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Ausgabe:

1959 Nr. 4

Spalte:

295-298

Kategorie:

Kirchengeschichte: Reformationszeit

Autor/Hrsg.:

Niesel, Wilhelm

Titel/Untertitel:

Die Theologie Calvins 1959

Rezensent:

Lahr, Horst

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Theologische Literaturzeitung 1959 Nr. 4

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Angaben über die neueste Spezialliteratur bietet. Dankenswert
ist auch der regelmäßige Hinweis auf E. Dekkers, Clavis Patruin
latinorum, 1951.

Auf einem dem Faszikel 1 beigegebenen Prospekt ist vermerkt
, daß die Auslieferung des Supplementum nur durch den
Verlag Brepols, Turnhout (Belgien), der das gewaltige Unternehmen
des Corpus Christianorum trägt, erfolgt.

WUrzburg Berthold Altaner

Fabbri, Enrique E.: El Cuerpo de Cristo Instrumento de Salud segün
San Ireneo (II).

Ciencia y Fe XIII, 1957 S. 445-465.
Hanson, C: The Church and Tradition in the Pre-Nicene Fathers.

Scottish Journal of Theology 12, 1959 S. 21—31.
Hemmerdinger, Bertrand: Un fragment grec de Saint Irenee

(III, 11,8-9).

Recherches de Science Religieuse XLVII, 1959 S. 61-62.
Holte, Ragnar: Logos Spermatikos. Christianity and Ancient Phi-

losophy according to St. Justins Apologies.

Studia Theologica XII, 1958 S. 109—168.
H y 1 d a h 1, Niels: Tryphon und Tarphon.

Studia Theologica XI, 1957 S. 77—90.
Lubac, Henri de: A propos 1'Allegorie chretienne.

Recherches de Science Religieuse XLVII, 1959 S. 5-43.
Plinval, Georges de: Points de vue recents sur la Theologie de

Pelage.

Recherches de Science Religieuse XLVI, 1958 S. 227-236.

KIRCHENGESCHICHTE: REFORMA 7 IQhSZElT

Niesei, Wilhelm, D. theol., D. D.: Die Theologie Calvins. 2., Überarb
. Aufl. München: Kaiser 1957. 255 S. gr. 8°. = Einführung in die
evangelische Theologie, Bd. VI. DM 11.80; Lw. DM 14.-.

Fast 20 Jahre nach dem ersten Erscheinen dieses Buches
(1938) haben Verf. und Verlag es nunmehr in einer zweiten Auflage
vorgelegt. Das ist um 60 mehr zu begrüßen, als das — seit
langem vergriffene — Werk dabei eine Überarbeitung erfahren
hat, die seinen Wert sowohl in methodischer als auch in theologiegeschichtlicher
Hinsicht und damit insgesamt als Beitrag zur
„Einführung in die evangelische Theologie" noch beträchtlich
steigert.

Sdion das neue Nadiweisverfahren stellt eine dankenswerte Verbesserung
dar. In der Erstausgabe waren die Institutio-Stellen nur nach
den „Opera selecta" (= OS, ed. P. Barth u. W. Niesei, München,
Kaiser, 1926 ff.) angegeben, und Ausführungen Calvins in seinen biblischen
Kommentaren wurden lediglich durch Verweis auf den Fundort
im CR nachgewiesen. Jetzt sind durchgängig im ersten Fall außerdem
auch Buch, Kapitel und Faragraph der Inst, bezeichnet und im zweiten
jeweils auch die Bibelstellen selber genannt, die Calvin auslegt. Dadurch
ist es ermöglicht, anhand des Nieseischen Buches auch dann bis
zu den Quellen zurückzugehen, wenn man die Inst. z. B. nur in der
Übersetzung von E. F. K. Müller oder O. Weber und die Kommentare
in der Neukirdiener Ausgabe alter oder neuer Reihe einsehen kann.

