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1959

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Altes Testament

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Theologisch« Literaturzeitung 1959 Nr. 5

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weist, in lQSa I 7 f. vor. Jer 35, 7 wird der Stamm gwi im Part.
Qal gebraucht und bezieht sich nach den einschlägigen Kommentaren
keineswegs auf einen Exilsaufenthalt, wie der Verfasser
S. 101, Anm. 4 meint. Ich glaube, daß diese Zeugnisse nicht
ausreichen, um eine bewußt empfundene geistliche Verwandtschaft
der Qumrängruppe mit den Rekabiten zu erhärten.
Außerdem muß beachtet werden, daß das Buch Jeremia nicht
zu den beliebteren Büchern in Qumrän gehört zu haben scheint,
worauf Burrows (Mehr Klarheit über die Schriftrollen 134) mit
Recht hinweist. — In V 5 übernimmt der Verfasser die Umwandlung
von w' 'm in 'sm von Burrows, ohne die Möglichkeit
einer Abkürzung, wie Brownlee und ich sie angenommen
hatten, in Erwägung zu ziehen. Hier werden die anderen aufgefundenen
Handschriften von lQS hoffentlich bestätigen, daß
wirklich ein Schreibfehler vorliege Das von Dupont-Sommer
und anderen angenommene Akrostichon in X 1—4 löst Verfasser
in ansprechender Weise grammatisch auf und nimmt in
Zeile 4 das Nun mit der darauf folgenden Lücke als Anfang
eines nicht zu Ende geschriebenen Wortes, vielleicht nwr', im
Gefolge von van der Ploeg. — VII 13—15 werden vom Verfasser
sehr ansprechend auf gute Tischsitten gedeutet, nicht
auf sexuelle Vergehen.

Die gesamte Leistung des Verfassers bedeutet einen wesentlichen
Fortschritt. Mit ihrer Hilfe wird man künftig tiefer in
das Verständnis von lQS und der weiteren Qumränschriften
eindringen können.

Leipzig Hans Bardtke

Parrot, Andre, Prof.: Samaria, die Hauptstadt des Reiches Israel.
Babylon und das Alte Testament. Aus dem Französischen übersetzt
von Marc-Rene Jung unter Mithilfe von Ernst J c n n i. Zollikon-
Zürich: Evang. Verlag 1957. 251 S., 86 Abb., 16 Taf. 8° = Bibel
und Archäologie III. Lw. DM 18.80.

Der durch seine ungemein erfolgreichen Ausgrabungen von
Mari am Euphrat berühmt gewordene Chefkonservator der französischen
Nationalmuseen und Professor an der Ecole du Louvre,
A. Parrot, legt seit Jahren mit seiner Serie „Cahiers d'ATcheologie
Biblique" in allgemeinverständlichen Einzeldarstellungen Rechenschaft
ab über den Beitrag der altorientalischen und biblischen
Archäologie zur Aufhellung des historischen Hintergrundes der
biblischen Überlieferungen, und E. Jenni, jetzt Professor für
Altes Testament an der Universität Basel, besorgt in dankenswerter
Weise die deutsche Ausgabe. Die früher erschienenen
Bände sind in dieser Zeitschrift bereits gewürdigt worden, der
Einführung6band „Die Entdeckung begrabener Welten" (1954,
112 S.) durch O. Eißfeldt in 80, 1955, Sp. 87, „Sintflut und Arche
Noahs. — Der Turm von Babel. — Ninive und das Alte Testament
" (1955, 184 S.) durch W. Hertzberg in 83, 1958, Sp. 24-26
und „Der Tempel von Jerusalem und Golgatha und das Heilige
Grab" (1956, 199 S.) durch J. Jeremias in 82, 1957, S. 692 f.
Die letztgenannte Rezension schließt mit der Feststellung:
„Parrot gibt dem gebildeten Laien eine ausgezeichnete Einführung
in die Probleme und Ergebnisse der biblischen Archäologie, dem Fachmann
eine willkommene Zusammenfassung des Standes der Forschung,
verbunden mit einer alles Wesentliche, auch Entlegenes, erfassenden,
glänzenden Literaturübersicht."

Dies gilt in vollem Umfang auch für den vorliegenden Band.

Der I. Teil wird eröffnet durch eine kurzgefaßte und fesselnde
Darstellung deT Geschichte des Nordreiches, die eine intime
Kenntnis aller biblischen und außerbiblischen Quellen und
der neuesten Fachliteratur zum Thema verrät und in zahlreichen
Anmerkungen auf umstrittene Fragen eingeht und auf entsprechende
Spezialstudien verweist (l. Kap., S. 9—40). Dann wendet
6ich der Verf. seinem eigentlichen Gegenstand zu. Auf den
Berichten der sehr erfolgreichen amerikanischen und englischen
Ausgrabungen der Jahre 1908-1910 und 1931-1935 fußend und
diese kritisch auswertend, gibt er zunächst eine anschauliche
Schilderung des israelitischen Samaria, wobei die Beschreibung
und Deutung der besterhaltenen Elfenbeintäfeichen und Ostraka
im Vordergrund steht (2. Kap., S. 41-66). Nach einem Übergangskapitel
„Samaria während der assyrischen, babylonischen
und hellenistischen Zeit" (S. 67-82), zu dessen Veranschaulichung
die Ausgrabungen nur spärliche Beiträge geliefert haben,
kommt der Verf. zu dem zweiten archäologischen Schwerpunkt,
der Beschreibung der überaus reichen Hinterlassenschaft der römischen
Kulturperiode, „Das Sebaste Herodes' des Großen"
(4. Kap., S. 83-99), und schließt mit „Samaria und die Erinnerungen
an Johannes den Täufer" (5. Kap., S. 100-104).

