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Ausgabe:

1959 Nr. 5

Spalte:

348-349

Kategorie:

Judaistik

Autor/Hrsg.:

Hammerstein, Franz von

Titel/Untertitel:

Das Messiasproblem bei Martin Buber 1959

Rezensent:

Schoeps, Hans-Joachim

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347

Theologische Literaturzeitung 1959 Nr. 5

348

Grill, S.: Textkritische Notizen: 1. Ps. 104,26. 2. Ps. 77, 11.

Biblische Zeitschrift 3, 1959 S. 102.
Groß, Heinrich: Zum Problem von Verheißung und Erfüllung.

Biblische Zeitschrift 3, 1959 S. 4—17.
Huppenbauer, rians Walter: Belial in den Qumräntexten.

Theologische Zeitschrift 15, 1959 S. 81—89.
Jenni, Ernst: Historisch-topographische Untersuchungen zur Grenze

zwischen Ephraim und Manasse.

Zeitschrift des Deutschen Palästina-Vereins 74, 1958 S. 35—40.

Jepsen, Alfred: Pardes.

Zeitschrift des Deutschen Palästina-Vereins 74, 1958 S. 65—68.

Kuschke, Arnulf: Das Deutsche Evangelische Institut für Altertumswissenschaft
des Heiligen Landes. Lehrkurs 1957.
Zeitschrift des Deutschen Palästina-Vereins 74, 1958 S. 5—34.

Morstad, Erik: Deuteronomium 4,21—28 og 29—40.
Norsk Teologisk Tidsskrift 60, 1959 S. 34—45.

R e n c k e n s, H.: De Naam Jahweh als 6amenvatting van Israels Gods-
besef.

Bijdragen. Tijdschrift voor Filosofie en Theologie 19, 1958 S. 117
—136.

Reymond, Philippe: La revolte de l'homme, d'apres Jeremie.
chapitre 2.

Verbum Caro XII (No. 46), 1958 S. 138-149.
Schildenberge r, Johannes: Zur Textkritik von Ps. 45 (44).

Biblische Zeitschrift 3, 1959 S. 31—43.
Schneider, Heinrich: Der Dekalog in den Phylakterien von Qum-

rän.

Biblische Zeitschrift 3, 1959 S. 18-31.
de V a u x, R.: Les manuscrits de Qumran et l'archeologie.

Revue Biblique 66, 1959 S. 87—108.
Vermes, G.: The Symbolical Interpretation of 'Lebanon' in the Tar-

gums: the Origin and Development of an Exegetical Tradition.

The Journal of Theological Studies IX, 1958 S. 1-12.
Würthwein, Ernst: Der Sinn des Gesetzes im Alten Testament.

Zeitschrift für Theologie und Kirche 55, 1958 S. 255-270.

JUDAICA

Alach, R.: Der Zaddik in Talmud und Midrasch. Leiden: Brill 1957.
XII, 245 S. gr. 8°.

Zutreffend bezeichnet der Verfasser des angezeigten Werkes
das Wort „gerecht" als einen Zentralbegriff der religiösen Anthropologie
des Judentums. Eine ebensolche Rolle spielt dieser
Begriff aber auch in der christlichen Theologie. Dies gilt besonders
für das reformaforisdie Zeitalter, das zu einem Verständnis
des „iustus" im paulinischen Sinne drängte. Wenn aber von
christlicher Seite überhaupt Versuche gemacht werden, das
paulinische Pathos auf dem Hintergrunde des zeitgenössischen
Judentums zu sehen, so begnügt man sich meist damit
, von „spätjüdischer Werkgerechtigkeit" zu reden. Es
besteht nun kein Zweifel, daß eine jüdische orthodoxe
Theologie aus Gesetzesanspruch und Gesetzeserfüllung eine Definition
des „iustus" bieten muß, die der paulinischen entgegengesetzt
ist. Aber wie neben dem kirchlichen Dogma sich eine Fülle
religiösen Lebens und Denkens ausbreitet, so auch neben den
jüdischen Glaubenssätzen, die zudem nie als Dogma verstanden
worden sind.

In die Fülle der Ideen um den „Gerechten" hineingeleuchtet
zu haben, ist ein bedeutendes Verdienst von R. Mach. Auf Grund
der Quellenaussagen teilt Mach den Stoff in zwei Hauptteile auf:
einen ersten, in dem die Gerechtigkeit als „character acqui6itus",
als erwerbbare Eigenschaft, erscheint, und einen zweiten, in dem
sie als „character innatus", als eine Art charismatischer Begabung
sich zeigt. Die diametral verschiedene Auffassung des „iustus"
geht also mitten durch das Spätjudentum hindurch, wobei äußerst
bemerkenswert ist, daß die überwiegende Zahl der Quellenaussagen
auf der Seite der charismatischen Betrachtung steht 1
Selbstverständlich ist bei solchen Vergleichen zu beachten, daß
die Quellen, die Mach heranzieht, zum großen Teil aus nachchristlicher
Zeit stammen, doch findet sich kaum eine wesentliche
Aufstellung, die nicht auch aus älteren Quellen belegt wäre. Es
ist ein betrübendes Zeichen, daß erst die Qumränfunde eine in
die Breite gehende Diskussion über die Vorgeschichte des
Christentums entfacht haben, zu der ein ungleich ergiebigeres

Material in der 6eit Jahrtausenden bekannten spätjüdischen Literatur
fast ungenutzt vorliegt.