Zugleich sind — sowohl im Haupttext als auch in den Anmerkungen
— die Calvinzitate und -nachweise erheblich vermehrt. Nur die
gute Hälfte davon betrifft die Inst.; die anderen Stellen sind vornehmlich
den Kommentaren und im übrigen den Predigten, theologisdien
Gutachten, Briefen und größeren Einzelabhandlungen entnommen.
Dieses Verhältnis ist (wie auch schon bei der Erstauflage) für das Werk
bezeichnend: Verf. läßt Calvin nicht nur als Dogmatiker, sondern auch
als Exegeten und wiederum nicht nur als Exegeten, sondern audi als
Prediger zu Worte kommen. Er macht 6chon mit dieser Methode deutlich
, daß Calvin dieses alles zugleich war, d. h. daß es sich bei seiner
Theologie keineswegs um eine abstrakte Systematik, sondern — insgesamt
— um Offenbarungstheologic im Dienste der kirchlichen Verkündigung
handelt. Der Eindruck, der so vermittelt wird, ist sicher
richtig und fördernd. Freilich hätte der Sachverhalt noch anschaulicher
werden können, wenn Verf. auf den Briefwechsel Calvins in gleichem
Maße eingegangen wäre wie auf die Kommentare. Doch stellen die Fülle
der Belege aus dem sonstigen Schrifttum sowie die Kunst, die ent-
wicklungsgeschichtlichen und lehrhaften Zusammenhänge aufzudecken,
ohnehin schon eine imponierende Leistung dar.

Als wichtigsten Ertrag der Überarbeitung bezeichnet VeTf.
selber im Vorwort (S. 5) die Berücksichtigung der seit der Erstauflage
„erschienenen zahlreichen Arbeiten über Einzelstücke der
Theologie Calvins". Er geht dabei auch auf die neuesten Veröffentlichungen
der französisch-, holländisch- und englischsprachigen
Calvinforschung ein und leistet damit besonders dem
Leser, dem diese nicht ohne weiteres zugänglich ist, eine wichtige
Hilfe.

Schon die Erstauflage machte mit zahlreichen größeren und kleineren
Monographien und auch Artikeln aus z. T. weniger verbreiteten
Zeitschriften — insgesamt fast 80 Titeln — bekannt. Die neue Auflage
bereichert diese Angaben noch einmal um mehr als die Hälfte. Daß die
Liste trotzdem nicht etwa vollständig ist, versteht sich von selbst.
Immerhin vermißt man Titel wie z. B. H. Graß, Die Abendmahlslehre
bei Luther und Calvin, Gütersloh, Bertelsmann, (1940) 19542; E. Ellwein
, Meditatio coelestis vitae (in: Kosmos und Ekklesia, Stählin-
Festschrift, Kassel, Stauda, 1953, 93—101); O. Farncr, Was hat Johannes
Calvin unserer Zeit zu 6agen? (Zwingliana X, 1954, 108—114);
H. Berger, Calvins Geschichtsauffassung, Zürich, ZwinglijVerlag, 1955
(W. Krusche, Das Wirken des Heiligen Geistes nach Calvin, Berlin
EVA, 1957, lag N. bei Überarbeitung seines Werkes gewiß noch nicht
vor). Außerdem beschränkt sich Verf. weithin auf eine bloße Nennung
bzw. kurze Charakteristik der einschlägigen Literatur. Der letztgenannten
Aufgabe ist vornehmlich das I.Kap. (,,Die bisherige Forschung")
gewidmet, das nun für die nach 193 8 erschienenen Arbeiten um einen

4. Abschnitt (S. 18—22) erweitert ist. Schon zur Erstausgabe hatte
E. Mülhaupt (s. u.) diesbezüglich geurteilt, Verf. gebe nur „einen recht
summarischen Bericht", und anschließend eine Reihe von Beiträgen der
früheren Calvinforschung genannt, die s.E. nicht hätten unberücksichtigt
bleiben dürfen bzw. positiver bewertet werden müssen. An dem dort
kritisierten Sachverhalt hat sich auch mit der zweiten Auflage nichts
wesentlich geändert — einschließlich der Art, in der überhaupt die sonstige
Literatur aufgenommen wird. So kommt es (betr. der neueren
Arbeiten) zu einer wirklichen Auseinandersetzung eigentlich nur mit
E. W. Dcwey, The Knowledge of God in Calvin's Theology, New York,
Columbia University Press, 1952, und etwa noch mit J. Bohatec, Calvins
Lehre von Staat und Kirche mit besonderer Berücksichtigung des
Organismusgedankens, Breslau, Marcus, 1937 (bei N. S. 20 f., 31, 44,
50 bzw. 21, 233, 237).

