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Ausgabe:

1959

Spalte:

1

Autor/Hrsg.:

Schenke, Hans-Martin

Titel/Untertitel:

- 26 Das Evangelium nach Philippus Leipzig, 1959

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Clieologtfdtje Httetatutjettung

^onatsfdjrift für Das gefamte bebtet Der Cljeologte und Kdtgtonjsünffenfdjaft

Begründet von Emil Schürer und Adolf von Harnack
HERAUSGEBER: I.V. PROFESSOR D.ERNST SOMMERLATH, LEIPZIG

NUMMER 1 84. J AH RGAN G JANUAR 1959

Spalte

Das Evangelium nacb Philippas.

Von Hans-Martin Schenke........ 1

Ein neuer liturgfetreschichtlicher Beitrag
zur Erforschung der Herkunft der Siebenbürger
Sachsen. Von Karl Reinerth 25

And rieu, M.: Melanies en l'honneur de Mon-
seigneur Michel Andrieu (W. Dürig) .... 43

Augustiny, W.: Albert Schweitzer und Du
(R. Orabs)................. 64

Bauer, W.: Zur Einführung in das Wörterbuch
zum Neuen Testament (O. Friedrich) . 52

The Septuagint Bible, transl. by Ch. Thomson,
ed. by C. A. Muses (P. Kahle)....... 51

Brandes, E., und W. OrOninger [Hrsg.]:
Ein evangelischer Erzieher (R. Sautter-Festschrift
). (F. La»).............. *6

Casslrer, E. t: Das Erkenntnisproblem in der
Philosophie und Wissenschaft der neueren
Zeit (Erik Schmidt)............. 61

Spalte

Diekamp, F.: „Katholische Dogmatlk" nach
den Grundsätzen des heiligen Thomas, neu
hrsg v. K Jössen. Bd. 1,12. u. 13. Aufl : Bd. II,
10. Aufl ; Bd. III, 11.—12- Aufl. (W.Schultz) 65

Duke, J. A.: The Columban Church. 2nd ed.
(W. Delius)................. 57

Erbacher, H.: Die Innere Mission in Baden
(R. Frick).................. 60

OrOninger, W., s. Brandes, E........ 46

Q rund mann, S.: Der lutherische Weltbund
(D. Pirson)................. 69

JOssen, K., s. Diekamp, F.......... 65

Krämer, A: Christus und Christentum im
Denken des modernen Hinduismus (F. Melzer) 46

Liermann, H.: Kirchen und Staat. I u. II
(E. Schott)................. 70

Lo Bue, F : Che Cosa e il Nuovo Testamento
(W. O. Kümmel).............. 53

Muses, C. A., s. The Septuagjnt Bible .... 51

Nelll, St. Ch., s. Rouse, R.......... 58

Oberndorfer, D.: Von der Einsamkeit des
Menschen in der modernen amerikanischen
Gesellschaft (O. Holtz)........... 67

Spalte

Rigau x, B.: Saint Paul. Les Epitres aux Thes-
saloniciens (H. Oreevcn).......... 56

Rouse, R. f u. St. Ch. Neill: Oeschichte der
ökumenischen Bewegung 1517—1948. II.
(A. Lehmann)............... 58

Sautter-Festschrift, s. Brandes, E..... 46

Schulz, S.: Untersuchungen zur Menschen-
sohnchristologie im Johaunesevangelium . .

(C. Maurer)................ 54

Thomson, Ch., s. The Septuagint Bible ... 51
Toynbee, A.: Christianity among the Reli-
gions of the World (O. Lanczkowski).... 48

Von Personen:

Ernst Sommerlath zum 70. Oeburtstag . . .

(Dedo Müller).............. 71

Bibliographie Ernst Sommerlath (U. Kühn) 73

Zeilschriftenschau:

Territorialkirchengeschichte......... 73

Neue Bucher................ 75

Die im Folgenden behandelte und übersetzte Schrift ist uns
erhalten in einem der aus dem sensationellen Funde von Nag-
Hamadi stammenden koptisch-gnostischen Papyrus-Codice« des
Koptischen Museums zu Alt-Kairo, dessen erster Teil jetzt, in
Photokopien veröffentlicht, vorliegt (Pahor Labib: Coptic Gnostic
Papyri in the Coptic Museum at Old Cairo, Vol. I, Cairo 1956*).
Jn diesem Codex steht das Philippus-Evangelium hinter dem
Thomas-Evangelium' und vor einer Schrift mit dem Titel „Das
Wesen der Archonten"* auf den Seiten 99 bis 134. Abgefaßt ist
gg wie diese in einem vorklassischen, sprachgeschichtlich höchst
bemerkenswerten SahidUch mit starkem und wechselndem achmimischen
und subachmimischen Dialekteinschlag. Die ganze
Handschrift stammt aus der ersten Hälfte des vierten Jahrhunderts5
, womit der terminus ante quem für die Entstehung unseres
Textes festgelegt ist. Genauer läßt sich die Abfassungszeit zunächst
nicht bestimmen.

