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1959 Nr. 5

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Neues Testament

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Theologische Literaturzeitung 1959 Nr. 5

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die christologische und anthropologische Bedeutung von Eikon
im Neuen Testament erklärt werden (S. 130—166). Dieses geschieht
wiederum in gut begründeten Einzelexegesen, in denen die
Sekundärliteratur gewissenhaft berücksichtigt wird. Christus als
Abbild Gottes ist die Offenbarung und Repräsentation Gottes.
Diese paulinische Aussage kann nicht ohne die Vorgeschichte des
Wortes Eikon verstanden werden. Mit Recht vermutet der Verfasser
, daß das durch Vermittlung des hellenistischen Judentums
aufgenommene Prädikat schon im vorpaulinischen Christentum
auf Christus übertragen worden ist. Ob man freilich so weit
gehen kann, für den Hymnus von Kol. 1, 15—20 eine vorchristliche
Vorlage anzunehmen (S. 136 f.), ist eine andere Frage. Einleuchtend
aber ist die Vermutung, daß die Anwendung der Eikon-
prädikation auf Christus dadurch erleichtert wurde, daß in der
hellenistischen Umwelt viog und sixcbv tleov eng zusammenhingen
(S. 152). Über die Gottebenbildlichkeit des Menschen
wird im Neuen Testament unterschiedlich gelehrt: einmal wird
die Eikon Gottes als natürliche Eigenschaft des Menschen genannt
(1. Kor. 11, 7); spezifisch christlich aber ist der unter Umbildung
gnostischer Vorstellungen gestaltete Gedanke, daß die
Gottesebenbildlichkeit als eschatologische Gabe den erlösten
Christen verliehen wird.

Eltesters Dissertation, die von R. Bultmann betreut und
1955/56 von der Theologischen Fakultät Marburg angenommen
wurde, gibt Zeugnis von dem gediegenen Können des Verfassers
und beweist, daß auch neben dem Theologischen Wörterbuch zum
Neuen Testament begriffsgeschichtliche Untersuchungen notwendig
bleiben und ihr Recht behalten.

Kiel Eduard Lohse

J e r c m i a s, Joachim: Heiligengräber in Jesu Umwelt (Mt. 23, 29;
Lk. 11,47). Eine Untersuchung zur Volksreligion der Zeit Jesu.
Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1958. 1 55 S., 4 Taf.. l Kte.
gr. 8°. DM 15.80; Lw. DM 19.80.

Der verehrte Verf. nimmt Neuland unter den Pflug. In sei- *
ner Bescheidenheit erklärt er einleitend, er wolle „lediglich einen
einzigen Vers der Evangelien aus der Zeitgeschichte illustrieren"
(Matth. 23, 29 u. Par.). In Wirklichkeit führt er uns in die bisher
wenig erforschte Welt der jüdischen Volks religion und
zeigt, daß es für die Religionsgeschichte bedeutungsvoll ist, einmal
hier zu verweilen. Dabei ist der Leser erstaunt, welch reicher
, teilweise alter Stoff sich an den verschiedensten Stellen
gewinnen läßt.

Der erste, umfangreichste Teil stellt auf Grund mühevoller
Nachforschung zusammen, was sich an jüdischen und samaritischen
Heiligengräbern für die frühchristliche Zeit nachweisen läßt.
Dabei geht es natürlich nicht ohne eine scharfe Quellenkritik
ab. Immerhin läßt sich schon für diese Frühzeit ein reicher Bestand
nachweisen; es mag außerdem manches in diese Zeit gehören,
wofür nur die Quellen versagen. Wesentlich kürzer ist der zweite
Teil, der den Grabbauten gewidmet ist; er wird durch einige
Tafeln mit Bildern und einem Plane unterstützt. Der dritte Teil
ist der theologisch bedeutsamste: er schildert die volkstümliche
Frömmigkeit, von der die Heiligengräber umgeben werden. Da
herrscht der Glaube, daß die Verstorbenen noch im Grabe weilen,
sich untereinander unterhalten, aber auch mit den Lebenden Gespräche
führen (vgl. Rudolf Meyer, Hellenistisches in der rabbi-
nischen Anthropologie 1937, S. 1 ff.). Natürlich können an den
Heiligengräbern Wunder geschehen. Ebenso sind die Heiligen
wirksame Fürsprecher vor Gott. Das sind sie selbstverständlich
nicht nur in der unmittelbaren Umgebung ihrer Gräber. Immerhin
unternimmt man Wallfahrten zu diesen Gräbern; ja, wir
beobachten Anfänge eines Reliquienkults.

Der Verf. weist selbst darauf hin, daß sich hier eine Verbindungslinie
zur frühkatholischen Volksfrömmigkeit auftut. Ich
habe diese Linie in meiner Schrift „Von Epidauros bis Lourdes"
(1957) leider kaum beachtet, gebe aber zu, daß es sich hier nicht
nur um eine Möglichkeit handelt. Aus den Predigten des Johannes
Chrysostomos gegen die Juden (Predigten, die im syrischen
Antiochien gehalten wurden) lernen wir, daß es bei manchen
Christen fast zum guten Tone gehörte, jüdisches Brauchtum mitzumachen
: kranke Christen ineubierten sogar in einer Synagoge

bei Antiochien; das Exotische galt offenbar als besonders wirkungsvoll
.

Immerhin darf ich darauf hinweisen, daß als Hauptgrundlage
der frühkatholischen Heiligenverehrung griechische Art in Betracht
kommt. Im Judentume fehlen Bilder der Verstorbenen:
sie sind bei den Christen erste Anknüpfungspunkte der Frömmigkeit
. Der Reliquiendienst stößt bei den Juden auf eine Hemmung:
Gräber sind unrein. Eine Lucilla, die in den Gottesdienst den
Knochen eines Märtyrers mitnimmt, um ihn zu küssen, ist auf
jüdischem Boden undenkbar. Christen heiligen ihre Altäre schon
im vierten Jahrhundert dadurch, daß sie in ihnen Reliquien
bergen: kann man sich Reliquien in einem Toraschreine vorstellen
?

Ich gebe aber gern zu, daß die jüdische Volksfrömmigkeit
ihrerseits ebenfalls eine Wirkung auf den Frühkatholizismus ausgeübt
hat. Nur würde ich ergänzend hinzufügen, daß z. B. auch
ägyptische Einflüsse angenommen werden müssen. Um 300 kann
man bereits beobachten, daß in der Kirche gern Reliquien geteilt
werden: schon Theodoret, der erste Theologe der Reliquienverehrung
, erklärt, daß eine Teilreliquie dieselbe Kraft ausstrahlt
, wie eine vollständige Reliquie. Diese Besonderheit haben
wir sonst nur in Ägypten, wo die Glieder des Osiris über das
ganze Land verstreut sind, und im Buddhismus; an einen ägyptischen
Einfluß wird man aber eher glauben, als an einen indischen
.

Wir danken dem Verf., daß er uns einen neuen Weg
geführt hat.

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