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1959 Nr. 4

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Kirchengeschichte: Neuzeit

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Neuerscheinungen

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Theologische Literaturzeitung 1959 Nr. 4

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Einzeldaten aufbaut, beeindruckt schon sehr und ist m. E. vorbildlich
gelungen.

Wenn 6chon überhaupt eine Besprechung den Inhalt eines
Buches, in dem wirklich etwas darin steht, nicht ausschöpfen
kann, so kann am wenigsten die Besprechung einer Biographie
gerecht werden, die zwar ein Gesamtbild geben möchte, aber
doch aus Einzelzügen besteht, die alle zum Ganzen gehören.
Daß Schmidt den I. Band, nachdem er noch „Kindheit und
Jugend" (4. Kapitel), „Den Studentenkreis in Oxford" (5. Kapitel
) und „die Zeit in Georgia" (6. Kapitel) behandelt hat, mit
der „Bekehrung" Wesleys am 24. Mai 1738 schließt (T.Kapitel
), ist 6icher gerechtfertigt. Der entscheidende Teil von
Wesleys innerer Werdegeschichte ist in dem I. Band geboten.
Auf der anderen Seite legt man das Buch mit einer sehr starken
inneren Spannung aus der Hand, weil die große, weite Wirkung
John Wesleys nach außen hin für den II. Band vorbehalten ist.
Das mehrfach zitierte Wort Wesleys „Mein Kirchspiel ist die
Welt" wird sich, auch wenn man Wesley bereits als freien
Evangelisten kennengelernt hat, erst voll bewahrheiten in der
Darstellung, die ein weiterer Band des Werkes bringen 6oll. So
sehr der vorliegende Band seine innere Geschlossenheit hat, so
gespannt ist die Erwartung auf den II. Band, der, wenn er erschienen
sein wird, von vornherein auf willige und im allerbesten
Sinn voreingenommene Leser rechnen kann.

Markkleeberg/Leipzig Frani Lau

Tetzner, Joachim: H.W. Ludolf und Rußland. Berlin: Akademie-
Verlag 195 5. 152 S. gr. 8° = Veröffentl. d. Instituts f. Slawistik. 6.
DM 10.-.

Diese mit vorbildlicher Sorgfalt gearbeitete Dissertation, die
die handschriftlichen Bestände des Francke-Archivs in Halle für
eine innere und äußere Biographie des mystischen Spiritualisten
Heinrich Wilhelm Ludolf (1655-1712) auswertet, bereichert unsere
Kenntnis dieser Bewegung und des hallischen Pietismus in
seiner Frühform ganz entscheidend. DeT Verfasser stellt in einer
Einleitung Ludolfs soziale Herkunft und Jugendjahre, 6cine
„Ideologie", seine Reise nach Rußland, seine Russische Grammatik
, sein Verhältnis zu den Petrinern und zu den deutschen
Rußlandkennern Leibniz und Francke, zur orthodox-anatolischen
Kirche und ihrer Anlehnung an Rußland, sowie 6eine letzten
Lebensjahre dar. Erst durch diese Dissertation wird — in Weiter-
führung des wichtigen Aufsatzes von Ernst Benz über A. H.
Francke und die deutschen Gemeinden in Rußland (Jahrb. Auslandsdeutschtum
und evangelische Kirche 1936, 143—191) sowie
der Forschungen von Tetzners Lehrer Eduard Winter über die
Anfänge der deutschen Slavistik — Ludolf wirklich greifbar. Hinsichtlich
der Einordnung des Mannes in den mystischen Spiritualismus
und 6eine Ziele wie Wunschbilder, seine Tradition und ihre
Weiterbildung vermag das Gebotene nicht zu genügen. Doch das
darf man einer Anfängerarbeit auf einem Gebiet, das Neuland
in der Forschung darstellt, wohl zugute halten. Dankenswert ist,
daß der Verf. S. 97—144 Quellen, hauptsächlich Briefe, als Beilagen
bringt.

Berlin Martin Schmidt

Every, George, S.S.M.: The High Church Party 1688-1718. Publ. for
the Church Historical Society. London: S. P. C. K. 1956. XV, 195 S.,
7 Taf. 8°. 30 s.

Die sorgfältige Untersuchung und Darstellung zeigt die
innere und äußere Entwicklung, die die anglokatholische „hochkirchliche
" Richtung in den für sie schweren Entscheidungsjahren
1688—1718 nahm, als nach dem Scheitern eines römisch-katholischen
Usurpationsversuches eine liberale, staatskirchlich gedachte
, breitkirchlich vorgehende Kirchenpolitik das Feld behauptete
. Bei allen wichtigen Entscheidungen war sie zur Stelle, bei
der Frage der „comprehension", d.h. der Einbeziehung der Nicht-
anglikaner in die kirchliche Organisation des Landes, bei der
Abänderung des Common Prayer Book im Jahre 1689, bei der
Ablegung bzw. Verweigerung des Huldigung6eides für Wilhelm
von Oranien, bei der Frage nach den Rechten der Convocation
(Synode als Pfarrerversammlung), bei dem Angriff der Deistcn
auf das traditionelle Christentum. Der Verfasser weist in äußerst

