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1959 Nr. 3

Kategorie:

Kirchengeschichte: Mittelalter

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Neuerscheinungen

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Theologische Literaturzeitung 1959 Nr. 3

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Es ßind Stichworte, die ich hier gebe. Aber die kurzen Notizen
lassen bereits erkennen, was Paracelsus in diesem Kommentar
der 1530er Jahre vorzubringen hatte und lassen seinen geistlichen
Ort in jener Zeit erkennen. Er ist aus jener Gruppe fesselnder
Gestalten, die wir heut gern als „freie Christen" bezeichnen
, nicht der letzte. Und nicht der wenigste, denn er hat in den
Jahren sein Programm selbst wahr gemacht, als einer, der in die
wilde Armut ausgezogen ist, und apostolisch des Herren Tod verkündete
und lehrte. Das ist, was man bei der Lektüre seines
Psalmkommentars niemals vergessen darf, wenn man den Hintergrund
für seine Erklärungen und Forderungen sucht.

Göttingen Will-Erich P e u c k c r t

Bergsten, Torsten: Pilgram Marbeck und seine Auseinandersetzung
mit Caspar Schwenckfeld. Uppsala: Almqvist & Wikseils 1958. 95 S
gr. 8° = S.-A. aus Kyrkohistorisk Arsskrift 1957 u. 1958.

Die vorliegende Arbeit berechtigt zu der Feststellung, daß
die Täuferforschung in den letzten Jahren nicht nur in der Schweiz,
in Deutschland und den USA einen merklichen Aufschwung genommen
hat, sondern daß auch Schweden daran teilnimmt. Der
Verf., der die Marbeck-Forschung im besonderen genau verfolgt
hat und über sie gut unterrichtet ist, nimmt zu ihren Ergebnissen
(J. Kiwiet, H. Fast, F. J. Wray, W. Klassen) kritisch Stellung
und treibt an seinem Teil auf einem Spezialgebiet die Forschung
weiter. In seiner Untersuchung wird eindrücklich klargestellt,
daß, während das frühe Täufertum spiritualistische Anschauungen
teilt, in den 30ger und 40ger Jahren die Trennung gezogen wird.
Der Nachweis dafür wird aus der Auseinandersetzung Marbecks
mit Schwenckfeld erbracht. Der Verf. erklärt die sachlichen Differenzen
zwischen beiden Partnern und weist auf die Unterschiede
der von ihnen repräsentierten Richtungen hin. Dabei werden
Marbecks theologische Anschauungen, auf die schon die früheren
Verfasser eingegangen waren, noch schärfer herausgearbeitet
(Christologie, Sünden- und Glaubensverständni6, Sakramentsund
Kirchenbegriff). Es ergibt sich auch, wie gerade Marbeck das
in verschiedene Gruppen zerfallende Täufertum zu vereinigen
trachtet. Durch die Gegenüberstellung mit Marbeck erhalten
auch die Anschauungen Schwenckfelds teilweise neue Beleuchtung.
Im ganzen ist diese Arbeit eine erfreuliche Leistung, die durch
eindringende Analyse zur begrifflichen Klärung beigetragen und
unsere Kenntnis der geistesgeschichtlichen Erscheinungen der
späteren Reformationszeit nicht unerheblich gefördert hat.

Münster/West f. Robert Stupperich

ßjörkman, Ulf: Srilla Veckan i Gudstjänst och Fromhetsliv. Med

särekild hänsyn tili svensk medeltida tradition. Mit einer deutschen
Zusammenfassung. Lund: Gleerup [1957]. 388 S. mit Abb. gr. 8° =
Bibliotheca Theologiae Practicae, 2. Schw. Kr. 20.—.

Die vorliegende umfangreiche Lundenser Dissertation geht
liturgie- und frömmigkeitsgeschichtlich der Rolle der Karwoche
im schwedischen Mittelalter nach. Ihr Wert liegt in der vollständigen
Erfassung des Materials und in der sorgfältigen Durchforschung
jeder Einzelheit. Als theologischer Ertrag ergibt sich
die überaus lebendige und tiefdringende Vergegenwärtigung des
leidenden Christus und der Passion in ihrer Dramatik füT die
mittelalterlichen Menschen, mindestens auf schwedischem Boden.
Doch sagt der Verfasser mit Recht, daß sich wahrscheinlich von
hier aus Schlüsse auf das gesamte christliche Europa ziehen lassen.
Als entscheidende Frage erhebt 6ich sachlich diejenige nach dem
Verhältnis der reformatorischen theologia crucis zu dieser reichen
, vorwiegend spätmittelalterlichen Passionsfrömmigkeit. Inzwischen
darf die kirchengeschichtliche Wissenschaft für die minutiöse
Erhebung der Tatbestände dankbar sein, die von einer sparsamen
, aber jeweils treffenden Deutung begleitet ist.

Berlin Martin Sc h m i d t

Büttner, Heinrich: Erzbischof Heinrich von Mainz und die Staufer
(1142-1153).

Zeitschrift für Kirchengeschichte 69, 1958 S. 247—267.
Di eis, P.: Zur Kenntnis des Griechischen im Kroatien des VIII. Jahrhunderts
.

