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Ausgabe:

1959 Nr. 5

Spalte:

396

Kategorie:

Interkulturelle Theologie, Missionswissenschaft

Titel/Untertitel:

Kirche und äussere Mission 1959

Rezensent:

Holsten, Walter

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395

Theologische Literaturzeitung 1959 Nr. 5

396

rungs- und Tauftätigkeit, wobei diese Komplexe in engstem
Zusammenspiel gesehen werden. Richtig geht M. von der .geschichtlichen
Umwelt' aus, um — oft in der Zusammenschau von
politischem und religiös-theologischem Wirken, wie es Ambrosius
auch aufgrund 6einer 6tandesmäßigen und beruflichen Herkunft
nahelag — die kirchliche Tätigkeit des großen Mailänder
Bischofs zu analysieren. Seine Blickrichtung ergibt sich mit aus
dem verhältnismäßig breiten Raum, den er Ambrosius' Beziehungen
zu den Kaisern einerseits (S. 22—39: „Der Bischof und
die Kaiser") und zu Augustin andererseits (S. 126—132: „Augustinus
und seine Freunde") widmet. Allerdings steht in Abschnitten
wie „Die Heidenpredigt", „Die Judenpredigt", „Das Kate-
chumenat", „Die Taufvorbereitung", auch der Darstellung der
Seelsorge- und Bekehrungsarbeit an den breiten Schichten der
Bevölkerung hinreichend Raum zur Verfügung.

M. sieht überall — trotz anerkennenswerten Bemühens um
Sachlichkeit, die sich auch in der besonnenen Benutzung aller erreichbaren
Fachliteratur zeigt — aus streng katholischer Sicht.
Der Profanhistoriker und der Kirchenhistoriker nicht katholischer
Observanz wird schon deshalb vieles anders, nüchterner und
weniger apologetisch sehen, als M. es hier tut. Es kommt hinzu,
daß M. — offenkundig in dem Bemühen, lebendig, anschaulich
und auch aktuell zu schreiben — vielleicht zu oft die Quellen
selbst sprechen läßt oder gerade eine Paraphrase gibt. Jedenfalls
tritt die eigene kritische Stellungnahme zu oft zurück, besonders
wohl im Schlußwort, das gegenüber den Ergebnissen der Einzeluntersuchungen
sogar als Rückschritt erscheint. Bedenklich ist
auch die zu starke .Harmonisierung' der ambrosianischen Erfolge,
das Beiseitelassen .negativer Bekehrungserfolge' und vor allem
die Vernachlässigung opportunistischer Gründe bei den Bekehrten
; selbstverständlich war, wie wir aus den Quellen wissen, auch
damals für viele der Nutzen bei der Entscheidung für Heidentuni
oder Christentum ausschlaggebend. Die mancherlei Vorteile, die
sich mit dem Ansatz der konstantinischen Gesetzgebung für die
„Bekehrten" ergaben, dürfen auch bei einer Betrachtung der
Bekehrungstätigkeit des Kirchenvaters Ambrosius nicht unberücksichtigt
bleiben, vor allem nicht, wenn (besonders S. 118 ff.)
auf die qualitativ wie quantitativ großen Erfolge verwiesen wird.
Es tut der Leistung des Bischofs ja keinen Abbruch, wenn man
neben seiner persönlichen — für Theorie wie Praxis erstaunlichen
— Aktivität, die naturgemäß vielen den Übertritt bzw. die
Taufvorbereitung und die Taufe 6elbst erleichterte, auch die
realen Gegebenheiten entsprechend berücksichtigt, zumal heute
wohl fast kein Forscher mehr behaupten wird, daß ein echtes
Bekehrungserlebnis (wie wir es bei Augustin und anderen sehen
— wobei auch häufig schon eine Einschränkung zu machen ist)
damals etwa die Regel gewesen wäre.