Nicht zuletzt wohl auch durch diese Literatur veranlaßt hat
Verf. nun außerdem auch einige Sachprobleme erörtert, die er
,,in der ersten Auflage übergangen" hatte, „so daß jetzt eine
Übersicht über das ganze Feld der theologischen Bemühungen des
Reformators dargeboten wird" (S. 5). Dabei ist die Gesamtdisposition
des Werkes, die sich „in Reihenfolge und Überschriften
lose an die Institutio 15 59" anschließt (Mülhaupt, a. a. O.),
beibehalten worden, jedoch haben das 8. Kapitel („Der Mittler"),
das 10. („Das Leben eines Christenmenschen") und das 15. („Das
weltliche Regiment") Erweiterungen um ganze Abschnitte erfahren
, nämlich unter den Themen: „Das Werk des Mittlers"
(S. 116-120), „Die Vollendung" (S. 150-153) und „Die Form
des weltlichen Regiments" (S. 237—239).

Im ersten Fall wird — durch J. F. Jansen, Calvin's Doctrinc of the
Work of Christ, London, James Clarke, 1956, veranlaßt? (vgl. N.,

5. 117 f., Anm. 42—44, 57) — Calvins Lehre vom dreifachen Amt
Christi dargestellt; im zweiten, unter Verweis auf die diesbezügliche
Debatte in Evanston, Calvins Eschatologie; im dritten die Frage nach
monarchischer oder republikanischer Staatsform im Verhältnis zur
„gegliederten Ordnung der Kirche" (S. 239) bzw. die Frage, in welchem
Sinn dies überhaupt für Calvin theologisches Thema ist.

Wichtiger aber noch als diese Erweiterungen dürften die
Umarbeitungen am laufenden Text der Erstausgabe sein. Völlig
unverändert Sind nur folgende Teile geblieben: Im 3. Kap. („Die
Trinität") die Abschnitte 1 („Calvins Stellung zur altkirchlichen
Lehre") und 3 („Die Dreieinigkeit"); im 5. Kap. („Die Sünde")
die Abschnitte über „Die Ur6ünde" (1.) und „Die Tatsünden"
(3.); im 6. Kap. („Das Gesetz Gottes") die Abschnitte 1 („Das
Gesetz als Bundesgesetz") und 2 („Das Gesetz als Kultgcsetz");
im 7. Kap. („Altes und Neues Testament") der Abschnitt über
„Das Nebeneinander beider Testamente" (4.); im 8. Kap. (s.o.)
der 1.—3. Abschnitt („Wahrer Gott", „Wahrer Mensch", „Einheit
, aber keine Vereinerleiung der Naturen"); im I 1. Kap. („Das
Gebet") der 2.-4. Abschnitt („Christus und das Gebet", „Der
Heilige Geist und das Gebet", „Die Kirche als Stätte des Gebets
"); im 13. Kap. („Die Kirche") die Abschnitte über „Die
Kirche als Leib Christi" (2.), „Die Kirche als Menge der Aus-
crwähltcn" (3.), „Kirchliche Zeremonien" (9.) und über „Die
Gefährdung der Gestalt der Kirche" (10.); im 14. Kap. („Die
Sakramente") die Abschnitte 1 („Die Bedeutung") und 2 („Die
Sache"); und im 16. Kap. („Die Theologie Calvins und ihre
Formgestaltung") der 1. Abschnitt, mit dem „ein gewisses Vcr-