Byzantinische Zeitschrift 51, 1958 S. 41 f.

Fuhrmann, Horst: Pseudoisidor und die Abbreviatio Ansegisi et
Benedicti Levitae.

Zeitschrift für Kirchengeschichte 69, 1958 S. 309—311.
Gross, Julius: Cassiodorus und die augustinische Erbsündenlehre.

Zeitschrift für Kirchengeschichte 69, 1958 S. 299—308.
Ha übst, R.: „Unitas christiana" als Leitidee der cusanischen Ekkle-

siologie und Staatslehre.

Trierer Theologische Zeitschrift 1958 S. 368—372.
Joannou, P.: Aus den unedierten Schriften des Psellos: Das Lehrgedicht
zum Meßopfer und der Traktat gegen die Vorbestimmung
der Todesstunde.

Byzantinische Zeitschrift 51, 1958 S. 1—16.
O nasch, Konrad: Der Apostel Paulus in der byzantinischen Slaven-
mission.

Zeitschrift für Kirchengeschichte 69, 1958 S. 219—246.
Po litis, L.: Eine Schreiberschule im Kloster.

Byzantinische Zeitschrift 51, 1958 S. 17—36.
Semmler, Josef: Studien zum Supplex Libellus und zur anianischen

Reform in Fulda.

Zeitschrift für Kirchengeschichte 69, 1958 S. 268—298.
Thomas, J.: Der Wille des Cusanus in seiner Stiftungsurkunde vom
3. Dezember 1458.

Trierer Theologische Zeitschrift 1958, S. 363—368.

KIRCHENGESCHICHTE: REFORMATIONSZEIT

Luther deutsch. Die Werke Martin Luthers in neuer Auswahl für
die Gegenwart hrsg. von Kurt Aland. Ergänzungsband III: Lutherlexikon
. Berlin: Evang. Verlagsanstalt 1956. 472 S. kl. 8°. Hlw.
DM 9.80.

— dgl. Stuttgart: Ehrenfried Klotz 1957. 438 S. 8°. Lw. DM 19.80.

K. Aland gibt seiner Luther-Ausgabe als dritten Ergänzungsband
ein „Luther-Lexikon" bei. Das ist sehr zu begrüßen. Mit
Recht sagt er in der „Einführung": „Wie oft sucht man nach
einem prägnanten Lutherwort zu dem Thema, das einen gerade
beschäftigt, ohne in der Lage zu sein, gleich eine Monographie
dazu studieren zu können. Wie oft möchte man 6ich bei Luther
Rats erholen und muß darauf verzichten, weil man in seiner
Lutherausgabe nichts zu der Frage findet oder aber nicht die Zeit
besitzt, die verschiedenen Schriften Luthers ganz durchzulesen,
die dafür in Betracht kommen." Hier will das Luther-Lexikon
Hilfe geben. Es bietet gut 1700 Zitate, unter rund 800 Stichworte
geordnet, jedes Zitat trägt eine Nummer. Daher kann auch unter
anderen Stichworten bequem darauf verwiesen werden. Dieses
Verweissystem trägt dem Rechnung, daß viele Zitate mehrere
Sachgebiete betreffen. Bei jedem Zitat ist der genaue Fundort in
der Weimarer Ausgabe verzeichnet. Außerdem hat der Herausgeber
an den Schluß des Bandes ein nach der Weimarana geordnetes
Verzeichnis aller für das Lexikon benutzten Schriften Luthers
gestellt. So kann der Benutzer bequem feststellen, welcher
Schrift das einzelne Zitat entnommen ist — für das rechte Verständnis
mancher Stelle sehr erwünscht. Aland bietet die Zitate
nur deutsch, also die aus den lateinischen Schriften übersetzt —
sie werden als solche nicht gekennzeichnet —, die aus den deutschen
Schriften gemäß den Grundsätzen der ganzen Ausgabe in
einer dem Verständnis des heutigen Lesers entgegenkommenden
leicht überholten Gestalt. Das Lexikon ist, wie die ganze Ausgabe
, nicht für die gelehrte Arbeit an Luther bestimmt, sondern
zunächst für die Gemeinde, den Pfarrer und alle anderen, die
im Dienste der Wortverkündigung stehen. Man darf von ihm
auch nicht Vollständigkeit erwarten, weder was die Stichworte
noch was die Stellen anlangt. Da6 weiß der Herausgeber und will
versuchen, in einer zweiten Auflage offen gebliebene Wünsche
der Benutzer zu erfüllen.

Ich selber möchte mich vorerst auf folgende kritische Bemerkungen
beschränken: die Verweisung bei dem Stichworte
„Altar" auf das Zitat Nr. 629 ist mir nicht verständlich geworden
. Die Stelle zu dem Stichwort „Konfessionen" paßt nicht. Bei
„Gnade" vermißt man ein großes zusammenfassendes Wort wie
etwa WA 31 I, 243, 14. Bei „Taufe" fällt auf, daß aus dem Taufsermon
von 1519 kein einziges Wort entnommen ist und aus De
captivitate nur ein einziges, aber gerade die größten nicht. Weitere
Wünsche können sich eret bei längerer Benutzung einstellen
.

Erlangen Paul Alt haus