Interessant sind — um wenigstens Beispiele anzuführen —
M.s Ausführungen über die Judenbekehrung, die bei Ambrosius
nicht völlig hinter der Heidenbekehrung zurücktritt, über die
annähernde .Verabsolutierung' der Taufe al6 Heilsmittel, über
die schwankende Einstellung zur antiken Kultur. Daß Ambrosius
letztere für wichtig hält und seiner Arbeit nutzbar macht, ist
selbstverständlich, ebenso aber, daß er 6ie ,als unabhängiges, mit
der christlichen Offenbarung rivalisierendes Ideal' verurteilt
(S. 103 mit Hinweis auf Marrou).

Im ganzen gesehen ist das Buch beachtenswert, wenn es auch
sein Ziel, die Bekehrungstätigkeit und -methode des hl. Ambrosius
darzustellen (S. 2), aus den oben geschilderten Gründen nicht
voll erreicht und m. E. auch als .Beitrag zur Klärung der Bekehrungsgeschichte
des hl. Augustinus' (S. 2) nicht viel Neues
bietet. Verdienstvoll ist jedenfalls, daß es wieder einmal die bedeutende
und — etwa gegenüber einem Hieronymus oder Augustin
— kraftvolle Persönlichkeit des Ambrosius mit ihren in jeder
Hinsicht großen Wirkungsmöglichkeiten herausstellt, der es im
konsequenten Kampf für die von ihm als richtig erkannten religiösen
Ziele ebenso gut mit den Kaisern wie mit den Massen der
Bevölkerung „aufnahm" und so manchen wichtigen Erfolg davontrug
.

Halle/Saale Hans-Joachim Di einer

T h i m m e, Hans, u. Wilhelm Rahe: Kirche und Äußere Mission.

Beschlüsse und Referate auf der Landessynode 1957 der Evangelischen
Kirche von Westfalen. Im Auftrage der Leitung d. Evang. Kirche von
Westfalen hrsg. Witten: Luther-Verlag 1958. 95 S. 8°.

Das Mittelstück des Büchleins enthält drei Referate, von
denen das von Gerhard Brennecke über „Kirche und Mission
heute — ökumenisch betrachtet" die veränderte Situation der
Mission in einer äußerlich und innerlich veränderten Welt skizziert
, aus der 6ich ein verändertes Verhältnis von Kirche und
Mission ergibt, das von Ernst Kleßmann „Unsere missionarische
Verantwortung" behandelt und das von Wilhelm Rahe „Aus der
Arbeit der Kreissynoden zum Thema .Kirche und Äußere Mission
' " berichtet. Voran stehen ein „Wort an die Gemeinden"
und die 13 „Beschlüsse der Landessynode 1957 zum Proponen-
dum — .Kirche und Äußere Mi66ion' ". Dieses selbst folgt den Referaten
samt einem „Votum des Sozialamtes". Im Anhang berichtet
H. F. de Kleine über seine „Indonesienreise 1957". Das
Ganze zeigt das Bemühen um die Frage, wie die grundsätzliche
Einheit von Kirche und Mission auf den verschiedenen Ebenen
des kirchlichen Lebens von der Gemeinde bis zur Landeskirche
zu praktizieren sei. Dafür ist besonders aufschlußreich Rahes
Bericht wie Kleßmanns fünffache Antwort auf die Frage: „Wie
können unsere Gemeinden ihren Missionsauftrag erfassen und erfüllen
"? Bs verdient Beachtung, daß das Heil nicht in einer organisatorischen
Neuordnung gesehen wird, und daß über allem
Suchen nach neuen Wegen nicht die Ehrerbietung vor der geistlichen
Kraft und den Leistungen der Missionsgesellschaften in
der Vergangenheit vergessen wird. Die Beschlüsse sind dementsprechend
dadurch gekennzeichnet, daß im wesentlichen den bestehenden
Einrichtungen eine missionarische Ausrichtung gegeben
wird, einschließlich der theologischen Fakultät und der evangelischen
Akademie. Daß „die Heidenmission untrennbar mit
der Mission an Israel verknüpft" gesehen wird, sei besonders
vermerkt.

Mainz _ Walter Holsten

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