genauer, auch auf Handschriften gegründeter Beweisführung nach,
daß da6 eigentliche Anliegen, die Eigenständigkeit der Kirche
und kirchlicher Gesichtspunkte zu wahren, in einem vorwiegend
politisch bestimmten Zeitalter wirklich durchgehalten und soweit
bei der ungünstigen Gesamtlage möglich, durchgesetzt wurde. So
bestätigt die z. T. aktenmäßig geführte Untersuchung die Kontinuität
de6 anglokatholischen Kirchendenkens und wehrt den
seit dem 19. Jahrhundert dagegen immer wieder vorgetragenen
Vorwurf der „Neuerung" ab.

Berlin Martin Schmidt

E c h t e r n a c h, Helmut: Die Leibhaftigkeit des Geistes. Die Bedeutung
Johann Georg Hamanns für die Gegenwart.

Zeitwende XXX, 1959 S. 92—106.
Hinrichs, Carl: Pietismus und Militarismus im alten Preußen.

Archiv für Reformationsgeschichte 49, 1958 S. 270—323.
Kantzenbach, Fr. W.: Bemühung um den Magus.

Zeitschrift für Religions- und Geistesgeschichte X, 1958 S. 165—166.
K 1 e e f, B. A. van: Franciscus Dominicus Meganck (1684—1775).

Internationale Kirchliche Zeitschrift 48, 1958 S. 209—247.
K u p i s c h, Karl: Die Wiederentdeckung der Religion (Zu Schleier-

machera 125. Todestag).

Kirche in der Zeit XIV, 1959 S. 45—48.

N i e m ö 11 e r, Gerhard: Die deutschen evangelischen Gemeinden in

London und der Kirchenkampf.

Evangelische Theologie 19, 1959 S. 131—146.
Parkander, Dorothy J.: Puritan Eloquence: The Sermons of Samuel

Ward of Ipswich.

Anglican Theological Review XLI, 1959, S. 13—22.
S a i n i o, Matti A.: Studia Altdorphina III. Über den Ursprung der
Münchener Zaubertrommel.

Zeitschrift für Religions- und Geistesgeschichte X. 1958 S. 243—244.

Schering, Ernst: Adam und die Schlange. Androgyner Mythos und
Moraliamus bei Antoinette Bourignon. Ein Beitrag zum Einfluß Jakob
Böhmes auf das französische Geistesleben.

Zeitschrift für Religions- und Geistesgeschichte X, 1958 S. 97—124.
V i n a y, Valdo: Bonaventura Mazzarella e i Valdesi.
Protestantesimo XIII, 1958 S. 143—180.

RELIGIONSSOZIOLOGIE

Wen dl and, Heinz-Dietrich, Prof. D.: Die Kirche in der modernen
Gesellschaft. Entscheidungsfragen für das kirchliche Handeln im Zeitalter
der Massenwelt. 2., verb. u. erg. Aufl. Hamburg: Furche-Verlag
[1958]. 258 S. gr. 8° = Soziale Wirklichkeit. Soziologische und sozial-
ethische Studien zur Gegenwart Bd. 2. Lw. DM 17.80.

Die erste Auflage des Buches erschien 1956 und wurde von
mir in ThLZ 1957, Sp. 868—871 angezeigt. Sie war, laut Vorwort
zur 2. Auflage, bereits nach 15 Monaten vergriffen. Diese
Tatsache bestätigt die Aktualität der Thematik und das Bedürfnis
nach einer sicheren Führung in diesen Fragen. Indessen ist der
Zeitraum zu kurz, um eine tiefgreifende Veränderung eines Buches
zu erzwingen. So kann sich auch diese Anzeige darauf beschränken
, festzustellen, daß das Buch unerachtet einer gewissenhaften
, an einigen Stellen bis ins Stilistische reichenden Überprüfung
und einer verdeutlichenden Anreicherung des Textes dasselbe
geblieben ist. Größere Einfügungen finden 6ich auf den
S. 139-143, 146-151 und 224-235 der Neuauflage. Das Schlußkapitel
über Verkündigung und gesellschaftliche Situation
(S. 240—255) ist völlig neu geschrieben worden, die Anmerkungen
6ind von 17 auf 20 Seiten verstärkt worden. Ich möchte den
neuen Partien des Buches ausdrücklich zustimmen, wobei ich die
Ausführungen über die alte Parochialgemeinde und ihr Verhältnis
zu neuen Gemeindeformen als ebenso nützlich und förderlich
hervorheben muß, wie ich die Ausführungen über die gesellschaftliche
Situation der Predigt und des Predigers nachdrücklich begrüße
. Freilich war ich auch davon überrascht, daß der Verf. 6ich
der begründeten Kritik in dieser Zeitschrift kommentarlos verschlossen
hat.

GötUngen Wolfgang Tri 11 haus