Der II. Teil des Buches wird eingeleitet durch einen geschichtlichen
Überblick über die Erforschung Babylons, der ausgeht von
einer topographischen Beschreibung der heutigen Ortslage, die
antike und neuzeitliche Reiseliteratur von Herodot bis L. de Laval
und die ersten archäologischen Unternehmen am Ort kurz erwähnt
und dann die von 1899-1917 durchgeführten Grabungen
der Deutschen Orient-Gesellschaft unter Robert Koldewey eingehend
würdigt und ihre Ergebnisse in einer alles Wesentliche
einbeziehenden Führung durch die neubabylonische Hauptstadt
darstellt (l.Kap., S. 116-159). Das 2. Kapitel, „Babylon und
das Alte Testament", (S. 160-225) blendet zunächst zurück auf
■AA- tCrC ^es*'*te c'er Stadt und geht dann mit Marduk- apal-
u- l' ^em biblischen Merodach-Baladan, über zu einer ausführlichen
und ansprechenden Darstellung der durch die altorientalische
Archäologie in so erstaunlichem Ausmaß aufgehellten
Beziehungen zwischen der Geschichte des neubabylonischen
und persischen Mesopotamien und der des Reiches Juda. Den
Abschluß bildet eine Reihe interessanter archäologischer Beiträge
zur Deutung der Botschaft des Propheten Ezechiel.

Die Darstellung ist durch vortreffliche Fototafeln illustriert,
und die für den Laien zuweilen etwas komplizierten archäolo-
^(^len und topographischen Details werden durch instruktive
"läne, Karten und Skizzen verständlich gemacht. Sehr nützlich
sind auch die angefügten synchronistischen Zeittafeln von Jero-
beam I. bis Herodes d. Gr. (S. 106-111) und von der Akkad-
Zeit bis Kyros (S. 230—235). Wie seine Vorgänger ist auch dieser
oand in souveräner Sachkennntis solide geschrieben und kann
allseits warm empfohlen werden. Einige kritische Anmerkungen
können und sollen den hohen Wert des Buches nicht schmälern:

Zu S. 12, Anm. 2. Daß in Jer. 48,13 der Gott Bethel erwähnt
werde, ist nicht unbestritten; vgl. W. Rudolph, Jeremia, 2. Aufl., 1958,
S. 258 f.

Zu S. 12 f. Nicht erst Baesa sondern schon Jerobeam I. hat in Thirza
residiert, vgl. |. Kön. 14, 17.

Zu S. 152. Die Deutung von Jes. 46, 1 aus der „Ikonographie der
auf ihren Attributtieren stehenden mesopotamischen Götter" scheint mir
gegenüber der herkömmlichen Erklärung (Verladung der Statuen zweck«
Evakuierung) gezwungen.

Zu S. 205, Anm. 3. Zur angeblichen Echtheit von Jer. 50 f. vgl.
W. Rudolph, a. a. O., S. 274 f.

Die deutsche Übersetzung muß gelobt werden; nur gelegentlich
lassen Interpunktion und Ausdruck zu wünschen übrig:

..Die Einschüchterungen haben komplett fehlgeschlagen" (S. 74). —
„Dafür war alles vorgekehrt" (S. 95). — „Ein vom Euphrat gespiesener
Kanal" (S. 124). — S. 133, Z. 22 setzt man besser „und" statt „jedoch
". — „D-,, Heiligtum versah seinen Dienst" (S. 154). — „Er (der
mittlere Euphrat) hatte sich, aufgehetzt von den Assyrern, erhoben"
(S. 172). — In der Dokumentation gibt es keine „Löcher", wohl aber
..Lücken" (S. 181). -

Schließlich sind mir noch einige Druckfehler aufgefallen, die
in einer 2. Auflage leicht zu beheben 6ind:

Es ist zu setzen auf S. 13, Anm. 7: 21 f. statt 21; S. 48, Anm. 2:
49—57 statt 00; S. 83, Anm. 1: Histoire statt Geographie (auch im Original
, p. 78); S. 13 5, Z. 1: O—W statt B—W; S. 140, Z. 1: Westgrenze
statt Ostgrenze; S. 140, Z. 18: Süden statt Norden; S. 172, Anm. 5:
Gen. Ii, 31 statt 9 *]■ S. 239, Z. 15: RGG 2. Aufl., 1931, Bd. 5 statt
RGG 5.

Mainz Arnulf Ku sch ke

Bach, Robert: Zur Siedlungsgeschichte des Talkessels von Samaria.

Zeitschrift des Deutschen Palästina-Vereins 74, 1958 S. 41—54.
Baumgarten, Joseph M.: The beginning of the day in the calen-

dar of Jubilees.

Journal of Biblical Literature 77, 1958 S. 355—360.
B o u r k e, J.: Le jour de Yahve dans Joel.

Revue Biblique 66, 1959 S. 5—31.
Gese, Hartmut: Ammonitische Grenzfestungen zwischen wädi es-

Jir und nä'ür.

Zeitschrift des Deutschen Palästina-Vereins 74, 1958 S. 55-64.