Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1958 Nr. 2

Spalte:

145-146

Kategorie:

Praktische Theologie

Titel/Untertitel:

Sein Heil und Gnaden 1958

Rezensent:

Köberle, Adolf

Ansicht Scan:

Seite 1

Download Scan:

PDF

145

Theologische Literaturzeitung 1958 Nr. 2

146

von ihrem Herrn gegebene Aufgabe zu erfüllen" (61). Dazu gerufen
ist jeder Christ, heute ganz besonders dringlich der Laie.
Nur dann kann die Kirche aus ihrer selbstzufriedenen Isolierung
aufwachen, wenn „die ganze Kirche sich erhebt als eine weltweite
Gemeinschaft von Evangelisten" (61). Das ist der Zielpunkt
, auf den die ganze Arbeit ausgerichtet ist, um dessent-
"willen sie eine ernsthafte Beachtung in Theologie und Kirche
verdient.

Die von Reinhard Grosscurth angefertigte Übersetzung ist theologisch
verständnisvoll, sprachlich gewandt. Freilich sind einige englische
Wendungen im Deutschen schwer wiederzugeben, so z. B.
commitment (völlige Hingabe, sich beschlagnahmen lassen); to con-
front, to face (zur Begegnung führen); duplicate (daß es noch einmal
geschieht); ausgelassen ist eine besonders charakteristische Wendung,
daß das Kreuz der Evangelisation „furnishes its basic strategy, God's
own method for dealing with those who have become estranged from
him" (in der amerikanischen Ausgabe S. 55).

Kiel Heinrich Rendtorff

Voigt, Gottfried, Dr. theol.: Sein Heil und Gnaden. Predigten für
alle Sonn- und Festtage des Kirchenjahres. In Zusammenarbeit mit
Pfarrern der Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens hrsg. Berlin: Evang.
Verlagsanstalt [1954]. 543 S. 8°. Geb. DM 12.-.

Eine Landeskirche, das evang.-luth. Sachsen, legt einen Predigtband
für ein volles Kirchenjahr vor, an dem mit Ausnahme
der Leipziger Theologischen Fakultät alle repräsentativen Vertreter
mitgearbeitet haben, der Landesbischof, die Männer der
Kirchenleitung in Dresden, die Superintendenten, der Studiendirektor
des Predigerseminars, die Studentenpfarrer, der Landes-
jugendpfarrer und eine große Zahl älterer und jüngerer Pfarrbrüder
, die in Stadt und Land sonntäglich auf der Kanzel stehen.
Der Sammelband vermittelt sowohl nach der methodischen wie
nach der theologischen Seite hin einen starken Eindruck von der
inneren Geschlossenheit dieser Kirche. Es fällt auf, wie allgemein
die Themapredigt mit der Angabe von zwei oder drei Unterteilen
verwendet wird. Oft sind diese Ankündigungen äußerst
plastisch und packend formuliert. Doch fehlt es auch nicht an
Themastellungen, die umständlich lehrhaft und wenig einprägsam
wirken. Wenn die junge Generation heute der Homilie eindeutig
den Vorzug gibt, so geschieht es aus der Besorgnis, die
Themapredigt könnte zu einer einseitigen Gedankenauslese dem
Text gegenüber führen. Daß diese Sorge übertrieben ist, zeigt
der vorliegende Band zur Genüge. Die Bemühung, den Text
durch das Gerüst der Themapredigt reichhaltig und übersichtlich
auszuschöpfen, ist überall wahrnehmbar und in den meisten Fällen
auch gelungen. Die Sprachkraft ist, wie es nicht anders sein
kann, bei den einzelnen Predigern verschieden groß. Da und dort
finden sich originelle Einstiege und lebensnahe Formulierungen,
•die beglücken und aufhorchen lassen. Es herrscht aber doch auch
'vielfach die kirchlich überlieferte Sprache vor, wo man sich
"fragt, ob den jungen Menschen, den Suchenden und Zweifelnden
:am Rand der Kirche damit genug entgegenkommendes Verständnis
bewiesen wird. Auf die unmittelbaren Zeitnöte ist behutsam
■eingegangen. Wer will, kann zwischen den Zeilen genug davon
vernehmen. Besonders anzuerkennen ist, daß nicht zum Fenster
ihinausgepredigt wird an die Adresse derer, die doch nicht da
sind. Dafür wird die hörende Gemeinde in herzandringender
Weise zur Buße, zur Reinigung, zur priesterlichen Verantwortung
für das Ganze von Volk und Land, von Kirche und Reich
Gottes aufgerufen. „Wenn wir von allen eigenen Höhen heruntergestiegen
sind, wenn wir in einer Reihe stehen mit allen
Schuldigen und Verlorenen", dann kann Gott uns gnädig sein.

