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Ausgabe:

1959

Spalte:

281-282

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Vögtle, Anton

Titel/Untertitel:

Das öffentliche Wirken Jesu auf dem Hintergrund der Qumranbewegung 1959

Rezensent:

Bardtke, Hans

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Theologische Litcraturzeitung 1959 Nr. 4

282

mini ausgedrückten Gedanken und Vorstellungen exegetisch zu
erheben und zur Darstellung zu bringen. Dabei wird in der
letzteren zwischen Gotteswegen und denen der Mensdien klar
unterschieden. Die sorgfältigen exegetischen Erwägungen achten
auch auf die Verschiedenheit der literarischen Gattungen, in denen
die Wegterminologie zur Anwendung kommt. Gewiß kann man
erwägen, ob nicht der Kreis der Termini noch weiter hätte gespannt
werden sollen. Soweit ich 6ehe, ist etwa 'äbar im Hiphil,
da6 Ex 33, 19, Jos 7,7, Ps 78,13 mit Jahwe ah Subjekt gebraucht
wird, nicht berücksichtigt worden. Es bleibt auch die
andere Frage, ob nicht auch abseits vom Gebrauch der einschlägigen
Termini die Sache des Wanderns auf einem nicht in
dieser Welt und ihrer Zeit zum Ziel kommenden Weg im AT
und im NT und im Schrifttum von Qumrän vorhanden ist. Man
denke etwa daran, wie Jahwe in Am 9, 4 die Wege des in die
Verbannung wandernden Volkes Israel nicht aus den Augen
läßt, dem Schwert auch dann noch über sie Befehl tut, während
6eine Augen zum Unheil und nicht zum Heil auf das Volk gerichtet
sind. Vorher schildern die Verse 2 f. die Fluchtwege des
Volkes. Ähnlich malt Ps 139 die Unentrinnbarkeit menschlicher
Wege vor Gott. Die Begriffe Flucht und Fliehen fehlen aber im
Sachregister. Die vom Verf. im Nachtrag erwähnte Dissertation
von A. Gros, Le Theme de la Route dans la Bible, Bruxelles 195 7
(La Pensee Catholique) scheint diese nicht terminologisch gebundene
Wcgtheologic stärker herausgearbeitet zu haben.

Im Rahmen seiner Untersuchung kommt Verf. zu dem Ergebnis
, daß es eine förmliche Wegtheologie weder im AT noch im
NT noch in Qumrän gibt. Die eigentlichen Wege Gottes erscheinen
im Zusammenhang mit Theophanien, mit dem Auszug aus
Ägypten und mit der Heimkehr aus dem Exil. Davon werden als
Wege Gottes in übertragener Bedeutung 6eine Pläne, Maßnahmen
, Gesetze und Gebote unterschieden. Für das NT wird
deutlich erwiesen, daß die alttestamentliche Wegterminologie
nicht weiterentwickelt, wohl aber beibehalten worden ist.
Christus ist der Weg selbst. Auch in Qumrän erscheint die Wegterminologie
. Nach der gesetzlichen Orientierung der Qumrän-
gruppe ist der Weg das Gesetz, dem der Lebenswandel des Menschen
als seinem eigentlichen Weg nachzufolgen hat.

Die Schrift ist ein außerordentlich wichtiger exegetischer
Beitrag zu dem Wegthema innerhalb des untersuchten Schriftenkreises
. Dem Systematiker ist hier wirkungsvoll vorgearbeitet
und das einschlägige Stellenmaterial wohl geordnet und exegetisch
bearbeitet dargeboten worden. Das umfassende biblischtheologische
Thema des Wanderns auf göttlichen und menschlichen
Wegen ist hier von einer Seite, von der biblischen Terminologie
her, 6charf und eindringend beleuchtet worden. Weitere
Arbeiten zu diesem Thema werden auf diese sehr wertvolle
und nützliche Arbeit zurückgreifen müssen. Für eine neue Auflage
wird der Wunsch nach einem Stellenregister der biblischen
und QumrSn-Bclegstellen geäußert werden dürfen.

L*>pz>g HansBardtke

Vögtlc, Anton: Das öffentliche Wirken Jesu anf dem Hintergrund
der Qumränbcwcgung. Freiburg i. Br.: H. F. Schulz 1958. 20 S. 8° =
Freiburger Univereitätsrcden N. F., H. 27. DM 1.80.

Die Form des Vortrags ist im Druck beibehalten worden.
Fußnoten sind nicht angefügt worden, obwohl man sie gern für
Stellenangaben im Qumr3nschrifttum zur Hand hätte. Auf nachträgliche
Erweiterungen des Vortragtextes ist ebenfalls verzichtet
Worden, obwohl die reiche Problematik um Qumrän eine solche
nahegelegt hätte, da im Rahmen eines Vortrages ja nur einige
Wenige Probleme zur Sprache gebracht werden können. Sie seien
?Ur Kennzeichnung der Ansicht des Verfassers kurz angedeutet.

