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Ausgabe:

1959 Nr. 3

Spalte:

208-210

Kategorie:

Liturgiewissenschaft, Kirchenmusik

Autor/Hrsg.:

Nitschke, Horst

Titel/Untertitel:

Im Hause des Herrn 1959

Rezensent:

Söhngen, Oskar

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Theologische Literaturzeitung 1959 Nr. 3

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gotische Tisch, das Gestühl und die Abendmahlsgeräte beschrieben
. Längere Ausführungen sind den Orgeln der Kirche gewidmet
. Der Verfasser bietet hier einen wertvollen Beitrag zur
Musikgeschichte Norddeutschlands, insbesondere zur Geschichte
des Orgelbaus. Unter den aufgezählten Ausstattungsgegenständen
sind ferner die Kronleuchter zu erwähnen, birgt die Kirche doch
als besondere Kostbarkeit einen gotischen Marien-Kronleuchter,
der auf einer der Tafeln in vorzüglicher Weise abgebildet ist. In
der Uelzener St. Marienkirche befindet sich ferner ein wertvolles
Kleinod, das Goldene Schiff, das unter wandernden Gesellen
einst als ein Wahrzeichen der Stadt bekannt war. Der Verfasser
geht der Frage nach, woher dieses Schiff 6tammt und wie es in
den Besitz der Kirche gekommen ist. Die Beschreibung einiger
Grabsteine schließt das Kapitel über das Inventar ab.

Ein Anhang bringt noch einige wichtige Urkunden zur Geschichte
der Marienkirche. Eine von Dr. Woehlken revidierte
Liste der Uelzener Pröpste und ein vom Verfasser aufgestelltes
Verzeichnis aller Pastoren bis zur Gegenwart schließt diese
wahrhaft umfassende, wissenschaftlich hervorragende Monographie
der St. Marienkirche zu Uelzen.

Cuxhaven Alfred Weckwerth

Deutsche Bildwerke aus sieben Jahrhunderten,

hrsg. v. d. Generaldirektion d. Staatl. Museen zu Berlin. Wiss. Bcarb.
Dr. Heino Maedebach. Katalog. Berlin: Staatl. Museen zu Berlin
, Skulpturen-Sammlung 1958. 136 S. 96 Taf. gr. 8°.

Die wissenschaftlichen Kataloge der Berliner Museen galten
früher mit Recht als vorbildlich in Bearbeitung und Ausstattung.
Zu den allgemein anerkannten Leistungen auf diesem Gebiet gehörten
die älteren Kataloge der Skulpturenabteilung in Berlin,
die „Beschreibung der Bildwerke der christlichen Epochen" von
Wilhelm Vöge (1910) und „Die Bildwerke des Deutschen Museums
" von Theodor Demmler (1930). Die Nachfolge dieser
Standardwerke tritt der hier angezeigte, von H. Maedebach unter
Assistenz von Kötzsche und U. Grohn-Schönrock bearbeitete
Band „Deutsche Bildwerke aus sieben Jahrhunderten" an.

Der Katalog verzeichnet die z. Zt. im Bodemuseum auf der
Museumsinsel ausgestellten 128 Bildwerke des 12.—18. Jahrhunderts
, fast ausschließlich solche deutscher Herkunft, und bildet
den größten Teil von ihnen auf 96 Tafeln im ganzen bzw. im
Ausschnitt nach hervorragenden Aufnahmen ab. Unter den besprochenen
und reproduzierten Skulpturen fehlen manche berühmte
Bildwerke aus ehemaligem Berliner Museumsbesitz, die
erst jüngst aus der Sowjetunion zurückgekehrt sind und infolgedessen
noch nicht in dem Katalog berücksichtigt werden konnten
. Dafür macht der Band mit einigen wesentlichen Neuzugängen
bekannt: mit den Schlüterfiguren von dem im zweiten Weltkrieg
zerstörten Palais von Kamecke in Berlin (Kat. Nr. 96—100) und
mit der Herkulesstatue von Permoser aus dem Schweriner Schloßpark
(Kat. Nr. 101, Leihgabe der Stadt Schwerin).

Die Katalogtexte sind in ihrer wissenschaftlichen Akribie
und durch die Hinweise auf Restaurierungen und die jeweilige
Spezialliteratur beispielhaft. An den Zuschreibungen an bestimmte
Meister, Lokalisierungen und Datierungen hat sich
gegenüber dem Demmlerschen Katalog nicht viel geändert, l ediglich
die prachtvolle vergoldete Lindenholzfigur des HI. Dismas
(Kat. Nr. 91) konnte auf Grund neuer Forschungen von K. Feucht-
mayr nicht mehr als Arbeit von Georg Petel, um 1630, angesprochen
, sondern mußte einem süddeutschen Meister des
ausgehenden 17. Jahrhunderts gegeben werden. Bei Kat. Nr. 117
wurde auf den motivischen Zusammenhang zwischen der Plastik
von Johann Peter Wagner und einem französischen Tonbozzetto
im ehemaligen Kunstgewerbemuseum Leipzig hingewiesen und
bemerkt, daß der Bozzetto im zweiten Weltkrieg zerstört sei.
Diese Angabe trifft nicht zu: der Bozzetto ging an einem
Bergungsort des Museums verloren, kann also wieder auftauchen.
Sehr willkommen dürften den meisten Benutzern des Bandes die
Angaben über das „Schrifttum der Skulpturen-Sammlung" (S. 7 f.)
sein, ferner das Künstlerregister (S. 118), Register nach Entstehungsgebieten
(S. 119), Orts- und Sachregister (S. 120 ff.), die
Konkordanz von Inventar-Nummern, Nummern bei Demmler und
Vöge und Katalog-Nummern (S. 126 ff.), die Erklärung wichtiger

