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Ausgabe:

1959 Nr. 3

Spalte:

223

Kategorie:

Systematische Theologie: Allgemeines

Autor/Hrsg.:

Althaus, Paul

Titel/Untertitel:

Die letzten Dinge 1959

Rezensent:

Holmström, Folke

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223

Theologische Literaturzeitung 1959 Nr. 3

224

Verkündigung von selber ergibt. Dazu gehört weiter die „Anfechtung
", die im Glauben überwunden werden muß, aber eben
dadurch zu neuen Glaubenserkenntnissen führt, und eine „Hoffnung
", die „uns durch einen Akt heldenhafter Seibstaufgabe in
Gott ruhen läßt" (S. 394).

Es lohnt sich, das Buch von Danielou langsam und nachdenklich
zu lesen.

Mainz Friodridi D el e k a t

Alt haus, Paul: Die letzten Dinge. Lehrbuch der Eschatologie.
6.. unveränd. Aufl. Gütersloh: Bertelsmann 1956. XVI, 370 S. 8°.

Das hochgeschätzte Buch von Paul Althaus über „Die letzten
Dinge" hat erfreulicherweise immer noch eine solche Nachfrage
gefunden, daß es in seiner sechsten Auflage erschienen ist.
„Die neue Auflage erscheint in unveränderter Gestalt", weil der
Verfasser „an dem Buche im wesentlichen nichts zu ändern weiß"
(S. XVI), ebenso wie die fünfte Auflage 1948 „einen nahezu unveränderten
Abdruck der vierten", 193 3 neugeschriebenen war.
Die zweite Umgestaltung des kurzen ersten „Entwurfes einer
christlichen Eschatologie" vom Jahre 1922 zu einem umfangreichen
„Lehrbuch der Eschatologie" im Jahre 1933 hat sich also
als bestehend erwiesen.

In dem theologiegeschichtlichen Werk: „Das eschatologische
Denken der Gegenwart. Drei Etappen der theologischen Entwicklung
des zwanzigsten Jahrhunderts", das in schwedischer Sprache
193 3 und in neubearbeiteter und verkürzter deutschen Auflage,
die eben Althaus gewidmet ist, 1936 erschien, habe ich außerordentlich
gute Gelegenheit gehabt, die drei ersten Gestaltungen
von Alchaus' Eschatologie vom Jahre 1922, 1926 und 1933 in
besonderen Kapiteln als zeittypische Dokumente der verschiedenen
Etappen eingehend zu analysieren (S. 279—322, 338—348
resp. 401—416 der deutschen Auflage). An und für sich besteht
also für mich kein Grund, ein Buch, dem ich besonders tiefe
und wesentliche theologische Erkenntnisse zu verdanken habe,
einer erneuten kritischen Analyse zu unterziehen. Doch bin ich
dazu vom Verfasser selbst aufgefordert worden. Obwohl seine
theologische Position in allem Wesentlichen dieselbe wie in der
vierten Auflage von 193 3 geblieben ist, hat er den beiden letzteren
Auflagen ein Vorwort vorangestellt, wo er von mir begehrt
, daß ich die gegen diese Position geäußerten kritischen Bedenken
zurücknehmen soll (S. XIII—XV). Weil seine Argumentation
wesentlich unverändert ist, kann ich das freilich nicht tun.
Ebensowenig kann ich aber hoffen, ihn von der Tragkraft meiner
kritischen Einwürfe zu überzeugen, wenn mir nicht die Möglichkeit
gegeben wird, ihm auch mit einer positiven Darstellung dieser
schwierigen Problematik entgegenzukommen.

Lund Folke Holmström

Fries, Heinrich: Kirche als Ereignis. Düsseldorf: Patmos-Verlag [1958].

Ans S. g°. Lw. DM7.80. IKAlU*^ SiW'M. , <= ,

In dem vorliegenden Band sind vier zu verschiedenen Zeiten
entstandene Abhandlungen des bekannten Münchener Fundamentaltheologen
zusammengefaßt, von denen die drei ersten,
denen die apologetische Fragestellung zugrundeliegt, offensichtlich
an einen über die Fachtheologen hinausgehenden Leserkreis
gerichtet sind.

In der ersten Abhandlung „Von der Glaubwürdigkeit der Kirche"
stellt der Verf. dem „Hinweis auf die Kulturkraft der Kirche", dessen
Zeit „heute weithin vorbei ist" (9), Tatsachen gegenüber, die heute
die Glaubwürdigkeit der Kirche zu bezeugen vermögen: die Kirche
schützt die Würde des Einzelnen und der Person (12 (f.), sie verkündet
die Sinnhaftigkeit allen Geschehens, die letztlich im „Austrag zwischen
dem Reich Gottes und zwischen Gottes Gegenreich" (18) besteht, sie
lebt in der Gegenwart, ist selbst — als Gegenwart Christi — Gegenwart
und schafft Gegenwart (20), so daß sie das entscheidende Wort zu
den Fragen der Gegenwart — bis hin zu Atomenergie und Atombombe
(21) — zu sagen hat. Schließlich ist die Kirche glaubwürdig, sofern aus
ihr Christi Geist spricht. Unter diesem Aspekt ist die Kirche 6tets
erneuerungsbedürftig (25 f.).

Die zweite Abhandlung „Die Kirche in dieser Zeit — Auftrag und
Widerspruch" spricht vom Auftrag, den die Kirche hat und den sie gibt.
Sie hat den Auftrag, Zeichen Gottes, d. h. aber „gewissermaßen ein
zweiter Christus" (29) zu sein. Sie gibt den Auftrag, die Kirche zu

glauben und 6elbst Kirche zu sein. Widerspruch gegen die Kirche ist
teils in ihrem unveränderlichen Wesen, teils jedoch in der zu behebenden
Unheiligkeit ihrer Glieder begründet.

