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1959 Nr. 4

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Altes Testament

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Neuerscheinungen

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Theologische Literaturzeitung 1959 Nr. 4

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einläßlicher geprüft, ob das Daniel-Buch vor oder nach der
Wiederweihe des Tempels durch Judas Makkabäus anzusetzen sei,
und (S. 258) wird zu Esra 4—6 neu und zustimmend die Ansicht
Rudolphs über Wesen und Herkunft der aramäischen Quelle
registriert. Der gegenwärtigen Forschungslage entsprechend geht
Weiser (S. 260) genauer auf die Vorschläge zur Umstellung von
Esra und Nehemia ein.

Im Anschluß an diese, die unablässige Weiterarbeit des Verfassers
dokumentierenden Änderungen sei wenigstens ein Fall
genannt, da der bisherige Text beibehalten wurde, eine Modifikation
aber erwünscht gewesen wäre. Auf S. 198 wird zum
Arnos-Schluß bemerkt, Sellin habe sich als einziger ernsthaft bemüht
, diesen in der prophetischen Verkündigung des Arnos
unterzubringen. Das ist richtig, wenn dabei an die äußere von
Sellin empfohlene Mechanik einer Umstellung gedacht ist, es ist
jedoch im Blick auf Versuche einer innerlichen Verknüpfung unzutreffend
. Wie bekannt, sind solche u. a. von Baumgartner
(1913), Koehler (1917) und Eichrodt (1920) vorgelegt worden.
Aus jüngster Zeit ist diesen Maag, Text, Wortschatz und Begriffswelt
des Buches Arne» (1951) S. 247 ff. anzureihen.

Bisher war unser Augenmerk vorwiegend auf das gerichtet,
was gegenüber früher anders geworden. Doch ist nun zu betonen,
daß das nur Einzelheiten sind, die den Charakter des Buches nicht
verändern. Dieser ist derselbe geblieben. Er prägt sich mit am
deutlichsten aus im Achten auf die Auswirkungen des Kultes in
der alttestamentlichen Literatur. Dabei erscheint das herbstliche
Bundesfest, zu dem die Sinai-Tradition und die Darstellung der
Heilsgeschichte als Hauptbestandteile gehören (S. 78), nach wie
vor als Brennpunkt dieses Kultes. In der Darstellung der Heilsgeschichte
am Fest wird das „Urbild der Pentateuchquellen" gefunden
(S. 84); die Traditionen desselben wirken sich jedoch noch
aus weit jenseits des Pentateuch, so bei Arnos, Jeremia, den
Psalmen und Hiob.

In der wissenschaftlichen Diskussion wird sowohl die Gestalt
dieses Festes wie auch die bei Weiser gegebene Sicht seiner
Auswirkungen weiter erörtert werden müssen. Hier wie dort
scheint mir die Gefahr einer allzu stark vereinheitlichenden Schau
der Dinge zu bestehen. Beim Fest insofern, als es im israelitischen
Jahr ja nicht das einzige war und es zudem seine Geschichte hatte,
und bei den Auswirkungen des Festes auf die Literatur insofern,
als die Pentateuchquellen zu gleichartig und zu wenig nuanciert
auf jene kultische Darstellung der Heilsgeschichte zurückgeführt
werden. Dazu kommt die Problematik dieser Darstellung. Hat
sie wirklich in der von Weiser angenommenen Weite von früh
an bestanden? Wird der allgemeine Begriff der Heilsgeschichte
den auffallenden Besonderheiten gerecht, wie sie von Rad bei
Dtn. 26 und Jos. 24 auf der einen und bei Ex. 19—24 und dem
Deuteronomium auf der anderen Seite aufgezeigt hat?

Durch Weiser wird auch die Frage nach dem deuteronomisti-
schen Geschichtswerk neu gestellt, sieht er dieses doch, anders
als Noth, mehr in der früheren Weise als eine von mehreren
Händen geschaffene Darstellung, in die auch die älteren Pentateuchquellen
mit eingereiht waren (S. 149). Die Annahme eines
einzigen, den älteren Stoff planvoll ordnenden Verfassers,
lehnt Weiser ab im Hinblick auf die verschiedene Art der
deuteronomistischen Bearbeitung in den Büchern von Josua bis
und mit 2. Könige.

Mit diesen Hinweisen hoffen wir, als ein Zeichen des Dankes
gegenüber dem Verfasser gezeigt zu haben, daß 6ein Werk nicht
nur den Studierenden dient, daß es vielmehr noch immer einen
wichtigen Platz im wissenschaftlichen Gespräch einnimmt.

Bern Johann Jakob S (a m m

Dobbie, Robert: Deuteronomy and the Prophetic Attitüde to
Sacrifice.

Scottish Journal of Theology 12, 1959 S. 68—82.

Bertram, Georg: 'IKANOS in den griechischen Übersetzungen des
ATs als Wiedergabe von schaddaj.

Zeitschrift für die alttestamentliche Wissenschaft 70, 1958 S. 20— 31.
Dumermuth, Fritz: Zur deuteronomisdien Kulttheologie und ihren
Voraussetzungen.