Qumrängruppc ist Teil jener großen vielschichtigen Bewegung
, die den heiligen Rest Israels darzustellen bestrebt ifit.
j2'°logisch stammt sie aus dissentierenden Priesterkrei6en des
Jerusalcmcr Tempels. Die Bildung der Qumrängcmeinde gehört
>n das letzte Drittel des 2. Jhdts. v. Chr. Obwohl die monastischc
fc|genart der Qumrängruppe kaum eine Berührung mit Jesus
8'aubhaft erscheinen läßt, „kann man sich nun in der Tat schwer
Vorstellen, daß ein derartiger Endzeitprediger von der Bewegung
der essenischen Wüstenheiligen, die hinsichtlich der eschatolo-

gischen Spannung und eines unerbittlichen religiösen Ernstes von
allen sogenannten apokalyptischen Kreisen seiner eigenen Konzeption
allem noch am nächsten kam, gar nichts wußte, diese
mit ihren positiven und negativenZügen völlig ignorieren konnte,
auch nicht eines sachlichen Bezuges würdigte" (S. 11). Derartige
Bezugnahmen auf die Qumrängruppe meint Verf. finden zu
können in Mt 5,43, Luk 14, 1 (im Gegensatz zu lQM VII 4;
lQSa II 5 ff.). Jesus sagt ferner allen Versuchen, den heiligen
Rest darzustellen, ab. Israel ist die Herde, die keinen Hirten hat.
Die Auswahl der zwölf Jünger muß als eine Gleichnishandlung
angesehen werden im Gegensatz zu lQS VIII 1 f. Besonders bedeutsam
ist dem Verf. das ekklesiologische Problem in den
außerbiblischen Texten von Qumrän. Hier weiß Verf. bald eine
Beziehung zu Mt 16, 13 ff. aufzudecken, wobei er mit Nüchternheit
und Zurückhaltung zu Werke geht, Züge, die für den ganzen
Vortrag charakteristisch sind.

Leipzig Hans B a r d t V e

Weiser, Artur: Einleitung in das Alte Testament. 4., neubcarb. u.
vermehrte Aufl. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1957. 390 S.
gr- 8°. Lw. DM 18.50.

Die erste Auflage des vorliegenden Werkes erschien 1939,
die zweite 1949 und die dritte 1951. Zahl und Folge der Auflagen
zeigen, in welchem Maß e6 sich eingebürgert hat. In der
Tat ist die „Einleitung" Weisers heute im deutschen Sprachgebiet
das von den Studierenden bevorzugte Lehrmittel des
Gegenstandes, während die kompendiöse Darstellung Eißfeldts
dem Spezialisten unentbehrlich ist.

Was das Verhältnis der Auflagen anlangt, so zeigt die
zweite gegenüber der ersten Veränderungen. Wie mir der Verfasser
mitteilt, ist dagegen die dritte Auflage ein unveränderter
Abdruck der zweiten. Daher ist es bei einer Anzeige der vierten
Auflage geboten, diese mit der zweiten zu vergleichen. Dabei
fällt zuerst der größere Umfang ins Auge, indem das Buch von
3jj7 Seiten auf 390 angewachsen ist. Zu einem kleineren Teil,
nämlich 23 Seiten, hängt das mit dem neu aufgenommenen Abschnitt
über: „Die Handschriftenfunde in der Wüste Juda" zusammen
. In der Hauptsache rührt der größere Umfang aber von
Zusätzen her, die sich überall finden.

Beinahe durchwegs angewachsen sind die den einzelnen
Paragraphen vorangestellten Literaturangaben. So weit ich sehe,
•st allein der Abschnitt über Jesaja 56—66 stiefmütterlich behandelt
worden. Hier sind keine neuen Arbeiten genannt, so daß
man den Aufsatz von Zimmerli (1950) und die Abhandlung von
Keßler (1956/57) vermißt. Bei der Literatur zu Kohelet ist
dringend zu wünschen, daß der Hinweis auf die überholte Schrift
von Ebeling, Ein babylonischer Kohelet (1922), ersetzt werde
durch

denjenigen auf die grundlegende Neubearbeitung des betreffenden
babylonischen Textes, die Landsberger unter dem
Titel: „Die babylonische Theodizee" (ZA 43, 1936, S. 32-76)
vorgelegt hat. Den Rezensenten würde es freuen, wenn bei Hiob
seine Schrift über: „Das Leiden des Unschuldigen in Babylon und
Israel" (1946) mit genannt werden könnte.

Über die Literaturangaben hinaus finden 6ich, wie schon
gesagt, Änderungen und Zusätze im Text weithin, und es dürften
nicht viele Seiten ganz unberührt aus der zweiten in die vierte
Auflage herübergenommen sein. Selbstverständlich ohne Anspruch
auf Vollständigkeit seien die folgenden Neuerungen namhaft gemacht
: S. 18 wird die Gleichsetzung von Chabiru mit einwandernden
Aramäern vorsichtiger vollzogen, S. 60 f. ist neu ein
Abschnitt über die literarische Sammlung der älteren Traditionen
eingefügt, S. 100 sind die Darlegungen über Dtn. 32 umgestaltet
unter Einfluß von Eißfeldts Hallenser Abhandlung von 1955,
S. llo erscheint im Anschluß an Alt der nordisraelitische Ursprung
des Deuteronomiums als erwägenswert, S. 143 findet sich
zu den Quellen der Königsbücher eine ablehnende Auseinandersetzung
mit Jepsen. Auf S. 226 ist neu ein Abschnitt über Verfasser
und Entstehung der Psalmen aufgenommen, und S. 228 f.
sind die Darlegungen über die „Verfasserüberschriften" erweitert
. Auf S. 23 5 rechnet Weiser mit zwei ursprünglichen
Gottesreden im Hiobbuch, während er früher nur deren eine als
echt glaubte annehmen zu können. Schließlich wird (S. 255) etwa«