Die dritte Abhandlung „Das Gespräch in der Kirche" geht von der
Tatsache aus, daß den Grund unseres Christ- und Kircheseins das Gespräch
bildet: der Taufritus vollzieht sich weithin als Gespräch; der
Glaube als solcher ist immer Gespräch; das Leben der göttlichen Dreifaltigkeit
als des Grundes der Kirche ist ein „Gespräch . . . zwischen
Vater. Sohn und Geist" (47), dessen Abbild der Mensch in seinem Gegenüber
von Idi und Du, Mann und Frau ist (48). Diese Elemente sind
alle in der Kirche gegeben, so „daß die Kirche als solche der Raum und
der Ort ist, der zu einem Gespräch wie disponiert ist" (49). — Von
diesen grundsätzlichen Erwägungen aus werden dann die Fragen beantwortet
, wer in der Kirche sprechen soll (53 ff.), worüber (57 f.) und
mit wem (58 ff.) gesprochen wird.

Bereits in diesen ersten drei Abhandlungen wird deutlich,
daß der Verf., der sich auch anderwärts mit evangelischer Theologie
befaßt hat — besonders in der 1955 erschienenen sorgfältigen
Studie über Bultmann und Barth1, in der er Bultmanns
Position den einsprechenden Aussagen Barths gegenüberstellt
und sich dabei die Einwände Barths gegen Bultmann sämtlich zu
eigen macht —, in ständiger Fühlungnahme mit nichtkatholischen
Theologen steht (Heranziehung Bultmanns 12, 60; von
Barth abhängig zweifellos die Auffassung von der Gottebenbildlichkeit
des Menschen, 47; auch die Betonung der Personhaftig-
keit des Menschen, etwa 13 f., und des personalen Gegenüber,
besonders in der Abhandlung über „Das Gespräch in der Kirche",
weisen darauf hin). Die Abhandlungen sind geeignet, zum weiteren
Überprüfen der eigenen kritischen Stellung der Apologetik
gegenüber anzuregen, — auch dort, wo sich Bemerkungen über
das im Sündenfall unversehrt gebliebene Wesen des Menschen
(bis hin zur anima naturaliter christiana!) finden (65 f.).

Der theologische Schwerpunkt des Bandes liegt auf der
(vorher bereits in Catholica 1 1, 1958, S. 81—107, erschienenen)
vierten Abhandlung „Kirche als Ereignis — Zu Karl Barths Lehre
von der Kirche", die dem ganzen Band den Namen gab. Nachdem
der Verf. einleitend kurz auf die früheren Positionen Barths
im Römerbrief und in der Münsteraner Zeit eingegangen ist (I),
stellt er in den Hauptzügen die Lehre von der Kirche dar, wie
sie in KD IV/l und IV/2 vorliegt (II—V). Damit schließt er sich
an die bekannten Bücher von H. U. v. Balthasar, der seine Darstellung
auf KD I/l—III/3 stützte, und H. Küng, der die Rechtfertigungslehre
in KD IV/l und IV/2 bearbeitet hat, an. Das gilt
nicht nur im äußeren Sinne, sondern auch in vollem Maße hinsichtlich
der Qualität der Darstellung.

Zunächst weist der Verf. den Zusammenhang der Lehre von der
Kirche mit der Versöhnungs- und Prädestinationsichre Barths nach (II);
sodann kommt die Kirche zur Darstellung, sofern sie Werk Christi und
des Heiligen Geistes ist, was im wesentlichen den in KD IV/l entwickelten
Gesichtspunkten entspricht (III); im Anschluß daran wird der
in KD IV/2 behandelte Gesichtspunkt der Kirche in ihrer Erbauung
durch die Gemeinde erörtert (IV); schließlich geht der Verf. in einem
eigenen Abschnitt auf die Aussagen Barths über die äußere und innere
Gefährdung der Kirche ein (V).

Nach der Kenntnis des Rez. trifft die Darstellung die Anliegen
Barths in seiner Lehre von der Kirche, insbesondere wenn
der Verf. Barths Auffassung von der „Kirche als Ereignis" so
interpretiert, daß „die von ihm gemeinte Dynamik und Aktualität
.. . nicht ohne Wesenssein, nicht ohne Substanz, Kontinuität
und Zuständlichkeit" ist (108). Man könnte dabei besonders
etwa auf Barths Aussagen über die Kirche als Leib Christi (KD
IV/l, 739 ff.) verweisen.

Aber es muß an die Darstellung des Verfs. doch die Frage
gerichtet werden, ob bei ihm nicht ein in einzelnen Punkten
„entschärfter" Barth zu Wort kommt. So läßt etwa die einfache
Behauptung, daß bei Barth „der Satz gilt: extra ecclesiam nulla
salus" (84 f.), die nach KD IV/2, 703 ff. zweifellos berechtigt ist,
nicht erkennen, daß in Spannung dazu in KD IV/l, 769 dieser
Satz gerade bestritten wird, da das Heil in Christus besteht
und nicht schlechterdings an die Kirche gebunden zu sein braucht.
U. E. handelt es sich hier um ein für Barth typisches Paradox, da
Barth ein Zusammengehen von Christus und Kirche zwar zugibt,

') F r i e s, Heinrich: Bultmann — Barth und die katholische Theologie
. Stuttgart: Schwabenverlag [1955]. 172 S. kl. 8°. Lw. DM 6.—.