Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1959 Nr. 4

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

Titel/Untertitel:

Neuerscheinungen

Ansicht Scan:

Seite 1

Download Scan:

PDF

279 Theologische Literaturzeitung 1959 Nr. 4 280

rungen über das System der Kriegerklassen im alten Ugarit und
seine terminologische und sachliche Verwandtschaft mit entsprechenden
altindischen militärischen Gliederungen (S. 165 ff.),
ri zeigt sich weiterhin, daß auch mancherlei Angaben über die
Rechtsprechung, über die Gebräuche bei Geburt, Hochzeit und
Tod, sowie über die Stellung des Individuums in Familie und
Staat gemacht werden können. Auf die speziellen literarischen
Einflüsse der ugaritischen Texte auf das Alte Testament geht
das letzte Kapitel des Buches ein, wobei der Verf. natürlich nur
besonders treffende Beispiele in Auswahl bieten kann. Ergänzt
wird G.s Werk durch eine Bibliographie und fünf Indices, für die
der Benutzer des Werkes dem Verfasser besonderen Dank zollen
wird.

Es braucht kaum hervorgehoben zu werden, daß nach dem derzeitigen
Stand unserer Kenntnis der Ras Schamra-Texte in vieler Hinsicht
noch keine endgültigen Ergebnisse erwartet werden können, zumal
die Übersetzung mancher Partien vor allem der umfangreicheren epischen
und mythischen Texte noch ganz unsicher ist. Gerade in der Lösung
verschiedener Übersetzungs- und Interpretationsprobleme einzelner
Textstellen wird G. sicherlich Widerspruch erfahren, wenn er auch in
der Regel seine eigene Auffassung vom Text so wohlüberlegt und -begründet
darbietet, daß man sie auch bei anderer Auffassung zumindest
als ernsthaften Disku6sionsbeitrag würdigen muß. Gelegentlich müssen
allerdings doch gewiditigere Bedenken erhoben wrden. So u. a. bei dem
Versuch, den „historischen Kern" des Krt-Textes in der durch Krt's
Heirat reflektierten „Symbiose" zwischen Semiten und Churriten zu
finden (S. 15). Ebenso ist die formgeschichtliche Identifizierung dieses
Textes als „a saga which is in the process of becoming a myth" (S. 16)
nicht eben eingängig. (Den umgekehrten Entwicklungsvorgang vom Mythus
zur Sage könnte man sich schon eher vorstellen.) Auch die Beziehung
des 'nt-Textcs auf die Hieros-Gamos-Zeremonie (S. 36 ff.) dürfte
nicht hinreichend begründet sein. Das gleiche gilt von der Interpretation
des Baal-Textes 51 (II AB), wonach der Mythus vom Bau eines Hauses
für Baal als „preliminary to the Hieros gamos" verstanden werden soll.
Vor allem sind die dabei vermuteten Beziehungen zwischen Hieros gamos
und I. Kön. 8 sowie dem Laubhüttenfest allzu kühn (S. 43 f.). Hin und
wieder schießt G. auch beim Entdecken mythischer Restbestände wohl
etwas über das Ziel hinaus. So etwa, wenn er in dem Schicksal des
ägyptischen Hofbäckers in den Josephgeschichten eine Verwandtschaft
zum kultischen Tod des Gottes Mot und des Königssohnes Aqht auffindet
(S. 87). Ähnlich verhält es sich mit dem Versuch, die siebenjährige
Hungersnot in den Josephsgeschichten von der Anwendung
eines Siebenjahr-Schemas als übertragener Bezeichnung für eine Periode
„of ritual Separation between one phase and another" aus zu erklären
(S. 89).

Wenn auch an diesen und anderen Stellen nicht immer volle
Harmonie zwischen Autor und Leser herrschen wird, so können
jedoch die gelegentlich auftretenden Gegensätze in Fragen der
Interpretation und der Berechtigung weitgespannter religior«-
geschichtlicheT Analogien und Korrelationen den großen Wert des
in gleicher Wei6e belehrenden wie anregenden Werkes in keiner
Hinsicht schmälern.

Rostock Karl-Heinz Bernhardt

Vriezen, Th. C. Dr.: Der Nahe Osten in der Brandung. Aus dem
Holländischen übertragen von Annemarie B a r k h u i s. Konstanz:
Friedrich Bahn [1958]. 239 S.. 16Taf., 1 Kte. gr. 8°. Lw. DM 14.80.

Der in der Anzeige von Th. C. Vriezen, Het Nabije Oosten
in de branding, Nijkerk: Callenbach 1957 (ThLZ 82, 1957,
Sp. 581) ausgesprochene Wunsch, dieses Buch möchte in eine der
Weltsprachen übersetzt werden, ist sehr schnell in Erfüllung gegangen
. Es liegt jetzt in einer guten Übersetzung vor, die zudem
erfreulicherweise nicht einfach das holländische Original wiedergibt
, sondern dieses — namentlich auch hinsichtlich der Literaturangaben
— dem heutigen Stande der Dinge anpaßt. So verdient
„Der Nahe Osten in der Brandung" weite Verbreitung.

Halle/Saale Otto Ei Bf ol dt

Goetze, Albrecht: Remarks on Some Names Occuring in the Exe-
cration Texts. Bulletin of American Scbools of Oriental Research
1958 S. 28—33.

Lapp, Paul and Nancy: A Comparative Study of a Hellenistic Pottery
Group from Beth-Zur.