Zeitschrift für die alttestamentliche Wissenschaft 70, 1958 S. 59—98,

Farr, George: The coneept of Grace in the book of Hosea.

Zeitschrift für die alttestamentliche Wissenschaft 70, 1958 S. 98—107.
F o h r c r, Georg: Nun aber hat mein Auge dich geschaut. — Der innere

Aufbau des Buches Hiob.

Theologische Zeitschrift 15, 1959 S. 1—21.
Forst er, A. Haire: The Date of Ecclesia6ticus.

Anglican Theological Review XLI, 1959 S. 1—9.
Grelot, Pierre: La Legende d'Hcnoch dans les Apocryphes et dans la

Bible: Origine et signification (Suite et fin).

Recherches de Science Religieuse XLVI, 1958 S. 181—210.
Kaiser, Otto: Traditionsgeschichtliche Untersuchung von Genesis 15.

Zeitschrift für die alttestamentliche Wissenschaft 70, 1958 S. 107

bis 126.

Meyer, Rudolf: Bemerkungen zu den hebräischen Aussprachetraditionen
von Chirbet Qumrän.

Zeitschrift für die alttestamentliche Wissenschaft 70, 1958 S. 39—48.
M i e g g e, Giovanni: La valutazione teologica dell'Antico Testa-

mento nell' esegesi protestante recente.

Protestantesimo XIII, 1958 S. 129—142.
O t z e n, Benedikt: Some Text-problems in 1 QS.

Studia Theologica XI, 1957 S. 89—98.
Richter, Heinz: Die Naturweisheit des Alten Testaments im Buche

Hiob.

Zeitschrift für die alttestamentliche Wissenschaft 70, 1958 S. 1—20.
R ig nell, L. G.: Das Immanuelszeichen. Einige Gesichtspunkte zu
Jes. 7.

Studia Theologica XI. 1957 S. 99—119.
Sauer, Georg: I nemici nei Salmi.

Protestantesimo XIII, 1958 S. 201—207.
Schoeps, Hans-Joachim: Beobachtungen zum Verständnis des

Habakukkommentars von Qumrän.

Zeitschrift für Religions- und GeLstesgeschichte XI, 19 59 S. 69—72.
S u b i 1 i a, Vittorio: Sui manoscritti del Mar Morto.

Protestantesimo XIII, 1958 S. 208—219.
W i 11 e s e n, Folker: The Yälicj in Hebrew Society.

Studia Theologica XII, 1958 S. 192—210.

NEUES TESTAMENT

Braun, Herbert: Spät jüdisch-häretischer und frühchristlicher Radikalismus
. Jesus von Nazareth und die essenische Qumrän6ckte. I.: Das
Spätjudentum. II.: Die Synoptiker. Tübingen: Mohr 1957. VII, 163 S.
u. V, 154 S. gr. 8° = Beiträge zur historischen Theologie, hrsg. v.
G. Ebeling, 24. DM 36.—.

Schon auf dem Berliner Theologentag 1954 hat Herbert
Braun in einem Sektion6referat eine größere Arbeit über die
Toraverschärfung im Spätjudentum und NT angekündigt («.
ThLZ 79, 1954, Sp. 347/52). Im Mai 1957 brachten die Neuen
Deutschen Hefte einen Beitrag des gleichen Autors über „Die
Bedeutung der Qumränfunde für da6 Verständnis Jesu von Nazareth
" (Heft 34, S. 155/63). Seit Sommer 1957 stehen die beiden
Tübinger Bände vielbenutzt in meiner Handbibliothek, und
gern folge ich nun der Anregung der Redaktion, das Werk hier
anzuzeigen.

Der erste Band behandelt den Traktat Pirke Abot I/IV (als
rabbinisches Paradigma und Gegenstüde zu den Essenerschriften),
die Qumräntexte, die im Jahr 1951 ediert vorlagen (Ordensregel,
Habakukmidrasch, Damaskustext) und die jüdischen Essenerreferate
(Philon, Josephus). Jedes Schriftwerk wird einzeln durchgenommen
, so daß die Gefahr verringert wird, Zeugnisse aus
verschiedenen Kreisen oder Perioden auf ein Universaltableau
aufzutragen. Die Auswertung erfolgt jedesmal im gleichen Dreischritt
(Toragehorsam, Einzelparänesen, Mensch und Gott). So
findet man sich auch beim Nachschlagen im Buchtext (nicht in den
Anmerkungen) rasch zurecht.

Da B. sich konsequent an da6 Stichjahr 1951 hält, fehlt eine
entsprechende Verarbeitung der Hodajoth, des Krieg6buches, des
Genesisapokryphons und der z. T. sehr aufschlußreichen Fragmente
, die inzwischen von Barthclcmy-Milik und anderen Autoren
ediert worden 6ind. Das läßt sich nicht ganz vermeiden. Alle
Qumränuntersuchungen dieser Jahre behalten etwas Vorläufiges-
Immerhin ist es denkbar, daß manches Urteil des Vcrfs. (über
Gnade und Werke, Lchrvollmacht u. a. m.) anders ausgefallen
wäre, wenn er z. B. die Hodajoth schon gekannt und wenigsten«
stillschweigend berücksichtigt hätte. Bei den antiken Essener-