NT
ist ein Artikel, jedes 15. Wort ein „und", jedes 25. Wort ein
avTÖg. Die 10 häufigsten Wörter des NT machen zusammen
schon 45000 Worte aus. Am häufigsten ist der Artikel, der 19700
mal vorkommt. Unter den Präpositionen ist h am häufigsten

(vgl. die Tabelle auf S. 160). Sie kommt 2713 mal vor. Selten
ist avä mit 13 mal und jigog mit Genitiv, das ein einziges Mal
in der Apostelgeschichte so vorkommt. Unter den Personalpronomina
ragt iyd> gleich ich mit 1713 mal hervor. Davon entfallen
allein auf das Joh. Evangelium 465, während die Paulusbriefe
insgesamt nur 397 aufweisen. Fragen wir nach der Häufigkeit
wichtiger theologischer Begriffe, so stellen wir z. B. fest,
daß von den 91 Stellen mit öty.atoovvrj gleich Gerechtigkeit
allein 57 auf die Paulusbriefe fallen und davon 33 auf den
Römerbrief. intQmxäm ist eine Lieblingsvokabel des Markus
(25 mal), ihm folgt Lukas mit 17, Matthäus mit 8 mal, während
in den Paulusbriefen nur 2 Stellen vorkommen. 1314 mal findet
sich #«dc, davon 548 mal bei Paulus, 122 mal im Lukasevangelium
, 166 mal in der Apostelgeschichte und nur 48 mal bei Markus
, während der Hebräerbrief 68 Stellen hat. Die relativ seltene
Vokabel $ecoqe(ü (insgesamt 58 mal) findet sich 24 mal im
4. Evangelium, 31 mal in den Iukanischen Schriften, 7 mal bei
Markus, aber nur 2 mal im Matthäusevangelium. Unter den Konjunktionen
ragt iva mit insgesamt 673 mal hervor, davon hält
Paulus die Spitze mit 249 mal, der sonst wegen seiner Parataxe
bekannte 4. Evangelist bietet es 147 mal, Markus noch 65, Matthäus
dagegen nur 41 mal. Das Wort jiia&rjTtjg kommt insgesamt
262 mal vor. Es fehlt bei Paulus und in den katholischen
Briefen völlig und verteilt 6ich auf Evangelien und Apg. wie
folgt: Mt. 73, Mk 46, Lk. u. Apg. 65 (37 u. 28) und Johannes 78.
Diese Statistik dürfte interessante Folgerungen für die Traditionsverwandtschaft
von Matthäus und Johannes ergeben, welche
in einer Betrachtungsweise leicht zurücktritt, die gewohnt ist,
Joh. gegen die Synoptiker abzugrenzen. Viel häufiger als Iva ist
bii- Es kommt 128 5 mal vor und ist, scheint mir, prozentual über
alle Schriften des Nt verteilt. Pneuma findet 6ich 397 mal. Interessant
ist das Hervortreten in den Iukanischen Schriften (36 U. 70)
gegen Matthäus (19), Markus (23), und Joh. (24). In den Paulus-
bi icfen steht es 146 mal. 529 mal findet sich ygioTog, davon 379
mal in den Paulusbriefen, bei Markus nur 7 mal. Diese Beispiele
mögen genügen, und wenn ich noch hinzufüge, daß unter den 147
Stellen mit oöof allein 91 auf die Paulusbriefe fallen, so läßt
sich aus der Bedeutung dieses Begriffes für das paulinische Schrifttum
einiges für die Anthropologie des Apostels folgern. Der
besonderen Beachtung 6ei noch der § 10 empfohlen. Er behandelt
die Wortstatistik in ihrer Bedeutung für die Echtheitsfragen. An
Markus 16, 9—20 wird nachgewiesen, daß dieser Text niemals
von derselben Hand geschrieben sein kann wie das Markusevangelium
, dasselbe gilt für Joh. 7, 53 — 8, 11. Von Luk. 2, 1—20
muß dagegen gesagt werden, daß eine geradezu erdrückende Übermacht
von Tatsachen für die Echtheit dieses Abschnittes spricht
(S. 63). Zum Schluß stimmen wir dem Urteil des Verfs. zu:
„Statistik für 6ich allein genommen kann sehr stark trügen. Richtig
eingesetzt kann ßie bei der Lösung schwierigster Probleme
von erstrangiger Bedeutung sein."

Berlin • Erich Faschcr

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