Der Verfasser grenzt in dem Teil, der dem „character acqui-
sitU6" gewidmet ist, zunächst den Begriff p^1S gegen verwandte
Begriffe ab, behandelt den forensischen Sprachgebrauch und geht
dann zum religiösen Bereich über, in dem als Wege zur Gerechtigkeit
, Gehorsam, Wohltätigkeit, Gottvertrauen und Kampf gegen
den bösen Trieb herausgestellt werden. Die Behandlung des
Lohnes der Gerechtigkeit zeigt, wie weit sich die jüdische
Religiosität von einem primitiven „Lohndenken" entfernen
konnte.

Im zweiten Teil, der Quellenbelege für den „character
innatus" zusammenstellt, arbeitet Mach aus einer schier unübersehbaren
Fülle Aussagen über Geburt, Charakter, Wirken, Tod
und Auferstehung des Gerechten heraus.

Besonders hervorzuheben ist, daß der Verfasser nicht im
engsten Rahmen der Tradition bleibt, sondern sein Thema im
Lichte philologischer und religionsgeschichtlicher Erkenntnisse
abhandelt. Als Beispiel dafür sei das kurze, aber 6ehr inhaltsreiche
Kapitel über den Gerechten als Kaufmann genannt, das die
jüdischen Gleichnisse und damit auch die neutestamentlichen —
Matth. 13,45.46 gehört unmittelbar zum Thema — in den
vorderasiatischen Raum hineinstellt, in dem diese Bildersprache
als Gemeingut verschiedener Religionen erscheint.

An Stelle einer kritischen Einwendung sei auf eine bedauerliche
Unterlassung hingewiesen: Bei der Fülle der rabbinischen
Quellen, die für den, der nicht ständig an ihnen arbeitet, zu einer
diffusen Masse verschmelzen, wäre es sehr wichtig gewesen, in
einer Aufzählung der Quellen den ungefähren Zeitpunkt der
Endredaktion anzugeben, um so in der schwierigen Frage nach
dem Quellenalter wenigstens den terminus ad quem anzudeuten.

Berlin Gerhard Lisowsky

Hammerstein, Franz von: Das Messiasproblem bei Martin Buber.

Stuttgart: Kohlhammer [1958]. 119 S. gr. 8° = Studia Delitzschiana.
Abhandl. und Texte aus dem Institutum Judaicum Delitzschianum
Bd. 1.

Das instruktive Büchlein ist aus der Sicht und Interesse-
nahme des evangelischen Theologen geschrieben, der gern wissen
möchte, wie einer der größten jüdischen Denker unserer Tage zu
Jesus von Nazareth 6tehr. Die zu Martin Bubers 80. Geburtstag
erschienene Untersuchung läßt klar erkennen, daß Bubers Anschauungen
tiefsinniger sind als das meiste, was Gösta Lindeskog
in seinem noch immer unüberholten Buch „Die Jesusfrage im
neuzeitlichen Judentum" (Uppsala/Leipzig 1938) an jüdischen
Stellungnahmen zusammengetragen hat. Bubers Anschauungen
über das Messiasproblem, für die insbesondere das Buch „Zwei
Glaubensweisen" (Heidelberg 1950) heranzuziehen ist. sind zumeist
bibelexegetisch begründet; es zeigt sich aber auch, daß bestimmte
philosophische Denkschemen 60wie Vorstellungsklischecs
des theologischen Liberalismus um 1900 ihn lebenslänglich begleitet
haben. So wird seine dialogische Philosophie von „Ich und
Du", die 6tark in den Exi6tenzialismus hineingewirkt hat, von
H. als eine ziemlich substanzlose „allgemeine Wahrheit" interpretiert
(46, 98). Sofern Gott als Partner dieses Dialogs auftritt,
wird sogar eine gewisse Enthistorisierungstendenz Bubers bloß'
gelegt, insofern Gott von seiner geschichtlichen Offenbarung abgetrennt
erscheint.

Seine Bedenken gegen Jesus Christus und das Christentum
hat Buber in einem bisher noch kaum bekannt gewesenen, von
H. dankenswerterweise ausgegrabenen Brief von 1926 sehr eindringlich
so dargestellt:

„Meinem Glauben nach ist in Cäsarea Philippi ein aufrichtiges,
aber unwahres Wort gesprochen worden und es ist durch die Wiederholung
in den Jahrtausenden nicht wahrer geworden. Meinem Glauben
nach offenbart sich Gott nicht in Menschen, sondern nur durch Menschen
. Meinem Glauben nach ist der Messias nicht in einem bestimmten
Augenblick der Geschichte erschienen, sondern sein Erscheinen kann
nur das Ende der Geschichte sein. Meinem Glauben nach ist die Erlösung
der Welt nicht vor 19 Jahrhunderten geschehen, sondern wir
leben noch immer in der unerlösten Welt und harren der Erlösung,
der mitzuwirken jeder von uns in unbegreiflicher Weise berufen ist.
Wer Jesus unter den geschichtlichen Personen noch so hoch stellt, ge'