Bulletin of the American Schools of Oriental Research 151, 1958
S. 16-27.

/ALTES TESTAMENT

Watts, John D. W.: Vision and Prophecy in Arnos. 1955 Faculty
Lectures Baptist Theological Seminary Rüsdilikon/Zh, Switzerland.
Leiden: Brill 1958. VIII, 90 S. gr. 8°. hfl. 9—.

Nach einem Überblick über die Geschichte der Prophetenforschung
in den letzten zwei Jahrhunderten, der ausmündet in
die Frage, ob die kanonischen Propheten die ältere näbt'-Tradition
fortsetzen oder etwas Neues bedeuten, und den Ausdruck
der Erwartung, daß eine Untersuchung des ältesten Schriftpropheten
, des Arnos, die Beantwortung dieser Frage ermöglichen
würde (S. 1—5), wird das, was der Verf. zu sagen hat, in diesen
vier Kapiteln vorgeführt: I. „Was für ein Prophet war Arnos"?
(S. 5-26); II. „Vision und Orakel in Arnos" (S. 27-50); III. „Ein
alter im Amos-Buche erhaltener Hymnus" (S. 51—67); IV. „Die
Eschatologie des Arne«" (S. 68—84). Ein Sach- und ein Autoren-
Index (S. 85—86. 87—89) sowie ein Verzeichnis der genauer erörterten
Stellen des Arnos-Buches (S. 90) bilden den Beschluß.
Das Buch, das die hierher gehörige gelehrte Literatur gründlich,
vielleicht gar allzu gründlich berücksichtigt, will der Arnos-Forschung
neue Wege weisen. So wird S. 50 von Kap. 1—6 gesagt,
die hier vereinten Worte seien im Nordstaat gesprochen und aufgeschrieben
und hätten dann ihren Weg nach Süden gemacht,
während Kap. 7—9 an einem Heiligtum des Südstaates von Anhängern
des Propheten zusammengestellt worden seien. Kap. III
will 4, 12—13 + 5, 6—9 + 9, 5—6 als ein in der Zeit zwischen
Elia und Arnos entstandener, von diesem oder einem seiner Jünger
in das Amos-Buch eingeschobener Kulthymnus verstanden wissen
. Hauptanliegen ist es dem Verf. bei dem allen, zu zeigen, wie
Arnos, ohne daß das eine Beeinträchtigung der Besonderheit seiner
Berufung bedeutete, an den herkömmlicherweise den Propheten
zufallenden kultischen Handlungen vollen Anteil gehabt
hat und daß viele sonst dunkel bleibende Stellen des Arnos-
Buches von diesem kultischen Hintergrund aus alsbald verständlich
werden. So anregend manche der hierher gehörigen Ausführungen
sind, so machen die Bemühungen, die Schauungen und
die Worte des Arnos überall zum Kultus, insbesondere zum Neujahrsfest
, in Beziehung zu setzen, hier und da doch den Eindruck
des Gekünstelten und Erzwungenen, und vollends gilt das von
den mit diesen Bemühungen zusammenhängenden Textkorrekturen
wie rriniN tolin „der da Zeichen anordnet" statt n'iNasn

„der Heerscharen" in 9,5 und ton (sie!) mib?73 DTOSSt "|!rianO
(siel) TftJU „Bestimmend 6eine Gedanken (Werke) in den Himmeln
ist er, sein Glück . . ." statt irn.JNi vibfa D^aisa TXtfaXi
„Bauend im Himmel seinen Söller ist er, und sein Gewölbe .. ."
in 9, 6. An beachtenswerten Einzelheiten mag noch hervorgehoben
werden die These, daß die Vorstellung Jahwes als Schöpfer
altisraelitisch ist, also von Arnos vorausgesetzt wird (S. 54 f. 64),
und die Annahme, daß Arnos an die Erwählung des Hauses Davids
geglaubt und darin in Jesaja einen Nachfolger gefunden habe
(S. 9. 25). Leider sind — offenbar infolge eines Mißgeschicks —
eine Reihe von störenden Druckfehlern stehen geblieben. So
weist der hebräische Text von 9, 5—6, wie er S. 59 mitgeteilt
wird, nicht weniger als 6 Fehler auf, und in Anm. 11 auf S. 44
muß es statt „Cf. Ju. XXII—XXIII and I Kings XXII 26-31" heißen
: „Cf. Ju. XVII-XVIII and I Kings XII 26-31".

Halle/Saale OttoEilf.ldt

Nötschcr, Friedrich: Gotteswege und Menschenwege in der Bibel
und in Qumran. Bonn: Hanstein 1958. 133 S. gT. 8° = Bonner
Biblische Beiträge, hrsg. v. F. Nöucher u. K. Th. Schäfer, 15.
DM 15.50.

Die Schrift ist durch die mit der Wegtheologie sich befassenden
Arbeiten von E. Käsemann, G. Wingren, A. Nygren und
A. Kuschke angeregt worden. Sie setzt sich zum Ziel, die Wege-
Aussagen des AT und des außerbibli6chen Qumränschriftnims
sowie der neutestamentlichen Schriften zu untersuchen und zu
vergleichen. Damit war der Gang der Untersuchung vorgezeich-
net. Es war der terminologische Befund im Hebräischen festzustellen
, die in den einzelnen Stellen durch die verschiedenen Ter-