Nach Form und I n h a 11 muß man unsere Schrift als eine
Art Florilegium gnostischer Sprüche und Gedanken bezeichnen.
Sie besteht nämlich aus lauter teils kürzeren, teils längeren Sinneinheiten
, die — meist spekulativen oder meditativen, weniger
erzählenden Inhalts - unvermittelt oder nur durch Stichwortanschluß
verbunden nebeneinander stehen. In gewisser Hinsicht
ähnelt sie dabei dem Thomas-Evangelium, nur daß die Gedanken
unverhüllt gnostisch sind und die Einleitungsformel „Jesus
sprach" - von einzelnen Ausnahmen abgesehen - fehlt.

Gleichwohl führt die Schrift am Ende den Titel „Das
Evangelium nach Philippus". Mit diesem Sachverhalt ist uns die
Frage gestellt, wie dieser Inhalt in dieser Form zu diesem Titel

') Vgl. den Fundbericht in dieser Zeitschrift Jg. 74/1949, Sp. 760

bis 762. .ilt
') Abgekürzt Lab l.

s) Vgl. Leipoldt: Ein neues Evangelium?, ThLZ 1958, Sp. 481-496.

«) Vgl. Schenke: „Das Wesen der Archonten", eine gnostische Originalschrift
aus dem Funde von Nag-Hamadi, ThLZ 1958, Sp. 661-670.
* ^ Val. Lab l p. 1.

Das Evangelium nach Philippus

Ein Evangelium der Valentinianer «ns dem pnnde von Nag-Hamadl

Von Hans-Martin Schenke, Berlin

gekommen sein mag. Eine Anzahl von Sprüchen (Spr. 5. 9. 17. 18.
19. 20. 21. 23. 26. 32. 34. 46. 47. 53. 54. 55. 57. 68. 69. 70.
72. 81. 82. 83. 89. 93. 97) handeln nun von Jesus bzw. Christus.
Ihretwegen vermutlich trägt die ganze Schrift die Bezeichnung
Evangelium. Mit Philippus aber hat sie eigentlich gar nichts zu
tun, kann also schon deshalb — von inhaltlichen Differenzen ganz
abgesehen — mit dem bei Epiphanius pan. 26, 13 bezeugten
Philippus-Evangelium" nicht identifiziert werden. Auf den Apostel
dieses Namens ist der Text wohl erst nachträglich zurückgeführt
Worden, und zwar in Anlehnung an Spr. 91, wo sein Name das
einzige Mal und ganz beiläufig erwähnt wird. Dieser Spruch
dürfte seinerseits allerdings aus einem Philippus - Evangelium
stammen, vielleicht sogar aus dem, das uns in einem Fragment
bereits bekannt ist'.

Als Ursprache wird man - wie bei den meisten koptischen
Texten — für die Mehrzahl der Sprüche das Griechische
annehmen. Daneben werden wir aber auch mit der Möglichkeit
rechnen müssen, daß einige ursprünglich koptisch abgefaßt worden
6ind. Bei zwei Sprüchen läßt sich das beweisen: Der Spr. 109
beruht zum großen Teil auf einem Wortspiel zwischen den ähnlich
klingenden und noch ähnlicher aussehenden koptischen
Wörtern für Wasser (mou) und Tod (mu). Der folgende Spruch
(Spr. 110) enthält eine Interpretation von I. Kor. 8,1, wie sie
nur auf Grund der koptischen Wendung £ise inhet möglich ist.

Damit kommen wir zum Problem der H e r k u n f t. Der
Text enthält zwar keine Kosmogonie, auch keine Topographie
der oberen Welt, die die besten und sichersten Kriterien für die
Zuweisung eines Textes zu einer bestimmten Gruppe von Gno*
stikern abgeben würden; aus bestimmten Stellen des Textes geht
jedoch hervor, daß das Philippus-Evangelium valentinianischen
Ursprungs ist. Das eilt mit der Einschränkung, die durch den

") Vgl. dazu Hennecke: Neutestamentl. Apokr.5, S. 69.
7) Epiphanius pan. 26,13; vgl. zur Überlieferung vom Apostel Philippus
Hennecke: Neutestamentl. Apokr.', S. 69. 121 f.

) Vgl. Lab L P

U-fi tüb. [^TSgl f,c( //<f« H° t^ol R<*1