Eindrucksvoll ist der ausgesprochen christozentrischc Charakter
, der sich durch alle Predigten gleichermaßen hindurchzieht.
Man spürt wohltuend die sorgfältige exegetische Arbeit, die der
eigentlichen homiletischen Aufgabe vorangegangen ist. Wie oft
wird bei der Verkündigung von Matthäus 11 das Wort von „den
Mühseligen und Beladenen" sentimental verwässert. Hier aber
wird es sachgemäß verstanden als die schwere, unerträgliche
Bürde unter der Übcrbelastung einer unerfüllbaren gesetzlichen
Kasuistik. Erst im Anschluß daran wird festgstellt, daß der
Mensch von heute sich mit der Frage nach dem Gehorsam gegenüber
dem Gesetz nicht mehr so verzweifelt quält, daß das Wort
Jesu aber gleichwohl allen Gebeugten und Geschundenen unserer

Tage genau so gehört. Man hat dem Luthertum vielfach vorgeworfen
, daß es eine zu einseitige Meditation übe im Blick auf
das Gegenüber von Schuld und Versöhnung, von Gericht und
Vergebung. So gewiß dieser Zusammenklang auch in dem vorliegenden
Band eindrücklich zu vernehmen ist, so ist doch zu
rühmen, daß auch die Christus-Victor-Linie keineswegs fehlt.
So zeigt eine gehaltvolle Abendmahlspredigt zum Gründonnerstag
die Siegeskrone auf dem Haupt des Schmerzensmannes. Darum
darf die Mahlfeier, zu der der König der Ehren einlädt, begangen
werden als ein Fest der Freude und der Dankbarkeit und
das übliche Düstere und Dunkle sollte zurücktreten. Die Anerkennung
der Leibhaftigkeit des Auferstandenen wird nicht als
dogmatische Forderung einfach erhoben, sie wird überzeugend in
Zusammenhang gebracht mit der Leibhaftigkeit unserer Not, die
nach einer Hilfe bis hinein in die Bereiche von Natur, Blut und
Leben schreit. Die liebevolle Einfühlung in den Geist des Kirchenjahres
ist allenthalben wohltuend zu spüren. Die Predigten
an den hohen Feiertagen tragen ausgesprochen festlichen Charakter
, sie lassen vor allem erkennen, wie ein Geschehen in dem
großen universalen Zusammenhang des göttlichen Heils auf das
andere bezogen ist, die Krippe auf das Kreuz und das Ostergeschehen
auf den Karfreitag. Nachdem die Möglichkeiten persönlicher
Begegnung von Landeskirche zu Landeskirche für uns
vielfach eingeschränkt worden sind, möchte man wünschen, daß
viele Pfarrer im Amt nach diesem Predigtband greifen als einem
lebendigen Gruß der Verbundenheit herüber und hinüber.

Tübingen Adolf Köbcrle

Rendtorff, Heinrich. Prof. D.: Mut zum Glauben. Handreichung
zur Bibclwoche 1956/57 über Hebräer 11—13, hrsg. Berlin: Christlicher
Zeitschriftenverlag [1956], 66 S. 8° = Hilfe fürs Amt H. 30.
Kart. DM 1.20.

Dietzfelbinger, Hermann: Gottes Weg zum Kreuz im alten
Bund. Meditationen. München: Kaiser 1956. 79 S. 8°. DM 3.—.

B" r i. Fritz, Prof. Dr.: Das lebendige Wort. Meditationen über das
erste und letzte Buch der Bibel. Hamburg: Reich [1957]. 178 S. 8°.
DM 8.—

D o n d e r s, Adolf, Dr.: Christusbotschaft. Predigtentwürfe durch das
heilige lahr der Kirche. Erweit. Neuaufl. I.: Advent bis Christi Himmelfahrt
. II.: Pfingsten bis zum letzten Sonntag des Kirchenjahres.

Kevelaer: Butzon & Bercker [1954/55]. 260 S. u. 246 S. mit Sachverzeichnis
f. Bd. I u. II. gr. 8°. Kart, je DM 9.20; Lw. je DM 10.80.

Trotz der nach wie vor nicht zu überwindenden Mehrdeutigkeit
des Begriffes „Meditation" in unserem theologischen Sprachgebrauch
hat sich bei uns eine ganze Gattung von „Meditatio-
nen"-Literatur herausgebildet, die vor allem dem Prediger helfen
will, den Weg von der Exegese in die lebendige Verkündigung
zu finden. Die Methode dieser Meditationen ist nicht genormt
und läßt sich um des Eigentümlichen und auch Wechselnden dieser
Aufgabe willen nur bis zu einem gewissen Grade normen.
Von der um einige praktische Gesichtspunkte erweiterten Exegese
bis hin zur Kontemplation, von der bloßen Hilfestellung
für den Pfarrer bis zur selbständig durchgeführten exemplarischen
Gestaltung des Stoffes ergeben sich hier viele Möglichkeiten
, die von ihrem jeweiligen Ziel her verstanden und gewürdigt
werden wollen.

Rendtorffs „Mut zum Glauben" ist eine Handreichung
zur Bibelwoche. Unter dem Generalscopus der Glaubensermutigung
werden Hebr. 11—13 in sieben mit Überschriften versehene
Abschnitte zerlegt und für den volksmissionarischen und seelsorgerlichen
Dienst an der Gemeinde in „Auslegung", „Besinnung
" und „Darbietung" so präpariert, daß sie dem Zweck einer
solchen Bibelwoche bestens dienen. Die reiche Erfahrung, die R.
bei solcher Arbeit gesammelt hat, wirkt sich in seiner auf das
Wesentliche bedachten, konkreten und anschaulichen und auf die
heutige angefochtene Gemeinde ausgerichtete Auslegung fruchtbar
aus.

Die „Meditationen" H. Dietzfelbingers sind im
besten Sinne Andachtsliteratur. Sie wollen „in meditatione vul-
nerum Christi" (Luther) unter den drei Hauptthemen „Gott und
Mensch", „Gott und sein Volk", „Gott und sein Knecht" zentrale
Worte des ATs rückschauend von der Passion Christi her
lebendig werden lassen. „Der Alte Bund schon läßt uns etwas