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1959 Nr. 7

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Religionswissenschaft

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Theologische Literaturzeitung 1959 Nr. 7

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und nun wurde die Ehrung weitergeübt, wiewohl der Marienkult
seit Jahrhunderten nicht mehr geübt wurde (S. 39 f.).

Prüft man solches Material, so sieht man mit Bedenklichkeit
, daß Gedanke, Lehre, ethische und religiöse Ausrichtung
in der praktischen Religion nicht allein bestimmend sind. Auch
dort, wo Bilderkult und andere vorchristliche Anschauungsweisen
überwunden oder zurückgedrängt wurden, sind diese Bedürfnisse
nicht verschwunden und suchen Befriedigung innerhalb
der Kirche oder außerhalb. Es handelt sich hier, wie Jung
hervorhebt, um Urinstinkte, die tief im tiefsten Unbewußten
verankert sind und manchmal mit Übermacht hervorbrechen.
Sie als „dämonisch" abzutun, wäre billig. Aber in Zeiten wie
den unseren, wo die Kirche von Seiten der „Weltlichkeit" sich
bedrängt fühlt und ihre Gefährdung mit vielen Mitteln abzuwenden
versucht, tut es dringend not, dieser größeren Gefährdung
gewahr zu bleiben, die aus den Untiefen scheinbar
harmloser Volkstümlichkeit bricht. Paktieren, das zeigt Leipoldt
klar, heißt abdanken.

Chicago Karl B eth

Radhakrishnan, S.: Die Bhagavadgitä. Sanskrittext mit Einleitung
u. Kommentar. Mit dem indischen Urtext verglichen und ins
Deutsche übers, v. Siegfried L i e n h a r d. Baden-Baden: Holle Verlag
[1958], 448 S. gr. 8°. Lw. DM 40.—.

Die Bhagavadgitä darf wohl als Gipfel der „sacred books",
der heiligen Schriften des Hinduismus, bezeichnet werden. Durch
die Bemühungen von Mrs. Annie Besant, der Wiederbeleberin der
Theosophischen Gesellschaft, ist sie auch die volkstümlichste der
religiösen Schriften des Hinduismus geworden. Mehrfach wurde
sie ins Englische sowie ins Deutsche übersetzt (dtsch. Ausgabe von
Leopold v. Schröder im Verlag von Eugen Diederichs und von
Rudolf Otto im Verlag Kohlhammer).

Die besten Voraussetzungen für kongeniales Verstehen wird
aber noch immer ein Hindu haben, und er kann uns Menschen des
Westens den Zugang zum rechten Verständnis dann auftun, wenn
er zugleich in westlicher Wissenschaftlichkeit geschult ist. Diese
Voraussetzungen erfüllt der bekannte indische Philosoph S. Radhakrishnan
, der seit 1945 zugleich hohe politische und kulturpolitische
Ämter innehat. Sein großer Kommentar (1948 in erster,
1953 in dritter Auflage bei George Allen & Unwin in London
erschienen) dürfte als das beste angesprochen werden, was wir
gegenwärtig an Auslegung der Bhagavadgitä besitzen. Diese
Ausgabe wird uns nun in deutscher Übersetzung zugänglich gemacht
.

Legt man die beiden Ausgaben, die englische und die
deutsche, nebeneinander, so ist kein Zweifel: die deutsche Ausgabe
ist in ihrer äußeren Gestalt (Format, Papier, Satzbild usw.)
die schönere, allerdings auch die teurere. Die deutsche Ausgabe
hat die Fußnoten, die der indische Autor nur seitenweise zählt,
für das ganze Buch durchgezählt (484 Anmerkungen). In die Liste
der „Ausgewählten Bibliographie", vom Übersetzer von 12 auf
18 Titel vermehrt, hätte auch noch aufgenommen werden sollen
die Ausgabe von Swami Swarupananda (5. Auflage 193 3), denn
sie ist die weit verbreitete Ausgabe des Ramakrishna-Ordens
(Verlag: Advaita Ashrama, Mayavati, Almora, Himalayas) und
bietet — im Unterschied zu allen sonstigen Ausgaben — noch
eine „word-for-word translation", also eine Übersetzung der
einzelnen Sanskrit-Wörter und -Wendungen, die jedem willkommen
ist, der nicht in Sanskrit so eingelesen ist, wie bei uns
nur der Fachindologe es sein kann.

Radhakrishnan stellt seiner Ausgabe eine lange Abhandlung
voraus (S. 15—88), in der er den Leser in die Geisteswelt der
Gita einführt. Hier zeigt er seine große Kunst, auch die schwersten
Dinge in verständlicher Sprache darzulegen, ohne sie deswegen
zu verflachen. Seine edle Prosa, ein vorbildliches Englisch,
ist in eine erfreuliche deutsche Stilform umgesetzt worden — eine
beachtliche Leistung des Übersetzers! Dankenswerterweise gibt
die deutsche Ausgabe alle Sanskritwörter in kursivem Druck, so
daß man sie rasch auffinden kann. Bei einer Neuauflage wäre
aber zu wünschen, daß der Übersetzer in einer besonderen Darlegung
über die Grundsätze seiner Übersetzung Rechenschaft ablege
. Dazu wäre auch ein Verzeichnis der Begriffe zu setzen, aus

dem zu ersehen wäre, welches Sanskritwort der indische Autor
durch welches englische wiedergegeben, und welches deutsche
Wort der Übersetzer nun benutzt hat.

Dabei würde der Übersetzer sich Gedanken machen müssen, ob —
um nur einige Beispiele zu nennen — es richtig sei, Reality mit „Realität
" wiederzugeben (vgl. engl. Text S. 20 und 38, dtsdi. Text S. 25
und 44; auf S. 49 der dtsch. Ausgabe ist Reality richtig mit „Wirklichkeit
" übersetzt worden. Zur Frage gerade dieses Begriffs vgl. die
Ausführungen in der „Ev. Missionszeitschrift" 1941: II 10, 295—301).
Radhakrishnan gebraucht treffend den Begriff manilestation (engl.
Ausgb. S. 34), der deutsche Übersetzer sagt dafür fälschlicherweise
„Offenbarung" (S. 40). Zu fragen wäre auch, ob wisdom (S. 52 und
53) wirklich mit „Wissen" wiedergegeben werden darf (S. 60 und 61),
ohne daß gesagt wird, hier sei das objektlose Wissen im Sinn des
Wissenden, des Eingeweihten, des Erleuchteten gemeint. Wenn der
indische Autor in seiner Übersetzung von XVIII 78 für moksa das
engl. Wort Release gebraucht, so ist das richtig; wenn der deutsche
Übersetzer dafür „Erlösung" 6etzt (S. 440), so ist das falsch oder irreführend
, solange es nicht in einem Sonderverzeichnis in dieser Gegenüberstellung
aufgeführt wird.

Heidelberg Friso Melzer

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