Fachausdrücke und Namen (S. 129 ff.) sowie das Verzeichnis der
Abbildungen (S. 133 ff.). Die Reihe der durchweg vorzüglichen
Abbildungen von Skulpturen des Museums wird durch die Wiedergabe
von drei Räumen (Raum mit den vier Propheten aus Trier
und dem Naumburger Kruzifixus, Schlütersaal und Barocksaal)
eröffnet. Die Art der Aufstellung wirkt erfreulich modern und
großzügig. Die Betrachtung aller Abbildungen ist ein Genuß.
Der Schutzumschlag fesselt durch die geschickte Gestaltung und
Wiedergabe der reizenden kleinen Dangolsheimer Heiligen.

Es wäre zu wünschen, daß dem Katalog bald ein Ergänzungsheft
folgt mit Beschreibungen und Abbildungen der im Herbst
1958 von der Sowjetunion zurückgegebenen Bildwerke.

Leipzig Hellmuth Bethe

Fink, Josef: Grundlagen de6 Kreuzigungsbildcs.
Theologische Revue 53, 1957 Sp. 241—248.

H e n e 1, Franz: Betonglasfenster im Kirchenbau.
Kunst und Kirche 21, 1958 S. 151—155.

Hirzel, Stephan: Wo Licht und Finsternis sich scheiden. Anmerkungen
zum Thema Farbglasfenster.
Kunst und Kirche 21, 1958 S. 147—149.

Seckel, Curt: Nicht Schmuck, sondern Substanz.
Kunst und Kirche 21, 1958 S. 156—161.

S t i k a s, E.G.: Une figlise des Palcologues aux Environs de Castoria.
Byzantinische Zeitschrift 51, 1958 S. 100-112.

LITVRGIEWISSENSCHAFT

Nitschke, Horst: Im Hause des Herrn. Führung durch den evangelischen
Gottesdienst. Stuttgart: E. Klotz 1958. 172 S. 8°. Pp.
DM 7.80.

Das Erscheinen dieses Buches hat symptomatische Bedeutung
. Denn es verkörpert einen neuen Typus des theologisch-
paränetischen Schrifttums auf evangelischem Boden, — einen Typus
, für den die Stunde erst im Zuge der Heimkehr unserer Kirche
in den Gottesdienst heranreifen mußte. Die eine Frucht dieser
gottesdienstlichen Erneuerung ist die sich verheißungsvoll
entfaltende liturgiewissenschaftliche Forschung, die ihre beiden
Brennpunkte in den Veröffentlichungen der Evangelischen Gesellschaft
für Liturgieforschung (Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen
und Evangelische Verlagsanstalt, Berlin) und im Jahrbuch für
Liturgik und Hymnologie (Stauda, Kassel) hat. Könnte man der
liturgiewissenschaftlichen Forschung gegenüber vielleicht einwenden
, sie sei weniger Frucht als Voraussetzung der an der Geschichte
orientierten gottesdienstlichen Reformen unserer Tage,
so gilt das ganz gewiß nicht gegenüber dem Schrifttum, das in
den Gottesdienst einführen und ihn erläutern möchte und daä
sich in dem Buch von Horst Nitschke zum ersten Male präsentiert
. Es ist unanfechtbare Frucht der liturgischen Erneuerung:
denn es setzt nicht nur ein breites, interessiertes Fragen nach Sinn
und Wesen des Gottesdienstes und seiner einzelnen Elemente,
sondern auch Liebe und ein Gespür für die zentrale Wichtigkeit
dieser Dinge voraus. (Als enrwicklungsgeschichtliche Parallele auf
dem Boden der katholischen Kirche ließe sich die von dem Abt
Ildefons Herwegen in Maria Laach in den zwanziger Jahren unseres
Jahrhunderts herausgegebene Schriftenreihe „Ecclesia orans"
anführen, die „zur Einführung in den Geist der Liturgie" bestimmt
war und durch Romano Guardinis aufsehenerregende
Schrift „Vom Geist der Liturgie" eröffnet wurde. Auch daß das
bekannte Meßbuch von Anselm Schott O.S.B, inzwischen in der
Ausgabe der Agende der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen
Kirche Deutschlands für die Hand des Pfarrers eine Art Gegenstück
gefunden hat, scheint mir symptomatisch zu sein.)

Der Verfasser, Studienleiter der Evangelischen Akademie der
Kirchenprovinz Sachsen, bringt für die Lösung der neuen Aufgabe
beste Voraussetzungen mit. Vor allem die wirklich „elementare
" Überzeugung (weil nur in diesem Element ein solches
Schrifttum sich entfalten kann), daß Einübung im Christentum
auch und zunächst Einübung im Gottesdienst ist. Als zweites
einen theologisch-systematischen Geist, der sich nicht in spitzfindigen
Distinktionen, sondern in einer einheitlichen, geschlossenen
Schau und in der Gruppierung des Stoffes um wenige Do-